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Freitag. Erste Ausgabe. vormittag« II Uhr. 2S. Juni L8S2^ ^«iyztg. DU z«it>», er- sch«i»e »it «»«nahm- »e« Bonntag« täglich ja et »al ,n» wir» »»»gegeten t» L«t>». «ig Bvnnittag« > > Uhr Lb««»« » Uhr; in Dr«a»«> Iben»» 5 Uhr, Vormittag« ' « Uhr. — Nr 2«3 .— Deutsche Mgmtink Zeitung O»«i« für »al Vierteljahr l-Z.Lhlr.i t«»- ein,ein, Num- ater I Ngr. «Wahrheit „d «echt, Freiheit «>d Sesehl» Zu beziehen »nrch alle Post ämter te«3n- un» «ullan»«», sowie »urch »ie Slpeditio- nen in Moipzig (Ouerstrase Nr. «) un» »re«be» (bei I. HSckuer, Neufta»t, In »e» Brücke, Nr. A). Zinkertionlgebübr für »m Raum einer Zeile L Ngr. i. . De « ts ch l a « d. -^Berlin,, 24. Juni. Mit zwei wichtigen Angelegenheiten beschäftigt sich gegenwärtig unser Handelsministerium. Die eine betrifft di« Regulirung des in Preußen massenhaft circulirenden fremden Papiergelde-, wozu täglich neue Emissionen hinzutreten. Es ist vorerst an sämmtliche Handel-kammern ein Rundschreiben ergangen, worin diese innerhalb acht Ta gen ihr Gutachten in dieser Frage abzugeben haben (Nr. 291). Höchst wahrscheinlich wird die- nicht günstig für die tausend Sorten „Bilderchen", die jetzt in Umlauf gesetzt werden, ausfallen und das Ministerium dürfte dann Veranlassung nehmen, diejenigen Papiergeldsorttfl, welch« ihm nicht als solide fundirt erscheinen, d. h. daß der genügende Baarfond- zu deren Deckung stet» vorrathig sei, im preußischen Staate gänzlich zu verbieten. Hr. v. d. Heydt liebt e- in mäncheN Fällen, etwa wie b" den Eisenbahnen, sehr energisch aufzutreten. Es stehen somit vielfache Verbote der Eircula- tion von Papiergeld kleiner Staaten in Aussicht, und eS dürfte dieser Um stand'manche Eglamitäten mit sich führen. Sachsen, welche« verhältnißmäßig nicht mehr Papiergeld als Preußen ausgegeben hat, dürfte von diesen Maß regeln unzweifelhaft verschont bleiben. Wenn man dies« Maßnahmen mit der streitigen Zollfrage in Verbindung bringt, so ist das irrig; dieselbe ist vielmthr gänzlich unabhängig hiervon. Die zweite, in etwa« weiterer Ferne liegende Angelegenheit betrifft das AuSwanderungSwesen. Man hat es sich' nicht verhehlt, daß namentlich in diesem Jahre ein sehr bedeutender Theil wohlhabender und gcwtrbthäliger Leute ausgewandert und daß die Auswanderung im progressiven Fortschritte begriffen ist. Ueber Hamburg und Bremen sind in den ersten fünf Monaten dieses JahreS eirca 60,000 AuS- wgnderer weggegangen; über Antwerpen, Brüssel, Havre und Liverpool eirca 20,000, zusammen 80,000 Deutsche. Hiervon dürfte wol der dritte Theil mit 26,000 ans Preußen kommen. Anfangs hielt die Theorie stich, daß es meistens Demokraten und sonstige Ünzüfriedene seien, die da auSwan- der«, hiervon ist man jedüch zurückgekommen, und es soll mit einem Gesetz eingeschritten werden, Welche- Vas Auswandern erschwert. Es liegen hierzu bereits eine bedeutende Menge Vorschläge, die einer genauern Prüfung ent- gegensehen, vor. Einstweilen hat man auf administrativem Wege einen Er laß an die Landräthe und Polizeidirfttiönen erlassen, worin gegen reisende Agenten und Verführer zur Auswanderung im Polizeiwege eingeschritten werden soll. Die erster» sollen nach ihrer Heimat mittels Zwangspaß diri- -irt, die letzter» verwarnt und dann im ferner« Verlaufe bestraft werden. — Aus Stettin vom 23. Juni schreibt die Ostsee-Zeitung: Auf dem gestern früh mit circa 120 Passagieren von Kronstadt'hier eingetroffenen Postdampffchiff Der Preußische Adler hat sich ein merkwürdiger Vorfall er eignet. Nachdem nämlich das Schiff bereits Kronstadt verlassen hatte, fand sich, daß mit demselben heimlich ein zehnjähriger russischer Leibeigener entwichen, der nach seiner Aussage seinem Herrn aus dem Grunde entlaufen war, weil er von demselben stet« mit unbarmherzigen Schlägen behandelt worden sei. Man hatte seine Anwesenheit an Bord nicht eher bemerkt, als bis da- Schiff sich auf hoher See befand; den Ort, von dem er entflohen, wußte kr nicht anzugeben; so ist denn der Aerkiste, der von dem russisch, preußischtn Cartel keine Kenntniß hatte, vorläufig dem hiesigen russischen Consül zur weitern Verfügung überliefert worden. — AuS Düsseldorf vom 23. Juni theilt die dortige Zeitung mit: Von Seiten de« Ministeriums für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbei ten ist die für die Waffenfabrikanten unsers Regierungsbezirks wichtige Nach richt eingegangen, daß derVicekoNig von Aegypten die Einfuhr aller Waffen —mit Ausnahme der LuxuS- rmd Jagdwaffen — und die Ein fuhr von Munition verboten hat. ' — Aus Lauffen am Neckar vorn 17. Juni berichtet der Schwäbische Merkur: Ein Verbrechen, da- hier begangen wyrdey, macht gegenwär tig im ganzen Bezirk großes Aufsehen. Ein hiesiger Bürger, W...... ein bisher angesehener und allgemein geachteter, dabei im Rufe eines eifrigen Frommen stehender Mann, schon seit vielen Jahren mit einer Witwe ver- heirathet, welche ihm drei Kinder beibrachte und noch drei weitere gebar, wovon eins 13 Jahre alt ist, lebte mit seiner Frau, nach deren eigenem Zeugniß, im friedlichsten Einvernehmen und scheinbar äußerst glücklich; des senungeachtet pflog er mit der beigebrachten Stieftochter schon längere Zeit ehebrecherischen Umgang, infolge dessen sie endlich schwanger wurde. Nie mand, selbst die eigene Mutter nicht, hatte von dem Zustande der Tochter, welche immer etwas zurückgezogen lebte, Kenntniß, geschweige denn, daß Je- mand deren Verhältniß mit dem Stiefvater, der allgemein als religiös-from mer Mann galt, auch nur entfernt geahnt hätte. So kam denn die Zeit der Entbindung, und merkwürdigerweise bis zu dieser Stunde dachte die Mutter nicht an eine Schwangerschaft ihrer Tochter. Erst als sich die We hen einstellten, entdeckte die Tochter der Mutter ihren Zustand und den Um-" gang mit dem Vater. Vor lauter Ueberraschung wurde keine Hebamme mehr geholt, und ohne eine solche empfingen Vater und Mutter Nacht« 10 Uhr daS Kind. Während nach der Geburt die Ehefrau da« lebende Kind dem Manne übergab, um r« so lange zu halten, bi« ste für die Tochter «ine Suppe würde gekocht haben, erdrosselte der Vater dasselbe, und bi« die Frau wieder in die Kammer zurückkam, wo die Wöchnerin im Bette lag, war der Säugling zum größten Staunen Beider schon ein« Leiche, welche übe» Nacht in den Keller gebracht wurde. An die Möglichkeit eine« Mordes von Seiten des Vater« dachten beide Frauenspersonen nickt. Man kam überein, „da ja jetzt Niemand von der ganzen Sache etwas wisse", und da« Kind schnell gestorbey sei, wie der Vater »orgab, solche« den andern Morgen auf einen entfernten Acker zu begraben, und so schweigend über da« ganze Ereigniß, da jetzt erst die Mutter Alles erfahren halte, wegzugehen. Am frühen Morgen trug der Vater das Kind in einem Kübel, den er mit Güllen- wasser gefüllt und mit einem zweiten Kübel bedeckt hatte, auf seinen Kar toffelacker, und begrub dort dasselbe ungefähr zwei Fuß tief; auch dies hat keines Menschen Auge gesehen, und drei Wochen sind bereits vergangen; das ganze Hauswesen, Alles ging wieder seinen gewohnten Gang ruhig fort, da, wie gesagt, außer diesen drei Personen weder ein Nachbar noch irgend sonst Jemand von dem ganzen Vorfall weder Kenntniß noch die lei seste Ahnung hatte. Wer hätte es auch wagen sollen bei diesem frommen Mann eine solchen That sich nur möglich zu denken? Aber die Manen des erdrosselten Kinde-, die Stimme des Gewissen« lassen dem Ehebrecher und Mörder keine Ruhe mehr, er geht selbst zum Stadtpfarrer und be kennt seine That. Alle drei Personen werden verhaftet; nach gemachter Anzeige wird in Gegenwart der betreffenden Behörde das Kind au«gegra» den. Bei dem Gange auf den Acker und zurück mit den Gerichtsperssne» Nachmittags mußten der Verbrecher und dessen Ehefrau durch ein unabseh bare Menschenmasse wandeln; beinahe die ganze Einwohnerschaft war auf den Beinen, doch zu ihrer Ehre sei es gesagt, war es nur die erste Ueber- raschung oder das Bedauern über den gefallenen Mann; aber Alles ver hielt sich durchaus würdig und eS herrschte lautlose Stille. Nachts 10. und 11 Uhr wurden dann alle drei Personen, jede einzeln an das königliche Ober, amtsgericht Besigheim abgeliefert. — Dem Frankfurter Journal schreibt man aus Wiesbaden vom 20^ Juni: Die katholische Procession am Fronleichnamstag voriger Woche war die großartigste, welche bisher hier stattfand. — Es scheint, daß infolge der hier abgehaltenen Mission sich ein protestantischer Hülfsverern gebildet hat, dessen statutenmäßiger Zweck ist: Belebung des protestantischen Gemkinfinns im Allgemeinen, thätige Unterstützung derjenigen zunächst pro testantischen Bewohner unserer Stadt, welche leiblich oder geistig bedrängt sind. Er will diesen Zweck erreichen durch Unterstützung au« den durch die freiwilligen Beiträge der Mitglieder aufgebrachten Geldmitteln; durch Vor sorge für unentgeltliche Krankenpflege, sowie für geistlichen Zuspruch; durch Hausbesuche der Mitglieder des Vereins; durch regelmäßige Zusammenkünfte zur Besprechung der VereinSangelegenhriten, sowie zu entsprechenden Vor trägen einzelner Mitglieder. Kassel, 22. Juni. Der Deutschen Reichszeitung schreibt man: Be kanntlich sind seit dem Eintritte des Hrn. Haffenpflug die bedeutendere StaqtSgläubiger mit Gutscheinen ausgezahlt worden, welche im Mal 1852 entweder gegen baar oder gegen 4/-proc. Obligationen eingelöst wer den sollten. Es wird wol sobald noch keine Aussicht sein, dieser Verbind lichkeit zu genügen, denn in den letzten Tagen ist den Inhabern der Gut scheine durch Eircular eröffnet worden, der Termin der Einlösung werbe sich noch vier bis sechs Monate verzögern; doch sollen ihnen von jetzt an 5 Proc. Zinsen zugestanden werden.— Die Untersuchung gegen den Ober» medicinalrath vr. Schuchardt wegen Vergiftung eines außerehelich von ihm erzeugten Kindes ist in ein neue- Stadium getreten. Auf Ver anlassung de- Untersuchungsrichters ist die Ausgrabung mehrer Kinderlei- chcn verfügt worden, welche, von Schuchardt behandelt, eines plötzlichen Todes verstorben. Gotha, 22. Juni. Die Gothaische Zeitung vom heutigen Tage theilt mit, daß der Herzog gegenwärtig mit der Abfassung eines größern Wer kes über dfieVorgänge in Schleswig aus dem Jahre 1849 beschäftigt sei, das nicht allein eine Geschichtserzählung, sondern auch erläuternde Zeich- nungen enthalten und manchen interessanten Einblick in einige dunkle Par tien jener Zeit gewähren würde. Der Herzog ist hinsichtlich dieses Werks mit einigen namhaften norddeutschen Gelehrten in Verbindung getreten, und steht die Vollendung desselben in naher Aussicht.