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„Wrißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. LS Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- fialtcn, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wchentz-Zitmlj. Amtsblatt Inserate, welche bei de» bedeutenden Auslage de» Blattes «ine sehr >virk- same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltemeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil» M Pfg. für die Königliche UmtshaupLmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichne in Dippoldiswalde. Mit schtseitigkm „Zllustrirtrn llnterhaltungsblatt". Mit humoristischer llscheudeilsgr „Seisenblusen". Mit land- und hsuswirthschsftlicher Monotsbeilsge. Nr. 62. Dienstag, dm 30. Mai 1893. 59. Jahrgang. Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. Der von den Ordnungsparteien für den 6. Reichstagswahlkreis aufgestellte Kandidat, Geh. Bergrath Förster-Zauckerode wird am nächsten Sonntag, den 4. Juni, im Saale der „Neichskrone" sich den Wählern vorstellen und sein Programm ent wickeln. Wegen Entnahme von Eintrittskarten ver weisen wir auf das Inserat in heutiger Nr. — Von Interesse ist folgende Frage: „Besteht das Neichstagswahlrecht für das vollendete 25. Jahr ansangend oder sind sämmtliche im Jahre 1868 Ge borenen wahlberechtigt?" Das Wahlrecht beginnt mit der Vollendung des 25. Lebensjahres, es stehl also für die nächste Wahl Allen zu, die vor dem 15. Juni 1868 geboren sind. — Bekanntlich wird jedes Jahr nach Beendigung der Manöver eine Anzahl Soldaten aus dem stehenden Heere auf sogenannten „Königsurlaub" entlassen, und zwar sind dies Mannschaften, die sich in einer 2jährigen Dienstzeit gut geführt haben. Solche Beurlaubungen können von den Angehörigen beantragt werden, insofern der betreffende Soldat zur Unterstützung der Familie im Hause dringend nothwendig ist. Derartige An träge müssen bald bei der Heimalhsbehörde angebracht werden. Alle später als 20. Juni eines jeden Jahres eingehenden Anträge werden nicht mehr berücksichtigt. — Eine recht thörichte Angewohnheit ist es doch, daß man, wenn man einen Ausflug unternimmt, um sich in Wald und Feld zu erfrischen, das Rauchen nicht vermeiden kann! Obwohl es im Walde überall angeschlagen steht: „Das Rauchen ist bei Strafe ver boten!" wird dies nicht beachtet und tapfer darauf los gequalmt! Und das soll eine Erholung und Erfrischung sein, nachdem man wochenlang in den dumpfen Fabrik sälen oder Werkstätten oder in drückenden Zimmern gearbeitet hat? Weg darum im Walde mit Cigarren und qualmenden Cigaretten! Ist es nicht zehnmal besser, man athmet die frische und gesunde Waldlust mit kräftigen Zügen ein? 4 Rippien. In der Nacht vom 24. zum 25. dieses Mts. erhing sich in seiner Wohnung der 62 Jahre alte frühere Wirthschaftsbesitzer jetzt Handarbeiter Heinrich Knoll hier. Ohne Zweifel liegt Lebens überdruß zu Grunde. Knoll hat ein Schriftstück für seine Verwandten hinterlassen, in welchem er Bestim mungen über sein Vermögen und seine Beerdigung getroffen hat. - Poffendorf. Im gegenwärtigen Monat Mai sind bei den Standesämtern unserer Parochie — Possendorf und Rippien —auffallend viel Todesfälle angemeldet worden. Fast jeden Tag im Monat fanden ein oder mehrere Beerdigungen statt. 4 Hänichen. Nächsten Freitag, den 2. Juni, Abends '/,8 Uhr, findet im Saale der „Goldenen Höhe" eine Wahlversammlung der vereinigten Ord nungsparteien im 6. Reichstagswahlkreise statt, wobei Herr Geh. Bergrath Förster-Zauckerode sich seinen Wählern vorstellen und seine Stellung zu den wichtig sten Tagesfragen darlegen wird. Hänichen. An Stelle des am I. Okt. d. I. von hier scheidenden allgemein beliebten Herrn vr. mock. Dannenberg hat der Knappschafts-Vorstand des Häni- chener Steinkohlenbauvereins am 16. d. M. unter 53 Bewerbern den praktischen Arzt Herrn I)r. meä. Leh mann aus Dresden als Knappschaftsarzt für den Hänichener Steinkohlenbauverein gewählt. Herr vr. Lehmann ist mehrere Jahre hindurch in dem Dresdner Stadtkrankenhause, sowohl in der chirurgischen, als auch in den anderen Abteilungen thätig gewesen, nachdem er schon unmittelbar nach seiner bestandenen ärztlichen Approbation in Prag klinisch sich beschäf tigt hatte. Seins Zeugnisse garantiren für eine glück liche Wahl, um so mehr, als Herr vr. Lehmann durch wiederholte Vertretungen hier sich das Vertrauen bereits zu erwerben verstanden hat. Dresden. Zur Erleichterung des Besuchs der landwirthschaftlichen Wanderausstellung in München werden von den Sächsischen und Bayerischen Staats bahnen am Mittwoch den 7. und Donnerstag den 8. Juni d. I. Sonderzüge nach München abgelassen. Dieselben werden an den genannten beiden Tagen von Leipzig, Bayer. Bahnhof, Rachm. 2 Uhr 55 Min., von Chemnitz 3 Uhr 40 Min. und von Dresden-A. 1 Uhr 25 Min. abgehen, um am nächsten Tage in München gegen 5 bez. 6 Uhr Vorm. einzutreffen. Die Fahrkarten erhalten eine Gültigkeitsdauer von 45 Tagen. Ueber die bedeutend ermäßigten Fahr kartenpreise und die sonstigen Besörderungsbestimmun- gen ist eine Ueberficht erschienen, welche von allen größeren Stationen der Sächsischen Staatsbahnen, ferner von den Ausgabestellen für zusammenstellbare Fahrscheinhefte in Leipzig, Dresd. Bahnhof und in Dresden-A., Wienerstr. 13, unentgeltlich zu beziehen ist. Von auswärts kommenden brieflichen Bestellungen ist 3 Pfg. Porto in Marke beizufügen. Es wird be sonders darauf aufmerksam gemacht, daß der Fahr kartenverkauf für jeden der Züge Tags vorher, Abends 6 Uhr geschlossen wird. — Das neue Finanzgebäude gegenüber der Brühlschen Terrasse ist nun beinahe zur vollständigen Höhe ausgesührt. Ueber dem Mittelbau wird bereits das Glasdach der Halle sichtbar. Nach Fertigstellung des Monumentalbaues wird voraussichtlich der Abbruch der dahinter liegenden alten Kasernen ohne Verzug vorgenommen werden. — Die Straße „Am Viadukt", entlang der Manen brücke von der Maxstraße nach der Wetttnerstraße, soll zunächst bis an die Gasanstalt fortgesührt und das ehemalige von Burgksche Grundstück und das angren zende Areal als Bauland Verwendung finden. Zu gleich werden dort größere Bauten für die Anlage der geplanten Personenhaltestelle der Staatsbahnen aus geführt werden. An der Schützengasse hat man be reits mit dem Abbruch von Grundstücken behufs Be schaffung einer Straße zur Verbindung de: Wettiner straße mit dieser Haltestelle in der Richtung des Gymna siums begonnen und in einem Nachbargrundstücke das Baubureau untergebracht, so daß die Umwandlung an dieser Stelle nunmehr rasch von statten gehen wird. Meißen. Ein hiesiges Schneidermädchen, welches die Woche vor Pfingsten Tag und Nacht ihrem Berufe nachgegangen war, auch vom Sonnabend zum ersten Feiertag die ganze Nacht hindurch gearbeitet hatte, legte sich sodann mit dem Wunsche nieder, seine Logis- wirthin niöge es znm Frühschoppen-Concert wecken. Die Mithin vermochte jedoch die Müde nicht zu er wecken, hatte auch selbst Eile, ihre Pfingstreise anzu treten. Bei ihrer Rückkunft am zweiten Feiertag Nachts, war sie nicht wenig erstaunt, ihre Logismamsell noch im tiefen Schlafe zu finden. Großenhain. Auf dem benachbarten Nittergute Naundorf ereignete sich vorige Woche ein schwerer Un glücksfall. Daselbst wird der Kuhstall neu gebaut und die Decke desselben gewölbt. Kurz vor Beendigung der Arbeit stürzte nun ein Theil des Gewölbes plötz lich herab, wodurch drei in diesem Raum beschäftigte Arbeiter schwere Verletzungen erlitten. Am meisten getroffen wurde der Maurer Knof aus Raden; ihm waren beide Arme fast vollständig zerschmettert und außerdem trug er eine klaffende Wunde über den ganzen Kopf davon. Die beiden anderen Verunglück ten, die Maurerlehrlinge Förster aus Skaffa und Starke aus Großenhain, erlitten ebenfalls nicht unbe denkliche Verletzungen am Kopfe. Zittau. Ein hier zum Besuch bet Verwandten weilender junger Mann, welcher am Dienstag eine Parthie nach der Lausche unternahm, wurde von einer Kreuzotter gebissen. Auf dem Wege dorthin sah er eine Kreuzotter, die er jedoch nicht als solche erkannte, und ergriff dieselbe. In demselben Augenblicke wurde er auch schon von dem Reptil in die Hand gebissen. Schnell versuchte der Gebissene nun die Wunde aus zusaugen, doch schon nach kurzer Zeit schwoll sein Ge sicht stark an, da das Gift in Folge einer kleinen Verletzung an der Lippe nun an dieser Stelle ins Blut überführt war. Gleichzeitig wurde der Verletzte von heftigem Unwohlsein und Erbrechen befallen und konnte sich kaum mehr auf den Füßen halten. Er wurde sofort auf Veranlassung einer Anverwandten, welche sich an dem Ausflugs betheiligt hatte, nach einem nahen Gasthause geschafft, wo man schnell einige Gegenmittel anwandte, um dann den jungen Mann mittels eines Wagens nach Zittau zu fahren. In Folge sofort in Anspruch genommener ärztlicher Hülfe ist für den Verletzten keine Gefahr mehr vorhanden und es befindet sich derselbe bereits auf dem Wege der Besserung. Reichenau bei Zittau. Ein bedauerlicher Vorfall ereignete sich am Dienstag beim Pfingstschießen Hier selbst. Dem Gehilfen des Anmerkers wurden beim Abschieben eines Böllers zwei Finger der rechten Hand weggerissen. Der Unfall ist durch das plötzliche Los gehen des Böllers, der zuerst versagt hatte, entstanden. Freiberg. Vom kgl. Landgericht wurde am 26. Mai der Kutscher Carl Heinrich Walther, geboren am 5. Juli 1872 zu Nassau, wegen Unterschlagung, Diebstahls und Betrugs zu 3 Jahren Gefängniß und 5 Jahren Ehrenrechtsverlust verurtheilt. Chemnitz. Als am Sonnabend Abend der mit der Bedienung des Kupolofens betraute Arbeiter einer Gießerei der Blankenauerstraße sich auf kurze Zeit entfernt hatte, erstieg während dessen ein seit 9 Wochen daselbst beschäftigter Gußputzer die zum Ofen führende Treppe und sprang, noch ehe es verhindert werden konnte, in selbstmörderischer Absicht in die flüssige Eisenmasse, in welcher er alsbald den Blicken herbei geeilter Arbeitsgenossen entschwunden war. Der Ver lebte, in den 40er Jahren stehend, ist ein hiesiger Ein wohner, verheirathet und Vater von 3 Kindern. Die Ursache zu der unseligen Thal ist noch unbekannt. Crimmitschau. Am vorigen Donnerstag Mittag ist ein in einer hiesigen Fleischerei in Dienst befind liches Mädchen durch einen mittelst Oberlicht beleuch teten Raum 3 Stockwerke hoch herab bis in die Küche gestürzt. Die Verunglückte, welche bei ihrem Sturze auch noch das über dem Küchenraume befindliche Ober lichtfenster durchschlug, hat mehrere schwere Verletzungen am Kopfe und übrigen Körper davongelragen und mußte in bewußtlosem Zustande sofort nach dem Krankenhause übergeführt werden. Jöhstadt. Am Dienstag hat eine etwa 30 Jahre alte Bahnarbeitersehefrau einem bei ihr zum Besuche aufhältlichen 3 Jahre alten Kinde aus einer Arznei flasche Morphium zu trinken gegeben, nach dessen Genuß das Kind noch an demselben Tage unter großen Schmerzen verstorben ist. Böswillige Absicht, das Kind zu tödten, soll in diesem Falle nicht vorliegen, sondern Fahrlässigkeit. Eibenstock. Der Kirchenvorstand hat in s-iner letzten Sitzung beschlossen, die schon lange geplante Kirchenheizung noch in diesem Jahre als Nieder druckdampfheizung durch die Firma Albert Wagner, vorm. R. Drescher, in Chemnitz zur Ausführung bringe« zu lassen. Das evangelische Landeskonsistorium hat hierzu eine namhafte Beihülfe in Aussicht gestellt. Wurzen. Als am Freitag Morgen eine Abthei- lung des Jägerbataillons sich auf dem Marsch nach den Schießständen befand, schwang sich auf der Brücke des Mühlgrabens ein Jäger über das Geländer des Mühlgrabens und verschwand sofort in den Fluthen. Der Mann trug volles Gepäck und 2 Gewehre, was