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In Leipzig abonniert man für 3 mit Bringerlohn 3 75^ und nehmen Bestellungen entgegen sämtliche Zeitungsspediteure, die Hauptexpedition: Johannisgasse 8, die Filialen: Katharinenstratze 14, Köuigsplatz V und Universitätsstratze 3, sowie nachfolgende Ausgabestellen: Annftsche (Sasse tt Herr Ziselier, Kolonialwarenhandlung, in Anger-Crottendorf Herr v. ?rleüel, Cigarrenhdlg., Zwcinaundorfcr Straße 6, in Reudnitz Herr n. k'uemanu. Marschallstraße Herr 0. Oelller in Anger-Crottendorf, Bernhardstr. 29, part., Herr I'aui Luck, Cisenbahnstraße 3, Herr OeoiK >1emunn. Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.), Neustadt Neuschönefeld Plagwttz Herr '6. 6i Ut/maun, Zschochersche Straße 7 a. Connewitz Frau Ziselier, Hcrmannstraße 23, Cutritzsch Herr liobert Bitner, Buchhandlung, Delitzscher Straße 25, Gohlis Herr llobei'1 Alliier, Buchhandlung, Lindenthalcr Straße 6, Kleinzschocher Herr 6. (ZrütTiuuun, Zschochersche Straße 7«, in L.-Plagwitz, Lindenau Albert I^lnüiier, Wettiner Str. 51 in L. Lindcnau, Herr krm! Luek, Auuoiieeii-Lxp., Cisenbahnstraße 1, - Herr 0. 8oliiujl1t. Kohlgartenstraße 67, - Herr üeruil. ll ebvr, (Äabelsbcrgerstraße II, - oberer Teil Herr 0. Xuiialli, Albcrtstraße 12, Schleußig Herr 0. (FrUtxinriuu, Könneritzstraße 56, Sellerhausen Stünz Thonberg Herr ll. llüntseli, Reitzenhainer Straße 58, Volkmarsdorf in Naunhof Herr Lnniad Buchhändler. Arndtstrasre 35 Herr s. L rieür. Kolonialwarcnhandlung, Beethovenstrahe SI Herr ^Iivoll. Heler, Kolonialwarcnhandlung, Brühl 53 (!. b. ^eliubvil's Xuolilol^er, Kolonialwarcnhandlung, Löhrstrahe L5 Herr Lüuarü liet/.er, Kolonialwarcnhandlung, Nürnberger Straße 45 Herr LI. L. Albreettt, Kolonialwarcnhandlung, Ranstädter Steinweg 1 Herr 0. LnxelwLMU, Kolonialwarcnhandlung, Schützenstraße 5 Herr ^ul. 8eliüii»1t Iren, Kolonialwarenhandlung, Westplatz 3Ä Herr Lloritr Cigarrenhandlung, Aortstraße 38 (Ecke Berliner Straße) Herr Kolonialwarenhandlung, Heiner Straße 35 Herr V. Küster, Cigarrenhandlung, er. Kolonialwarcnhandlung, Unsere Haupt-Filialen in Dresden (Strehlener Straße 6) und in Berlin (Kvniggrätzer Straße 116) sichren zu gleichen Preisen Bestellungen aus. - Die Leistungen des mnerilmnischen Arbeiters nnd die Lemtstulni der Lohusähe. Angesichts des soeben beendeten Ricsenstrcikö der Kohlenarbeiter in den Vereinigten Staaten ist cs mit doppelter Freude zu begrüben, daß der Haudelssachvcr- standige bet dem kaiserlichen Generalkonsulat in New Jork, Gewerbeinspektor Waetzoldt, in seinem soeben etngetroffenen Handelsbericht ein besonderes Kapitel der Leistung des amerikanischen Arbeiters und der Bemessung der Lohnsätze widmet. Wir entnehmen dem interessanten Aktenstück folgendes: Fast übereinstimmend haben alle Fachleute, welche amerikanische Fabrikationen studieren nnd mit den deutschen vergleichen konnten, der Ansicht Ausdruck ge geben, daß in der Tat für gleiche und ost auch für gröbere Erzeugung in Amerika weniger Arbeiter benötigt werden, als in gleichen Betrieben in Großbritannien, Teutsch- land oder Frankreich. Die Ursache dieser in einigen Bc- triebSar-ten, B. Walzwerken, Maschinen-, Papier», Zell stoff-, Leder- und Schuhfabriken, durch erstaunliche Zahlen belegten Tatsache liegt zum Teil in der größeren Anwendung von Maschinen und in der Organi sation des Betriebes. Einen wesentlichen Teil des Er folges aber trägt dabei die Arbeitsleistung des Einzelnen. Die Arbeit wird in Amerika in weit höherem Maße spezialisiert als in Deutschland. Man erzieht in Amerika nicht Arbeiter, die in allen Arbeiten eines Ge werbes auSgelcrnt und ausgebildet sind, sondern sucht möglichst für jede Arbeit eine Spezialmaschine nnd für jede Spezialmaschine den passenden Mann zu finden. Die Erziehung und Ausbildung des Arbeiters richtet sich — und das ist der fundamentale Unterschied zwischen Amerika und Deutschland — nicht darauf, einen im Knabenalter stehenden Lehrling durch jahrelange Lehrzeit in einer Reihe von Handfertigkeiten seines Gewerbes auszubilden, sondern sucht dem Arbeiter das Verständnis von der Arbeitsweise einer Maschine und die Fertigkeit in der Behandlung derselben beizubringen. Diese Methode und die Tatsache, daß in Amerika nur wenige junge Leute in dem Alter, in welchem in Deutschland die Lehrzeit be ginnt, sich dazu verstehen, ein bestimmtes Handwerk von Grund auf zu erlernen, hat natürlich auch ihre Nachteile. Ganz kann von der Handfertigkeit im Maschinenbau, in der Feinmechanik, z. B. bei Tchraubstockarbetten und bet der Mvntierung, nicht abgesehen werden, und es stellt sich immer deutlicher heraus, daß für solche Arbeiten die amerikanische Industrie fast ausschließlich auf im Aus- lande gebildete Arbeiter angewiesen ist und daß es an Nachwuchs fehlt. Es sind von großen Werken ganz be sondere Vergünstigungen solchen jungen Leuten geboten worden, die sich einem mehrjährigen Lehrgänge unter ziehen wollen. Diese jungen Leute werden dann meist sür die besseren und die Aufsichtsstellen verwendet. Die über die Ausbildung von Arbeitern in Amerika vor herrschende Ansicht geht dahin, daß es für den Fabri kanten vorteilhafter ist, den Intellekt als die Handfertig keit detz Arbeiters zu bilden. Der Verkehr des Arbeiters mit dem Arbeitgeber und den Betriebsbeamten erfolgt in Amerika auf dem absolut geschäftlichen Standpunkte zwanglos frei und gleich berechtigt. EsließcfichüberdieArtundWetse deSBerkehrS und der Aufrechterhaltung der Disziplin in den amerikanischen Werken noch manches sagen; es soll aber hier nur betont werden, daß die not wendige Disziplin sich sehr wohl ohne Nachahmung mili tärischer Disziplin erreichen läßt. Dabei herrscht aber in der Auswahl der Leute die größte Strenge. Wer den „Standard" oder die höchste Durchschnittsleistung, die eine sehr hohe ist und durch neu« „Rekords" stets steigt, nicht erreicht, wird unbarmherzig entlassen; ein Durchschleppcn minderer Kräfte findet nirgends statt. Von den die Er zeugung der Maschine oder die Leistung des Mannes regelnden nnd beschränkenden Vorschriften der Ge werkschaften hat sich die amerikanische Faorik- indnstrie mit einigen Ausnahmen frei zu Haire u gewußt. Diese Gewerkschastsideen passen nicht in das amerikanische Wirtschaftsleben und in die dogmatischen Grundsätze und Ansichten desselben über Fortschritt und Entwickelung. Nicht zum wenigsten ist neben der srcien sozialen Stellung der Arbeiter innerhalb und außerhalb der Betriebe, die geeignet ist, die Arbeitöfreudigkeit zn heben, die Art der L o h n b e m cs s u n g an der Steigerung der Leistungen beteiligt gewesen. Soweit irgend möglich, ist man von den einseitig, entweder den Arbeitgeber oder den Arbeitnehmer begünstigenden reinen Accord- oder Zeitlöhnen abgegangen und hat sich einem gemischten Systeme zugewendet. Es wird sür die Leistung einer bestimmten Arbeit von vornherein eine bestimmte Zeit festgesetzt; es wird also nicht gesagt, „für das Stück der und der Lohn", sondern „für das Stück in der und der Zeit ein bestimmter Lohn". Wird nun die für eine bestimmte Stückzahl vorher vereinbarte Zeit ver kürzt, so erhält der Arbeiter eine sogenannte Zcit- prämie, d. h. der durch Verkürzung der Zeit ent standene Nutzen, der auf der einen Leite der Intelligenz und Arbeitsamkeit des Arbeiters, auf der anderen aber auch dem Arbeitgeber durch Lieferung guter Spezial maschinen und Werkzeuge zu danken ist, wird in gleichen Teilen geteilt. Auf diese Weise ist einmal eine bestimmte Arbeitsleistung von vornherein zur Bedingung gemacht, weiter aber auch einer Accorddrückcrei von Seiten der Werke vorgcbcugt. Es wird in den amerikanischen Fabriken sehr genau kalkuliert und sorgfältige Lohn statistik geführt; man ist nicht geneigt, Geld fortzuwerfen, zahlt jedoch andererseits, um gute Leistungen und Fort schritte zu belohnen, Löhne, die man in Deutschland nicht für möglich hält. Ilm die Beschaffenheit der Arbeit nicht leiden zu lassen, sind in vielen Werken sogenannte „Standard- Bureaus" eingerichtet, in denen die von den einzelnen Arbeitern gelieferte Arbeit streng geprüft wird. Diese „Standard-Bureaus" sind ganz unabhängig von dem übrigen Werkbctrteb, so daß eine unparteiische Aufsicht ge sichert ist. Der Grund der höheren Leistung des amerikanischen Arbeiters liegt also in den verschiedenen Vorgängen: möglichste Spezialisierung der Arbeit und Erziehung von Spezialisten, denen jede Gelegenheit und Ermutigung ge geben wird, Verbesserungen durchzuführen; ein allen Seiten gerecht werbendes Lohnsystem und bei hohen Anforderungen an die Leistungsfähigkeit eine un beschränkte Anerkennung guter Leistungen. Das Niveau des Arbeiters in jeder Beziehung zu heben, ist daß Bestreben der Mehrzahl der Arbeitgeber. Zwei bekannte Aussprüche charakterisieren die in Amerika vorherrschende Ansicht über die Entwickelung des Arbeiters: „Mir ist in meinem Betriebe der Mann, der 50 Dollars die Woche verdienen kann, lieber, als der, der nur 25 Dollars verdienen kann, und „Ich arbeite lieber mit 100 Köpfen, als mit 1000 Händen". SS soll hiermit nicht gesagt sein, baß in diesen Prin- zipien die Lösung der sozialen Frage liege; diese harrt auch in Amerika noch der Lösung. Die Anwendung dieser Prinzipien ist jedoch die Grundlage, auf der sich die Ueber- legenheit der amerikanischen Arbeitsleistungen aufbaut. Erklärung. In seinem neuesten Buche „Kaiser Wilhelm und die Be gründung des Reichs", zn dessen Durchsicht mir bisher die Zeit gefehlt hat, hat Professur O t t o t a r L v r e n z in den Anmerkungen auf S. Olö ff. den Verdacht geäußert, daß der über die Stellung des Kronprinzen zur Kaiser- Idee handelnde Passus der „Gedanken und Erinnerungen" lll. 117) einer in den sogenannten Tagebuchblättern Busch' vom 10. Februar 188-t enthaltenen Stelle entnom men und ohne Fürst Bismarcks Vorwissen oder Z u st i m m u n g in das Buch des Fürsten gekom men sei. Der von Lorenz geäußerte Verdacht enthält den schwer sten Vorwurf, der gegen mich als verantwortlichen Herausgeber der Gedanken und Erinnerungen erhoben werden konnte, nnd um nicht durch Schweigen eine falsche Behauptung zn einer Legende werden zu lassen, sehe ich mich gezwungen, öffentlich dagegen mich zu verwahren. Tenn wenn auch Lorenz den Ausdruck „Fälschung" des Textes der Gedanken und Erinnerungen vermeidet, so läuft sein „Verdacht" doch aus nichts anderes als aus den Vorwurf einer solchen hinaus, die um so schwerer ins Ge wicht fallen würde, als es sich dabei um die Beseitigung einer vom Fürsten selbst verfaßten Darstellung und ihrer Ersetzung durch das Elaborat eines untergeordneten Geistes handelte, dessen Buch Lorenz selbst — und mit vol lem Rechte — als eine trübe und unlautere Quelle charak terisiert. Da ich annehmen muß, daß ein ernsthafter Historiker das von mir verfaßte nnd gezeichnete Vorwort zu den Gedanken und Erinnerungen gelesen hat, so er weitert sich für mich der Vorwurf der Fälschung zn dem der Lüge. Denn ausdrücklich ist in dem Vorwort ster- vorgchvben, daß nirgends der Text der letzten vorliegen den Redaktion, die für die Drucklegung maßgebend sein mußte, geändert oder gekürzt worden ist, da die Pietät einem solchen Toten gegenüber doppelte Zurückhaltung gebiete. Ich halte es einer so unqualifizierbareu Be schuldigung gegenüber für notwendig, noch einmal vor der breitesten Oefsentlichkeit zu erklären, daß bas Werk des Fürsten — so wie cs vorliegt, die letzte von ihm selbst herrührcnde Redaktion darstellt, baß es an keiner Stelle überarbeitet oder gar aus minderwertigen Tagebuchblättern ergänzt oder „berich tigt" worden ist, und baß mithin der Verdacht des Herrn Prof. Lorenz in jeder Hinsicht nn- begründen st undvonmtralseineschwerc Beleidigung meiner wissenschaftlichen Ehreempfundenwird. Es ist bekannt, daß Fürst Bismarck im August 1803, als er sich schwer krank fühlte, das Manuskript der Ge danken und Erinnerungen an den Eottaschen Verlag über- gab, um cs auch in der damaligen Gestalt veröffentlichen zu lasten, falls er sich von der schweren Erkrankung nicht erholen sollte, weil er nicht umsonst gearbeitet haben wollte. Nachdem er im Winter 1893/94 wieder arbeite- fähig geworden war, hat er in den Jahren 180-1—97 viele Acnderungen und Streichungen an der ersten Nieder schrift der Gedanken und Erinnerungen vorgenommcn, u. a. gerade in dem Kapitel „Versailles". Dabet ist auch eine an sich harmlose, aber für die Chronologie wichtige Stelle — wohl nur zufällig — mit beseitigt worden, welche II. S. 117 stand und besagte: „Besprechungen (sc. mit dem Kronprinzen) dieses Themas fanden -wischen uns zweimal statt, einmal zu Pferde vor, und einmal im Zimmer n a ch Sedan." Die von Lorenz bemerkte Aehnltchkett mit Busch' Aufzeichnungen erklärt sich leicht daraus, daß Busch, der nach seinem eigenen Geständnis den ihm vom Fürsten verweigerten Einblick in bas erste Konzept der Gedanken und Erinnerungen durch Lothar Bucher erhielt, sich Aus züge gemacht ha, die er bei Abfassung seiner Notizen ver wertete. Fürst Bismarck hat niemals daran gedacht, seine Er innerungen bei seinen Lebzeiten zu veröffent lichen; darum hat er in seinem Briefe an Lorenz vom 24. Oktober 1896 (Lorenz L. 017 Z. 18 von oben) gesagt „noch ungeeignet für die Oesfcntltchkeit". Außerdem sagt Lorenz selbst, daß in der von ihm über seine Besprechung mit Fürst Bismarck aus dem Gedächtnis gemachten Auf zeichnung von diesem sehr viel „mit unbarmherzigem Blei stift gestrichen sei". Das beweist, daß diese Aufzeichnung ihm sowohl in ihren „nicht zutreffenden Details" lvgl. Lorenz S. 017 Z. 17 von oben), die über die Mitteilung in den Gedanken und Erinnerungen hinausgingen, als nach ihrer Form für die Oefsentlichkeit ungeeignet er schienen ist. Die in der Luft schwebenden Schlußfolgerungen, zu denen Lorenz in seinen Anmerkungen und in den bisher durch die Presse bekannt gewordenen Auszügen aus seinem Buche zu gelangen sucht, müssen auf jeden objektiven Histc. riker einen tendenziösen Eindruck machen. Chemnitz, 30. Oktober 1902. Prof. vr. Horst Kohl. Deutsches Reich. 8. Leipzig, 30. Oktober. In der am 5. November vor dem vereinigten zweiten und dritten Strafsenat des Reichs gerichts staiistndenden Verhandlung gegen den Handlungs- renenken Edo Becker aus Wolsenbütlel lautet die Anklage auf Verbrechen im Sinne des tz 1 des Gesetzes gegen den Verrat militärischer Gehermnisse vom 3. Juli 1893. Dieser Paragraph lautet: „Wer vorsätzlich Schrsiien, Zeitungen oder andere Gegenstände, deren Geheimdaltung im Interesse der LandeSverlheidigung erforder- lich ist, in den Besitz oder zur Kenntnis eines Anderen gelangen läßt, wird, wenn er weiß, daß dadurch di« Sicherheit des Deutschen Reichs gefährdet wird, mit ZuchlhauS nicht unter zwei Jahren bestraft, neben welchem auf Geldstrafe bis zu fünfzehn tausend Mark erkannt werden kann. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Festungshaft nicht unier sechs Monaten ein, neben welcher aus Geldstrafe bi- zu zehntausend Mark erkannt werden kann." Der am 6. November unter Anklage siebende 30iäbrige Schachtmeister Leo Beck aus Kanton WalliS (Schweiz) ist des vollen de ten Verbrechen- deS Verrats militäri'cher Geheimnisse beschuldigt, weshalb wohl diese Ver handlung unter Ausschluß der Oefsentlichkeit statt finden wird. Die Mitangeklagten, der 30jävrige Kontiolleur Anton Bai aus Mortara (Italien) und der 37jährige Erdarbeiter Joses Proserpio aus Mariano (Italien) find keö Verbrechens de« Versuchs des Verrat« milltäiiicher Geheimnisse beschuldigt; gegen die 27 jälnige Frau Marie Bai aus SenoseS (Italien) ist Anklage wegen Beihilfe zu jenem Verbrechen erhoben. F Vcrltn, 30. Oktober. (Selige Erinnerungen.) Die Berliner „Germania" erbaut sich an der Polenpolitik, die von Preußen in jener Zeit getrieben wurde, al« Warschau noch «in« prrußlfche Stabt war. DaS ge nannte Zentrumsorgan schwimmt in Wonne, weil König Friedrich Wilhelm III. an den hervorragenden polnischen Philologen Samurl Bogumil Linde einen Biies in polnischer Sprache richtete, der daS Verdienstliche deS Unternehmen-, rin Wörterbuch in polnischer Sprach« berauszugeben, lobend heivorhob. Die Zeilen, da drr König von Preuße» pola,sch torrespondierl, find für