Volltext Seite (XML)
Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- md Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen btS norm. 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr Sc Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschriftleiter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, Pulsnitz. Verantwortlich für den Heimatteil, Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, PulSnttz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. D. A. Vlll.: 2250. Geschäftsstellen: Albertstraße 2 und Adolf-Httler-Straße 4. Fernruf 518 und 5SÜ Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast zu Kamenz, des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen der Amts gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Nr. 225 Freitag, den 25. September 1936 88. Jahrgang Dirie Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bet Abholung wöchentlich 45 Rpf., bet Lieferung frei Haus 50 Rpf. Postbezug monatlich 2.S0 RM. Im Falle höherer Gewalt ober sonstiger Betriebsstörungen hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung ober Rückzahlung des Bezugspreises. — Preise und Nachlaßsätze bet Wiederholungen nach Preisliste Nr. S — Für baS Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an Schleusen vor Toledo geöffnet Letzter Verzweiflungsakt der Marxisten Um den Vormarsch der aus Toledo vordringenden nationalistischen Abteilungen in letzter Minute auszuhal len, haben die Marxisten einen verbrecherischen Verzweif lungsakt verübt. Nach einer in Paris vorliegenden Mel dung aus Madrid haben die roten Streitkräfte die Schleu sen der Stauwerke des Flusses Alberche, der in den Tajo mündet, geöffnet. Unter fürchterlichem Getöse stürzten die 10 Millionen Raummeter Wasser in das drei Kilometer oberhalb von Talavera liegende Tal, wo die Nationa listen umfangreiches Kriegsmaterial, vor allem Geschütze zusammcngczogcn hatten. Nach der Madrider Meldung hat man bisher über die Wirkung dieser fast sadistisch anmutenden Maßnahme noch keine Nachricht. Im Widerspruch hierzu meldet das nationalistische Hauptquartier in Burgos, daß eine Vorhut der natio nalen Truppen mit den roten Milizen vor den Toren To ledos in einer Entfernung von 500 Metern vom Alkazar in ein heftiges Gefecht geraten sei. Die nationalen Flug zeuge, denen es immer wieder gelingt, über dem Alkazar Lebensmittel abzuwerfen, haben Flugblätter abgeworfen, in denen sie den heldenhaften Verteidigern des Alkazars ankündigten, daß ihre Befreiung unmittelbar bevorstehe. Neuer Wittküraki -er Noien Die völlige Ohnmacht der Madrider Regierung gegen über den roten Milizhorden wird durch einen neuen Zwischenfall in Madrid deutlich gekennzeichnet. In das Heim der Deutschen Arbeitsfront und in die deutsche Schule in Madrid drangen rote Milizen gewaltsam ein, durchsuchten sämtliche Räume und entwendeten auch die Akten. Hiergegen hat der deutsche Geschäftsträger in Ma drid persönlich schärfste Verwahrung eingelegt, die Rück gabe der gestohlenen Sachen sowie Garantie für wirk samen Schutz deutschen Eigentums gefordert. Der Staatssekretär des Außenministeriums hat dar aufhin wiederholt sein Bedauern ausgesprochen, wobei er bestritt, daß die Haussuchungen seitens der Behörden ver anlaßt worden waren. Außerdem sicherte er erneut den Schutz deutschen Eigentums sowie die Verhaftung der Schuldigen zu. Wie der „Schutz des Eigentums" im roten Spanien durchgeführt wird, beweist eine soeben aus Madrid ein- gctroffene Meldung, wonach die Enteignung und Auf teilung des landwirtschaftlichen Besitzes beschleunigt durch geführt werden soll. Dieser Tage hat das Amt sür Land wirtschaftsreform 70 Besitzungen in der Provinz Madrid und SO in der Provinz Guadalajara, darunter ein Gut -es Bischoss von Madrid und einige Farmen des Grafen Nomanones, als „Volkseigentum" erklärt und landwirt schaftlichen Arbeitergenossenschaften zur Bewirtschaftung übertragen. Die Sowjetisierung wi*d also von der roten Negierung eifrig betrieben. Frankreich liefert weiter Waffen Das Pariser Nechtsblatt „Action Franeaise" berichtet von neuen bedeutenden Bestellungen von Gewehren, Mu nition und Flugzeugen für Rechnung der Madrider Re gierung in Frankreich. Die französische Volksfront, so schreibt das Blatt, fahre fort sich einzumischen, und die Negierung schließe weiter die Augen. Ein großer Teil der Kriegsmaterialbestellungen würde im Namen des Office „Gönerale de LÄir in Paris getätigt. Die letzte Be stellung, die der „Action Fransaise" bekannt geworden ist, betreffe drei Lastwagen mit „Trockengemüse" (?), die von den Arbeitern der Renault-Werke den spanischen Marxisten gestiftet worden seien. Das Ofsice Genörale de L'Air habe kürzlich auch amerikanische Flugzeuge bestellt, die gegebenenfalls als Kampfmaschinen verwendet werden könnten. Diese Flugzeuge würden von der großen franzö sischen Schiffahrtsgesellschaft Compagnie Generale Trans- atlantiqne von Amerika herübergebracht. Die französische Lustfahrtgesellschaft Air France befördere beinahe täglich von Toulouse nach Alicante sorgfältig verpackte Maschi nengewehre. Die französische Bauarbeitergewerkschast hat der kom munistischen „Humanitö" mitgeteilt, daß sie beschlossen habe, der spanischen Regierung drei Transportslug zeuge (?) zur Verfügung zu stellen. Zwei dieser Flugzeuge seien bereits in Spanien eingetroffen und bis Barcelona von französischen Fliegern gesteuert worden. 22 marxistische Flugzeuge in fünf Tagen abgeschossen St. Jean de Luz, 25. September. Nach einer von der Mllitärkommatndatntur von Burgos bekannt gegebenen Mit- teftung soll es den nationalen Truppen gelungen sein, im Lause der vergangenen fünf Tage 22 Flugzeuge der Roten adzuschieße!n, während di« Nationalen im gleichen Zeitab schnitt nur zwei Apparate verloren hätten. Aus der gleichen Quelle verlautet, daß die in Oviedo eingeschlossenen nationalen Truppen am Mittwoch einen Aus fall gemacht und eine Abteilung roter Minenarbeiter in die Flucht geschlagen hätten. Die nationalen Truppen sollen den von den Roten stark befestigten Ort 2tuz an der nach Santander führenden Land straße eingenommen und dabei eine größere Menge Munition und Dynamit erbeutet haben. Ein späterer Gegenangriff der Roten sei abgewiesen und die Stellung der Rationalen in Jtuz durch Nachschub von Truppen befestigt worden. Zu den Kämpfen bei Toledo berichtet der Rundfunksender von Burgos, daß die marxistischen Milizen versucht hätten, die Dorhutstellungen der nationalen Truppen anzugreisen. Die Artillerie der Rattonalen hätte jedoch die Marxisten durch lebhaftes Feuer zurückgedrängt. Die Roten sollen 70 Tote zurückgelassen haben. Hönisch grinsende Henkersknechte Aus San Sebastian wird bekannt, daß den Marxisten dort bisher über 500 Mordtaten an rechtsgerichteten Per sonen nachgewiesen worden sind. Die Zahl der Opfer dürste ungefähr doppelt so groß sein. Es ist jedoch schwer, genaue Angaben zu erhalten, da viele der Ermordeten nicht be graben, sondern ins Meer geworfen wurden. Bei den Schilderungen der Schreckensszenen aus der Zeit der MarxisteNherrschast wird auch von der heldenhaften Hal tung einer Frau berichtet, deren Mann zusammen mit an dere» gefangenen Offizieren ermordet wurde. Die Witwe begab sich an den Hiurichtungsort und bat die roten Milizen, den Leichnam ihres Gatten herauszuholeu, damit sie ihn be statten lassen könne. Auf di« gleichgültige Antwort, sie möge es doch selbst tun, begann die arme Witwe aus dem Berg von Toten, Pi« den GeMngnishof bedeckten, «inen Leichnam nach dem anderen hervorzuziehrn, bis sie bei den Opfern auch ihren tote» Gatten fand. Anter den höhnischen Blicken ver Wach« mußte di« Frau die sterblichen Aeberreste ihre« Mannes selbst aus dem Gefängnis auf die Straße schleifen, Wo sich mitleidsvolle Vorübergehende ihrer erbarmten mS ihr halfen, die Leiche zum Friedhof zu bringen. Azana zurückgetreien Der Sender Sevilla berichtet, daß der Präsident der spanischen Republik, Azana, sein Amt nicdergclcgt habe. Er werde interimistisch von Martinez Barrio vertreten. Entrüstung über Genf „Litwinow hat den Völkerbund torpediert" Seit Monaten ist der Negus aus seinem Land ge flüchtet, und niemand kann bestreiten, daß die Italiener heute unumschränkt in seinem Lande herrschen und nie mals daran denken, Abessinien je wieder aufzugeben. Trotzdem hat der Völkerbund die Bevollmächtigung der abessinischen Abordnung für Genf durch Mehrheitsbeschluß anerkannt, und zwar, ohne, wie ursprünglich vorgeschla gen, den Haager Gerichtshof um ein Gutachten anzugehen. Dieser höchst fragwürdige Beschluß ist eine Herausforde rung des gesunden Menschenverstandes und hat deshalb allenthalben größtes Aufsehen erregt. Namentlich in der französischen Presse hat die Genfer Entscheidung einen sensationellen Widerhall gefunden. Lediglich die Blätter der Linksfront bemühen sich, das Ereignis als belanglos hinzustellen. Die ganze übrige Presse aber bezeichnet die neue Wendung in der europäischen Außenpolitik als eine schwere Enttäuschung für Frankreich und England und als einen Sieg der bolschewistischen Politik. „Litwinow hat den Völkerbund torpediert!" schreibt das „Journal" in dreispaltiger Schlagzeile und stellt dann fest, daß es die Sowjets gewesen seien, die die An erkennung der abessinischen Abordnung veranlaßt hätten. Diese Beleidigung gegenüber der Regierung Roms dränge Italien aus dem Völkerbund und schalte es von jeder europäischen Zusammenarbeit aus. Der Sendling Stalins habe also erreicht, die bevorstehende Zusammenkunft der Westmächte zum Scheitern zu bringen. „Der Sturmangriff der Sowjets gegen die Nationen des Westens hat vor der Genfer Versammlung vollen Erfolg gehabt," schreibt u. a. der nach Genf entsandte Aatzcnpolitiker des Blattes. „Der Triumph der Sowjets und die Niederlage der großen Wcstmächte, das ist die wirkliche Bedentung dieser unwahrscheinlichen Farce in Genf . . . Litwinow hat alle Kunstgriffe, die zur Bei legung des abessinischen Falles erwogen wurden, torpe diert, und zwar einfach aus dem Gruude, weil Sowjet rußland nicht die Schaffung eines Blocks der vier Welt mächte dulden könne. Welch ein Triumph in dem Spick der Sowjctrusscn, gleichzeitig Italien aus der internatio nalen Aktion auszufchließcn, London in flagranti bei sei nem Konflikt mit Rom zu packen, sich als Schützer des Völkerbundes, der Gesetzlichkeit und als Anführer der Reihe der Kleinen hinzustellen." Auch der Außenpolitiker des „Excelsior" kriti siert in bitteren Worten die Aktion der Sowjetrussen in Genf. Frankreich bliebe nun nichts anderes mehr übrig, als nach dem Scheitern oder Nichtzustandekommcn der Westmächtekonferenz sich auf den in dem Briefwechsel vom 1. April 1936 zwischen England, Belgien nnd Frankreich vorgesehenen gegenseitigen Beistand z» berufen. Der „Matin" schreibt, es sei hauptsächlich auf die Intrigen Litwinows zurückzuführen, wenn cs zn diesem Beschluß des Völkerbundes gekommen sei. Litwinow sei der Sieger des Tages. Er habe endgültig das Projekt einer Fünfmächtekonferenz torpedieren wollen. Nach der Abkehr der großen Mächte, die bereits anfingen, ihr Spiel zu durchschauen, bemühten sich die Sowjets, unter den kleinen Mächten eine folgsame An hängerschaft zu bekommen. Seit fünf Tagen arbeiteten die Vertreter Moskaus in Genf hinter den Kulissen Kegen Frankreich und Eng land, denn Sowjetrußland, dessen Stern im Westen Europas im Ncdergehen sei, versuche nun, seine zer setzende Tätigkeit anderswo anszuüben. Auch der rechtsstehende „Jour" äußert seine Ent rüstung über die Winkelzüge der Bolschewisten in Genf.