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Pulsnitzer Fayeblatt Bank-Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und tun Commerz- und Privat-Bank, Zweigstelle Pnlsmtz NLLLLL Bezirksanzeiger Anzeigen-Gnmdzahlcn in M: Die 41 mm breite Zeile (Mosse's Zeilenmesier 14) 1 mm Höhe 10 in der Amtshanptmannschaft Kamenz 8 amtlich 1 mm 30 und 24 Reklame 25 Tabellarischer Satz 50 "/<> Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebühren durch Klage oder in Koukursfällen gelangt der volle Rechnungsbetrag nntcr Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. 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S-, Großröhrsdorf, Bretnig, HanSwalde, Ohorn, Oberstem«, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, FriederSdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Kleindittmannsdorf Geschäftsstelle: PulSnib, Albertstraße Nr. 2 Druck und Verlag von E. L. Förster, Erbeu (Znb. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in PulSnitz Nummer 80 Mittwoch, den 6. April 1932 84. Jahrgang Das Ergebnis -er Londoner Borkonferenz Die Donaubundfrage — Englische Zugeständnisse in der Tributfrage Das Ergebnis der Londoner Konferenz zwischen dem englischen Ministerpräsidenten MacDonald und dem fran zösischen Ministerpräsidenten Tardieu wird von der englischen und französischen Presse gemeinsam dahin zusam mengefaßt, daß man sich über einige Punkte geeinigt habe. Es soll der Konferenz der vier Mächte die Frage vorgelegt werden, welche Donaustaaten zu einer Konferenz über die wirtschaftliche Hilfe für die Donaustaaten eingeladen wer- iden sollen, wobei sich England und Frankreich darauf ge- einigt haben, die von Deutschland gewünschte Hinzuziehung Bulgariens abzulehnen, dagegen die von Deutschland abge- lehnte Hinzuziehung der Tschechei zu billigen. Weiter sollen auf der Konferenz die Aenderungen be- raten werden, die in den Handelsverträgen bei einer Vor- zugszollbehandlung von Donaustaaten notwendig sind. Es soll über die Form gesprochen werden, über die Höhe und das System der Vorzugszölle und schließlich über die Frage, inwieweit eine finanzielle Unterstützung für einzelne Donau- staaten in Betracht kommt. In den offiziellenErklärungen ist sehr stark darauf hingewiesen, daß die eigentliche Entscheidung auf der Konferenz der vier Mächte liegt. Es scheint aber, daß sich Tardieu mrd MacDonald zunächst in Wirklichkeit nur auf einige Einzelheiten geeinigt haben und von dieser Einigung nur dann keinen Gebrauch gegenüber Deutschland und Italien machen wollen, wenn Deutschland oder Italien Vor schläge vorlegen, die Frankreich und England gemeinsam besser erscheinen als die eigenen Vorschläge. Insofern hat man in London eine Art Vorkonferenz zwischen EngIandund Frankreichvor der eigentlichen Pier mächtekonferenz abgehalten. MacDonald hat auch bereits offen zugegeben, daß man sich auch über Tribute und Kriegsschulden unterhalten hat, und zwar, daß in den privaten Gesprächen „bei der Zigarre die Donau über die Ufer getreten sei" und man alles erörtert habe, was aktuell sei. Der englische Ministerpräsi dent hat mitgeteilt, daß das System der Aussprache zwischen den Vertretern einzelner Länder sich in London sehr bewährt babe. Man werde dieses System der Unterhaltungen fort fetzen. Es ständen englisch-deutsche und deutsch-französische Besprechungen bevor. Ueber das Ergebnis der Aussprache über allgemeinpolitische Fragen hat sich MacDonald aus geschwiegen. Tardieu hat nach der französischen Presse erklärt, man habe zwar keine Entente beschlossen, aber man habe sich doch in erheblichem Umfange geeinigt, und er sähe erleichtert und hoffnungsfroh der außenpoliti schen Zukunft entgegen. Es wird sich erst im Verlaufe der Auseinandersetzungen auf der Piermächtekonferenz und erst recht im Verlaufe der Kämpfe der Abrüstungskonferenz und der Vorbereitung der Tributkonferenz von Lausanne zeigen, inwieweit sich MacDonald aus englischen innerpolitischen Gründen doch entschlossen hat, Tardieu unter vier Augen entgegenzukommcn. Soover über die Genf-Reise Stimsons. Amerika crivartet nicht viel. In einer Pressebcsprechung erklärte Präsident Hoover die Reise Stimsons nach Genf ausschließlich der Abrnstungvsrage gelte. Eine Aufrollung der Schnlden- sragc >ci keineswegs geplant. Der Besuch Stimsons ziele nnzig und allem auf die Festlegung eines endgültigen Abrüstungsplanes ab, obwohl Amerika von Genf keine umwälzenden Ergebnisse erwartet. Hoover wies weiter darauf hin, daß der in Genf vorgelcgte amerikanische Slbrüstungsplan während des Besuches des amerikanischen Finanzsachverständigen Norman Davis in Washington mit dem Marinekriegsdepartement und Stimsork "äher be sprochen und erweitert worden sei. Rationalverband deutscher Schriftsteller für Hitler Berlin. Der Nationalverband deutscher Schriftsteller for dert in einer Kundgebung seine Mitglieder auf, bei dev Reichspräsidentenwahl ihre Stimme Mols Hitler zu geben. 2n Stunden der Entscheidung habe sich her deutsche Geist noch stets zur Nation bekannt. Die Kundgebung ist unter schrieben von Richard Euringer, Eberhard König, Kurt Aram, Hans Fritz von Zwehl, Alfred Seeliger, Hans Gahda. Religionskampf im Memelland. Deutsche Eltern kämpfen um den deutschen Religions- unterricht für ihre Kinder. Kowno. Die litauische Schulbehörde hat sich wieder einen neuen unerhörten Uebcrgriff gegenüber dem deutschen Schul wesen zuschulden kommen lassen. Alle deutschen Eltern der ehemaligen deutschen Volksschule in dem Dorfe Sintautai wurden auf Anordnung des litauischen Schulinspektors we gen Sabotage verklagt, weil sic sich geweigert hatten, ihre Kinder an dem in litauischer Sprache erteilten Reli gionsunterricht teilnehmen zu lassen. Diese ehemals rein deutsche Volksschule mit über dreißig Kindern wurde vor zwei Jahren gegen den Willen der Eltern in eine litauische Schule umgewandelt. Damals gelang es den deutschen Eltern noch, durchzusetzen, daß wenigstens der Re- ligionsunterricht in der Muttersprache erteilt wurde. Reichskanzler Dr. Brüning sprach in der Stuttgarter Stadthalle vor etwa 10 000 Personen und erklärte ein leitend, die politische Agitation der letzten Wochen sei von fortschreitender Gemeinheit und Gewissenlosigkeit gekenn zeichnet. Dieser Wahlkampf werde vielen Kreisen des deut schen Volkes für immer die Augen öffnen. Die Reichs- rcgierung habe Maßnahmen treffen müssen, die allen Be rufen und Ständen Opfer zumuteten. Diese gemeinsamen Opfer mußten getragen werden, um zu einem Ziel be züglich der Reparations- und Abrüstungsfragen zu kom men. Die beiden Ziele — stabile Währung und Befreiung von den Reparationslasten — würden von der Reichs- regrerung „mit System" hochgehalten und durchgekämpft. Wenn die Nationalsozialisten je zur Herrschaft kommen wurden, dann würde die deutsche Mark innerhalb von 14 Tagen ms Bodenlose sinken. Hindenburg sei der Mann in Deutschland, der vielleicht allein für das ganze deutsche Volk eine Persönlichkeit bedeute, die über allen Parteien, über allen Ständen, Berufen und Konfessionen stehe. Dieser Manu sehe Menschen und Dinge viel klarer und einfacher als die meisten Menschen, die in führender Stellung tätig seien. Es gelte, der Welt zu zeigen, daß sich das deutsche Volk uicht von Phrasen betören lasse. Zum Schluß seiner Rede, die immer wieder von stürmischem Beifall unter brochen wurde, erklärte der Kanzler, es sei an der Zeit,, daß das gegenseitige Vertrauen in die politische Stabilität oer Staaten wieder Platz greife. Wenn Hindenburg gewählt werde, dann sei die Bahn frei für die Außenpolitik, die von der Reichsregicrung bezüglich der Reparationsfrage and der Gleichberechtigung Deutschlands unter den Völ- , lern schon lauge vorbereitet sei. Hindenburg sei die Grund lage für das Glück und die Freiheit kommender Generationen. * - * Reichspräsident von Hindenburg empfing eine größere Abordnung von Landwirten und ländlichen Gemeinde- Vorstehern aus allen Teilen Deutschlands sowie auch des Oesterreichischen Landbundes. Die Abordnung, welche von dem Präsidenten des Deutschen Landgemeindetages, Land- rat a. D. Gereke, geführt war, brachte das Vertrauen des deutschen Landvolkes in die Person und das Wirken Hindenburgs zum Ausdruck. — Reichspräsident von Hin denburg dankte für das ihm ausgesprochene Vertrauen. Er versicherte, daß er nach wie vor in der Wiederherstellung der Rentabilität der deutschen Landwirtschaft eine unerläß liche Voraussetzung für die Gesundung unseres Vaterlandes erblicke. Der Empfang schloß mit der gemeinsamen Er klärung der anwesenden Vertreter des deutschen Bauern tums, daß sie die Parole des Neichslandbundes ablehnen und pch zu Hindenburg bekennen. * In Frankfurt a. O. sprach Graf Westarp aus einer Kundgebung des Hindenburg-Ausschusses. Man hatte auf jeden Flaggenschmuck verzichtet. Graf Westarp besprach eingangs die außenpolitische Lage. Sowohl in der Ab- ' rüstungsfrage als auch in der Tributfraae, so sagte er u. a. Das Wichtigste Der italienische Außenminister Dino Grandi tras mit etwa dreiviertelstündiger Verspätung um 23,30 Llhr (M. E. Z.) aus dem Victoria-Dahnhof in London ein. In seiner Be gleitung befand sich der Finanz- und Reparationssachver ständige Deneduce, sowie mehrere Angehörige italienischer Ministerien. Montague Norman ist zum dreizehnten Mal zum Gouverneur der Bank von England wiedergewählt worden. Hoover fordert Einsparung von weiteren 200 Millionen Dollar. Washington. Hoover fordert in einer Sonder botschaft an den Kongreß eine weitereEinschrän- kung der Haushaltsausgaben um mindestens zweihundert Millionen Dollar. Der Präsident schlägt eine Zusammen legung und Neuordnung der Regierungsämter vor. Hoover regt eine Besprechung zwischen Kongreß- und Verwaltungs vertretern an, in der ein nationales Sparpro gramm ausgearbeitet werden soll. Die Botschaft Hoovers kommt völlig überraschend und hat größtes Aufsehen erregt. veiter, wolle Deutschland jetzt seine Rechtsansprüche durch setzen. Tribute würden wir nicht mehr zahlen, da unsere Trsatzverpflichtungen längst erfüllt seien. Brüning, der im Ausland großes Vertrauen genieße, sei entschlossen, ein doppeltes Nein auszusprechen. Er könne aber nur Erfolg gaben, wenn das deutsche Volk geschlossen hinter ihm stände. Deshalb sei es wichtig, daß Hindenburg eine möglichst große Anzahl von Stimmen bekomme. * In einer Kundgebung der Eisernen Front in Essen sprach der preußische Innenminister Severing. Er ging u. a. auf die Notwendigkeit und Möglichkeiten der Arbeits beschaffung ein und erklärte: Wenn wir Arbeitsmöglichkeiten im eigenen Land schaffen wollen, dann müssen wir Selbst vertrauen wiedergewinnen, das Vertrauen des Volkes und eines jeden einzelnen zu sich selbst. Dann können wir auch fordern, daß man uns in der Welt Vertrauen entgegenbringt. Mit der Zurückwerfung des Faschismus müsse die politische und wirtschaftliche Reaktion am 10. und 24. April geschlagen - werden. * Die volksparteiliche „Correspondenz" veröffentlicht einen Aufruf des Parteiführers Dingeldey „An die Wähler der Deutschen Volkspartei": „Die Entscheidung in der Reichs- t Präsidentenwahl steht dicht bevor. An dem erfreulichen Er- ! gebnis des ersten Wahlganges vom 13. März haben sich die Wähler der Deutschen Volkspartei einen hervorragenden An teil erworben. Die Entwicklung hat gezeigt, daß unsere Pa role, die von Anfang an und ohne jede Einschränkung für den Generalfeldmarschall v. Hindenburg lautete, richtig ver standen wurde. Wir haben keinen Zweifel darüber gelassen, daß wir an der Opposition gegen das Kabinett Brüning aus wohlerwogenen politischen Gründen festhalten. Unser Ein treten für Hindenburg wird in keiner Weise die fernere Tat sache verdunkeln, daß wir bei den preußischen Landtagsway- len mit aller Entschlossenheit den Kampf gegen die Regierung der Weimarer Koalition zu richten haben, erfüllt von dem Willen, an die Stelle der Parteiregierung eine vom natio nalen Geiste getragene Preußenregierung zu stellen. Diese beiden Wahlen erfordern die ganze Kraft und die volle Opfer willigkeit unserer Anhänger in Stadt und Land. Ich richte an alle Gesinnungsgenossen, Männer und Frauen, den dring lichen Appell, nicht müde zu werden, sondern sich mit ganzer Hingabe itt den Dienst der großen Sache zu stellen." München. Die Reichsleitung der NSDAP, veröffentlicht drei Protesttelegrammc, und zwar erstens in einem Tele gramm an den Reichspräsidenten v. Hindenburg wird gegen die Herabwürdigung der NSDAP, schärfster Protest erhoben, die in dem Vorwurf, das bei der Severing-Aktion beschlag, nahmte Material enthalte Anhaltspunkte für hoch- und lan desverräterische Handlungen nationalsozialistischer Führer, ausgedrUckt sei. Zweitens in einem Protesttelegramm an den Reichsinnenminister Groener wird die Schließung der Ge schäftsstelle der SS. und SA. im Gau Berlin durch den Po lizeipräsidenten Grzesinski als rechts- und verfassungswidrig Der Wahlkampf um die Präsidentschaft