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MchWm UMM UN- Ltmgegen- (AlbrechtShaln, Ammelshain, Seucha, Vorsdors, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, SroH. und Keinstein-er-, Klinga, Köhra, Lindhardt, pomßen, Staudnitz, Threna «stv.) Viese- vlatt ist amtliche- Organ des Stadtrates zu Äaunhof; es enthalt Velanntgaben des LeztttSverdandeS, der «mtshauptmannschaft Srimma und des ZimmzamteS zu Grimma «ach amtlichen Veröffentlichungen. Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag. Donnerstag. Sonnabend, nachmittag 4 Uhr Bezugspreis: Monatlich ohne Austragen 1.55 MN., Post ohne Best-ltgel- monatl. 1.55 MN. 3m Falle höherer Gewalt, Krieg, Streik oder sonstiger Störungen des Betriebes, hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Rück zahlung des Bezugspreises. Fernruf: Amt Naunhof Nr. 2 ! Anzeigenpreis: Die Sgespaltene Petttzeile 20 Pfg.. amtlich« SO Pfg., Reklameteil ! : (3gesp.) 50 Pfg. Tabell. Satz 50 Aufschlag. Bei undeutlich geschriebenen - : sowie Lurch Fernsprecher oufgegedenen Anzeigen ffud wir für Irrtümer nicht! : haftbar. ; Druck und Verlag: Sün, Sule, Naunhof bet Leipzig, Markt 3 Hummer ^39 Sonnabend, den ^7. November 192S 39. Jahrgang Panzerkreuzer wird gebaut Ersatz „Preußen" bewilligt. Sozialdemokratischer Einstellungsantrag abgelehnt. Der Autr^q der Sozialdemokraten aus Einstellung des Baues des Panzerkreuzers wurde mit 255 gegen 203 Stimmen bei 8 Stimmenthaltungen abgelehnt. Berlin, 16. November. War es die heute bet Beginn der Sitzung fast schon un erschütterlich feststehende Tatsache, daß der umstrittene Kreuzer am Ende der Beratungen bewilligt werden würde, war es die Erkenntnis der Nutzlosigkeit wilder Erregung in sachlichen Fragen — jedenfalls bot das Haus ein Bild größerer Ruhe und vermehrter Neigung, die Auseinandersetzungen über den Schiffbau auf einer dem Ansehen des Parlaments besser an gepaßten Höhe zu halte»'. Zwar machten sich die Gemüter auch dann und wann noch explosiv Luft. Aber immerhin kam es nicht zu Beschimpfungen und direkten persönlichen Beleidi gungen, wie man sie am Donnerstag erlebt hatte. Der deutsch volksparteiliche Abgeordnete Brüntnghaus wandte sich nochmals gegen die gestern von dem Sozialdemokraten Wels beliebten Wendungen und meinte, mit dem Antrag der Sozial demokratischen Partei sollte eine Diktatur der Minderheit auf- gerichtet werden Auch der demokratische Redner Lemmer konnte sich mit der Art der Beweisführung des Aba Wels nicht einverstanden erklären und wies darauf hin, daß der Zwiespalt zwischen der Sozialdemokratischen Partei und ihrer Vertretung in der Regierung nirgendwo verstanden werden würde Die Demokraten seien der Ansicht, das neue Kabinett wäre keineswegs an die Beschlüsse des früheren Reichstages gebunden gewesen, und in Zukunft müsse erneut geprüft werden, ob weitere Raten zu bewilligen seien. Nicht durch militärische Machtmittel, sondern durch sozialen Fortschritt und kulturelle Lebendigkeit sei unser Volk wieder in die Höhe zu bringen. Große Aufmerksamkeit fanden dann die von hoher Warte aus gehaltenen Darlegungen des früheren Reichskanzlers Dr. Wirth, der im Namen des Zentrums sprach und den gestrigen Tag mit seinen unerfreulichen Erscheinungen beklagte, weil an ihm sich fast eine Krise des deutschen Parlamentarismus offenbart hätte. In Zukunft müsse die Herausarbettung einer klaren und durch keine Gegenströmungen aus dem eigenen Lager behinderten Haltung der Regierung gefunden werden. Im Interesse der deutschen Demokratie und der Deutschen Republik sei eine Wiederholung solcher Vorkommnisse wie jetzt eine Unmöglichkeit. Mit nicht minderer Entschiedenheit be tonte die zweite große Rede des Tages, diejenige des sozial demokratischen Abgeordneten Dr. Bret »scheid, es gehe weniger um die Probleme, die Herr Wirth einigermaßen ge- himmsvoll angedeutet habe. Nach Breitscheids Ansicht müsse in allen Angelegenheiten die grundsätzliche Entscheidung dem Parlament verbleiben. Rücke man diesen Gesichtspunkt in den Vordergrund, so schwänden alle zweifelhaften Sach verständigengutachten und dergleichen ins Nichts. Entscheidend wäre nur das persönliche Gewissen des Abgeordneten und dieser müsse allein oder im Verein mit seiner Partei den letzten Ausschlag geben. Das sei keine Krise des Parlamen tarismus, das sei vielmehr die Hochhaltung des prak tischen Parlamentarismus gegenüber blassen theoretischen Tüfteleien. Unter den weiteren kürzeren Reden war noch beachtlich diejenige des Abgeordneten Dr. Fehr «m Bayerischen Bauernbund, der im Namen seiner Partei die Anträge gegen den Kreuzerbau ablehnte, obwohl der Bauernbund früher unter den Neinsagern gewesen ist. Rechtmäßig beschlossene Ausgaben könnten, sagte Abg Fehr, nicht durch einen Re gierungswechsel umgestoßen werden. Nach diesem Redner vollzog sich der weitere Abgesang bis zur Abstimmung. Dann durfte man sich allgemein Ruhe gönnen. io. * Verstimmungen und Entta-üngen. Berlin, 16. November. Wo Holz gehauen wird, fallen Späne, manchmal auch nur Späncheu, die für das nervöse Auge recht gefahrdrohend in die Luft emporschnellen, dann aber bald matt auf die Erde zu rückfallen und damit ihrer anscheinenden Bedeutung entkleidet sind. Als der Führer der Sozialdemokratie, Wels, am Donnerstag mit so heftigen Wüßten gegen die Bewilligung des Panzerkreuzers stritt und dabei den urwüchsigen Keulenschlag dem feineren Florettsttch vorzoa, fühlten besonders die Zen- trumsmitglieder und die Deutsche Volkspartei sich ob dieser Kampfesweise indigniert und sprachen das auch unverwetlt in der Sitzung selbst dem Reichskanzler, dem Fraktionsgenossen deS Abg. Wels, gegenüber aus. In einer Kabinettssitzung, die der Retchstagsberatung alsbald, wie man hört, auf Be treiben des Zentrums, folgte, wurde die Rede Wels' ebenfalls besprochen und in einer erneuten Kabinettszusammenkunft am Freitag morgen kam die Empörung der bürgerlichen Parteien über die massive Weise des Abg. Wels, mit der dieser als Vertreter der stärksten Regierungspartei gegen den von der Regierung gedeckten und von der Mehrzahl der Koalitionspar teien befürworteten Kreuzerbau anging, zum Ausbruch. An dieser Beratung nahmen die Führer der Regierungsparteien teil. Nachher traten sowohl der sozialdemokratische Parteivorstand wie die Zentrumssraktton zusammen und stellten wettere Er wägungen an. Jedoch drang schltHlich die Ansicht durch, daß es am besten sei, den Zwischenfall nicht weiter zu verfolgen und ihn in Anbetracht der wichtigeren Dinge, die zu erledigen seien, als nebensächlich abzutun. Auch andere Blasen, die von der ÄnfangSerreguna aufgetrteben wurden, z B. die Anträge, die DaweS-Tribute zur Stärkung der deutschen Wehr macht zu verwenden, könnten ja nickt weiter als sehr ernsthaft betrachtet werden. Derartige Vorschläge erledigten sich nach Ansicht der ReichStagSmehrhett von selbst. In dem EinlettunaSgefecht vom Donnerstag trat besonders noch der Abgeordnete TrevtranuS für die Deutschnationale Volkspartei aus den Plan. Wenn der sozialdemokratische Antrag Annahme fände, so würde dieses Ereignis als ein überaus schwarzer Tag der deutschen Geschichte zu verzeichnen sein, ähnlich demjenigen im Jahre 1851, an dem die deutsche Bunocsveriammlung die Auslösung der Nordseeflotte beschloß. Damals brandmarkte man den beauftragten Herrn Fischer alt Totengräber, heute würde diese zweifelhafte Titulatur Herrn Wels zufallen. Trev^ranus gab einen eingehenden Über blick über die Geschichte und die Notwendigkeit des jetzigen Panzerkreuzerbaues Er war nicht der Ansicht, daß sich unter den ^Mafien Politikern jemand befände, der wirklich an eine Flottenabrüstung der großen seefahrenden Rattonen in absehbarer Zeit glaube Pflichtveraessenhett wäre es, den Ersatz unserer veralteten Linienschiffe länger zu veHögern. Es ginge auch gar nicht, meinte der Redner, um den Panzer kreuzer allein, hier stehe die Pflege des WehrgedankenS überhaupt im Vordergründe. Da gäbe es nur eine reinliche und grundsätzliche Scheidung, um die Stimmung deS Nieder ganges und der seelischen Verödung zu überwinden. Frieden um jeden Preis, aber auch um jeden, könne nicht die Losung des wahrhaften Deutschen sein. Gegenüber den sozialdemo kratischen Ministern erinnere er an das Wort August BebelS am 20. April 1907 in Berlin: .Der Führer, der nicht den Mut hat, gegen den Willen der Massen seme eigene Überzeugung zu vertreten, weil er sie für die Sache dienlich hält, der ist in meinen Augen ein elender Kerl." Diese Ausführungen des deutschnattonalen Redners riefen den Reichskanzler Müller abermals ins Gefecht. Die Angelegenheit des Kreuzers sei nicht eine solche, die von dem gegenwärtigen Kabinett dem Hause vorgelegt worden sei, sondern nur eine Erbschaft der vorigen Regierung, die man verwalten müsse. Das Kabinett habe nur gemäß der Etat gesetzgebung und der Haushaltsordnung gehandelt. Es sei nur selbstverständlich, wenn die einzelnen Mitglieder des Kabinetts ihre persönlichen Auffassungen zum sozialdemo kratischen Antrag wahrten. Innerhalb der Regierung sei dem Reichswehrminister loyal die Möglichkeit gegeben worden, seine Ansichten auszusprechen und zu verteidigen, mehr könne nicht verlangt werden Die Abstimmung im Kabinett vom 10. August, bei der die Inangriffnahme des Kreuzerbaues genehmigt wurde, sei keine materielle gewesen. Auf einen Zuruf des Abgeordneten Grafen Westarp erwidert der Reichs kanzler in großer Erregung, Graf Westarps Partei, die sich bei der Abstimmung über die Dawes-Gesetze gespalten habe, besitze kein Recht, andere Leute der Unehrlichkeit zu bezichtigen. Die Sozialdemokratie lehne den Wehrgedanken nicht ab und sei auch keineswegs für einen Frieden um jeden Preis, über das Fortbestehen der Regierung hätten zu entscheiden nur das Kabinett und das Hohe Haus, und dieses könne ja zu jeder Zeit ein Mißtrauensvotum einbringen. Niemals werde er aber Ratschläge von Herrn Treviranus über sein Ver bleiben oder seinen Rücktritt entgegennehmen. Große Heiterkeit entsteht, als unmittelbar nach diesen Sätzen die Kommunisten ein Mißtrauensvotum gegen das Kabinett Müller und ein besonderes gegen den Reichswehr- Minister einbringen Nach kurzer Erklärung des Abg. Leicht von der Bayerischen Volkspartet, diese Werve die vorliegenden Anträge ablehnen und die Konsequenzen aus den entstandenen Situation den Antragstellern überlassen, ist die Zeit der wohl tätigen Vertagung gekommen. - io. O Eine wichtige ZenkrumSerNärung. Abg. Dr. Wirth (Ztr.) führte auS, der gestrige Ta, sei für ihn ein Lag bitterster Erfahrung gewesen. Man könne jetzt von der Krise -es Parlamentarismus auch in Deutschland sprechen. Die Zentrumsfraktion habe die klare Frage an ibn gerichtet, ob er bereit sei» heute namens der Fraktion zu sprechen, um an die RegierungSbanl und die hinter der Regierung stehenden Parteien die Frage zu richten, wie e» in Zukunft mit dem parlamentarischen System und der Herausarbeit«na einer klaren Ber« antwortuna werden solle. Früher hätte man ein Gege»< einander von Regierungsparteien nur bei Rechtsregierungen gehabt, und zwar in den Fragen der Außenpolitik. DaS Zen trum habe sich gestern aufrichtig um dleseS StaateS nnllen gegenseitig gelobt, daß ein zweiter Fall wie der gestrige ein Mißtrauensvotum in Form eines Anträge» au» unserer Mitte zur Folge haben werde (große Bewegung). Ziel und Bewegung der deutschen Außenpolitik bei ihrer heutige« Lage fei es, im Namen deS Rechts, dem deutschen Volke durch Arbeit die nationale Freiheit zu verschaffen. Auch seine politischen Freunde ließen sich dnrch nicht», auch nicht durch Denkschriften, von einer kritischen Nachprüfung der mit der Panzerkreuzerbauangeleymhen verbundenen kommenden Entwicklung abhalten Es müsse heute die endgültige Bereinigung der vergifteten politische» herbeigeführt werden im Hinblick auf die Entscheidungen, die im Laufe des Winters in bezug aus Heer und Marine zu treffen seien. Die Zentrumsfraktion habe sich für die Ab lehnung des sozialdemokratischen Antrages entschieden, weil sie im Interesse des deutschen Volkes eine politisch klare Situa tion wolle und weil ein neuer Wahlkampf für »der gegen den Panzerkreuzerbau eine vollkommen schiefe Parole vor dem Volke sein würde. Man müsse sich darüber klar sein, daß auch bet Annahme des sozialdemokratischen Antrages die Ein stellung des Baues nicht erfolgen würde. Das deutsche Volk sei der Krisenmacherei müde. Wenn die Sozialdemokraten ihr Mißtrauen nicht zurückstelle« könnten, sehe man trübe der Entwicklung entgegen. Seine Partei bitte die Sozialdemokraten, ihr klar zu sagen, daß mit der Ablehnung des Antrages das Problem deS Panzer kreuzers von der politischen Plattform verschwind«. Set diese Bereinigung nicht möglich, dann werde die Krise schleichende Formen annehmen. ES sei besser im Interesse der polnischen Entwicklung, wenn sie heute zum AuSbruch käme. Wenn man daS Wehrproblem — so schloß der Redner — zum Gegenstand gewissenhafter Prüfung machen wolle, dann sei man sich gleichzeitig über die Bedeutung der Friedensbewegung klar. Es gelte gerade in den nächsten Wochen, zu zeigen, wie unter dem Gedanken de» Recht» der Gedanke des Friedens in der Welt unter deutschem Namen und deutscher Mitarbeit gefördert werden könne. Dazu sei es aber nötig, daß der Panzerkreuzer aus der politischen Debatte verschwinde. (Beifall im Zentrum.) Die Abstimmung. Vor der Abstimmung erklärte der Abg JooS (Ztr.), daß bisher einige Mitglieder seiner Partei von der Zweckmäßigkeit des Baues des Panzerkreuzers nicht überzeugt gewesen seien, daß sie aber bei der jetzigen Situation und infolge der Be gründung durch den sozialdemokratischen Abgeordneten Wels mit der Fraktion gegen den Antrag stimmen werden. Der sozialdemokratische Antrag wurde darauf mit 255 Stimmen gegen 203 Stimmen bei 8 Stimmenthaltungen abgelehnt. Verschiedenes Spiel. Deutsche Schauspielkunst. — Die »Entente mit Deutsch land". — Tragödie im Ruhrgebiet. Man wird bald ernsthafte Zweifel darüber hegen können, wo heutzutage besser Theater gespielt wird: auf den Brettern, die, wie man zu sagen pflegt, die Welt bedeuten, oder auf der Bühne, die sich die Männer der großen Politik zurechtzimmern, um vor ihren Völkern, vor der Menschheit die schicksalsschweren Fragen zu be handeln, vorwärtszubringen, wenn möglich sogar zu ent scheiden, denen ihre Lebensarbeit gewidmet ist. Der deutschen Schauspielkunst wird von den vielen Fremden, die unser Land in diesen Herbst wochen wieder aufsuchen, immer mit neuer Bewunderung schier überschwengliches Lob gespendet. Die Meisterschaft der Menschendarstellung, der man nicht etwa bloß in haupt städtischen Theatern begegne, sei vollkommener über haupt nicht mehr vorstellbar. Und wenn man von diesem Schein aus das innere Sein des deutschen Volkes schließen dürse, so hätten wir in dieser Beziehung jedenfalls unsere Überlegenheit gegenüber den vor zehn Jahren siegreich gebliebenen Nationen durchaus behauptet. Wir wollen diese Schmeicheleien so ernsthaft nehmen, wie sie gemeint find, und dazu nur die Anmerkung machen, daß es nicht mindex erfreulich wäre, wenn auch die Theaterstücke voll heute den Wettbewerb mit den jenigen aus der Vorkriegszeit oder doch mit denjenigen, die unsere ehemaligen Kriegsgegner gegenwärtig der Wett zu bieten haben, einigermaßen aushalten könnten; vorläufig sind wir Wohl zu dem Eingeständnis ver pflichtet, daß bei unseren Bühnenautoren zwar der Wille zumeist sehr gut, die schöpferische Leistung jedoch sehr ver besserungsbedürftig ist. * Aus der Bühne der großen Politik dagegen werden in unseren Tagen unzweifelhaft Stücke zum besten gegeben, die sich neben denjenigen früherer Jahrzehnte sehr gut sehen lassen können. So zum Beispiel, wenn der gegenwärtige Leiter der britischen Außenpolitik allen Ernstes seinem Publikum einreden will, die Entente, wie sie gegenwärtig zwischen England und der Fran zösischen Republik bestehe, unterscheide sich von ihrer Vor gängerin, mit der beide Reiche in den Weltkrieg hinein gegangen sind, nur durch die eine Kleinigkeit, daß sie auch — Deutschland umfasse. Der wohlverdiente Heiterkeits erfolg dieser Liebeserklärung aus dem Mund eines aus gesprochenen Deutschenfeindes wird manchen wahr haftigen Bühnenleiter gewiß mit stillen Neidevrpfindun- gen erfüllt haben. Oder wenn Poincarö zornent brannt dem Präsidenten der Republik seine Entlassung einreicht, nachdem es seinen eigenen überaus geschickten Intrigen endlich geglückt war, den vier Linksministern, die ihm in seinem Kabinett mehr und mehr unbequem geworden waren, ein Bein zu stellen, so hätten mit den Fachleuten auch die Laien eigentlich das Genie eines Mannes bewundern sollen, der es so ausgezeichnet ver steht, Verwirrung zu stiften, wo er sie gerade für seine Zwecke nötig hat, und sie wieder in Klarheit zu ver wandeln, wenn er die Lösung des künstlich geschürzten Knotens wieder für geboten hält. Der durch ein rasch hingeworfenes Wort die Meute der öffentlichen Meinung, die hinter ihm her ist, plötzlich auf eine ganz neue Spur zu lenken weiß, mit dem Erfolg, daß heute sich schon über all die Anschauung sestzusetzen beginnt, Herr PoincarS werde nach Weihnachten oder um Neujahr herum die deutsche Reichshauptstadt mit seinem Besuch beehren, um hier an der endgültigen Regelung der Kriegsschulden frage tätigen Anteil zu nehmen. * Und bei uns in Deutschland? Sind etwa diejenigen im Recht, die behaupten, der sozialdemokratische Antrag gegen den Panzerkreuzerbau fei nur ein aut ge spielter Film, dazu bestimmt, über die Erkenntnis hinweg, zutäuschen, daß die Reichsregierung sich innerlich längst schon mit dem durch den vorigen Reichstag beschlossenen Geschwaderbau abgefunden habe? Oder liegt die Er- kläruna näher, daß die echt deutsche Neigung zur Recht haberei um jeden Preis hier wieder einmal Parteien auseinanderzubringen droht, die grundsätzlich zu gemein- samer politischer Arbeit, wenigstens aus Zeit, entschlossen sind? Wenn e i n Volk, so ist gewiß das deutsche von auf- richtigster FriedenSsehnsucht erfüllt, und doch will es nicht gelingen, in unserer eigenen Mitte auch nur notdürftig