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Nr. V6 DsrrrrerStag den 28. April 1S1V 0. Jahrgang WslschkUolksMum krlchclilt täglich »ach«, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. ««Saabe l.i Mit .Die Zeit In Mort und Bild' vierteljährlich- 2 1<1 In Dresden durch Bote» »,4« .2. In ganz Deutschland frei Haus 8,US Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit^ Recht und Freiheit Inserat« werden die kgespaltenc Petttzeilc oder deren Raum mit 18 -j, Reklamen mit 8V 1 die geile berechnet, bei Wiederholung« entsprechenden Rabatt. Buchdruckeret, Redaktion und Weschäst-iteSei Dresden, Pilluttzer Strafte 18. — Fernsprecher 1888 Iür Rückgabe »nbrrlanat.Schriftftüik« keine Verbindlichkeit RedaktioiiS. Sprechstunde: 11—18 Uhr. 1> « « 8 » « N K^vIrLvr'« Vöelrlerpenslnirttt. VIL, -L 8«?keiorre.1r»üe «I. ^Itrsnomuriai^. LIsrrlioksr kkrkxni'ton. 1'sQQi8. Hoekgto srrioiiiieks VortvUv. SV' LrsLe UekrkrLIte kUr Lpnacden. >VI»«ensckatten. Musik. Molen U8vv. 4 l>iotlonallekrerlnnea i. H. I'vin^sKoN. u. KL isl. ^us- biläimpr. Vorrtt^l. Lorpvrpüo^s; LLäsr. Llxenes perleakelm out Verresküke: pokler-ttous, Lossebouile. nads om ^nslckls- j proipektv ä. Vorsteherin. — Vorritoksrio: I rLuloin pokler. Eine Abrechnung mit der Rothschildgruppe. Hon hervorragender Seite wird uns aus Wien unterm 26. April geschrieben: Das liberale Hauptorgan, die „Neue Freie Presse", ist sehr unzufrieden mit dem Hcrrenhause. Man hatte ge hofft, daß sich die buchhalterische Pedanterie der alten Exzellenzen gegen die Budgetierungsgebräuche des Volks hauses und des „allzu nachgiebigen" Finanzministers er heben würde zum einmütigen Protest. Nun ist aber eigent lich nichts von alledem eingetroffen. Die gestrige Verband- lung der Vorlage über eine Anleihe von 220 Millionen Kronen im Herrenhause brachte Wohl manches scharfe We ^ der Kritik gegen die starken Anforderungen, die das Volk Haus an das Budget stelle, auch der Finanzminister bekam einige Worte der Unzufriedenheit zu hören, aber im großen ganzen war die Debatte eine überaus ruhige, ja vornehme, der angesagte Sturm blieb völlig aus, es fehlte sogar nicht an freundlichen Anerkennungen sowohl für das Abgeord netenhaus, das sich gebessert habe, als auch für die Regie rung, die unter den gegebenen Verhältnissen die zweck mäßigste Haltung eingenommen habe. Darob ist nun das Hauptorgan des Vörsenlibcralismns schrecklich enttäuscht. Was ist der Grund dieser Verdrossen beit? Ist die Regierung, die noch vor kurzem als deutscher Nationalbesitz gepriesen wurde, plötzlich unter slawischen Ein fluß geraten? Hat die Negierung über Nacht ihren Cha rakter verloren, gehört ihre Unterstützung nicht mehr zu den Pflichten der deutschen Parteien? Oder wie sonst ist es zu erklären, daß das liberale Hauptorgan darüber so vergrämt tut, daß die früher von ihm mit solchem Eifer verteidigte Negierung gestern im Herrenhause nicht zum Stolpern ge bracht wurde. Das Geheimnis dieser plötzlichen Feindschaft liegt in anderer Richtung. Die Hauptaufgabe der „N. Fr. Pr." ist ja nicht die Vertretung des Freisinns und des „gelernten" Deutschtums, sondern die Wahrnehmung der Inter- e s s e n d e s B a n k h a u s e s N o t h s ch i l d. Freisinn und Deutschtum sind Artikel im Nebengeschäfte, voran gehen Pflichten gegenüber dem jüdischen Großkapital. Das Haus Rothschild aber ist von der Negierung allerdings sehr bitter „gekränkt" worden. Man denke nur: Jahrzehntelang hatte die Rothschildgrnppe ein förmliches Privilegium auf die Geldgeschäfte mit dem österreichischen Staate. Wenn der Staat Geld brauchte, ging man zu Rothschild, ohne andere Geldbesitzer auch nur zu fragen, ob sie etwa ebenfalls bereit wären, dem Vaterlande gegen absolute Sicherstellung und gute Zinsen eine Summe vorzustrecken. Rothschild hatte Geld in Hülle und Fülle, er gab es gern und gab es schnell — gegen hohe Verzinsung natürlich. Dabei wußte er sich noch den Anstrich zu geben, als brächte er dem Staate aus purem Patriotismus ein großes Opfer, er, der doch nur ein sehr einträgliches Geschäft mit dem Staate gemacht, das ihm alljährlich zahllose Millionen aus den Taschen der Steuerträger einbrachte. Schließlich wußte er die Sache so darznstellen, als sei Oesterreich auf das Wohlwollen des Hauses Rothschild angewiesen. Bekannt ist ja der Ausspruch der alten Baronin Rothschild gelegentlich den zu Ende der 80er Jahre zwischen Oesterreich und Rußland drohenden kriegerischen Verwickelungen: „Was, Oesterreich will einen Krieg führen? Oesterreich kann gar keinen Krieg führen, wen» es mein Mann nicht erlaubt und das Geld dazu her gibt." In eine so furchtbare Abhängigkeit war Oesterreich durch den verbrecherischen Leichtsinn einer liberalen Finanz politik geraten. Dieser Abhängigkeit ist min mit kühner Entschlossen heit ein Ende gemacht worden. Wenn die Regierung Bie- ncrths sonst gar nichts Gutes getan hätte, diese eine Tat reicht hin, um ihr für immer einen ehrenvollen Platz in der österreichischen Geschichte zu sichern. Die Regierung Bie- nerth hat den ununterbrochenen Mahnungen der Christlich sozialen nachgegeben und mit dem Privilegium Rothschilds aufgeräumt. Sie hat sich erinnert, daß der Staat in der Postsparkasse ein ganz ausgezeichnetes Geldinstitut besitzt, das ihn der Notwendigkeit enthebt, zu Rothschild betteln zu gehen. Nach eingehenden Beratungen zwischen dem Fi nanzminister und dem Handelsminister Weißkirchner wurde schon anläßlich der letzten Anleihe beschlossen, sich nicht an das Haus Rothschild zu wenden, sondern sich das Geld mit tels der Postsparkasse zu schaffen. Bekanntlich wurde da mals dieser Beschluß trotz des Geschreies und der Drohun gen der Rothschildpresse auch durchgeführt und zwar mit glänzendem Erfolge. Nun wurde aber von der Regierung beschlossen, auch die neue 220-Millionen-Anleihe durch die Postsparkasse zu begeben. Darob Helles Entsetzen im Hause Rothschild, wo man sich der Hoffnung hingegcben haben mag, daß der Boykott der letzten Anleihe durch die Noth- schildgrnppe der Negierung Angst eingejagt und sie für immer kuriert habe. Um das Maß voll zu machen, verkün digte der Finanzminister noch im Abgeordnetenhaus«:, daß es sich da nicht etwa um eine zufällige vereinzelte Maß nahme, sondern um ein neues Regierungsprinzip handle; der Staat werde sich grundsätzlich nicht mehr an einzelne Geldinstitute, sondern an alle geldkräftigen Kreise wenden, er werde die Bevölkerung zu seinem Gläubiger mache», nicht mehr eine einzelne Gruppe. Natürlich setzten nun wieder die Drohungen ein, von denen jene die bezeichnendste ist, daß das Haus Rothschild in einem Kriegsfälle Oesterreich in der Patsche sitzen lassen werde. Aber der Finanzminister Herr von Bilinski hat im Herrenhause die richtige Antwort daraus gefunden. Er hat die Rothschildgrnppe an ihre jahrzehntelangen höchst pro fitablen Geschäfte mit dem österreichischen Staate erinnert und hat ihr dann ein recht wirksames Privatissimum über die Pflichten des Patriotismus gelesen. Gerade diese Drohung beweise die Notwendigkeit, daß der Staat aus der Abhängigkeit von einer einzigen Familie befreit werde. Und daher verbleibe es bei den Beschlüssen. Das war eine gesunde Lektion. Man begreift jetzt, warum die „Neue Freie Presse" so gern ein Debakle des Finanzministers und der Negierung im Herrenhanse erlebt hätte. Die Rothschild grnppe hat aber nun die Wahl, ob sie zum Spott noch den Schaden haben oder ob sie diesmal an dem Nentengeschäfte mit profitieren will. Voraussichtlich wird sie gute Miene zum bösen Spiele machen und das Profitchen nicht ver schmähen. Deutscher Reichstag. Der Reich»t«g nahm am Dienstage Wahlprüfungen vor. Für gültig wurden erklärt Glowatzki (Ztr.), Labroise. Arnstadt (kons.), Mayer-Pfarrkirchen (Ztr.). Spindler lZtr.) und Wehl und SieverS (natl.). Die Wahl Kleye (natl.) wurde an die Kommission zurückverwtesen. Ir. Berlin. Sitzung vom 26 April 19lv. Auf der Tagesordnung stehen Wahlprüfungen. Die Wahl des Abg. Glowatzki wird für gültig erklärt. ES handelt sich um die Wahl von Labroise: die Kommission beantragt Lästigkeit. Der Antrag ans Zurückverweisung an die Kommission wird abgelehnt und die Wahl für gültig erklärt. Es folgt die Wahl von Kleye (natl.): Die Kommission be» antragt Ungültigkeit. Abg. v. Oerben (Reichrp.): Eine amtliche Kandidatur kommt nicht mehr in Betracht: der Kandidat war frei ausgestellt, und wenn die Aufrufe einige Unterschriften von Beamten trugen, dann ist dies noch keine amtliche Kandidatur. Abg. S ch w a r z e - Lippstadt (Zentr) tritt für Ungültigkeit ein, da es sich um eine amtliche Kandidatur handle; es müsse Un gültigkeit erklärt werden. Abg. Fischer (Sozd.): Will man mit der alten Praxi» brechen? (Ja!) Gut, dann ist es ein Rechtsbruch. Wenn aber alle RechlSbrüche der Rechten gestraft würden, würde man den Hallcyschen Kometen nicht mehr brauchen. (Schallende Heiterkeit.) Nach längerer Debatte wird die Wahl an die Kommission zurückverwiesen. Es folgt die Wahl von Arnstadt (kons.). Die Kommission beantragt Ungültigkeit. Nbg. v. Brockhauien (kons.) beantragt Gültigkeit. — Die Wahl wird gegen die Stimmen der Linken für gültig erklärt. Es folgt die Wahl von Mayer- Pfarrkirchen (Zentr.). Die Kommission beantragt Ungültigkeit. Abg. Dr. Arndt (ReichSp.) stellt den Antrag auf Gültig keit, da cS sich nur um Formfehler gehandelt habe. Der Polizei« dicncr hat in Bayern gar keinen Einfluß, während umgekehrt jeder Bürger den Polizeidiener hätte beeinflussen können. (Zuruf: Durch ein Maß Bier! Heiterkeit.) Aber darum kann man den Kreis doch n cht einer Neuwahl aussetzcn. Ich beantrage Gültigkeit. Abg. Dr. Neu mann-Hofer (Dolksp ): Es handelt sich um eine sehr ernste Sache. Las Wahlgeheimnis mutz gewahrt werden. Wenn wir auf den Kreis Rücksicht nehmen, sind alle Verhandlungen hier ein» Komödie Abg. Speck (Ztr.): Nach der Zeugenvernehmung steht fest, daß der Polizeidiener stets zum Fenster hinausschauen mußte, wenn ein Wähler den Jsolierranm betrat. (Heiterkeit.) Eine Kontrolle fand gar nicht statt. Das Wahlgeheimnis ist nicht verletzt worden. Eine Wahlbccinflnssung fand gar nicht statt. Abg. Fischer (Soz.): Wir hätten die Wahl von drei konser vativen und drei nationalliberalen Abgeordneten für ungültig zu erklären: da verständigen sich die bürgerlichen Parteien und da» Zentrum erhält auch cm Mandat. Das ist eine Versicherung auf Gegenseitigkeit. Nach kurzer Debatte wird die Wahl von Mayer für gültig erklärt. ES wird die Wahl des Abg. Spindler für gültig erklärt. Es folgt die Wcihlprüfuvg Webl und SieverS (natl.). — Die Kommission beantragt Ungültigkeit. — Abg. Schwa rze- Lippstadl (Zentr.) stellt den Antrag .für den Fall, daß de: Beschluß der Wablprüfungskommission auf Ungültigkeitserklärung abgelehnt wird: die Wahl des Abgeordnete«: Webl zu be .nstanden und den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, durch Vermittelung der Köntgl. Preutz. Regierung die zu de» Punkt-,, 2 und deS Proteste» beschlossenen Beweise zu erheben und das Resultat dem Reichstage mitzuteilen". Die Konservativen beantragen Gültigkeit der Wahl. Nach kurzer Deba te werden die Wahlen für gültig erklärt. Die anderen Wahlen werden für gültig erkläit DaS HauS vertagt sich auf Mittwoch 2 Uhr. Schluß 6 Uhr. Politische Rundschau. Dresden, den 27. AprU 1910. — Von einer Begegnung zwischen Kaiser und König Ednard ist, wie die Nordd. Allg. Ztg. schreibt, am kaiser lichen Hoflager nichts bekannt. Vjörnstjerne Björnson Von Joseph Seifert. Der große norwegische Dichter B j ö r n st j e r n e Björnson ist am 26.' April abends in Paris gestorben. Seit Wochen lag er schwer krank darnieder. Noch einmal schien er sich zu erholen; es war das letzte Aufflackern des erlöschenden Lebens. Nach uralter Sitte wurde er rach seinem Großvater Björn genannt, sein Vater aber fügte noch zwei Sterne hinzu, weil der Großvater „nicht das Glück mit sich gehabt hatte" und man eine Vererbung des bösen Schicksals auf den Enkel verhüten wollte. Ob es nun daher kam oder ob eine Fee dem Kinde schon in der Wiege das Geschenk des Glückes zuteil werden ließ, das mag dahingestellt sein. Sicher ist, daß Björnstjerne Björnson vom Glücke begünstigt wurde, wie wenig Sterbliche. Kein Hemmnis verlegte ihm je seinen Weg. Mit ruhiger Sicherheit stieg sein Glücks stern immer höher, neigte sich dann in ungebrochener Licht fülle und verschwand. Aber seine Bahn steht leuchtend vor uns. Es war kein Kämpfen, kein Ringen. Björnson besaß jene Wunderlampe des Aladin, den unerschütterlichen Glau- ben an sich selbst, und so konnte ihm niemand etwas an- haben, so mußte er überall siegen. Auf dem einsamen Pfarrhofe zu Kvikne, am westlichen Abfalle des mächtigen Dovregebirges im südlichen Nor- wegen, wurde er am 8. Dezember 1832 geboren. Hier, in mitten der gewaltigen Berglandschaft, erhielt sein empfäng licher Sinn die ersten Eindrücke. Doch schon mit sechs Jah ren kam er in eines der fruchtbarsten und üppigsten Täler Norwegens, nach Romsdal, wohin sein Vater versetzt wurde. So lernte er schon frühe die Gewalt großer Gegensätze kennen. Notwendig bildete sich da ein Charakter, der auf der einen Seite das Gewaltige und Derbe der Gebirgsnatur, auf der anderen die milde Versöhnlichkeit, ja Traulichkeit des Tales vereinte. Nach der Mittelschule kam Björnson 1832 an die Universität Christiania, wo er Ibsen, seinen Rivalen, kennen lernte. Ihr Verhältnis hat Björnson in seinem „Kronprätendenten" in meisterhafter Weise dar- gestellt. In Christiania begründete Björnson seinen Ruf als Dichter und stellte sich an die Spitze der nationalen Be wegung gegen die geistige Oberherrschaft der Dänen. Als Nachfolger Ibsens wirkte er zwei Jahre als Theaterdirektor in Bergen, dann trat er in die Redaktion des „Aftenbladet" in Christiania ein. Seine ersten literarischen Arbeiten sind Novellen, deren Stoff norwegisch-national ist. „Synnove Solbakken", „Arne" und „Ein fröhlicher Bursch" machten ihm mit einem Schlage berühmt. Gleichzeitig betätigte er sich ans dem Gebiete des Dramas. Er schrieb „Halte Hulda" und „Zwi schen den Schlachten", „Kong Sperre" und die Trilogie „Siglind Slembe", deren Stoffe sämtlich den Saggas oder der nationalen Geschichte entnommen sind. Im Gegensatz zu Ibsen, der ähnliche Stoffe behandelte, in ihrer Auf- fassung seiner Zeit aber weit vorauseilte, blieb Björnson mehr in den Bahnen Oehlenschlägers. Dieser konservative Zug bleibt ihm durch sein ganzes Leben. Er war kein Stür mer und Dränger. Das zeigt sich am deutlichsten in seinen Gescllschaftsdramen. Nirgends finden wir ein solches Zer fasern der tiefsten Gefühle, nirgends die Zerstörungswut, die Ibsen anszcichnet. Björnson wirkt versöhnlich, er ist praktischer und läßt alle unlösbaren Probleme beiseite. In den Jahren 1860 bis 1863 bereiste er Europa und über nahm dann die Leitung des Theaters in Christiania. Veit 1867 lebte er im Auslande, wirkte bei einer dänischen Zei tung und kehrte 1873 wieder nach Norwegen zurück. — E« entfaltete eine agitatorische Wirksamkeit zugunsten eine« norwegischen Republik. Die Freiheit eines Volkes galt ihm stets am höchsten, weshalb er sich zum Beispiel auch de« von den Magyaren unterdrückten Slowaken annahm. Seit 1863 genoß er ein staatliches Dichtergehalt. Seine dichterische Tätigkeit erstreckte sich sowohl auf episches wie auf dramatisches Gebiet. Von seinen Dramen seien noch als die bekanntesten erwähnt: „Ein Fallissement" (1873), „Ter König" (1877), „Leonarda" (1879) und auS demselben Jahre auch „Das neue System". Großes Auf sehen erregte sein mystisches Schauspiel „lieber die Kraft", Lange stritt man darüber, ob Björnson hier beweisen wollte, daß es Wunder gibt oder daß es keine gibt. Die Frage wird wohl nie beantwortet werden und ist auch müßig. Der Katholik kann sich aber des Eindruckes der Frömmelei nicht entziehen, den dieser Pastor in seinen nüchternen Gottes- diensthandlungcil auf ihn macht. Den Wienern ist Björn son kein Unbekannter. Vor einigen Wochen errang noch sein letztes Werk am Königlichen Schanspielhanse zu Dres den einen schönen Achtungserfolg. Der 77jährige hatte noch die Kraft zu einem lebensprühenden Lustspiel „Wenn der junge Wein blüht". Mehr noch als in seinen Dramen tritt in seinen Roma nen „Man flaggt" (1881) und „Auf Gottes Wegen" (1889V die moralisierende Tendenz zutage, die ihren künstlerischer» Wert etwas beeinträchtigt. Seine Stärke liegt in der glänzenden Charakteristik und psychologischen Feinheit und« Tiefe. Er lvar ein geborener Epiker und erreichte deshalb in der dramatischen Technik eine solche Höhe wie Ibsen.