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Dresdner Journal : 24.11.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188711243
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18871124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18871124
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-11
- Tag 1887-11-24
-
Monat
1887-11
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 24.11.1887
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LipoäLüou ä«a l-r«ciu«r ^ouruul», l)rs«isL, 2Min^sr»tr»E 20. ?«ru»prsoli -Auoctüu», Ur. lWS. Amtlicher Teil. vre-den, 24. November. Sc. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, nachstehende Personal« Veränderungen in der Armee zu genehmigen. Lruennnngen, Leför-erunyen, Versetzungen rc. Die Ernennung des zur Dienstleistung zur In tendantur kommandirten Premierlieutenants Bac meister des 9. Jnfanterie-RegimentS Nr. 133, unter Stellung ä 1» suita dieses Regiments, zum Haupt mann und Intendantur-Assessor; die Beförderung des Premierlieutenants L la «uit« des 8. Infanterie-Regi ments „Prinz Johann Georg" Nr. 107 uud Inten dantur Assessors Niebergall, zum Hauptmann und Kompagnie-Chef in diesem Regimente; die Wieder- einrangirung des Sekondelieutenants L la suits des 10. Infanterie-Regiments Nr. 134 Schaefer unter dem I. December d. I. in dieses Regiment; die Ver leihung eines Patentes seiner Charge an den Haupt mann und Kompagnie-Chef des 2. Jäger-BataillonS Nr. 13 von der Wense; die Beförderung des Premier lieutenants des 11. Infanterie-Regiments Sir. 139 Pfeil, zum Hauptmann und Kompagnie-Chef, vor läufig ohne Patent; die Ernennung der charakterisicten Premierlieutenants Leuthold des 8. Infanterie-Regi ment- „Prinz Johann Georg" Nr. 107, diesen unter Versetzung zum 9. Jnfanterie-Regimente Nr. 133 und zwar mit der Erlaubniß zum Forttragen seiner bis herigen Uniform und Malberg des 11. Jnfanterie- ReglmentS Nr. 139, zu etatSmäßigen Premierlieute nants mit einem Patente vom Tage der Charakterisir- ung; die Ernennung der Oberstlieutenants und Äb- theilungs-Kommandeure des 1. Feld-Artillerie-Regi- mentS Nr. 12 von Engel und von Watzdorf, zu etatSmäßigen Stabsoffizieren und zwar ersteren des 1. Feld-Artillerie-Regiments Nr. 12, letzteren des 2. Feld-Artillerie-Regiments Nr. 28; die Ernennung der Majore Wilsdorf des 2. Feld-Artillerie-Regiments Nr. 28 und Schmidt der 1. Feld-Artillerie-Regi- mentS Nr. 12, zu Abtheilungs - Kommandeuren bei letztgenanntem Regimente; die Ernennung der außer- etatSmäßigen Sekondelieutenants Dammmüller und Holtz des 1. Feld-Artillerie-RegimentS Nr. 12, von Einsiedel, Schulz und Dreßler des 2. Feld- Artillerie-RegimentS Nr. 28, Noetzel, Kretzschmar und Eigen de- Fuß-Artillerie-Regiment- Nr. 12, zu etat-mäßigen Sekondelieutenants der Artillerie; die Er nennung der außeretatSmäßigen Sekondelieutenants Lamer, Müller I und Fortmüller des Pionier- Bataillon- Nr. 12, zu Ingenieur-Offizieren; die Be förderung der Sekondelieutenants der Reserve Plan- tier und Schmidt des Train-Bataillons Nr. 12, zu Premierlieutenants der Reserve; die Beförderung der Vicefeldwebel bezw. Vicewachtmeister der Referve Schulz de- 1. (Leib-) Grenadler-RegimentS Nr. 100, Spitzner und Penzig der 2. Grenadier-Regiments Nr. 101 „Kaiser Wilhelm König von Preußen", Dannenberg des 3. Infanterie-Regiment- Nr. 102 „Prinz-Regent Luitpold von Bayern", Siebdrat des 5. Infanterie-Regiments „Prinz Friedrich August" Nr. 104, Heddlnga und Zähringer des 6. In fanterie-Regiments Nr. 105, Zürn und Schulze des 7. Jnfanterie-RegimentS „Prinz Georg" Nr. 106, Roch, Junck, Oloff, Thomsen und Grube de» 8. Jnfanterie-RegimentS „Prinz Johann Georg" Nr. 107, vr. Alt, Busch, von Kirchbach, Thomas und Or. Poland des Schützen-(Füsilier-) Regiment» „Prinz Georg" Nr. 108, Kowarzik, Fritzsche, von Bose und Merkel de- 9. Infanterie-Regiments Nr. 133, Jacobson und Stiscola de- 10. Infanterie- Regiments Nr. 134, Röder des 1. Jäger-Bataillon» Nr. 12, Werner und Metzger des 2. Jäger-Ba taillons Nr. 13, Goedecke des 1. Manen-Regiments Nr.17,Böhme, JunghanSund Leutholdde- 1.Feld- Artillerie-Regiments Nr. 12, Leuthold de- Fuß-Ar tillerie-Regiments Nr. 12 und Kirbach de- Train-Ba- taillonS Nr. 12, zu Sekondelieutenants der Reserve in ihren Truppentheilen; die Beförderung der Vice feldwebel der Reserve Scheerer, Hirschberg, Merz, Hauptmann und Herrmann des 2. Grenadier-Regi ments Nr. 101 „Kaiser Wilhelm König von Preu ßen", Hucho und Jtzerott des 10. Infanterie-Regi ments Nr. 134, zu Sekondelieutenants der Reserve des 11. Infanterie-Regiment» Nr. 139; die Beför derung des Vicefeldwebels der Reserve Schiff! de» 1. Feld-Artillerie-Regiments Nr. 12, zum Sekonde- licutenant der Reserve deS 2. Feld-Artillerie-Regi ments Nr. 28; die Beförderung de» Sekondelieute- nants der Landwehr-Infanterie Reinhardt de» 2. Bataillons (Meißen) 11. Landwehr-RegimentS Nr. 139, zum Premlerlieutenant der Landwehr Infanterie; die Beförderung des Sekondelieutenants der Land wehr-Kavallerie Greulich des 2. Bataillon» (2. Dres den) 4 Landwehr-Regiments Nr. 103, zum Premier lieutenant der Landwehr-Kavallerie; die Beförderung der Vicefeldwebel der Landwehr-Infanterie Over beck, Holtze, Trautmann, Holland, Raab und Bochroeder des 2. Bataillons (2. Leipzig) 7. Land wehr-Regiments Nr. 106, Rosenhagen und Dreßel des Reserve-Landwehr-BataillonS (1. Dresden) Nr. 108, zu Sekondelieutenants der Landwehr-Infanterie. tt. ^blchitüsdtwiUigungeu. Die erbetene Verabschiedung nachstehend aufgeführ ter Offiziere aus Allerhöchsten Kriegsdiensten und zwar^ des Sekondelieutenants des 10. Infanterie- Regiments Nr. 134 Heydenreich, deS Rittmeister» der Reserve Freiherr von und zu Egloffstein de» 2. Husaren-Regiments „Kronprinz Friedrich Wilhelm deS deutschen Reiches und von Preußen' Nr. 19, diesen mit der Erlaubniß zum Tragen der Armee-Uniform, d«S Premierlieutenants der Reserve vr. Thieme de» 2. Gre nadier-Regiments Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen", der Premierlieutenant» der Landwehr- Infanterie Freiherr von Rechenberg de» 2. Ba taillons (2. Dresden) 4. Landwehr-RegimentS Nr. 103, Haug des 1. Bataillon» (Plauen) 5. Landwehr-Regi ments Nr. 104, des Sekondelieutenants der Land wehr-Infanterie Trummler de-2.Bataillon»(Zittau) 3. Landwehr-Regiment- Nr. 102, de- Oberstlieute nants z. D. Freiherr von Kövneritz, diese» uuter Fortgewährung der gesetzlichen Pension und mit der Erlaubniß zum Forttragen der bisherigen Regiments- Uniform mit den für Verabschiedete vorgeschriebenen Abzeichen. nichtamtlicher Leit. KetegraphiscHe WaHrichLen. Berlin, 24. November, nachmittag». (Tel. d. DreSdn. I urn.) Der Reichstag wurde heute mit folgender Thronrede eröffnet: Geehrte Herreni Die Wiederaufnahme der Ar beiten deS Reichstags fällt in eine ernste Zeit. DaS schwere Leiden, von welchem Se. Kaiserl. und König!. Hoheit der Kronprinz heimgesucht ist, erfüllt nicht nur Se. Majestät den Kaiser, sondern auch Allerhöchst« desselben hohe Verbündete und das ganze deutsche Volk mit banger Sorge. Wa» menschliche Wissen schaft und Kunst, was sorgsame Pflege zu thun ver mögen, um die drohende Gefahr zu bekämpfen, wird nicht versäumt werden. Unsere Blicke und Gebete aber richten sich zu Gott, nach dessen Ratschluß die Geschicke der Völker, wie des einzelnen Menschen lebens sich erfüllen Feste» Gottvertrauen und treue Pflichterfüllung sind zu jeder und beson ¬ der« in schwerer Zeit die bewährten Stützen unsere» Volke» gewesen, sie werden uns auch heute be fähigen, den Aufgaben, welche den gesetzgebenden Körpern de- Reichs bevorstehen, gerecht zu werden. Voran steht unter diesen Ihre verfassungsmäßige Mitwirkung bei der Feststellung des Reichshaus haltsplane». Der Etat ist wiederum unter Be- thätigung strenger Sparsamkeit und Zurückstellung der nicht unaufschiebiichen Ausgaben aufgestellt worden, er zeigt eine erfreuliche Besserung der Finanzlage. Ob wohl die Wirkungen der in der vorigen Session des Reichstag» vereinbarten ausgiebigeren Besteuerung des Zuckers und Branntweins in ihrem vollen Umfange erst den späteren Etatsperioden zu gute kommen wer den, so läßt doch schon das nächste Rechnungsjahr einen Uederschuß auS dem Reichshaushalt erwarten, welcher — selbst nach Gegenrechnung der Matrikularbeiträge — sich annähernd auf etwa 50 Millionen M. beziffert. Angesichts diese- Ergebnisses wird mit der Aufbesse rung de» Einkommens der im Dienste des Reichs stehenden Personen ein Anfang zu machen und zunächst der vom Reichstag befürwortete Wegfall der Wittwen- und Waisengeldbeuräge der Offiziere und Beamien in Aussicht zu nehmen sein. Eine entsprechende Vorlage befindet sich in der Vorbereitung. Fehlt es auch auf einzelnen Gebieten des natio nalen Erwerbslebens nicht an Zeichen eines zu er hoffenden Aufschwungs, so befindet sich doch die wich tigste Quelle unseres wirtschaftlichen Wohlstandes, die Landwirtschaft, in einer bedrohlichen Notlage, die Preise unserer landwirtschaftlichen Erzeugnisse, namcn- lich deS Getreides, sind unter dem Drucke des Ange bote» aus fremden, billiger produzierenden Wirtschafts gebieten, obwohl wir uns reicher Ernten zu erfreuen gehabt haben, so tief gesunken, daß jede Ertragsfähig keit der Arbeit de» deutschen Landmannes gefährdet erscheint. Die bestehenden Getreidezölle haben diesem Drucke nicht ausreichend zu begegnen vermocht. Die bedrängte Lage unserer Landwirtschaft wirkt auf die wirtschaftliche Thätigkeit der gesamten Bevölkerung ungünstig zurück. Unter diesen Umständen ist eine weitere Erhöhung der Getreidezölle von den verbün deten Regierungen ins Auge gefaßt worden. Ein diefe» Ziel verfolgender Gesetzentwurf wird dem Reichstag zuaehen. Die Vorsorge Sr. Majestät de» Kaisers und der verbündeteten Regierungen ist unausgesetzt auf die weitere Entwickelung de« Heerwesens gerichtet. Ein Ihnen vorzulegender Gesetzentwurf, welcher die Landwehr und den Landsturm betrifft, ist bestimmt, eine wesent liche Erhöhung der Wehrkraft des Reichs herbeizu führen. Schon in der allerhöchsten Botschaft vom 17. No vember 1881 ist der dringende Wunsch Sr. Majestät de» Kaisers ausgesprochen worden, den Arbeitern, welche durch Alter und Invalidität erwerbsunfähig werden, das berechtigte Maß staatlicher Fürsorge durch die Gesetzgebung zu sichern und damit eine weitere Gewähr für die Befestigung des sozialen Friedens, und für die Stärkung der nationalen Arbeitskraft zu gewinnen Nach der schrittweisen Weiterführung der für die genossenschaftliche Gliederung unseres Erwerbslebens grundlegenden Unfallversicherungs-Gesetzgebung ist es nunmehr möglich geworden, die mit besonderen Schwierig keiten verknüpfte Aufgabe ihrer Lösung soweit näher zu führen, daß die Ausarbeitung eines Gesetzentwurfs über die Alters- und Invalidenversicherung der Arbeiter vorliegt. Se. Majestät der Kaiser hofft, daß der Entwurf, nachdem die Grundzüge für denselben der öffentlichen Erörterung unterstellt und der besonderen Prüfung sachverständiger Kreise über geben worden sind, Ihnen noch in dieser Session wird vorgelegt werden können. Daneben wird nicht ver ¬ absäumt werden, die weitere Ausdehnung der, wie mit Genugthuung hervorgehoben werden darf, je länger desto segensreicher wirkenden Unfallversicherung auf die derselben bedürftigen Teile der Bevölkerung im Auge zu behalten. Das gegenwärtig geltende Gesetz über die Er werbs- und Wirtschaftsgenossenschaften beruht auf dem Grundsätze der vollen Gesamthaft aller Mit glieder. Die Erfahrung hat ergeben, daß die Not wendigkeit , sich dieser Haftsorm zu unterwerfen, der wünschenswerten Fortentwickelung de- Genossenschafts wesens hinderlich ist und die beitretenden Mitglieder nicht selten einer unverhältnismäßigen Gefährdung ihrer wirtschaftlichen Lage und Selbständigkeit aus- setzt. Demzufolge und da auch die Einzelbestimmungen deS Gesetzes m manchen Punkten einer Änderung und Vervollständigung bedürfen, wird Ihnen ein Gesetz entwurf zugehen, welcher die Verhältnisfe der freien Genossenschaften regeln und insbesondere die Bildung von Genossenschaften mit beschränkter Haftpflicht der Mitglieder ermöglichen soll. Die Anwendung des Nahrungsmittelgesetzes auf den Verkehr mit Wein begegnet in der Praxis mannigfachen Schwierigkeiten. Dieselben sind bereits wiederholt im Reichstag Gegenstand der Verhandlungen gewesen. Es wird Ihnen ein Gesetzentwurf vorge legt werden, dessen Zweck eS ist, diese Frage in ge sundheitspolizeilicher Hinsicht zu regeln. Der bevorstehende Ablauf unseres Handelsver trages mit Osterreich-Ungarn hat den verbünde ten Regierungen Veranlassung geboten, der Frage der Neugestaltung des Vertragsverhältnisses ihre volle Aufmerksamkeit zuzuwenden Die verbündeten Regie rungen können sich die Schwierigkeiten nicht verhehlen, welche einer befriedigenden Lösung dieser Frage zu nächst noch entgegenstehen, glauben sich aber zu der Hoffnung berechtigt, ihnen rechtzeitig ein Abkommen mit der Kaiserl. und Königl. österreichisch-ungarischen Regierung zur verfassungsmäßigen Zustimmung vor legen zu können, durch welches der bestehende Han delsvertrag vorläufig verlängert und der Eventualität eines vertragslosen Zustande» vorgebeugt wird Die Verträge behufs Regelung der Handelsbeziehungen de» Reichs mit einigen amerikanischen Staaten werden ihnen zur verfassungsmäßigen Beschlußnahme vor gelegt werden. Die auswärtige Politik Sr. Majestät de» Kaisers ist mit Erfolg bemüht, den Frieden Europa», dessen Erhaltung ihre Aufgabe ist, durch Pflege der freundschaftlichen Beziehungen zu allen Mächten, durch Verträge und durch Bündnisse zu befestigen, welche den Zweck haben, den Kriegsgefahren vorzubrugen und ungerechten Angriffen gemeinsam entgegenzutreten. Das deutsche Reich hat keine aggressiven Tendenzen und keine Bedürfnisse, die durch siegreiche Kriege be friedigt werden könnten. Die unchristliche Neigung zu Überfällen benachbarter .Völker ist dem deutschen Charakter fremd und die Verfassung sowohl, wie die Heereseinrichtungen des Reiches sind nicht darauf be rechnet, den Frieden unserer Nachbarn durch willkür liche Angriffe zu stören, aber in der Abwehr solcher und in der Verteidigung unserer Unabhängigkeit sind wir stark und wollen wir mit Gottes Hilfe so stark werden, daß wir jeder Gefahr ruhig entgegensetzen können. Berlin, 24. November. (Tel. d. Dresdn Journ.) Der Reichstag wurde im festlich erleuch- teten weißen Saale deS Königl. Schlosses eröffnet. Die Hofloge war leer, in der Diplomatenloge be fanden sich einige Militärattaches. Die Tribünen waren gefüllt. Kaum 15V Abgeordnete waren zugegen. Um kl Uhr traten die Mitglieder de» BundeSrats paarweise ein und nahmen links vom Throne Stellung. Staatöminister v. Boetticher Femllkton. Frieda. «r-Shlung von B. Mercator. (Fortsetzung.) 'Wie ein leichter Schleier lag Schüchternheit noch über jedem Klang, aber von Wort zu Wort hob sich di« Hülle und glockenrein tönten die letzten Verse, Stimme an Stimme sich schmiegend: „Und blieb dann lange stehen, Halt' große Freud in mir, DaS Sternlein anzusehen, Und dankte Gott dafür. Da» Sternlein ist verschwunden, Ich suche hin und her, Wo rch eS sonst gesunden, Und find' e- nun nicht mehr." Arme» Kindl siDhatte vergessen, wo und wer sie »ar. Allein die nächste Minute brachte e» ihr wieder zu vollem Bewußtsein. „Ich weiß nicht, wa» ihr einfällt!" sagte die Bürgermeisterin sehr laut zu den Damen in ihrer Nähe. „Si« hat nie Gesangstunden genommen, weil ihre Stimme viel zu schwach ist, uud Gesang wird ja auch von Erzieherinnen und dergleichen nicht verlangt. Wenn die nur etwas Gehör haben und begleiten können!" „ES war aber sehr hübsch," wagte eine gutmütig aussehende junge Frau einzuschalten. „Ja, mein Neffe ist so taktfest," sagte Frau Gym- »asialdirektor Reichert wohlgefällig, „der zieht die schwächste Stimme mit durch." Die Bürgermeisterin erhob sich und rauschte zum Flügel hin, wo Frieda noch stand; dem Vogel au» Andersens Märchen war die Waise gleich, dem Vogel, der an der dunklen Höhle vorüberstreifend eine feiner Schwingen in lichter Sonnenglut badet, und die andere in TodcSkälte erstarren fühlt. „Frieda, liebe» Kind, sähest Du wohl einmal oben nach, ob die Kleinen auch wohl in Ruhe schlafen? Ich mache mir Sorge um Paulchen, er klagte über Kopfschmerzen, und Heinrich schien mir auch nicht recht munter zu sein, Du thust mir wohl eben den Ge fallen," bat Frau Selma laut, leife fügte sie hinzu: „Du blamierst Dich! Mach, daß Du hinau» kommst!" Dann wandte sie sich zu Kurt mit der ebenfall» sehr leisen, aber sehr nachdrücklichen Frage: „Schämst Du Dich nicht?" worauf Frieda eilend hinaushuschte, und ihr Bruder sich wieder zu den politisierenden Herren verfügte. Frau Selma knüpfte sehr liebenswürdig eine Un terhaltung mit dem jungen Assessor an, wußte ihn, ehe er sichS versah, zu bewegen, sich nach einigen Be kannten de» Hauses zu erkundigen, rief nach Wally und dem großen Album und gruppierte die drei, Wally, Schmidt und das Album um einen kleinen Tisch am nächsten Fenster. Einige der ihm bekannten und unbekannten Größen der photographischen Musterkarle interessierten Schmidt wirklich, und Wally- Randglossen waren recht belustigend, ja ihre Weise, die Schwächen der be treffenden Personen nachzuahmen, war schon mehr „pikant" zu nennen. Die lebhaften Augen de» schönen Mädchen» kamen den seinen sehr nah«. Kennen Sie den?" fragte sie. Er folgte dem Zeigefinger ihrer runden Hand mit mechanischer Aufmerksamkeit und strengte sich an, in dem etwa» verschwollen dreinschauenden jungen Manne irgend einen Bekannten zu entdecken. „Bedaure sehr, beim besten Willen, nein." „O, wissen Sie nämlich, da» können Sie auch eigentlich nicht: denn, wissen Sie nämlich, dies ist ein Konterfei de» berühmten SanitätsratS Gräßlich, wissen Sie nämlich, als er noch Studiosus war, wissen Sie nämlich, —" Hier bewegte sich die Portiere, und etwas wie ein blaßblaues Kleidchen wurde für einen Augenblick sicht bar. Die Eigentümerin desselben schien zu schwanken, ob sie da» Zimmer betreten sollte oder nicht. Walter Schmidt sah Wally groß an, es wucde ihm klar, sie hatte soeben etwa» Witziges oder Witzig- seinsollendeS gesagt. ,,E» ist zum Fortlaufen!" lachte er und meinte ganz etwas anderes, während Wally den SanitätSrat und feine Lieblingsredewendung meinte. „Haben Sie die neueste Anekdote gehört, wissen Sie nämlich, die man sich von ihm erzählt?" fragte sie. Nein, er hatte sie nicht gehört und bekam sie auch nicht zu hören, denn nun war das blaue Kleidchen wieder verschwunden, und im selben Moment stieß der Assessor, aufspringend, seinen Sessel zurück. „Ent schuldigen Sie, gnädiges Fräulein, aber ich muß noch etwa» Musik haben!" Und da saß er auch schon am Flügel, spielte und sang, die Augen nicht von der Portiere wendend, nach einer steirischen Volksmelodie: Und i weiß mir zwei Fensterle Wie der Himmel so blau, Und düS w a läufig Freud', W«ni i da herein schau! Möcht schaue Dir inS Herzele, Doch es soll no nit sein, Du läßt meine Augen nit Ties genug nein! Gerad' denk i, jetzt hab i di, Herzensschatz Du, — Da zieht mir das Schelmli flink 'S Vorhangerl zu! Ei, paß Du! i hab Geduld Noch bis in'n Mai, Dann hab i ausgelernt, Dann bin i frei! Wett, ob dein Vorhangerl Dann Dir noch nutzt, Was i net willig krieg, DöS wird ertrutztl Steig dann zum Fenster nein Frech wie a Dieb, Weitz eS ja, Maidli mein: Hast mi.doch lieb! „Reizend!" „Ganz allerliebst!" „Famo»!" „Nein, wie himmlisch!" „Wo haben Sie das denn her?" „Das muß ich mir abschreiben!" so schwirrte e» durch- einander, al» er geendigt. Er stand plötzlich von einem Dutzend fragender, bewundernder, lachender, glühender Gesichter umgeben, und er hatte doch für ein einziges nur gesungen!j Das aber war wie ein lichtes Engelsköpfchen ein einzig Mal nur aufgetaucht au» dem dunkeln Rahmen, ein einzig Mal, und dann nicht mehr. (Fortsetzung folgt.) Mittwoch, den 23. November gaben in „Braun- Hotel" die Herren Pianist L. Heß, Kammermusiker Blnmer, Wilhelm und Stenz, unter Mitwirkung H u Kam-crmusiker Brückner cinc Tci:ec für
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