Volltext Seite (XML)
Wnßerch-Zertung Lerantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. ' '-!» . Jnsttate wirst» Wit 8 Pf. füv dtt Zeil« berechnet ^ch u. in allen Er- pedltionrn an, genommen. Ein nntcrhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Erscheint Dienstags und; Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstal ten. Preis pro Quart. I VNgr. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, 2. April. Endlich scheint der Frühling wiedergekehrt zu sein! Apriltage brachte uns das Ende des März; auch der gestrige Tag fing regnerisch an, hellte sich aber am späten Nachmittage auf und gewährte uns am Abende einen freundlichen Anblick des Sternenhimmels. Zu unserer Freute sa hen wir am Westhimmel, nicht fern vom Horizonte, einen Kometen, — ziemlich an derselben Stelle, an welcher wir im Juli vor. Js. einen Kometen (den von KlinkerfueS entdeckten) wahrnahmen. Jedenfalls haben ihn viele unsere: Leser schon mit eigenen Au gen geschaut. Weitere Mittheilung darüber überlassen wir sachkundigen Männern, die uns in andern Zeit schriften bald mehr berichten werden. Altenberg. Bei der hiesigen Sparkasse sind im ersten Quartale dieses Jahres 637 Thlr. 29 Rgr. 4 Pf. eingezahlt und 452 Thlr. 5 Ngr. 8 Pf. zurückgezahlt worden. * Altenberg, den I. April. Lagen auch bisher bei unS an manchen Orten noch Massen Schnee, so blickten doch schon hin und wieder freundlich die Schnee glöckchen durch, Allein diese sind heute Morgen wie der gänzlich unfern Augen entschwunden, da ein neuer Schnee gefallen ist; unsere befreundeten Sänger sind verstummt und suchen ängstlich umherfliegend vor den Thüren und Fenstern Schutz und Nahrung. Das Gemüth des Armen aber, das in Hoffnung auf ei nen baldigen Lenz wieder etwas freier athmete, ist nun in noch niedergedrückterer Stimmung, als vorher. Unser Armenverein wird, wenn er anders seine schöne aber auch schwere Aufgabe lösen soll, eine viel umfassende Thätigkeit zu entwickeln haben, die wir zuversichtlich auch erwarten dürfen, da Männer von Kraft, Umsicht, von Humanität und gutem Willen beseelt, das Ruder in die Hand genommen haben. Ihnen, die als rettende Engel der Armtfth in der Zeit der Noch vom Himmel gesendet sind, wünschen wir zu dem schwierigen Werke Gottes reichsten Segen! * Aus der Umgegend von Liebstadt, den 2. April. In.Döbra ist ein nächtlicher Einbruch ge schehen. — Vorgestern kommt der Begüterte Goltzsch in Döbra gegen 1t Uhr nach Hause und wird stutzig, da er in seiner Wohnstube noch Licht steht. Er geht hinein und findet einen Mann, der im Zusammen packen von Kleidungsstücken, die sich in der Stube befunden, eifrig beschäftigt ist. Als Goltzsch, ein kräf tiger Mann, ihn gefangen nehmen will, bringt der Dteb demselben einige Schnitte in die Hand mit einem Böttcherschnitzer bei. Dessen ungeachtet überwältigt ihn jedoch Goltzsch und bringt ihn in Haft nach Lauen stein. Culpat ist ein Böttcher, Namens Hauke aus Altenberg, dem man vorher nichtS Widerrechtliches nachsagen konnte. In Liebstadt stürzte ein Handelsmann aus Altenberg in einen Mühlgraben, aus welchem er wahr scheinlich auSgegleitet war. Ein kleines Mädchen ge wahrte den Sturz, holte den Vater herbei, der ihn aus dem Wasser zog. — Er liegt dort unter ärzt licher Behandlung und wird, sobald er transportabel sein dürfte, in seine Heimat!) gebracht werden. — Berlin, 29. März. Die Commission der U. Kammer wegen Bewilligung einer Anleihe von 3V Mill. Thalern hat folgenden Beschluß mit Stimmen einhelligkeit gefaßt: Die hohe Kammer möge beschließen: in Erwägung 1) baß bei den drohenden Kriegsgefahren das Bedürfniß nicht vetkiMM werden kann, der Regierung die gefoderteu Mittel zu gewähren, um die Ehre und Uaabhäugigklkr des Vaterlandes zu ivahtbn und die iJnterressen des Landes zu vertheidigen, sowie tu Er wägung 2) daß die Regierung Sr. Maj. des Königs die Er klärung abgegeben hat, auch ferner in der bisher verfolgten Pö- litik baharrcn und demgemäß im Verein mit den CahlnetKu von Wien, Paris und London und insbesondere in innigem Zu sammenwirken mit Oesterreich und den übrigen deutschen Staa ten auf die schleunige Herstellung de- Friedens auf der Grund lage des Recht«, wie solche iu den Wiener Eonfereuzprotocotttu auSgesprocken ist, unter Wahrung der Freiheit ihrer Entschließung für ein actipeS Einschreiten hinwirken zu wollen, — zwei G«-, setzenlwürftn, betreffend den außerordentlichen Geldbedarf der Militärverwaltung für das Jalir 1854, sowie die Beschaffung der zur Deckung desselben erforderlichen Geldmittel, die ver fassungsmäßige Zustimmung zu ertheiien. Auf diesen Beschluß der Commission hat eine Er klärung des Ministerpräsidenten v. Manteuffel, na mentlich aber eine klare Auseinandersetzung des KriegS- ministerS, General v. Bonin, eingewirkt. Der Letz tere hob hervör, daß ein Anschluß, Preußens an Rußland bei der Gesammtlage der Dinge zu den Un möglichkeiten gehöre. Ein Zusammengehen Preußens mit Rußland würde Deutschland zum Hauptschauplatze des Kriegs mit allen seinen schrecklichen Folgen ma chen, und wer noch einen Funken von deutscher oder preußischer Vaterlandsliebe in sich fühle, könne einer solchen Politik nicht das Wort reden. Diese Erklä rung des KriegSministerS hat einen sehr erfreulichen Eindruck auf die überwiegende Mehrzahl der Com- missionSmitglieder hervorgebracht. General v. Ponin gebrauchte bei seiner Darstellung der Sachlage das Bild, daß, wie alte Gesetzgeber eS vermieden hätten, in ihren Gesetzbüchern des Verbrechens deS VatermorbS zu erwähnen, weil sie dieses unnatürliche Verbrechen für eine Unmöglichkeit gehalten hätten, so könne auch der irrigerweise vielfach besorgte Fall eines Anschlus ses Preußens an Rußland gänzlich außer Befracht