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87. Jahrgang. L26. Sonntag, 17. August 1913 Bezug«-Webü8r vierteljilhrl. sür Ltt». de» bet iSgUch zwei- «all,er Zunaaung Ion Sinn- und Moulagen -nur einmal) 2,di> M. durch auewüriig« !)om- mMlanilre di» !I,dU M. Bei einmaliger Zu- fteliun, durch die Post » M. (»dnr iNestellgeld). Au.land: Oefter- rrich.Ungarn SZ» »r., Schwei, KM Frls.. Italien 7,17 Lire. — Nachdrust nur mit doetllcher Quellen. anaab« <,Dre»dner Rochr.'ljuiailig »n< verl-ngie Manustriute «erd.nichlauldrwahil. Telegramm-Adresse: sjlachrichte» Dresden Sammeliiummer für sämtl. Teiephovanschlüsse: 25241. Nachtanschluß: 11. Druck und Verlag von Liepsch Sc Reichardt in Dresden. 5on6sn4- L/ioco/scke l /kslim - l?/»oool»klo j per Isfel 5Ü ^ c/wcolocke 1 Lsoso /»e '-4 <g. vors 2,40 ßl. -er Lorkon 2, L v.<t Oll ^ Auieigen-Dartf. Unnadme von Nnklin- diaungen bi» nachm. S Uhr. Sonntag» nur Martenftrabe 3« von I> bi» >/»> Uhr. Die einspaltige Zeile <eiu>a «Silben) »« Pi., die zweispaltige Zeile aus Ser,sei,e 7» Pf., di, zweispaii. Reklame»!!« I.b«> M.. Familien- Nachrichten aus Dre»> den die einspalt. Zeile 2b Ps — In Num- mern nach Sonn und gseieria,,» erbilhier Taris. — «uiwbrtige AuftrLge nur gegen Vorausbezahlung, — ZededlöclegvIaliloPf. Hauptgeschäftsstelle: Maricnstraste 88 4<». l.2mpen al öölime L ! VIKtontLstnsks s. lef kennen r»i»pl)on 4S37. ^ Verleax« Sie übereil nur k^aäeber^el' Pinnen aus oer kradsdsi'ASi' Lxx>or°1)bl6rdi'au6!'6l. - i IlMsiiiMliW k!l!i! Mler M L MMI I! siMWH N Ml«W.Hi>Mi!lMp !! kl WM !i»l, in». Si elNgo Aefisv. Muttnaßliche Witterung: Wechselnüc Bewölkung, UHl, Nachlassen öeö Niederschlage«. Die Einweisung der Dresdner Lustschiss- Hnlle wird voraussichtlich am 8. Oktober erfolgen. An der Stellung Preuße ns zum Jesuit en ges« tz hat sich nach einer Mitteilung der »Köln. Ztg." Nichts geändert. Ein Gesetzentwurf über die Neuverteilung der Z o l l c n t s ch a d i g n n g c n sür die Bundesstaaten ist den OundeSregicrungen übersandt worden. Der letzte Sitzungsabschnitt der S t r a f r e ch t s kom mt s s i o n beginnt morgen: der Schluß wird für Ende Oktober erwartet. Die Einladung der Bereinigten Staaten von Amerika zur Beteiligung an der Weitaus st elilung in San Francisco wurde von der deutschen Regie rung nunmehr endgültig abgclcl, nt. Die deutsche Grenzpolizei wurde angewiesen, der zunehmenden Werbetätigkeit der französischen Fremdenlegion verschärfte Aufmerksamkeit zu widmen. Der österreichisch-ungarische Gesandte in Bukarest, der Prinz zu Fürstcnberg, wurde zum Kaiser Franz Joseph bcruseu, womit man einen bevorstehenden Wechsel in der Leitung des Auswärtigen Amtes in Verbindung bringt. England bemüht sich nach einer Meldung aus Rom «m Zugeständnisse sür die Türkei. An Frankreich beabsichtigt man, ein ständiges G« n c ra l k o m m i s s a r i a t der Armee aus Mitglie dern des Senats und der Deputiertenkammer eiuzurichtcn. Die W i u z c r b e w c g u u g in Frankreich führte im Anbe-Dcpartemcilt zu einem Streik der Ge meindeverwaltungen. Vorschau aus deu Katholikentag. Am heutigen Lage nimmt die tili. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands in der alten BischofSstabt Metz ihren Anfang. Gewaltige Vorbereitungen sind, wie immer, getroffen worden, um die »Heerschau der Katho liken Deutschlands" zu einer imposanten zu gestalten. Besonderen Glanz wird man der Tagung verleihen einmal mit Rücksicht auf das scchzigjährigc Jubiläum dieser Heerschau und weiter in Erinnerung an das Edikt des Kaisers Konstantin, das vor IliM Jahren der katho lischen Kirche die äußere Freiheit gab. Aber noch andere Charakteristika geben dieser Tagung ihr besonderes Ge präge. Da ist der streitbare Bischof Benzlcr von Metz, der auf den öffentlichen Versammlungen den Ehrenvorsitz führen wird. Seine stramm romfreundlichc Gesinnung und seine Hinneigung zur „Berliner" Richtung werden diesen Katholikentag in eigener Weise beeinflussen. Es ist ein Erfolg dieses „eifrigen" Mannes, daß der diesjährige Katholikentag aus dem heißen Boden der RcichSlandc und insbesondere seines lothringischen Teiles abgchaltcn wird, daß die Wahl des Kongrcßortes schon nach achtfährigcr Pause — im Jahre lW.'i war Straßburg der bevorzugte Ort — wieder aus eine Stadt in den Reichslanden fiel. Mag man nun auch den Katholiken im allgemeinen das Recht etnräumcn, ihre Versammlungen abznhaltcn. wo sie wollen, so findet doch die Freiheit der Versammlung und der Rede eine gewisse Grenze an der notwendigen Rück sicht auf die Sicherung des Reiches und die nationalen Interessen des deutschen Volkes. Es kann daher nur mit Bedauern sestgestellt »nd muß scharf gerügt werden, daß die Kongrcßlcttung von vornherein der französischen Sprache auf der Tagung eine weitgehende Freiheit ein- geränmt hat und nicht weniger als sechs öffentliche Bcr- anstaltnngen in französischer Sprache abziihalten gedenkt. Das ist eine Rücksichtnahme ans die französisch sprechende Bevölkerung Lothringens, die in diesem Umfange nicht ge rechtfertigt ist und keinesfalls der Förderung des Deutsch tums In den Nctchslanden dient. Noch weniger sachliche Begründung erfährt diese Maßnahme durch den Hinweis daraus, daß man den Katholiken aus den umliegenden Grcnzbezirken Frankreichs, Belgiens und Luxemburgs die Beteiligung an diesem Kongreß ermöglichen wollte. Die gespannten Beziehungen zwischen Deutschland und Frank reich hätten allein die verantwortlichen Leiter dieses Kon gresses davon abhalten sollen, den Franzosen ein solches Gastrecht einznräumen, eine solche Maßnahme zu trcsscn, die mir geeignet ist, in unklaren Franzoienkvpse» den Wahn zu bestärken, als ob es Deutschland nicht ernst sei mit der dauernden Angliederung der Reichslande an den deutschen Neichsbau. Insofern kann man dem dies jährigen Katholikentag das Prädikat eines „deut schen" Tages mit gutem Gewissen nicht geben. Unter solchen Umständen haben die Versicherungen der Kaisertreue und der Anhängilchkeit an Kaiser und Reich nur «inen be dingten Wert, und man kann cs dem evangelischen Volks teil nicht verdenken, wenn er ob solcher internationaler Regungen der Zentiumsmänner die nationale Zuver lässigkeit des Zentrums noch immer nicht als über jeden Zweifel erhaben anscHen will, denn darüber kann doch nach den mannigfachen Acutzcrungen der Zeittrumsredner auf den Katholikentagen kein Zweifel sein, daß diese sogenannten Katholikentage in Wirk lichkeit Zcntrumsparadcn, daß sic ein scharfes Instrument im politischen Machtkampf sind, den der Ultra- montnnismus zugunsten der katholischen Kirche führt, und daß sie der V c r q u t ck u n g v o n Religion und Poli tik den größtmöglichen Vorschub leisten. Die „Kölner Korr", das Organ der „Berliner" in Köln, gab es erst dieser Tage zu, daß die Generalversammlungen „in erster Linie Begeistcriingsinstitute sind, die vor allem den Interessen des Zentrums dienen sollen". Kein Protestant würde sich über die Katho likentage aufregen und irgendein absprechcndcs Urteil über sie fällen, wenn die Katholikentage, wie .man es erwarten müßte, sich lediglich ans das religiöse Gebiet beschränkten und Angelegenheiten ihrer Kirche unter Schonung Andersdenkender und Andersgläubiger behandelten. Die Gesinnung des einzelnen, an seiner Kirche hängen den Katholiken wird jeder achten und ehren, wenn jedoch die Gesamtheit der Katholiken sich Angriffe auf die andere Konfession erlauben, ihr religiöses Empfinden verletzen und Machtansprüche ans kirchlich-politischem Gebiete geltend machen sollte, hört auch die Rücksicht auf evangelischer Seite auf. Niemand beklagt mehr den konfessionellen Hader als das evangelische Volk, weil jeder fühlt, daß die konfessionelle Spaltung das gefährlichste ist, was unserem gesamten deutschen Volke bet seiner sonstigen Zer- rissenhekt drohen kann und weil die gemeinsamen natio nalen Interessen, der Kampf gegen den äußeren und den inneren Feind ein Arbeiten auf gleicher Grundlage mit Notwendigkeit erfordern. Das harmonische Zusammen arbeiten der evangelischen und katholischen Arbeiter in den christlichen Gewerkschaften ist der beste Beweis dafür, daß es ein Nebencinanderleben und Schulter an Schulter- Kämpfen der verschiedenen KonfcssionSangchörigcn zur Er reichung gemeinsamer Zwecke gibt. Der vorjährige Katholikentag hat es erwiesen, daß auch auf Zentrumsparaüen Mahnungen zum kon fessionellen Frieden auf empfänglichen Roden stoßen können. ES war der Diözesanpräses Otto Müller aus München-Gladbach, der in einer Gedächtnis rede für Kardinal Fischer für das Zusammenarbeiten der beiden christlichen Konfessionen in warmherziger und groß zügiger Weise eintrat und an der Hand der Geschichte dcS deutschen Volkes die verderblichen Folgen der konfessio nellen Spaltung und Absonderung dartat. Dieser wahr haft tolerante Mann war es auch, der für die christlichen Gewerkschaften eine Lanze brach und damit implieits den engherzigen Standpunkt der konfessionellen katholischen Arbeitervereine verurteilte. Leider kann man den Versicherungen aufrichtiger Toleranz einen nur platonischen Wert beimcssen, da die Praxis meist ein anderes Bild zeigt. Wie die Faust aufs Ange paßt zu solchen Versicherungen die zur verderb lichen Gewohnheit gewordene Forderung sämtlicher Katholikentage der letzten Zeit, daß das Jesuiten- ge setz völlig aufgehoben werden, daß alle Schranken sür die kirchliche und priesterliche Tätigkeit der Väter von der Gesellschaft Jesu fallen müßten. Die Propaganda für die völlige Aufhebung dcö Acsuitengcsetzcs hat ja leider gerade in letzter Zeit in außerordentlicher Weise eingesetzt. Ter im Sinne des Zentrums gefaßte B e s ch l n ß d c s R c i ch s ° tages vom Frühjahr dieses Jahres hat einer zügellosen Propaganda Tür und Tor geöffnet. Jedermann im evangelischen Volke weiß, daß die uneingeschränkte Zulassung der seelsorgcrischcn Tätigkeit der Jesuiten die verhängnisvollsten Folgen für den konfessionellen Frieden heranfbcschwörcn würde, und deshalb hat schwere Sorge LaS gesamte evangelische Volk, bc° wltdcrs auch in unserem re^n evangclijchest Sachsenlanüc, ergriffen, wie cS werden wird. Die konservative und die nativiialliberalc Partei Sachsens haben diesen schweren Be sorgnissen und Beklemmungen Ausdruck verliehen. Es ist selbstverständlich, daß eine erneute starke Betonung der Aesuitcnfrage auf dem bevorstehenden Katholikentage die Unruhe noch vermehren wird. Aus diesem Grunde wird man den Verhandlungen des Katholikentages über diesen Punkt mit vermehrtem Interesse entgegensetzen müssen. Es harren wahrlich genug Gcgenwartsaufgaben der Katholiken und ihrer Generalversammlung, woraus auch der Papst in seinem Breve aus die Adresse des Ortsausschusses des Metzer Katholikentages Hingeiviesen hat. Aber leider ist keine Aussicht vorhanden, baß die Acittitensragc, — was wahrhaftig im Interesse des konfessio- ncllen Friedens wäre — von der Tagesordnung abgesetzt wird. Bildet die Jesuitensragc doch den besten Kitt für die durch den Gcmerkschaftsstrcit zerrissenen Katholiken. Denn im Geheimen können sic cs nicht ableugnen, daß der Gewerkschastsstrcit seit dem vergangenen Jahre eine außer, ordentliche Verschärfung erfahren hat und die Gemüter heftig erregt. Erschwerend kommt hinzu, daß der Papst seine Sympathien immer offenkundiger -er „Berliner* Richtung zuwcndet. Eins der größten QuertretLev- organe dieser Richtung, die „Petrus-Blätter", habe« soeben zu dem Belobigungsschreiben des Trierer Bischofs Korum auch ein solches des Papstes zugleich mit dem päpst lichen Segen und einem freundlichen Handschreiben -eS Kardinals De Lai, des Sekretärs der Konststorialkongre- gativn, erhalten und nutzen diesen Trumpf gegen die „Kölner" Richtung natürlich weidlich aus. Es handelt sich hier also um ein planmäßiges Vorgehen höchster kirchlicher Würdenträger gegen die zurzeit im Zentrum herrschende Richtnn g. Die Meinungen werden vor aussichtlich aus dem Katholikentage heftig anfeinander-- platzen. um so mehr, als die „Kölner" di« stark« Macht der preußischen Regierung hinter sich wissen. Aber mau wird sich hüten, diesen Streit öffentlich autzzufechten, man wird ihn nach bekannten Vorbildern hinter den Kulissen zum Austrag zu bringen suchen, und eS wird einer großen „Gewandtheit" deS Präsidenten bedürfen, um deu Schein der Einigkeit sür das profane Auge herzustelleu. Man hat nach einem Bindemittel! für die gläubigen Katho- ltkeu gesucht und hat es, wie schon oben angcdeutet, in der Aesuttenfrage gefunden. Vom Balkan. England sür die Türkei. Nach einer Meldung des „Petit Parisien" aus Rom bemüht sich England bei den Mächten um ein wichtiges Zugc- stänünts zugunsten der Türkei. Danach sollen der Türkei die ihr verbleibenden Gebietsteile durch einen förmlichen Vertrag, der von allen Großmächten zu unterzeichnen ist, voll und feierlich verbürgt werden, worauf sie sich verpflichten müßte, in Armenien, Kleinasien und Arabien die versprochenen und notwendigen Reformen sogleich durchzu- führen. Mahmud Mukthar Pascha über die Adrianopclfragc. Der ottomauische Botschafter tu Berliu, Mahmud Mukthar Pascha, sagte einem Mitarbeiter der »National- Ztg": Bulgarien ist der Aufforderung, seine Truppen hinter die Midia—Enos-Linic der Londoner Konferenz zurückzuziehcn, nicht nachgckvmmcn. Damit wären die Feindseligkeiten wieder eröffnet, und wir haben im regulären Kriegszustand Adrianopcl wieder genommen. Eine Adrianopcl-Frage existiert sür uns nicht. Sie darf es für keine türkische Regie- rimg, die sich halten will, mehr geben. Die Adrianopcl- Frage ist lediglich durch die neuerliche Besetzung Thraziens seitens der türkischen Armee gelost. Diese Armee, welche die beste ist, die die Türket seit Plewna und Schipka be sessen hat. ist doch zugleich die beste Bürgschaft für den Frie den und Sie Erhaltung des Statusquo. Auf die Frage, auf welche Weise diese rasche Umgestaltung der türkischen Armee geschehen sei, erwiderte der Botschafter: In sehr einfacher Weise, und sogar zum Teil vor der Schlacht von Tschatal- dscha, wo wir hierdurch den Sieg dauvittrugen. Es ge schah, indem man die unendlichen vielen Forma tionen und Kaders fallen ließ, welche die Truppen ihrer besten Führer beraubten, um Stäbe usw. zu bilden. Die jetzige thrazische A rmee hat ihren Ursprung in der Tschataldscha - A r m e e. Sie besteht augcnbltck. lich ans einer Biertelinillivn Streitern, die alle junge, gut aiisgebtldcte Soldaten sind. Es sind im ganzen sechs Aiincekorps, die mit Offizieren und Unteroffizieren sowie den notigen Nachfchiibforiiiatioiien bestens versehen werden konnten. Es sind tüchtige, kricgscrprvbtc Führer, die sie befehlen. Seit dem vorigen Winter bat matt