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für die Königliche UmtshaWtmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte Nvd die Stadträthe ' zn Dippoldiswalde und Irauenstein ck .. - - - Verantwortlicher Redacteur: Cart IkhNk in Dippoldiswalde. Nr. 1. Dienstag, den 1. Januar 1889 W 55. Jahrgang ersterem Lande und Italien in der Mittelmeerfrage und wohl sind der französische Chauvinismus wie der russische Panslavismus noch bei ihrer völkerverhetzenden Wühlarbeit — trotz alledem sind die Aussichten auf die fernere Erhaltung des Weltfriedens beim Eintritt in das neue Jahr keineswegs ungünstig. Noch ist der Einfluß und Wille der europäischen Staatenlenker mächtig genug, den friedensfeindlichen Strömungen ein Paroli zu biegen und außerdem liegt gerade in den furchtbaren Rüstungen der großen Staaten eine gewisse Friedensgarantie. Dieselben lassen die Kriegs lustigen erkennen, daß ein Krieg für sie unter allen Umständen ein gefährliches Wagniß wäre und diese Erkenntniß wird hoffentlich auch im neuen Jahre dazu beitragen, den Völkern des Welttheiles das kostbare Gut des Friedens zu sichern. Weise zu erledigen, die den reichlich gespendeten Bei fall in der That ehrlich verdiente. Frl. Spahrmann, gebildet in vortrefflicher Schule, macht derselben durch Sauberkeit, Reinheit und Kraft des Tones, sowie durch erfreulich entwickelte Fertigkeit in der Behandlung ihres Instruments — der Geige — alle Ehre und berechtigt zu den schönsten Hoffnungen. Die Leistungen der Stadtkopelle waren höchst ehrenwerth, was um so Häher anzuschlagen ist, als derselben durch die Theilnahms des Publikums an ihren Veranstaltungen wenig Er- muthigung zu theil wird. Je größer diese Gleich giltigkeit ist, um so schwerer wird es Herrn Musik direktor Hoppe ein Personal zusammen zu halten, das durch seine Leistungen befriedigt. Da Letzteres jetzt offenbar der Fall ist, so wird es Aufgabe des Publi kums sein, das anerkennenswerthe Streben der Stadt kapelle durch besseren Besuch ihrer Concerte zu erhalten und immermehr zu beleben. — Auf der Linie Hainsberg-KipSdorf wird, wie die kgl. Bahnverwaltung in unserer letzten Nr. bekannt machte, am 12. Januar ein sogen. Theaterextrazug von Hainsberg nach Kipsdorf abgelassen werden. Da mit scheint man an maßgebender Stelle endlich mit dem System gebrochen zu haben, daß derartige Extra züge immer an einem und demselben Tagen im Monat, am 8., abgelaffen werden müssen, ungeachtet ob die selben benutzt werden können oder nicht. Im vorigen Jahre wurden auf unserer Bahn 9 derartige Extra- . züge abgelassen, wovon nur 3, die im Februar, Oktober und November, am 8. verkehrten. — Vom l. Januar wird, wie man uns freundlichst mittheilt, direkte Per sonen- und Gepäckabfertigung zwischen Dippoldiswalde und Freiberg, Potschappel und Dresden-N. stattfindsn. Namentlich die ersteren Billets werden einem gewissen Nothstand auf unserer Bahn abhelfen. — Vom I. Jasiuar d. I. an wird, wenigstens für die jetzige Generation, die 9 nicht mehr aus der Jahreszahl verschwinden. Wenn auch Einer die Ab sicht hat, noch so lange zu leben, wird es ihm, er müßte denn das gesegnete Alter von mindestens Hl Jahren erreichen, doch nicht gelingen, der 9 tn der Jahreszahl zu entgehen. — Das König!. Oberlandesgericht zu Köln hat in einem ihm vorgelegenen Falle entschieden, daß das Krankenversicherungsgesetz auch auf diejenigen Arbeiter Anwendung finde, welche in dem Gewerbe ihres Vaters beschäftigt sind und für ihre Arbeitsleistung den Lebens unterhalt im Hause ihres Vaters erhalten. . f- Schmiedeberg. Einen sehr werthvollen Schmuck . hat unsere Kirche in den letzten Wochen durch die Bemühung des Kirchenvorstandes erhalten : zwei präch- , tig erneuerte, im kirchlichen Stil gehaltene und höchst sauber ausgcführte Altar- und Kanzelbekleidungen. Die eine aus schwarzem Sammet mit Silberbesatz be stehende war am 1. Adventssonntag erstmalig aufge legt worden und trug auf dem von der Kanzel herab hängenden Theil die in Silber gestickte Aufschrift: „Dein Wort ist die Wahrheit!", während die andere, veilchenblaue, am l. Weihnachtsfeiertag das erste Mal die heiligen Stätten zierte; an der Kanzelbekleidung der zweiten finden sich die Worte der Bitte aus dem Gebet des Herrn „Dein Reich kpmme;" An beiden Feiertagen wurde die Gemeinde auf diesen schönen Schmuck aufmerksam gemacht upd zugleich um weitere milde Gaben zu einer drittelt/vollständig umreit, ge beten. Mögen Christenleute kirchlichen Sinnes durch freundlich» Spenden mit dazu helfen, daß diese neue Kleidung im nächsten Jahre ang^schafft werden kann. — An» Donnerstag Abend 6 Uhr fand im elek- ' trisch erleuchteten «urhaussaale die heurige Christ bescherung bedfirstiger Armen hiesiger Gemeinde durch den FraueNverein statt. Nach einer herzlichen Ansprache, eingerahmt von Weihnachtsgesängen, nahmen die Geladenen freudigen Angesichts die unter dem Licht^rbaum ausgebreiteten reichen Gaben in Empfang Europ- Wy Jahreswende. . Nicht mit überschwenglichen Hoffnungen bezüglich Frr Erhaltung des Weltfriedens tritt» Europa in das Jahr 1889 ei»,'denn noch immer sind Pie unfern Welttheil beunruhigenden Grundfragen ungelöst und die von fast allen Starken eifrig fortgesetzten mili tärische«! Vorkehrungen beweisen, daß-man allseitig den unsichern politischen Zeitoerhälkniffen durch ent sprechende Voysichtsyiaßregeln Rechnung trägt. Aber dennoch ersveist sich der europäische Horizont zur dies malige Jahreswende nicht mehr sq, drohend umwölkt, aü dies noch vor einem Jahre der Fall war, da es eben dem unablässigen Bemühen der Diplomatie in zwischen gelungen ist, den verschiedentlich aufgehäuften Zündstoff wenigstens bis zu einem gewissen Grade unschädlich zu machen und den bedenklichsten Streit fragen die Spitze abzubrechen. Es gilt dies vor Allem mm der bulgarischen Frage, welche ja nach wie vor M der Hmndquell der Beunruhigungen unseres Welt theiss betrachtet werden muß. Gewiß stehen sich die Anschauungen dtt Mächte über den besten Weg zur ^Beseitigung der, bulgarischen Schwierigkeiten auch heute 4 noch unvereinbar gegenüber, aber von den an der Entwickelung der bulgarischen Angelegenheit zunächst detheismten Mächten, Rußland und Oesterreich-Ungarn, scheut sich offenbar jede, zum Schwert zu greisen und eS trat sogar im Laufe des alten Jahres Hessens aller Gtoßmächte das Bestreben deutlich hervor, die bulga rischen Dinge geflissentlich zu übersehen. Infolge dessen nimmt Europa das bulgarische Räthsel zwar auch in das neue Jahr ungelöst mit hinüber, aber seine Lösung gestaltete sich doch, nicht mehr zu einer so unmittelbar drohenden Tagessrage, wie etwa im Herbste 1887 und dies kann unter den abwaltenden Umständen immer hin als ein Trost betrachtet werden. Mehr als von Bulgarien war im alten Jahre von Serbien die Rede und die inneren Wirren letzteren Landes, die an die "Ehescheidung zwischen König Milan und seiner Ge mahlin Ngtalie anknüpften, drohten schließlich über die HMlM des Ländes hinauszugreifen, da namentlich M> pansltzmstische Aktiouspartei bestrebt war, die'Vor gänge in Serbien für ihre lichtscheuen Pläne auszu beuten. In der That wies die serbische Verfaffungs- krifis einen nicht unbedenklichen Charakter auf, aber gerade zum JahresauSgange ist es noch zu ein^r glück lichen Verständigung zwischen König Milan und der ausschlaggebenden radÜalen Partei gekommen und ver- muthlich ist die neue serbische Verfassung von der Skupschtina zur Stunde schon genehmigt worden. Die sonst auf dec Balkanhqlbinsel aufgetauchten Schwierig keiten rzber waren nicht darnach angethan, auf die euro päische 8agf irgendwie einzuwirken und auch die eyt- standene «iöchisch-türkische Spannung wurde über Er-' Watten rasch rwieder aus der Welt geschafft. Gefähr licher nahmen sich dagegen die verschiedenen französisch italienischen Zwischenfälle aus, die hauptsächlich in dem Mafsauahstreite eine europäische BedMung erlangte und die mehr wie einmal die Gefahr eines kriegerischen Zusammenstoßes zwischen Italien und Frankreich nahe zu legen schienen; jedoch auch diese Gefahr ist glück lich wieder beschworen worden. Die 'centralasiatischen Wirren endlich, die in früheren Jahren mehr oder weniger auf die politische Situatioy in Europa zurück zuwirken pflegten, lassen dasselbe zur diesmaligen Jahreswende offenbar sehr iühl und selbst in England . nicht im Mindesten auf. Ziehen wir nun das Facit . der politischen Jahretrechnung sjir 1888, so ergiebt sich zwar einerseits, daß dix schwebende« Hauptfragen noch immer ungelöst sind, anderseits jedoch, daß in ihrer Behandlung eine gewisse Kühle und Gelassen - , heit eingetreten ist. Wohl flehen sich Rußland und Oesterreich im Orient noch mißtrauisch gegenüber, wohl besteht noch der alte Gegensatz zwischen Frankreich und Deutschland, ebenso wie die Spannung zwischen -Lokales rmd Sächsisches. Dippoldiswalde, 1. Januar. Beim Eintritt des neuen Jahres, mit dem wir den 55. Jahrgang der „Weißeritz - Zeitung" beginnen, begrüßen wir unsere Leser mit aufrichtigen Glück- und Segenswünschen. Diese gelten zunächst jedem Einzelnen für Herz und Haus, sodanit aber auch der Gesammtheit in Familie, Gemeinde und dem ganzen Vaterlande. Möge es an Gesundheit, Arbeitskraft und Arbeitslust, vor Allem aber auch an Gelegenheit zu lohnender, befriedigender Thätigkeit niemals fehlen; mögen Zufriedenheit und erheiternder Lebensgenuß, Liebe und Eintracht im Hause und den Gemeinden immerdar eine Stätte finden; möge der edle Friede das gxsammte Vater land beglücken und Glück, Wohlstand und Ehre wachsen, blühen und gedeihen. Was wir zur Pflege dieser Güter durch Belehrung und Ermuthigung beizutragen vermögen, das wird wie bisher gern von Ms getha» werden, wie wir denn auch in diesem unserem Streben von Seiten aller Gutgesinnten rege Unterstützung zu finden hoffen; denn aus der Kräfte schön vereintem Streben erhebt sich wirkend erst das wahre Leben! — Anläßlich des 40jährigen Negierungsjubi läums Sr. Majestät des Kaisers Franz Joseph von Oesterreich hallen die auf der hiesigen Müller schule studirenden Oesterreicher, bez. Ungarn, eine Glückwunschadresse an Se. Majestät abgehen lassen. Nun ist seitens der österreichisch-ungarischen Gesandt-, schäft zu Dresden den Betreffenden folgendes uns freundlichst mitgetheilte Dankschreiben zugeganhen: Im Allerhöchsten Auftrage Seiner Kaiserlichen und König lichen Apostolischen Majestät beehrt sich die K. u. K. Gesandtschaft allen, an der deutschen Müllerschule zu Dippoldiswalde weilenden Angehörigen der österreichisch ungarischen Monarchie, welche anläßlich des vierzig-' jährigen Regierungsjubiläums ihre allerunterthänigsten Glückwünsche korporativ zum Ausdruck brachten und im telegraphischen Wege zu den Füßen des Kaiserlichen Thrones gelangen liehen, den Allerhöchsten Dank Sr. Majestät des Kaisers und Königs für diese erfreuliche Kundgebung ihrer Loyalität und treuer Anhänglichkeit zu übermitteln. Dresden, den 21. Dezember 1888. Der K. und K. Gesandte. B. Graf Chotek. Dippoldiswalde. Am 28. v. Mts. hatte Herr Musikdirektor Hoppe im Saale dev-,)Reichskrone" ein „ , „ . , ... „ Concert veranstaltet, in welchem Fräulein Mathilde regt man sich wegen den centralasiatischen Wirren Spahrmann, eine noch sehr junge Künstlerin aus —»c ar-».— --- —— Dresden, als Geigen-und (in einer Einlage) auch als Harfenspielerin mitwirkte. Es war lebhaft zu belagern, daß das Concert an einem Tagtz ftaltsand, wo man sich nach den Weihnachtsseiertagen mit ihren Genüssen und«Zdrstreuungen nach Ruhe sehnte und infolge dessen zum/Änhören eines Concerts wenig aufgelegt sein konnte. Der Besuch war. denuiach auch so schwach, daß seitens der Kapelle und der Solistin große Selbst verleugnung dazu gehörte, das Programm in einer