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Wenauer Anzeiger und Zeitung für Leifersdorf, Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf., sür auswärtige Inserenten 15 Pf. Tabellarische Inserate werden doppelt berechnet. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Erscheint Dienstag, Donnerstag n. Sonnabend. Abonnementspreis einschließlich der illustrirten Beilagen „Gute Geister" u. „Zeitbilder" sowie des illnstr. Witzblattes „Seifenblasen" 1,50 Mk. Groß- mW Kleinölsa, Obernaml-orf, Hainsberg, Eckersdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Pnblikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 149. Weihnachten. Markt und Straßen stehn verlassen, Hell erleuchtet jedes Haus, Sinnend geh' ich durch die Gassen Alles sieht so festlich aus. Und ich wandre aus deu Mauern Bis hinaus in's freie Feld, Hehres Glänzen, heil'ges Schauern — Wie so weit und still die Welt! Sterne hoch die Kreise schlingen, Ans des Winters Einsamkeit Steigt ein wunderbares Singen — O du gnadenreiche Zeit! Ja, sei uns gegrüßt du liebe, gnadenreiche Weihnachts zeit! Nun bist dn wieder da mit deinem Lichterglauz und deiner Gaben fülle, dn Fest des Lichts, des Friedens und der Freude! Ein Fest des Lichts — fürwahr wenn ein Fest diesen Namen verdient, so ist's das Weihnachtsfest, schon wenn wirs von seiner menschlich schönen Seite be trachten. Welch' ein Lichtpunkt in dem düster» Winter mit seinen kurzen Tagen, langen Abenden und Nächten! Welch' ein Lichtpunkt im Leben des Hauses, da die Familie sich sammelt unter dem Christbaum mit feinem Lichterglanze wie insonderheit im Leben unsrer Kinderwelt mit dem Warten auf die Bescheerung, mit der Freude über die Gaben unter dem Christbaume, mit dem frohen Leuchten des Kindesauges. Aber das Wort „Licht" weist uns noch höher hinauf, hin auf das Christkind, bei besten Geburt sich Lichtglanz verbreitete auf Bethlehems Fluren, von welchem Luther singt: „DaS ew'ge Licht geht da herein, Giebt der Welt emen neuen Schein; Es leucht't wohl mitten in der Nacht Und uns deS Lichtes Kinder macht." weist hin auf den zu Bethlehem geborenen Weltheiland, der von sich sagen kann: „Ich bin das Licht der Welt." Sonnabend, den 25. December 1897. „Finsterniß bedecket das Erdreich und Dunkel die Völker" — das war die Signatur des Alterthums, wie manches Licht der Weisen auch brannte. Denn die Nacht der Sünde konnte auch Socrates nicht bannen. Aber mit Christi Ge burt ist's licht geworden über der Nacht der Sünde, licht in der Geschichte der Völker, wie in der Lebensgeschichte jedes einzelnen Menschen. Weihnachten ist aber auch ein Fest des Friedens. Friede auf Erden — das war der Engelsgruß vom Him mel an eine friedelose Welt. Hat dieser Engelswunsch sich erfüllt, ist mit Christi Geburt der Friede auf Erden einge zogen? Es will uns auf den ersten Blick nicht so scheinen. Es hat auch nach Christi Geburt so viel Kampf und Streit gegeben bis hinein in unsre Zeit, die geradezu das Privi legium in Anspruch nimmt, die Unzufriedenheit zu einer Tugend zu stempeln. Unfriedliche Zustände, geboren aus dem Neide und der Selbstsucht der Volksgenossen, denn keiner dem andern einen größeren Anteil an den Genüssen und Gütern des Lebens gönnt, finden sich in unserer Zeit mehr denn je. Woher kommt es? Daher, das ganze Kreise unsres Volkes sich immer mehr dem Evangelium von Christo entfremden. Aber wo Christus im Herzen wohnt, da ist Friede. Wer zählt die Tausende, die in dem Heilande die Kraft gesunden, ihre Lasten zu tragen, ihre Kämpfe zu kämpfen, ihren Kummer zu stillen, ihre Thränen zu trocknen, ihre Todesfurcht zu überwinden? Wer zählt die Verirrten, denen der Heiland, das Kind in Bethlehems Krippe, schon der Wegweiser zur Wahrheit und Seligkeit geworden ist? „Friede auf Erden" — so ist's nicht blos frommer Wunsch der Engel gewesen — es ist tiefe, heilige Wahrheit ge worden, denn der Friedefürst Jesus Christus hat unserm Herzen die beste Weihnachtsgabe mit vom Himmel gebracht, den Frieden des Herzens. Und wo Friede, da Freude. Wo ein Herz einstimmen kann in das Lied: „Ich habe 10. Jahrgang. NUN den Grund gefunden und nicht wie „Doktor Faust" über dem Prologe des Johannesevangeliums grübelt, son dern in kindlichem Glauben die Engelsbotschaft aufnimmt: „Euch ist heute der Heiland geboren," sollte eS da nicht fröhlich sein? Fröhlich in Hoffnung, das soll darum die Loosung sein, die uns Weihnachten mitgiebt, und, wie ernst auch die Zeiten kommen mögen — Christen können unter allen Umständen einstimmen in dar Lied: „O du fröhliche, o du selige, gnadenbriugende Weihnachtszeit," bis einst, ist hier der Klang verweht, das Kind znm Vaterhause geht und schaut voll Himmelsherrlichkeit die sel'ge, ew'ge Weihnachtszeit. äoü. kssolwek, kknrsr. Atts Nah und Feru. — Die Weihnachtsferien in den hiesigen Schulen haben am Donnerstag begonnen; der Schulanfang ist auf den 3. Januar 1898 festgesetzt. — Der Bezirks-Ausschuß der Königlichen Amtshaupt mannschaft Dresden-Ältst, hat die Herren Gutsbesitzer Höck ner in Hainsberg, Freigutsbesitzer Hamann in Klein- Oelsa und Rittergutsbesitzer Merbitz in Eckersdorf für das Jahr 1898 in die nach der Vorschrift in § 8 der Ver ordnung vom 4. März 1883, die zu gewährenden Ent schädigungen für wegen Seuchen getödteter Thiere betr. zu führenden Listen derjenigen Personen ausgenommen, ans deren Reihe von den Ortsbehörden diejenigen Sachverstän digen zu wählen sind, welche vorkommenden Falles bei der Ermittelung und Feststellung solcher Entschädigungen mit- zuwirken haben. — Am Freitag wurden in Potschappel in den Abendstunden bei drei verschiedenen Bäckern die Ladenkassen init Beträgen von 2, 18 und 50—60 Mark gestohlen. In Verdacht kommen zwei unbekannte Männer, welche sich längere Zeit bei den betr. Geschäften umhergetrieben haben. tRachdnuk »eibiw» ) Werwegenes Spiel. Roman von F. Siemers von Ostermann. Herr von Schwarz saß abseits, die Stirn von der Hand beschattet, und mit seinen Hellen Augen verschlang er Mariens blühendes liebliches Gesicht. Als er so dasaß, verglich er Mariens ideale, zarte Schönheit mit den gewöhnlicheren Reizen der Baronin Engelbert, und sonderbare Gedanken erwachten in ihm- „Mein Geschick ist noch nicht so unwiderruflich fest an sie gekettlet," dachte er. „Ich wollte, ich hätte das Mädchen gesehen, ehe ich jenen Brief fälschte. Weshalb sollte ich mich denn wegen zwanzigtausend Mark jährlich und einer ältlichen Frau wegwerfeu, wenn ich mit geschick tem Manöver bedeutend mehr und eine junge Braut ge winnen kann? Ich werde es mir überlegen." So waren, ohne daß Marie eine Ahnung davon halte, unter ihren Zuhörern drei Männer, die nach ihrer Hand strebten, und unter diesen war nur einer wahr und ihrer Liebe werth, und dieser eine war der junge Graf Hohenfels. Nach dem Musiziren wurde Kaffee servirt. Herr von Friebel unterhielt sich mit der Baronin Engelbert, und Herr von Schwarz und Advokat Brunner sprachen miteinander, während Frau Altmann wie gewöhn lich schweigsam beobachtend abseits saß. Der jimge^Graf ging dann langsam mit Marie in das große Gewächshaus, welches sich am unteren Ende des Gesellschaftszimmers befand. Hier war die Luft mit Wohlgerüchen erfüllt. „Erinnern Sie sich noch, als wir hier zum letzten Male zusammen waren, ,Marie?" fragte Graf Hohenfels, als^sie neben einem Marmorbassin mit einem Spring brunnen still standen und Marie Nvsenblätter in das kristallklare Wasser fallen ließ. „Hier befanden wir uns, als wir uns im kindischen Spiele verlobten. Wie lange her das scheint! Erinnern Sie sich noch Marie?" WDie Rosenblätter in ihren weißen Fingern waren nicht röther als ihre Wangen, als diese Worte gesprochen wurden. „Ja, ich erinnere mich dessen," sagte sie, den Kopf über das Wasser beugend. „Wir waren noch Kinder, Graf Hohenfels." „Sie nennenImich mit meinem Titel, und das zeigt die große Kluft, welche zwischen jetzt und damals besteht," sagte er. Zn jener Zeit war ich nicht Graf, und Sie nannten »sich Georg. Wenn jetzt Ihr Taufname unwill kürlich über meine Lippen kommt, muß ich mich daran erinnern, daß Sie nicht mehr Marie, sondern die Baronesse Engelbert sind. Weshalb wollen Sie mich nicht wie früher bei meinem Vornamen nennen und wir wie ehedem treue Freunde sein?" „Das will ich ja gern," erwiderte Marie offen, jedoch schüchtern. „Ich — ich will Sie als meinen Bruder be trachten, Georg, und Sie können mich „Marie" nennen." Merkwürdigerweise schien die ihm so gewährte Er- laubniß den jungen Grafen nicht zu erfreuen. Er blickte traurig und enttäuscht drein, und ein schmerz licher Zug spielte nm seinen Mnnd. „Ich will nicht Ihr Bruder sein, Marie," ei klärte er nach einer peinlichen Pause. „Hätten Sie eine nur schwesterliche Neigung gegen mich, so würde das sür mich unerträglich sein. Jahrelang habe ich geträumt und ge hofft, daß ich eines Tages Ihre Liebe gewinnen werde. Ich bin kein Knabe mehr, Marie, nnd liebe sie mit der innigsten Liebe wie nur ein Mann lieben kann. Ich weiß nicht, wie es kommt, daß ich dieses Geständniß ablege," fügte er hinzu; ich beabsichtigte nicht, so vorschnell zu sein. Mariens Herz erbebte bei der feuerigen, leidenschaft lichen Erklärung wie bei der Berührung eines Engels. Dann schien eS, als ob ein bleiernes Bahrluch auf ihre Seele fiele, und sie erbleichte als sie stammelte: „Es kann nicht sein, Georg." Graf Hohenfels fuhr schmerzlich bewegt zusammen. „Sie — Sie sind doch nicht mit einem anderen ver lobt, Marie?" „N—nein." „Sie lieben einen anderen?" „O nein, nein!" „Habe ich Sie vielleicht durch mein voreiliges Ge ständniß erschreckt, Mane?" rief er mit zitternder Stimme aus. „Ich habe so viel an Sie gedacht und so oft von Ihnen geträumt, daß ich ganz vergaß, wie fremd ich Ihnen nach diesen vielen Jahren der Trennung erscheinen muß. Sind Sie mir böse, Marie?" „Nein, Georg," antwortete das Mädchen leise und zögernd; „aber ich habe Ihnen etwas zu. sagen. Papa —" Ihre Stimme erstickte in leisem Schluchzen. „O Georg," fuhr sie dann fort, „ich —" Schon wollte Sie dem jungen Grafen eine Mitthei- lung machen, doch in jenem kritischen Augenblicke trat Ru dolf von Schwarz ins Gewächshaus. Bei seinem Kommen erschrak Marie schuldbewußt, als ob sie gegen ihn oder ihren verstorbenen Valer gesündigt hätte, indem sie die Liebeserklärung des Grafen Hohenfels angehört. Ihre beiden Verehrer vermutheten einer in dem an deren einen Nebenbuhler. Jetzt gesellte sich auch noch Mariens dritter Bewun derer, der Herr von Schwarz, zu ihnen. Dieser sah seinen Sohn und den jungen Grafen mit finsteren und eifersüchtigen Blicken an, und Marie fühlte sich so unbehaglich, daß sie vorschlug, man möge ins Ge sellschaftszimmer zurückkehren. Ein Blick voll Eifersucht und Aerger aus den Augen der Baronin Engelbert begrüßte Herrn von Schwarz, als er ins Zimmer trat. Die Wittwe begann Verdacht zu schöpfen, daß ihr Verlobter keine Neigung mehr für sie hege. Herr von Friebel war der erste, welcher den Vorschlag machte, sich zu verabschieden. Der Wagen fuhr vor, und er und Advokat Brunner und Graf Hohenfels nahmen Abschied. Herr von Schwarz wechselte wegen einer Unterredung am nächsten Morgen einige Worte leise mit der Baronin Engelbert; dann verabschiedete auch er sich mit seinem Sohne. Es wurde unterwegs kein Wort gesprochen, als sie die breite Allee entlang schritten; nachdem sie aber die Landstraße erreicht hatte», brach Herr vo» Schwarz das Schweige», indem er sagte: „Nun, Rudolf, wie gefällt Dir die Baronesse Engel bert?" „Sie ist schön — unvergleichlich lieblich," antwortete Rudolf enthusiastisch. „Ich habe noch nie ei» so bezau berndes Wesen^gesehen!" Kirchennachrichten von Rabenau. Sonnabend, den 25. December, 1. Weihnachtsfeiertag. Vorm. 9 Uhr Gottesdienst. Predigttext: Tit. 2, 11—14. Nachm. 5 Uhr Weihnachtsgottesdienst. Liturgische Christ vesper, bei welcher durch 12 Kinder die messianische» Weissagungen verkündet werden solle». Gedruckte Texte sind in der Kirche zu habe». MSonntag, den 26. December, 2. Weihnachtsfeiertag. Vorm. 9 Uhr Gottesdienst. Predigttext: Hebr. 1, 1—6. Gestorben: Curt Walther Garbe, Sohn drs Stuhlb. Oskar Max Garbe in Rabenau, am 16. Decbr. im Alter von 1 Jahre 2 M. 24 T. — Anna Auguste Schmidt geb. Emmrich, Ehefrau des Fabrikarbeiters Maximilian Schmidt in Rabenau, am 18. Dec- im Alter von 51 I. 4 M. 28 T