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Hohensiemer Tageblatt Erscheint ^cden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro .Quartal Mk. 1.40; durch die Post Mk. 1.50 frei ins Haus. Geschäfts-Anzeiger für Inserate nehmen die Expedition bis Vorm, tv Utz» sowie für Auswärts alle Austräger, deSGl. alle Annoncen-Expediüonen zu Original Preisen entgegen. Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Luga«, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rüßdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleisza, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschhet«. Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein. Freitag, den 17. November 1893 rrs 43. Jahrgang. Entrichtung der Gemeinde-Anlagen Der am 1. November e. fällig gewesene 4. Termin der Genieindeanlagen ist nun mehr ungesäumt zu bezahlen. Am 5. December c. beginnt die zwangsweise Beitreibung aller Rückstände durch den Rathsvollzieher. Hohenstein, am 15. November 1893. Der Stadtrat h. vr. Backofen. Stadtbad. Während des Winterhalbjahres werden Wannenbäder an allen Wochentagen von früh 8 Uhr bis abends 8 Uhr und Sonntags von früh 8—12 Uhr, Dampfbäder für Damen am Dienstag und Donnerstag, für Herren am Montag, Mittwoch, Freitag und Sonnabend von früh 8-6 Uhr abends abgegeben. Wer ein Dampfbad nehmen will, wird gebeten, sich thunlichst vorher zu melden. Bademarken sind bei den Herren Buchbinder Weitmüller, Dresdenerstraße, und Kaufmann Riedel, Poststraße, zu kaufen. Der Eintritt in das Stadtbad ohne Bademarke ist verboten. Hohenstein, den 15. November 1893. Der Stadtrat h. vr. Backofen. Bekanntmachung. Vom 19. d. M. ab befindet sich die Expedition des Königl. Unterfteueramtes im Hause des Herrn Schmidtel, Markt 19, I. Etage. Mehnert, Einnehmer. Die Eröffnung des Landtages. Im Thronfaale des Residenzschlosses zu Dresden erfolgte gestern Mittag 1 Uhr unter zahlreicher Betheiligung der am königl. Hose vorgestellten Herren und vieler Officiere durch Se. königl. Hoheit den Prinzen Georg in Vertretung Sr. Majestät des Königs, welcher leider durch Unwohlsein verhindert war, die feierliche Eröffnung des einberufenen 25. ordentlichen Landtages. Aus diesem Anlasse zeigte sich das Innere des Schlosses in dem bei großen Hoffesten üblichen Gepränge. Eine Com pagnie vom 2. Jäger-Bataillon Nr. 13 war im Vestibüle und je eine Ehrenwache des Gardereiter-Regiments am Eingänge zu den Gemächern der zweiten Etage nnd im Thurmzimmer aufgezogen, um den ankommenden Herren die militärischen Honneurs zu erweisen. Im Treppcnhause gewahrte man zahl reiche, in der bekannten gelben Galalivree erscheinende Diener schaft, welche längs der Treppe vom Parterre bis zur zweiten Etage Aufstellung genommen hatte. Nachdem sich die Theilnehmer an der Feier in den Ge mächern der zweiten Etage versammelt hatten, wurden dieselben in den Thronsaal eingeführt und daselbst in folgender Weise placirt: das diplomatische Corps mit den fremden Herren links vom Throne, das Präsidium und die Mitglieder der Ersten Kammer vor dem Throne rechts, das Präsidium und die Mit glieder der zweiten Kammer vor dem Throne links und hinter diesen auf einer Estrade die Herren der UI., IV. und V. Klasse der Hofrangordnung. Nachdem hierauf die Prinzen des könig lichen Hauses, sowie die Personen des königlichen und prinz- lichen Dienstes in feierlichem Zuge den Saal betreten hatte, verlas Se. königl. Hoheit Prinz Georg, welcher rechts des ver hüllten Thrones Aufstellung genommen hatte, die nachfolgende, vom Minister-Präsidenten Herrn Staatsminister v. Thümmel überreichte Thronrede: Meine Herren Stände! Ich habe Sie heute zur Wiederaufnahme Ihrer ver fassungsmäßigen Thätigkeit berufen und heiße Sie herzlich willkommen. Dabei drängt es Mich, dem von Mir bereits öffentlich ausgesprochenen Dank für die Mir zu Meinem 50-jährigcn Militärdienst-Jubiläum aus allen Theilen des Landes ent gegengebrachten Zeichen der Treue und Anhänglichkeit auch noch Ihnen, als Vertreter des Landes, gegenüber den wärmsten Ausdruck zu geben. Der Landtag, der jetzt zur 25. ordentlichen Tagung zusammentritt, kann auf einen langen bedeutsamen und er folgreichen Abschnitt in dem constitutionellen Leben des Staates zurückblicken. Ist dieser Rückblick auf eine lange Zeit fruchtbringenden Wirkens auch geeignet, Anlaß zur Freude zu geben, so gereicht es Mir um so mehr zu leb haftem Bedauern, daß Ihr diesmaliger Zusammentritt gerade in eine Periode fällt, in welcher die Verhältnisse auf dem Gebiete der Volkswirthschaft und der Staatsfinanzen nicht eine so günstige Gestaltung aufweisen, wie in den letztver gangenen Perioden. Die Lage des gesammten wirthschaftlichen Lebens im Lande läßt indessen erkennen, daß der Druck, unter dem dasselbe seit einiger Zeit zu leiden hat, im Weichen be griffen ist, wenn auch die bislang im Bereiche der Industrie und des Handels beobachtete Stetigkeit des Wachsthums, vielleicht mit infolge der durch günstige Jahre veranlaßten Vermehrung der Production einige Abschwächung erfahren hat. Die Landwirthschaft ist durch die langandauernde un gewöhnliche Trockenheit im Frühjahre und Sommer dieses Jahres und den dadurch herbeigeführten Futtermangel wesent lich beeinträchtigt worden und Meine Regierung hat sich deshalb veranlaßt gesehen, zu Fernhaltung eines zu besorgen den Nothstandes vorsorgliche Maßregeln zu treffen. Haben sich auch diese Verhältnisse im weiteren Verlaufe des Jahres wesentlich gebessert, so üben doch die zum Theil nicht be friedigenden Erträgnisse der diesjährigen Ernte bei gedrückten Preisen einen ungünstigen Einfluß aus. Es steht aber zu hoffen, daß der auf den hauptsäch lichsten Erwerbsquellen zur Zeit noch lastende Druck vor übergehen und insbesondere bei den — Gott sei Dank — sich bietenden Bürgschaften für Erhaltung friedlicher Ver hältnisse die Besscrnng der wirthschaftlichen Lage eine nach haltige sein werde. Diese Hoffnung wird dadurch bestärkt, daß bereits in einzelnen Zweigen der Volkswirthschaft Anzeichen hcrvor- jreten, welche auf eine wiedererwachende stärkere Nachfrage nach Erzeugnissen der Industrie und Gegenständen des Handels schließen lassen. Wenn die Lage der Staatsfinanzen gegen bisher eine weniger günstige geworden ist, so liegt der Grund hieran, abgesehen von dem Rückgänge der Erträgnisse in einzelnen Staatsbetrieben, in der Hauptsache in der Verkettung der Finanzwirthschaft des Reiches mit der der einzelnen Bundes staaten und den dadurch für letztere herbeigeführten Schwan kungen in ihren Staatshaushalten. Da die längere Beibe haltung dieses Verhältnisses von den Bundesregierungen allseitig als unhaltbar erkannt und eine baldige Reform der Reichsfinanzverwaltung als dringend nöthig erachtet worden ist, so läßt sich erhoffen, daß die darauf gerichteten gemeinsamen Bestrebungen in nicht zu langer Zeit von Er folg begleitet sein und damit auch die gegenwärtig schwer empfundenen Störungen in unserem Staatshaushalt werden beseitigt werden. Ungeachtet der Ungunst der Finanzlage hat sich indeß noch die Möglichkeit ergeben, ohne eine Erhöhung der Steuern das Gleichgewicht in demselben herbeizuführen. Dabei ist es aber unthunlich gewesen, die Ueberweisung eines Theiles der Einnahme aus der Grundsteuer an die Schulverbände fernerhin aufrecht zu erhalten. Um aber die wenig leistungsfähigen und wirklich bedürftigen Schul gemeinden für diesen Ausfall der Einnahmen einigermaßen entschädigen zu können, wird Ihnen Meine Regierung eine Erhöhung der Etatsumme zu Beihilfen an unvermögende Schulgemeinden bei Aufbringung des Schulbedarfs Vor schlägen. Zu Abhilfe der Mißstände, welche sich im Laufe der Jahre bei der gerichtlichen Aburtheilung über die Entwend ung von Feld- und Gartenfrüchten herausgestellt haben, wird Ihnen von Meiner Regierung ein entsprechender Ge setzentwurf vorgelegt werden. Die weitere Ausbildung und Verbesserung d:s Eisen bahn- und Verkehrswesens wird wie bisher Gegenstand un ausgesetzter Fürsorge Meiner Regierung sein. Die mit Hilfe der von den vorigen Landtagen bewilligten Mittel angefangencn Erweiterungsbauten sollen weiter fortgestcllt, auch eine Reihe anderer dergleichen Bauten, für welche sich ein dringendes Verkehrsbedürfniß gezeigt hat, ausgeführt werden. Nicht minder hat sich für den Eisenbahnbetrieb die Beschaffung neuer Betriebsmittel als nothwendig er wiesen. Auch soll auf die Fortsetzung des Eisenbahn neubaues durch Herstellung einiger Secundärbahnen Bedacht genommen werden. Wegen Bereitstellung der hierzu er forderlichen Mittel werden Ihnen von Meiner Regierung geeignete Vorschläge zugehen. So mögen denn die Verhandlungen auch dieses Land tages zum Heil und Seg-n des Landes gereichen. Hierauf trug Herr Geh. Rath Held die Propositionen vor, worauf Herr Staatsminister v. Thümmel im Namen Sr. Majestät des Königs den Landtag für eröffnet erklärte. Der ganze feierliche Act dauerte eine reichliche Viertelstunde. Nach mittags um 6 Uhr findet im Bankettsaale des Residenzschlosses zu Dresden große Tafel zu Ehren der Landtags-Abgeordneten statt. Sächsisches. Hohenstein, 16. November. Mit lebhaftem Bedauern vernahm man gestern die Kunde von der Erkrankung Sr. Majestät des Königs, der vorgestern noch rüstig und wohlauf, die Bahn-und Hafenbauten besichtigte, ungeachtet der rauhen Witterung und des kalten, starken Ost windes. Schon mittags stellten sich die Folgen einer Erkältung, mäßige Ficbererscheinungen, ein, sodaß die beabsichtigte Reise nach Leipzig unterblieb und Ihre Majestät die Königin allein der Feier des dortigen Albertzweigvereins beiwohnte. Auch gestern Morgen war noch keine Besserung zu spüren, und bald entwickelte sich das Unwohlsein zu einem Bronchialkatarrh, der den Monarchen nöthigte, das Bett zu hüten. Aus diesem An lasse eröffnete Se. königl. Hoheit Prinz Georg, wie an anderer Stelle berichtet, den Landtag, und die zu Ehren der Abgeordneten befohlene Galatafel wurde fwieder abgesagt. Die mr heute Donnerstag angesetzte Jagd auf Tharandter Revier wird anstatt des erkrankten Monarchen Se. königliche Hoheit Prinz Georg abhalten. Der außerordentliche Staatshaushaltsetat erfordert einen Aufwand von 43 381400 M. Im Departement der Justiz werden für Bauten und Areal-Erwerbung für Gerichtsgebäude und Gefangenenhäuser in Leipzig, Dresden und anderen Städten 1200 000 M. gefordert. Das Departement des Innern ver langt für ein neues Polizeigebäude in Dresden und' ein Dienst gebäude für das Staatsaichamt 3100000 M. Im Depar tement des Cultus und öffentlichen Unterrichts erfordern die Neubauten bei der Universität Leipzig 1 372 600 M., ierner Neubauten an der Dresdner technischen Hochschule 267 000 M. und für den Neubau eines Seminars in Plauen bei Dresden 935 000 M. Aus dem Departement der Finanzen sind folgende Positionen zu nennen: Dienstgebäude für die Zoll- und Steuer- direction in Dresden 350000 M.. neues Finanz-Ministerial gebäude (letzte Rate) 1 167 000 M., Beihilfe zur Herstellung einer von der Stadtgemeinde Dresden zu errichtenden vierten Elbbrücke (letzte Rate) 333400 M., Umbau der Bahnhöie in Dresden (dritte Rate) 20 000 000 M., Erweiterung des Bahn hofs Freiberg (zweite Rate) 1 175 000 M. und der Station Radeberg (zweite Rate) 490 000 M., Umbau des Bahnhofs Borsdorf (zweite Rate) 506 000 M. und des Bahnhofs Hohen stein-Ernstthal (erste Rate) 300 000 M., Erweiterung der Bahn höfe Ronneburg 290 000 Mark, Wünschendorf 210000 Mark, Mittweida 205 000 M., Oelsnitz i. E. 173 000 M., Werdau (erste Rate) 150000 M., Flöha 60000 M. und endlich des vayerischen Bahnhofs in Leipzig 222 500 M. Die Erweiterung der Bahnsteigaulagen in Chemnitz erfordert 87 000 M., die Anlage eines Rangirbahnhofes in Küchwalde bei Chemnitz wird mit 1 180 000 M. beziffert. Ein Dienstgebäude für die Bau- inspection Dresden-Friedrichstadt ist mit'53 000 M. nnd die Vermehrung des Personen- und Güterwagenparks mit 2 4563M Mark eingestellt. Für den Bau einer normaligen Eisenbahn vom Bahnhofe Gera-Pforten nach Wolfsgefärth sind 765 OM Mark angesetzt, für den Bau einer schmalspurigen Nebenbahn von Koh'mühle nach Hohenstein 1048 OM M. Endlich sind noch angesetzt fünf schmalspurige Nebenbahnen, von Mulda nach Sayda, von Cranzahl nach Oberwiesenthal, von Wilzsch- haus nach Carlsfeld, von Wüstenbrand nach Limbach und von Waldhein nach Kriebethal. Die letzteren fünf Forderungen sollen erst noch nachträglich beziffert werden. Die nähere Be gründung der vom Departement des Innern ausgestellten Forde rung zur Errichtung eines neuen Polizeiqebäudes in Dresden wird Vorbehalten. Die Deckung des außerordentlichen Etats erfolgt zunächst aus dem rechnungsmäßigen Etat-Üeberschuß beim ordentlichen Staatshaushalt der Finanzperiode 1890/91 bis zur Höhe von 13 918 697 M. Der Rest im Bettage von 29462 703 M. ist den sonstigen verfügbaren Beständen des mobilen Staatsvermögens zu entnehmen. Die bedeutendsten Kunstbauten der Königl. Sächs. Staats- eisenbahnen sind folgende: Göltzschthal - Viadukt bei Netzschkau 512 m Länge, 74 ui Höhe, Elsterthal- - - Jocketa 281 - - 69 - - Muldcnthal- - - Cossen 381 - - 67 - - Elbbrücke mit Viadukt - Rie>a 640 - 17 - - Die Spannweite der größten Oeffnung beträgt beim Göltzsch- thal-Viadukt 31 m, Elsterthal-Viadukt 32 ui, Muldenthal- Viadukt 26 m, und bei der Riesaer Elbbrücke 1M m. Die neuen österreichischen Münzen, die nunmehr schon in großen Mengen in Umlauf sind, geben ein sehr merkwürdiges Zcugniß der Taaffe'schen Bersöhnungspolitik; sie enthalten