Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.06.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189106162
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910616
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910616
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-06
- Tag 1891-06-16
-
Monat
1891-06
-
Jahr
1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.06.1891
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
WiMgcr TagMM Anzeiger LkM für Politik, Localgcfchichte, Handels- und Geschäftsverkehr 85. Jahrgang. 167 Dienstag den 16. Juni 1891 Amtliche Bekanntmachungen Im Commungrundstück Grimmnische Straße Nr. I ist eine im 4. LUcrarschos) gelegene Ileinc Wohnung vom 1. Juli d. I an auvertveit ;n vcrmirthrn. Mieihgesuche werden auf dem Nathhause, 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8, enlgeaengenommcn. Leipzig, den 12. Juni 1881. Tcr Nnth Ser StaVt Leipzig. la. 2657. vr. Georgi. Wagner. Bekanntmachung. Die von unS neubegründete Stelle eines StadtbezirkSasfistcnz- arzteS mit einem jLhrlichen Honorar von 2400 ist sofort zu besetzen. Bewerber, welche die gesetzliche Befähigung zur Ausübung bezirksärztlicher Functionen nachzuweisen vermögen, wollen ihre Gesuche bis spätestens zum 1. Juli d. I. bei uns einreichen. Diejenigen Bewerber, welch« in der Lage sind, Liese Stelle sofort anzulreten, erhalten bei dem Vorhanüensein der sonstigen Voraussetzungen den Borzug. Die für den anzustellenden Arzt von uns in Gemeinschaft mit dem Herrn Stadtbezirksarzt entworfene und vom Kgl. Ministerium des Innern genehmigt« Instruction ist von unserer Nuntiatur zu beziehen. Leipzig, am 12. Juni 18S1. Der Math der Stadt Leipzig. l». 2532. Vr. Georgi. Größel. vollzogen, aber die Tbatsackeu, welche zum Abschluß des Dreibundes geführt haben, sind unverändert, sic haben im Gegeuthcil nur ihre fortdauernde Bestätigung durch den Be fand des Dreibundes erhalten. Alfieri verlangt, daß die neuen Abmachungen auf gerechte und' bestimmte Grenzen eingeschränkt werden, welche der jetzigen Lage Europas entsprechen, und Rudini hat ver brochen, daß er diesen Rath befolgen werde. Aber welchen Werth bat ein solches Berlangc» und die darauf erfolgte Zusage, wenn der Verlangende nicht ganz bestimmte Wünsche ausspricht, die dem allgemeinen Verständnis) zugänglich sind'? Solche Andeutungen sind ebenso zwecklos als unpolitisch, sie geben Räthsel aus, veranlassen Beunruhigung, geben zu den tollsten Erfindungen Gelegenheit und ändern schließlich an dcm, waö nach Lage der Sache geschehen muß, auch nicht taS Geringste. Natürlich wäre cö, wenn die bestehenden Verträge einsach ans eine Reihe von Jahren verlängert wurden, denn die gegenseitigen Verpflichtungen beruhen auf einer Grundlage, die genau so beschaffen ist wie zur Zeit des ersten Abschlusses der Verträge. Wenn überhaupt eine Acndernng uothwendig ist, so kann sic nur das Maß der militairischen Leistungen der Theilnchmcr deö Bundes betreffen. Es ist bekannt, daß Rußland und Frank reich zusammen mehr Soldaten ins Feld zu stellen vermögen alö die Staaten des Dreibundes, also kann eine Verminderung der Ansprüche, welche die Mitglieder des Dreibundes in Bezug auf die Summe ter inS Feld zu stellenden Truppen machen, nicht in Frage kommen. Etwaige Zusätze zu den bestehenden Verträgen könnten sich höchstens aus die nöthig erscheinende Vermehrung der Truppenzahl beziehen. Das hat ter Senator Alfieri aber gewiß nicht gemeint, alö er die Einschränkung der Verträge auf die durch die ver änderte Lage bedingten gerechten und bestimmten Grenzen empfahl. * Bekanntmachung. Die Glaserarbriten zum Schulanbaue in Leipzig-Reuschone- fkld sollen in öffentlicher Ausschreibung vergeben werden, Koslcn- anschlagssorniulare und Bedingungen liegen aus unserer Hochbau verwaltung, Rathhaus, 2. Obergeschoß, Zimmer Vir. 5, zur Einsicht, nähme aus, können auch gegen Bezahlung von 1 X dort entnommen werden. Die Lieferungsangebote sind in verschlossenem Couvert an oben, genannter Stelle bis zum 20. Juni Abends 5 Uhr abzugeben. Jede Entschließung über Vergebung der Arbeiten behalten wir uns vor. Leipzig, den 13. Juni 1891. Der «atd ber Stadt Leipzig. vr. Georgi. CichoriuS. Erscheint täglich früh 6'/, Uhr Krdartion nnd Expedition Johannesgasse 8. Aprrchltiindrn drr Urdaction Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5— 6 Uhr. FAr die RUS^abe em-rfandter Manuscnvle macht sich die Sttdaction nicht verdmdUch. Einnahme der für die nächstfolgende Nummer bestimmten Inserate an Wochentagen bis 3 Uhr Nachmittag», au Sonu- und Festtagen früh bis' ,V Uhr. 3n den Filialen für Ins.-^nnahmr-. Otto Klemm'» Sorttm. (Alfred Hahn), Univcrsitütsstraße I, Louis Lösche, Kaiharinenslr. 14, pari, und Königsplatz 7, nur bis ' ,8 Uhr. Bekanntmachung. Die Anlieferung des erforderlichen Mobiliars für die Schul- Neubauten in Leipzig-Reudnitz und Leipzig-Gohlis, sowie für den Schulanbau in Leipzig-Neuschöneseld soll in öffentlicher Ausschreibung vergeben werden. Kostenanschlagsformulare, Bedingungen, Probestücke und Zeich- nungen liegen bei unserer Hochbau-Verwaltung, Rathhaus, 2. Ober- geschah, Zunmer Nr. 5, zur Einsichtnahme bereit. Tie Formulare und Bedingungen können auch daselbst gegen Bezahlung von je 2 betreffs der Schulneubauten in Leipzig-Reudnitz und Leipzig-ÄohliS und 0,80 betreffs des Schulanbaues in Lripzig-Neuschönescld entnommen werde«. Die ausgesüllten Kostenanschläge sind versiegelt und mit den Aufschriften: „Mobiltarliescrnng für den Schulneubau in Leipzig-Reudnitz bez. Leipzig-Gohlis, bez. für den Schulanbau in Leipzig-Neuschöneseld" versehen bis zum 3. Juli er. Nachmittags 5 Uhr an obengenannter Stelle abzugeben. Jede Entschließung über Vergebung der Arbeiten behalten wir uns vor. Leipzig, den IS. Juni 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. CichoriuS. Bekanntmachung. Die Stücke 17—20 des diesjährigen RcichsqrsrtzblatteS sind bei unS eingegangen und werden bis zum 0. Juli VS. IS. aus dem Rathbaussaale zur Einsichtnahme öffentlich aushängen. Dieselben enthalten: Nr. 19SL. Freundschasts-, Handels- und Schisssahrtsoertrag zwischen dem Deutschen Reich und der Türkei. Vom 26. August 1890. Nr. 1956. Gesetz, betreffend Abänderung der Gewerbeordnung. Vom 1. Juni 1891. Nr. 1957. Gesetz, betreffend den Schutz von Gebrauchs mustern. Vom I. Juni 1891. Nr. 1958. Verordnung wegen Ergänzung der Verordnung vom 16. August 1876, betreffend die Cautionen der bei der Militair- und Marineverwaltung angeslellten Beamten. Vom 22. Mai 1891. Nr. 1959. Gesetz, di« Besteuerung des Zuckers betr. Vom 31. Mai 1891. Nr. 1960. Gesetz,betr.daSReichSschuldbuch. Vom31.Mai1891. Nr. 1961. Gesetz, betreffend die Feststellung eines Nachtrags zum Reichsdaushalts-Etat für das ElatSjahr 1891,92. Vom 1. Juni 1891. Nr. 1962. Gesetz, betreffend die Ausnahme einer Anleihe für Zwecke der Verwaltungen des Reichshceres und der Post und Telegraphen. Vom 1. Juni 1891. Leipzig, den 13. Juni 1891. Ter Rath der Stadt Leipzig vr. Georgi. ttrumbiegel. Leipzig, 16. Juni. * DaS bereits erwähnte hochinteressante Buch von N. Havm, „Das Leben Map Duncker'S", liefert zum elften Male so erschöpfende Ausschlüsse über die Haltung, welche der Kronprinz der preußischen Politik der sechziger Jahre gegenüber cinnabin, daß dem Buche nach tiefer Richtung eine über den Rahmen einer trefflich geschriebenen Biographie weit hinauögehende Bedeutung zusällt. Der Patriot wird daraus mit Bedauern den urkundlichen Nachweis entnehmen, wie weit in jenen Jahren deö Werden« der deutschen Wiedergeburt der Kronprinz sich von der Politik f:i «S Vaters und deS ersten Ministers desselben sernhiclt, und daß die gegensätzliche Auffassung deS Thronerben zu tief wurzelte, um selbst durch die großen Erfolge, die so ganz in der Richtung seiner eigenen Anschauung lagen„anders gestimmt zu werden. Der Kronprinz hatte sich ein eigenes ideales Programm erbaut, nach welchem die Zukunft Preußens, die Einigung Deutschlands sich gestalten sollte, und je weniger die Thatsachcn dcm von ihm in Aussicht ge nommenen Wege entsprachen, desto mißmuthiger, verlrauenS- loser blieb er abseits stehen. In die Seele des cdcldenkendcn hoben Herrn ist damit ein Zug gekommen, welcher bis an daö Ente der Kronprinzenzeil angcdaucrt hat; ein tiefer innerer Gegensatz zu dem erlauchten Vater, ein möglichstes Fernbleiben von Berlin, eine unaufhörliche Vorbereitung auf eine in immer weitere Ferne rückende Thronbesteigung, endlich die Gesscken'sche Proclamation. Erst als der hoch herzige Dulder sterbend LaS der Hand seines 90jährigeu Vaters entfallene Sccpter ergriff, mag er sich mit dcm Gedanken versöhnt haben, daß als starker Wächter an dem Throne, welcher durch Gottes Rathschluß so schweren Erschütterungen ausgesetzt schien, ein Bismarck stand. Niemand wird Haym'S Buch aus der Hand legen können ohne Empfinden für das tragische Geschick dieses FürstcnlebenS, das sich ein Menschen alter hindurch mit meist reckt unpraktischen und unrcalisir- barcn Idealen erfüllte und dcm die Macht zur Befriedigung so langjähriger Wünsche erst im Augenblicke des Erlöschens, inmitten eines heldenmüthigen TodeSkampscs überkam, in welchem die Hand des greisen Bcrathers Kaiser Wilhelm'S doch als festeste Stütze ergriffen werden mußte. Fast siebt man aus dem Buche hier und da einen Lichtstrahl auf die Krisis der vorjährigen Märztage fallen. * Gelegentlich der ZcitungScrörterungen über den Bochumer Steuerproccß, so schreiben die „Hamburger Nachrichten", wird behauptet, Fürst Bismarck sei von jeher ein Gegner der Selbsteinschätzung, rcspcclivc der Declarationspflicht gewesen. Das ist nicht wahr. Wenn nicht da« Erscheinen der Fortsetzung deS Poschiuger'schen Werkes über den Fürsten Bismarck a!s Volkswirth inbibirt worden wäre, so würde man daraus ersehen haben, daß der Fürst die Selbsteinschätzung zuerst beantragt und damit unter dem Beistände deS früheren Finanzministcrö von Scholz An klang gefunden hat. In den ministeriellen Verhandlungen über die Steuerreform bat er keine Einwendungen gegen die TcelarationSpslicht an sich erhoben; seine Beanstandung der früher beabsichtigten Vorlagen beruhte in dieser Beziehung aus ganz anderen Grünten. Der Fürst hat jederzeit die Ansicht vertreten, daß, wenn einmal eine Reform der directen Besteuerung in Preußen in Angriff ge nommen würde, sic den Satz enthalten müsse, daß Zuschläge zu der Grund- und Gcbäudesteuer in Zukunft nickt statt finden dürsten weder für communalr noch für kirchliche Bedürfnisse, weil durch solche Zuschläge die Ungleichbeit der Besteuerung, wie sie in der bisherigen StaatSstener liege, in jedem Jahre und durch jeden Zuschlag erneuert werde. Der Mrst ging davon auS, daß daö Einkommen auS HauS- und Grundbesitz einer doppelte» Besteuerung unterliege, und daß diese Steuern, da sic obne Rücksicht auf die Schuldbelastung der Grundstücke und Häuser veranlagt würden, zur Leistungs fähigkeit der Besteuerten nickt im richtigen Verbältniß ständen. Der Einwand deS Fürsten bestand also darin, daß die Reform der directen Steuern nicht obne Berücksichtigung der bis herigen Ueberlastung deS Grundbesitze« und der HauScigen- tbümcr erfolgen dürfe und daß diese Berücksichtigung in der Abschaffung der Zuschläge, die auf der Basis dieses Mißverhältnisses zum Einkommen erhoben würden, zu er folgen habe. * AuS Berlin wird unS geschrieben: Im Herbste stehen unS die ErgänzungSwablen zur Stadlverordncten-Ver- sammlung bevor und bereits jetzt rüstet sich die Social demokratie zu diesem Kampfe, in dem sie eine Anzal Mandate zu gewinnen hofft. Die Agitation soll eingcleitel werden durch eine Massenversammlung, wie sie Berlin vermietlMg. Eine im Erdgeschoß des rechten Seitengebäudes des der Stadt gemeinde gehörigen Hausgrundslncks Markt Nr. 14 gelegene tlrinc Niederlage ist sofort oder vom 1. Inii Vs. Io. an gegen viertel- jährliche Kündigung nnvrrweit zu vcrmirthen. Micthgesuche werden aus jdem Rarhhause 1. Obergeschoß, Zimincr Nr. 8, entgegengenommen. Leipzig, den 12. Juni 1891. Ter Ratli der Stadt Leipzig. la. 2656. Vr. Georgi. Wagner. Diebstahls-Bekanntmachung. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) ein Packet, enthaltend 2 m hellgrauen Kammgarnstoff, Anfang Januar er., ein dergl., enthaltend 2 Louponü Stoff, An- fang Februar er. und ein dergl., enthaltend 12 eomplete blaue Herrcu-Kammgarnanzügr, am 13. Mai er.; 2l ein schwarzer Frack vom 5. bi» 6. v. M.; 3) eine Hängematte und zwei «ratze Waschleinen, vom 6. bi« 7. d. M.; 4) eine Pferdedecke von weißrm, rothcarrirtem Zwillich mit rothcr Borde, am 8. d. M.; 5, eine goldene vrillc am 1. d. M; 6) 2V bis 30 Mark in diverser (Silber-, Nickcl- und Kupfer-) Münze, eine Cravattrunavel, bestehend aus echter weißer Perle in «ol» gefaßt, ein tzlgarrcn-Stut von braunem Leder mit Bugcl und drei Kistchen ikigarren mit der Bezeichnung „8alu<Ia" bez. „vrimera", vom 8. bis 9. d. M.; 7) ein Spazierstock, brauner Stab und Krücke auS Nilpferd zahn, um den Stab ein silberner Ring mit der Widmung Vein ». I. Scheller" und dem Zirkel der Verbindung „Örimmvnma", an der Krücke eine silberne Platte mit demselben Zirkel, an, 4. d. M.: 8) 0 Stück lebende Kaninchen, 4 schwarze, 1 schwarz und weiß geflecktes, 1 graublaues, vom 9. bi- 10. d. M.; 9) «ine goldene Tamcn-Shlindernhr, aus der Rückseite Wappen- ähnliches Schildchen mit eingravirtcm Monogramm „v. 1t.", an hängender kleingliedriger, zwcistrSngiger goldner kette mit Schieber, Quasten, Knebel und goldeuem, rundem Medaillon, vom 9. bis 12. d. M. 'n» » Etwaige Wahrnchmur?^' über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über Leb Thäter sind ungesäumt bet unserer Lriminal-Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, den 15. Juni 1891. Ta» Polizei-Amt der Stadt Leipzig. In Stellvertretung vr. Schmid. B- Die Erneuerung -es Dreibundes. Die Frage, ob der Dreibund bereits erneuert sei, welche eit einiger Zeit vielfach' aufgeworfen worden ist, hat am Sonnabend von maßgebender Seile ihre Beantwortung gr ünden, der italienische Ministerpräsident Rudini erklärte auf den vom Senator Alfieri ausgesprochenen Wunsch, Italien möge bei der Erneuerung des Bündnisses ter jetzigen Lage Europas mehr entsprechende Formeln finden, und daS Cabinet möge seine Politik auf gereckte und bestimmte Grenzen cin- chräukcn: er werde diesem Wunsche Rechnung tragen, sobald er sich in der entsprechenden Lage befinde. DaS ist eine merk würdige Erklärung, denn sie setzt die Kenntniß deS Inhalts der Verträge, welche zwischen Italien einerseits und Oester- reich-Ungarn und Deutschland andererseits bestehen, bei dem Ratkgeber voraus. Es wäre möglich, daß Alsicri bei Ab schluß der Verträge zngezogcn Worten ist, koch ist darüber nichts bekannt. Dagegen enthält die Antwort Nudini'S ein mittelbares Zugeständniß der Zweckmäßigkeit deö NathschlageS, sonst würde er die Befolgung nicht zugesagt haben. Es wäre ein müßiges Beginnen, auf die Aeußerunz Rudini's näher cinzugehen, ohne die Bündnißverträge zu kennen, sie sind bisher geheim gehalten worden, und das wird voraussichtlich auch in Zukunft geschehen, eS müßten denn Ereignisse eintreten, welche die Veröffentlichung gebieten oder rathsam erscheinen lassen, wie zur Zeit der Veröffentlichung deS Bündnisses zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn. Aber eins ist aus den Worten Rubini'S zu entnehmen, daß er nämlich die von Alfieri behauptete Veränderung der europäischen Verhältnisse seit Abschluß de« Bündnisses anerkennt. Worin diese nach der Ausfassung Nudini'S besteht, läßt sich nur vermuthen, aber eS liegt nahe, daß Rudini das Verbältniß Italiens zu Frankreich meint. TaS Ministerium Rudini wurde von französischer Seile als die Morgenrölhe einer veränderten Lage begrüßt, aber die Franzosen ver standen die auf Frankreich bezügliche Stelle in der Antritts rede Nudini'S anders, als sie gemeint war, sic hofften, daß Rudini den Vorsitz im Ministerium mit der Absicht über nommen babe, die Bündnisse mit Oesterreich-Ungarn und nut Deutschland nicht zu erneuern und an deren Stelle ein sreund- schastliches Verbältniß zu Frankreich anzustrcben, womöglich ein Bündniß. Das war cö, was die französischen Blätter Thaten nannten, die man von Italien erwarte. DaS war nun freilich ein Pbantasiegcbiltc, dem die Ent täuschung auf dem Fuße folgen mußte. Rudini ließ keinen Zweifel darüber, daß er an der Bündnißpolitik seines Vor gängers sesthallen werde, bemühte sich aber, Frankreich darüber zu beruhigen, daß die Verpflichtungen Italiens seinen Ver bündeten gegenüber nur BcrtbeidigungSzwcckeu dienen, daß Italien niemals einen Angriff gegen Frankreich unternehmen werde. Natürlich konnte eine solche Erklärung ans Frankreich keinen angenehmen Eindruck machen, denn eS kommt ihm ja gerade darauf an, daß es in Italien nicht auf Widerstand stößt, wenn eS zum Angriff gegen Deutschland schreitet, seine Wünsche gehen vielmehr dahin, daß Italien ihm in diesem Falle als Bundesgenosse zur Seite steht. Es ist in der Thal in deni Verbältniß Italiens zu Frankreich durch den Regierungswechsel in Italien keine Veränderung eingetreten, eS bestehl noch beute derselbe Wunsch ans Seiten Italiens, mit Frankreich srcundnachbarliche Beziehungen zu unter halten, aber nur so lange, als Frankreich nicht den europäischen Frieden stört. Einen besonders Wunden Pnnct in deni Verbältniß Italiens zu Frankreich bilden die Beziehungen Italiens zu England. Um diese Seite der internationalen Stellung Italiens in daS rechte Licht zu setzen, war die Veröffentlichung im „Figaro" über angebliche Aeußernngen König Humbert'« zum Prinzen JSrünic Napoleon bestimmt. Danach sollte sich England verpflichtet haben, die italienische Mittclmcerküstc zu schützen und überhaupt den bestehenden Zustand im Miltelmeer auf recht z» erhalten. Natürlich sind diese Mittbeilungcn deS „Figaro" von beiden Seiten als unrichtig bekämpft worden, aber ans dem Cchristenwechsel in dieser Angelegenheit ist zu erkennen, daß allerdings irgendwelche Abmachungen zwischen England nnd Italien getroffen worden sind, die aber nicht sowohl den Schutz der italienischen Interessen an den Ge staden des MittelmccreS zum Gegenstände haben, alö die Ansrechtbaltung der Machtstellung Englands im Mittelmecr. Daß darüber zwischen England und Italien Verhandlungen gepflogen worden sind, und daß Italien daraus die Ucbcr- zeugung gewonnen hat, einen Rückhalt an der englischen Flotte bei Bekämpfung etwaiger Eroberungsgelüste Frank reichs zu besitzen, soll nicht bestritten werden. Aber gerade dieser Sackvcrbalt zerstört die französischen Hoffnungen, oder verschiebt ihre Verwirklichung wenigstens auf unbestimmte Zeit. Rudini mag die Absicht haben, die Natbschlägc Alsieri'S bei der bevorstcbenden Erneuerung der Verträge mit Oester reich-Ungarn und mit Deutschland zu berücksichtigen, aber die Möglichkeit der Ausführung hängt von der Auffassung ab, welche die beiden verbündeten Mächte von der Sachlage baben. Ten Eintritt einer Veränderung der internationalen Lage werden sie nur dann zugestchcn, wenn er wirklich statt gesunden hat. Natürlich ist Alles dem Wechsel unterworfen, nnd in diesem Sinne sind auch die Beziehungen der europäi schen Mächte zu einander nicht dieselben geblieben. So bat sich z. B. eine sehr bcmerkenSwerthe Veränderung in den Beziehungen Rußlands zu Oesterreich-Ungarn und zur Türkei selten gesehen hat. In deni größten Saale Berlins, in dem 5000 Personen fassenden Feenpalast, will die Svcial- temvkratie am 21. Juni Protest gegen daS Verhalten der ireisinnigen Majorität im „Rothen HauS" erheben. Alle politischen Vereine und Gewerkschaften sind verständigt worden, keine öffentliche Versammlung an diesem Tage aiizubcraumen; die Stadtverordneten Vogtkerr und Stadthagen werten über ibrc Tkätigkcit Bericht erstatten, und soll darauf die Bildung eines Ecntral - WablcomitöS vorgcnoninien werden. Langsam, aber stetig hat die Socialdcmolratie die Zabl ihre Vertreter im „Rothen HauS" vermehrt; und eS liegt, wenn die ankeren Parteien erst zu spät die Agitation beginnen, die Gefahr vor, daß bald das zweite Dutzend der focialdemokratischen Budiker und Eigarrenfabrikanteu im „Rothen HauS" versammelt sein wird; unter den jetzigen I l Socialdcmokraten befindet sich kein einziger Arbeiter; positive Schöpfungen oder auch nur vernünftige Anregungen sind von den Socialdemokraten im „Rothen HauS" nicht aus gegangen, dieselben haben im Gegentheil ihre Stellung nur zu den mannigfachsten Agitationen benutzt; darum würde die weitere Vermehrung der Socialtcmokralcn in der Stadt- verordiictcn-Versammlung für unsere communalen Verhält nisse und deren ruhige weitere Fortentwickelung nur eine Schädigung bedeuten. * Die «tempelaffaire im Bochumer Verein wird noch ein Nachspiel vor den Gerichten im Gefolge haben. Nach dem die Staatsanwaltschaft die Fragwürdigkeit der siegen die Person des Geheimratbs Baare erhobenen Beschuldigung bereits öffentlich fcstgcstellt hat, wird sich, nach der „Allq. Neichs-Eorr.", der vielgenannte Graveur Jansen, der au Herrn FuSangel die Bleiabdrückc ter Stempel ausgeliefcrl haben soll, wegen unrechtmäßiger Aneignung dieser dem Bochumer Verein zugehörigen Gegenstände demnächst vor deni Staatsanwalt zu verantworten haben. * Man schreibt aus Berlin: „In den leitenden Kreisen macht man kein Lehl auS der starken Verstim mung, welche der auf die Gelreidezölle bezügliche Antrag der deutschsreisinnigen Partei im Abgeordnetenbause und die Art der Behandlung der Getreidezollfrage von dieser Seile hervorgcrnfen hat. Nach der deutlichen Betonung deö Zusammenhanges, in welchem diese Frage zu der baudelS- politischcn Situation steht, glaubte man eine größere Rücksicht auf die Stellung ter Regierung von derjenigen Partei er warten zu können, die selbst den Abschluß von Handelsver trägen entschieden befürwortet." * Wie auS FriedrichSruh gemeldet wird, bat Fürst Bismarck den Unbilden der Witterung mit seiner Gesund heit insofern Tribut zahlen müssen, als sich ein Anfall des in früheren Jahren häufiger als jetzt auftretenden Nebels, des Hexenschusses (lmmbago), eingestellt hat, der den Fürsten in der körperlichen Bewegung etwas behindert, im Uebrigen aber seine Gesundheit in keiner Weise afficirt. * An« Elsaß-Lotbringen wird unS geschrieben: Au der Kaiser WilbclmS-Universität sind im laufenden Sommerhalbjahr 9l7 Stukirende immatriculirt gegen 947 im vorigen Winter und 902 im Sommer l890. Von den 9l7 Studenten kommen auf die theologische Facultät 113 (gegen 12l im letzten Winter und 127 im vorigen Sommer), auf die rechts- und staatswissenschaftliche 200 (gegen 203 und 178), auf die medicinische 337 (gegen 329 und 304), auf die philosophische 1 l7 (gegen 127 und 123), ans die mathe matische und naturwissenschaftliche 150 (gegen 167 und 170). 343 Studenten stammen auS Elsaß - Lothringen (gegen 382 im letzten Winter und 332 im vorigen Sommer), und zwar 262 auS dcm Unter-Elsaß, 45 auS dem Ober-Elsaß und 36 auS Lothringen. 260 Studirendc stammen auS Preußen, aus der Rheinprovinz allein 64, auS Hessen-Nassau 49, auS Brandenburg 45, 67 aus Bayern, 56 aus Baden, 25 aus Hessen, 18 aus Württemberg, 15 auS Hamburg, 10 auS Sachse» rc. Im Ganzen kommen 818 auf das Deutsche Reich. Von den 99 Ausländern sind 70 aus europäischen Staaten, 29 aus außereuropäischen Ländern. Außer den Jmmatriculirten sind noch 31 als Hospitanten zugelassen, so daß die Gcsammtzahl aller Hörer 948 beträgt. — Am 1. Januar >890 waren an den öffentlichen Elementarschulen Elsaß- LolbringenS 2615 geprüfte weltliche Lehrer und 869 weltlichcLehrerinnen angestellt. Im Laufe LeS Jahres 1890 traten 137 Lehrer und 65 Lehrerinnen neu ein, 117 Lehrer und 36 Lehrerinnen schieden auS, so daß am Schluß des Jahre« 2635 Lehrer und 898 Lehrerinnen, zusammen 3533 Lehrpersonen vorhanden waren. Der Austritt wurde bei 55 Lebrern und 2 Lehrerinnen durch Versetzung in den Ruhestand veranlaßt, bei 13 Lehrern und 6 Lehrerinnen durch den Tod, bei 49 Lehrern nnd 27 Lehrerinnen auS anderen Gründen. Von den am 31. Tecember 1890 vorhandenen Lehrpersonen waren »»gestellt an den Elementarschulen im Bezirk Unter-Elsaß 1002 Lehrer und 354 Lehrerinnen, im Bezirke Lothringen 886 Lehrer und 280 Lehrerinnen und im Bezirke Ober-Elsaß 747 Lehrer und 264 Lehrerinnen. * rft »ft * Tie Mchrfordcrungen des österreichisch-unga rische» Kricgöniinistcrö betragen, wie daö „Nene Wiener Tageblatt" au« Pest berichtet, 32 Millionen, welche jedoch aus zwei Jahre vertbeilt werden sollen. Das rauchlose Pulver und die BelagerungSartillerie erfordern 23 Millionen. Größere Summe» sind für Festnngsbauten in Krakau und PrzemySl, für Repetirgewcbre und Reservcvorräthe nöthig. Im Ordinarium wären Mehrausgaben durch daö neue Wehr gesetz erforderlich. * Nach einer Meldung auS Brüssel werden nicht zehn und eine halbe Million, wie zuerst angenommen wurde, sondern vierzehn Millionen von ter Regierung zur Vollencung der MaaSbefestignngen gefordert werden. Man ist nämlich von Seite der Negierung jetzt gezwungen, einzugestehen, daß man sich durch die Kostcnvoranjchlägc deS Gcniecorpö hat täuschen lassen. * Das neue englische VolkSschulgesctz, welches dieser Tage im Unterhanse die erste Lesung passirt hat, be- rubt bekanntlich nicht auf dcm Grundsätze der völligen Unent geltlichkeit deö Unterrichtes. Eine gewisse BeitragSlcistung zur Erbaltung der Schulen übernimmt die Regierung, für die Beschaffung deö Restes müssen die Localvcrwaltungen, welchen die Elementarschulen in England unterstehen, nach wie vor Sorge tragen. Freien Unterricht sollen nur jene Schulen bekommen, in welchen vor dem l. Januar d. I. im Durchschnitt nickt mehr als zehn Schillinge Schulgeld per Kopf und Jahr entrichtet wurden. Obwohl jich nunmehr nach der ersten Lesung der Bill die Oppositionsführer bereit Abomrementspreis vierteljährlich 4>« Mk. in Rli-Leipzig, incl. Bringerlolm 5 Mk-, durch die Post bezogen 6 Mk. Einzelne Nrn. 20 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren lür Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Paslbesörderung 60 Mk., mit Postbeförderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Gr 'Here Schriften taut uns. Preisverzeichnis. Taoeilarijcher u.Ziffermatz nach höherin Tarik. Neelamen unter dein RedactionSstrich die 4gespült. Zeile 50 Ps., vor den Familien » achrIchten die 6geipMlene Zeile 40 Ps. Inierale find üels an die (sxpcSitisn zu ienden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenumeraixlo oder durch Post nachnahme.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite