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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.03.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-03-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188403260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840326
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840326
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-03
- Tag 1884-03-26
-
Monat
1884-03
-
Jahr
1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.03.1884
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Lktarti«ll und Lrvrditioa JohaaaeSgaffe 33. Sprrchüondkll -er Nr-actioa vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—S Uvr. l tr tt> a>e»-dr »,»,«i»i,rttr viinulcruN« «x Iie»»clt», „ar «nd>a»t>» MMrr.TagtbM Annahme »er snr »ie aichsttel»«»« Nummer deftimmten Anker,»e «, Wochratage» bis S Ntr Rachmitra,», a» r««»> u,» FeMagen frü h bi« '/,S Uhr. 3a -en Filialen für Ins.-Aanahme: Ott« Klemm, UniverülätSflraße 21. Leuts rösche, Kalharinenstraß: 18, v. nur bis '/,L khr Anzeiger. Auflage I8 LOV. 3Uk»»ae«cat«rei» vier-lrl,. 4'/, inrl. Bringerlolm 5 ML. brrrch die Von bezogen 8 ML Jede »inzelnr Numinr r 20 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren iür Extrabeilage» ahne Poftbeiörderung 39 ML «tt Postdejördcrnng «18 ML Inserate -gespaltene Petttzeile rv Pf. Größer» Schriften lau» uaierr» Preis verzeichnis. Tabellarischer a. Ziffermatz nach höher« Paris. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr ^ir 88. Mittwoch den 2«. Mürz t884. erkehr. Lerlime» unter ßem Kep«ti«n§ftnch die Svaltzeile 50 Pf. gaseratr find fiel« an die EexpedttiO« zu lenden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnevnmernoäo oder durch Poft- nachaaume. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. In der Zeit vom 10. bis mit 15. März 1884 erlangten das hiesige Bürgerrecht: verthold, Paul Töbler, Gottlob riedrich, Redaction«gehilfe. ermann, Steindrucker. r. gsge^Ul^ Trrstler, Hermann Gustav Julius, Lehrer. Gäbet, Friedrich Wilhelm, Hausmann. Griuiut, Wilhelm Heinrich, Kaufmann. Hrntzncr, Hermann Albert Otto, Bildhauer. Horn. Moritz Richard, Malergehilfe. Hoppe, Otto Cä'ar, Lithograph. »läti, Oscar Julius, Maler. Koggrl, Carl Julius, Assistent bet der Spriseanstalt mtd peusiouirter Lazarethinwector. König, Curl Oskar Otto, Braugehilfe. Leitzner, Friedrich Wilhelm, Bürstenmachermeiper. Lnngwttz. Julius Hermann, Kohlenhändler. Meißner. Albert Oscar, Fischhändler. Müller, Ernst Julius Theodor, Viehhändler. Mnn;cngr»brr, Ernst Julius, Graveurgehllke. Pästler, Johann Friedrich August Eduard, la' Pfcng, Fritz Albert Wilhelm, BuchhandlungSg »ou PöUutlt, Han« Bruno, Kaufmann. Purst, Gustav Julius Hermann, Sleiudruckrrgehilfe. Reiche, Franz Louis, Tischler. Schade. Ernst Friedrich, Baumeister Ichelthaner, Earl August, Brauer. Schiefer» Goilhold Bruno, BersichernngSbeamter. Schindler, Carl Robert, Kaufmann. Lchlager, Ernst Heinrich, Kürschner. Tihlegrl, Earl Alfred, Auktionator. Lmroter, Ernst Emil, Werkführrr. Schumann, Carl August, Markihclfer. Tchuinann, Hugo Ambrosius, Techniker. Schuratlt. Carl Friedrich, Cassrudiener. Lrivel. Friedrich Hermann, Fabrcksseuerniaa». Tetscrt. Johann Anton, Svüttimcister. Icttz, Hermann Albert Felix, Mechaniker. Serbe, Giistav Robert, Cigarrcnarbeiter. 2i«»N, Emil Ferdinand JuliuS, Schriftsetzer-Factor. Stephan, Friedrich Wilhelm Carl, Portier. Streiter, Otto Robert, Tnlograph. Ströla», Ferdinand Otto, Lomptoirist. Taubrrt, Carl Hermann. Korbmacher. WachSmnth, Christian Traugott, Schneider. Woa«er Lederest Wilhelm Ott», Klempnermrtster. Wanschura, Ara.!» Ferdinand Eurt. Graveur. Weigert. Friedrich August, Hausmurin. Wiesenhütter, Ernst Gustav, Ltthoqraph. Winkler, Carl Georg Paul, Kaufmann. Zwtnscher, Friedrich Gustav, Tischlergesellr. Manntmachung. Wegen Reinigung der Expedition-locale wird Mittwoch, den 20., und Donnerstag, den 27. März nur Vormittags von 8—11 Uhr expebirt. Leipzig, den 24. Mtirz 1884. DaS Königliche StandeS-Amt. Dir. Julius Burckhardt. Trockenplatz-Verpachtung. Der der Stadtgemeinve Leipzig und zur Parcelle Nr. 23 des Flurbuch- für GohltS gehörige, daselbst an der Rosen» tbalstraße gelegene ehemalige MuhlengutS«, Obst- und GraSgarten nebst einem dahiutcr gelegenen, gleichfalls zur vorgedachtcn Parcelle gehörige» Feldstück von zusammen 1 Acker 196 Qu.-Rutben --- —Hcklar 9l.5 Ar Flächengehalt, soll zur Benutzung al« Trockenplatz, mit Ausschluß jeder anderen BenupungSweise, aus die drei Jahre vom IS. April 1884 bi» dahin 1887 Sonnabend, den 2». ds». Mt». Vormittag- 11 Uhr aus dem Rathhause, 1. Etage. Zimmer Nr. 17, an den Meistbietenden anderweit verpachtet werden. Ebendaselbst auf dem großen Saale liegen die Lerpacb- tungs- unk BcrsteigcrungSbedingungen schon vor dem Termine zur Einsichtnahme auS. Leipzig, den 13. März 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Trvndlin. Gtöß. Auctionslocal des König!. Amtsgerichts. Tonnerstaa, »en 27.. ,„,» Freitag, »en 28. März d. A, bon 10—12 Uhr vormittags u„» 3—7 Uhr Nachmittags, sollen eine Ttamaatnadel, Taschenuhren, eine goldene Tomen- «hr, Instrumente für Mcdiciner, Tcvpiche. Bilder. Regulatrnre. Stntzuhre«, ferner zwei «cldschrSnke, ,«ei PianinoS, ein vlütdner'scher Sonccrtflügel, ein Billard, ein Bierdruckapparo», eine Echncllpreffe, eine Handdruckpresst. Nähmaschinen, eine Schuh, machernähmaichine, eine Steppmaschine, eine Covirpresie. eine Dreh bank für Drechsler, 3 Schraubstöcke, drei Glaserhobelbänke, eine Brückenwaage, eine Decimalwaaae, eine Farbemnühle, eine Zinkbade, tranne. ingleichen eine größere Anzahl Mahagoni- und andere Möbel, unlcr welchen sich insbesondere einige Garnituren, ei« Silber- schrant, ein isoultssentisai, ein Patentsopha. rin Salon- splegel, Rohrstühle und Bettstellen besindcn, sowie ein Pelz und ein« größere Partie andere Kleidungsstücke, Gardinen, Portieren, Feder- betten, Matratzen. Waarensckwänke, Ladentafeln, ein Dopvelpult. RmdS- und kalbleder, Gummischläuche, 48 Kilo Gummiplatte, sechs Posaunen, sowie ein Meißner Porzellane, ein rhrtn. »annn- «antkl-, ein amerikanischer und ein Thonofen, zwei Säulenöfcn, zwei Wärmichränlchcn. zwei vernickelt« Ofenvorsetzer, ein Satz Koch- röbren, eine Partie Sattler- und Pottefeuillcwaaren, alS: Hand koffer, Tornister, Mappen, Taschen, ei» Kummet, ein Schlittengchäuge. EigarrenetuiS,Portemonnaies rc.,ea. 5 RieSMoirevapier. Buchdrucker lchristen. Meyer'S ConvcrsatiouSlexikon und andere Bücher, zwei- «nd vierrädrige Handwagen, Böcke, Psosten, Banhandwerkergeräih- und Materialien, und e.ne größere Ouantiiät Pökelfleisch, letztere in kleineren Posten, versteigert werden. Di« hauptsächlichsten der zur Versteigerung gelangenden Gegen- ände werden Mittwoch Nachmittag zur Besichtigung bereit ge eilt lein. Leipzig, den 25. März 1881. Vtelh, Gerichtsvollzieher. Polt- und Nathhaus zu Plagwitz. Die Schlaffer-, Maler-, Stuckateur- und «itasleitnng«- »rbeiten sür den Neubau deZ Post? und RathhauseS zu Plagwitz sollen vergeben werden. Die Bedingungen. Kostenanschläge und Zeich nungen können bei den Architekten Herren Pfeiler u. Händel iu Leipzig tingesehen, auch gegen Hinterlegung einer Lauttoa entnommen werden. Plagwitz, den 25. März 1881. Ter «rmrtndrporftaatz z» Plagwitz. Uhlig. Sirb-atzls - Vekanntmachung. Gestohlen wurden allhier erstatteter Anzeige zulolge: 1) Ein Portemonnaie von schwarzem Leder, mit Stahlbügel, enthaltend ca. 15 Mark, in einem Thalcr, sieben Markstücken, acht Füusziapsennigstücken und kleiner Münze, aus einer Ankleidezelle im Diana-Bad, am 14. dss. Mt«. Vormittags; 2) eine Anzahl vreter, etwa 20 Stück, je 3.S0 Meter lang und ca. 35 Centimeter breit, von einem An eikSplayc hinter der Gas anstalt l, in der Nacht vom 15. zum 18. dis. Ml».; 3) ein« silberne »ylinderuhr mir Secunde, blaugerändertem Zifferblatte und flachem Glase, nebst kurzer Talmikette, mittelst Taschklldiebstahls im Krystallpalast, am 17. dss. MtS. Abends: I) ein Arauen-Regrnmantct von dunkelbraunem Stoffe, mit einer Reihe braunen Knöpfen, großem Kragen und Fallen im Rückentbeil — in den Taschen besanden sich ein Paar schwarze Glarehandschtthe — aus dem Tanziaal im Tivoli, am 16. dss. MlS. Abends; 5) ein Knaben-Paletot von bräunlichem, melirtem Sommerstoff, aus der Flur des Hauses Aünigsstraße Nr. 1, am 17. dis. Mts. Mittags; H ei» Mannsjaquct vo» braunem, roth- und schwarzgestreiftem Stoff, mit schwarzen Hornknöpse», braunem Wollatlnsiutter ii» Schooß und blau- und wemgeslreisiem Aermelsutter, ein Paar Hose« und eine Weste von demselben Stoffe, aus einem Verkaufslocale in Nr. 29 der Reichsstraße, vom 17. biS 18. dsS. MlS.; 7) eine silberne tzhliilveruhr mit Secunde und geriefter Rück- feite mit Plättchen in der Mitte, in welches die Buchstaben -z. 2. eingravirt sind, nebst kurzer Ltahlkette. aus eine,,, Gastlocale in Nr. 9 der Wmlergarienstraße, am 18. dss. Mis. Nachmittags; 8) eine goldene Tomen-Lylittdernhr mit geriester Rückseit, und wappenahnlichem Schildchen, nebst (eingliedriger Talmikctte» auS einer Schlafstube in Nr. 1 der Lolonnadenstraße, am nämlichen Tage Abends; 9) ein kleines Brauntweinfätzchkn, 10 Liter fassend, sowie eine Quantität Rordhänsrr, etwa 5 Liter, aus einer Bude aus dem Neubau der 8. Bezirksschule an der Kochstraße, in der Zeit vom 12. diS 20. dss. MtS.; 10) rin goldener Tamenring mit einem 4 sonr gefaßten rothra Steine, ou« einem Küchenraume in Nr. b der Katharmcnstraße, vom 17. bis 18. dsS. MtS.; II) eine goldene Tamcii-Cylinderuhr, In acht Steinen gehend, mit einer ringartigen Verzierung und einem Schildchen aus der Rückseite, nebst kurzer Talmtkette mit Quaste — Uhr und Kette befanden sich in einem braunen, mit blauem Sammet ausgelegten Etut — auS einer Wohnung in Nr. 16 der Großen Fleischergasse, am 22. dir. Mis. Nachmittags; 12) ein kleiner schwarzüberzogener Han»koffer, enthaltend einen grauen Rock, ein Paar ebensolche Vetiittetdcr, zwei k»er»e«»e« und ein Rachtvem», gez. 0. L>. mehrere Krage», Wasch-Ute«. silier», zwei Bücher (eine griechische und eine lutkilttsthe Gramms.ck) und ein- Schrctdmappc, auS einem Eisenbahnwagen 1U. El. im Magdeburger Babnlws, am 22. dss. Mts. Vormittag«; 13) ein Huiitzertmartschein. aus einem Küchenraume in Nr. 1 der Nieoloistraße, vom 21. biS 22. dss. Mts.; 14) ein Bettüberzug und ein Kiffenübrrrng von weißer Lein- wand, ein ebensolches Betttuch, gez. 0. O, zwei vergleichen Fraurn- hrmben, davon ein« mit Stickerei, und vier bis suus weiß!, mene Taschentücher, L. L. gez., von einem Trockenplätze an der Psaffcn- dorscr Straße, an letztgebachiem Tage Nachmittags; 1b) .'ine silberne vhliudkr'.lhr mit Goldrand und geriester Rück- seite, nebst zwcistränaiger Haartettc mit goldenem Bcichlag, sowie ein ovales goldenes Medaillon, enthaltend eine Damen-Phoiographie, bei Gelegenheit eines Excciscs in der Grimmaischcn Straße, in der Nacht vom 22. zum 23. dis. MlS.; 16) ein Frauciinuihang von schwarzwollencm Rips, mit schwarz- seidenen Fransen und Perle» besetzt, zwei Fraucnuntrrrückc von Filzstoff, von hellbrauner bez. dunkelbrauner Farbe, ein Francurock von dunkelgrauem baumwollenen Sivff, mit schwarzem kasa mir be setzt, und eine blaulcinene Araticiisckiürrc, auS einer Wohnung in Nr. 25 am Brühl, am 23. dss. Mts. Vormittags; 17) ein Tcckbctt mit roth- und wcißgestreistem Jnlet, nebst weißleincaem Urbcrzng, gez. W. U., z ve, Kopskiffei» mit eben- solchen JnletS, nebst ilan- und weibgestreittci», bez. grauem Ileber- zttg, aus einer Wohnung in Sir. 96 der Brandvorwcrkstraße, cm 19. dss. Mts. Nachm tlagS. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Dachen oder den Thäicr sind ungesäumt bei unserer Lrimiuat- Abiheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 24. März 1884. TaS Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Br etschneider. vr. Denccke. Nichtamtlicher Theil. vie sociale Gefahr in Oesterreich. * ES ist eine leidige Thatsache. daß der Anarchismus und seine abscheulichen Verbrechen in Oesterreich einen Grad erreicht haben, der glücklicher Weise in anderen euro päischen Staaten, etwa Rußland mit seinem Nihilismus aus genommen, nicht vorzukommen pflegt. BiS zum Erlaffe der Ausnahmegesetze sür Wien und Umgebung war die Haupt stadt Oesterreichs ohne Widerrede als der Hauptmittclpunct der unheimlichen anarchistischcnBerschwörung und ihrer blutigen Gewalltbaten zu bezeichnen. Seit dem von den Anarchisten gegen den Scbuhmachermeifter Merstallinzer verübten Raub- mordansall biS zur gelungenen Ermordung der beiden Polizeibeamten von Florisdors vermochte sich die ehr bare, friedliche Bevölkerung Wiens nicht von den schreck lichen Gewaltlbatcn und Verbrechen einer wahnwitzigen, verworfenen Mörderbante zu erholen, welche die Frechheit besitzt, ihre schändlichen Unthaten mit politischen Be strebungen in Verbindung zu bringen. Sogar die gräßliche Ermordung und Beraubung des Wechselstukenbesitzerö Eifert in der überaus belebten, nach dem kaiserlichen Sommerschloste Schönbrunn sülirenden Hauptstraße der Vorstadt „Mariabils" scheinen, wie die jüngsten Entdeckungen und Verhaftungen in Pest schließen lasten, mit anarchistischen Mordplänen im Zu sammenhang zu stehen. Ob nun der Erlaß der Ausnahme gesetze für W,en und Umgebung dieser grauenhaften Ver wilderung der socialen Zustände zu steuern vermag, kaS kann selbstverständlich erst die nächste Zukunft lehren. Für unS, denen die socialen Verhältnisse Wien- und Oesterreichs genau bekannt, scheinen die Ursachen jener schreckhaften Erscheinungen viel tiefer zu liegen, als daß sie durch bloße Polizeimaßregeln, welche unter dem umschreibenden Titel »Ausnahmegesetze" er lösten worden sind, beseitigt werden könnten. Wir glauben vielmehr, daß der Anarchismus in Oesterreich bereit- leine eigenartige düstere Geschichte bat. Als bei u»S in Deutschland daS Socialistengesetz in Wirksamkeit trat, wendete sich eine große Zahl der a»S Deutschland auS- gewiesenen oder sonst durch kaS neue Gesetz bedrohten Social demokraten nach Oesterreich Sie sandcn dort leider sür ihre agitatorische Thätigkeit ein überaus ergiebige- Feld, denn je geringer praktischer Verstand und Bildung in einem Lande sind, desto üppiger wird die rothe Saat der social- demokratiscken Lebren in Hm^n^anden^ die au7Autsch-' an praktischem Verstanv unv B k ^.-ade in Oesterreich. land flüchtenden Soc,°ldemokraten gnadk Staat. Nack Rußland 'st nämlich O-Ncrret» ^ ^'idung der WUWWM o-r'd-'utsch-n Sccialdemokraten ein üderauS günst.ger «od-w Die von ihnen in Oesterreich wit aefcbürle Bemequna nahm nicht allein in kurbelte Anhängern auch alsbald unwissende und völlig verrohte tr e- l°u> --Ni-»».7"77'!"' s° L Bolksmasien mit den ..pap.ernen' Theor.cn der ^.ocla demokratie nicht geholfen werden könne. weShalb man mit alle» Mitteln zum thatsächlichen Kriege gegen den St"«!, leine Organe und die reactionaircn. besitzenden GesellschaftS- clasten schreiten wüste, woraus im gegebenen Augenblicke von selbst die alle Volksfeinde vernichtende Revolution hervor- ^In^biestr Weis- kündigte sich in Oesterreich derAnarchiS- moS an und er fand dort leider auch genug wahnwitzige Vertreter und Anhänger, welche in gebe.men B-rsammlungen. in verborgen gedruckten Zeitschriften und Flugbläkt»n dem Staate unv der gesitteten Gesellschaft den wilden Vernich tungskrieg bis ans Messer erklärten. AuS diesen verkommenen, zu allen Verbrechen bereiten Elementen ging auch der berüchtigte Most hervor, der ück bald von seinen früheren socialdemokratischen Genossen trennt«, ihre Führer in seinem unsiniilgen Parteiorgane Freiheit" sür .lügnerische Schurken" und ihre Anhänger für „feige theoretische Einfaltspinsel» erklärte. Don den geistig ganz unentwickelten, unruhigen, zu allerlei Gewalt- khatm bereiten Arbe.termasicn Wien- und dessen Umgebung wurde die anarchistische Fahne, welche Most in seiner „Freihr^' 'ui-steckte, mit fanatischem Beisall-geschrel auf- aenomn^ü Daß die anarchistischen Dernichtungspläne. welche Most mündlich und in seinem Blatte zur Durchführung empfahl, gar nicht in seinem beschränkten Kopfe ent,tanken, sondern von ibm nur au« den Schriften deS russischen RevolulionairS Bakunin zusammcnAcstohlcn wurden, davon wußten natürlich die anarchiUlschen Hausen nickt?, unter denen cs in Oesterreich genug Leute giebl, die kaum ihre Namen leserlich schreiben können. Bakunin gab vor dreißig Jahren seinen berüchtigten ..Revolutionairen Katechismus" heraus, worin eS unter An dern, wörtlich heißt: „Der wahre Rcvolutionair verzichtet aus die beutige Wissenschaft. Er studirt höchsten» Mechanik Physik, Chemie und Medicin zum Zwecke de» möglichst schnellsten Umstürze« der unfläthigen Weltordnung; für ihn ist AUcS sittlich, was den Triumph der Revolution be schleunigt. Alles unsittlich, waS denselben verhindert." — Diese Worte Bakunin's finden wir unverändert in Most'S Brandichrislcn, wo er sie als eine Frucht seiner eigenen „Studien" zur thatsächlichen Beseitigung de- socialen ElcnvS ausgicbt. Dieses freche Most'sche Plagiat fand unker den österreichischen Arbeitern und auch unter einem Thcile der deutschen alSbald fanatische Zustimmung. In der Schweiz, zumal in Bern und Zürich, lag die „Freiheit" in allen von Arbeitern besuchten Kneipen auS, wurde auch sonst emsig verbreitet und massenhaft nach Oesterreich und Deutsch land geschmuggelt. Jene- abscheuliche Anarchistenblakt wurde sogar, wie eS später sich heraiiSgestellt. mehrere Monate hindurch in der Schweiz heimlich gedruckt. Zwischen den Anarchisten und gemäßigten Eocialdcniokraten entbrannte bald ein heftiger Kamps. Letztere hatten in Er fahrung gebracht, daß in einer geheimen anarchistischen Ver sammlung zu London förmlich beschlossen worden war. durch allerlei Ränke und Zcltelungen die Schweiz zur Aufhebung deS AsylrccktS zu drängen, selbstverständlich »im Interesse der Revolution"! Da aber die Socialdeniokraten diese Aus hebung nickt wünschten, so gingen sie sehr nachdrücklich gegen die Anarchisten vor und schloffen sie von ihren Vereinen auS. Wenn die deutschen ReichStaaSabgeordneten, socialiftischer Fär bung. Bebel. Liebknecht. Grillenberger, Kayser und VoUmar im Lause der Iüngstzeit wiederholt nach der Schweiz reisten, so geschah die« keineswegs, um dort ihre alten Theorien aus- znsrischen. sondern einzig deshalb, um den stets mächtiger und gewaltsam vordringenden Anarchismus zurückzuweisen. WaS speciell die anarchistische Bewegung in Oesterreich betrifft, so wird eS sich ja bald zeigen, ob dieselbe der dort verhängte Ausnahmezustand zu bewältigen vermag. Ver schiedene, sehr triftige Gründe lasten an einem durchgreifenden Erfolge fast zweifeln. Die geringe Bildung und' in Folge testen die stete Unzufriedenheit der österreichischen Arbeiter- und VolkSmasten sind nickt dazu angelhan, um aus die allgemeine Gährung beruhigend zu wirken und für die Lösung der socialen Frage ein richtige» Verständniß zu erwecken. UeberdieS herrschen in Oesterreich, wie bekannt ist, noch gewisse „gesetzliche" Zustände, d. h. längst veraltete Ein- richtungen, die eher alle» Andere fördern, al« die Bildung die Intelligenz und die sittliche Entwickelung der VolkSmasten. On dieser Bez,chuna haben die jüngsten ReichSralhssitzungen >n Wien sebr drastische Belege geliefert. ... T" Abgeordnete Roser, derselbe tüchtige, Menschenfreund- l.che BolkSvertreter. der un österreichischen Parlamente zuerst daS EntschävigungSgesetz für schuldlos verurtbc.lte angeregt batte, ließ sich ,n der jüngsten Sitzung de« Abgeordneten. Hauses, gelegentlich der Budgetverhandlungen, wörtlich sol- oenvermaflen vernehmrn: ,E« ist heute rum zwanzigsten da« sehr zweiselkaste, volk-bildende da« »k- L dsterreichische Lottospiel' austrete. Ich beglückwünsche zunächst den Herrn Finanzminister zu den finanziellen Erfolgen, welche er durch die abergläubischen 7e'sell-n""i Mastenmörder Hugo Schenk und seinen Mord^ er-A» w ^"bindung gebenden Lottospiel. Eombinat.onen Oefllrreich'^..^"'^'ja ich beglückwünsche ^ c den unsauberen Einnahmen, welche dieser Rechtsstaat auf unsauberem Wege gewinnt." — Redner ver- l..st nun «men Erlaß des Präsidenten der mex.k7nisch7n Republik Iuarez, welcher da« Lottospiel verbietet. „Ganz so wie in Oesterreich!" ruft Roser ironisch au«, welchen Worten stürmischer Beifall folgt. Darin weist der Redner «ne stanze Reibe tdatsäcblicher Beispiele von durch daS Lottospiel in Oesterreich zu Grunde gegangen en Existenzen nach. So habe ein Diener deS erklärten Lotto gegner« und polnischen Abgeordneten HauSner diesem sein ganzes silberne» Tasclservice gestohlen, verkauft und den Erlös in, Lotto der- spielt! (Große Heiterkeit.) „So oft ich", fährt Roser fort, „argen meseS Scheusal im Staate gesprochen habe, hieß e« immer: .Der Finanzminister von Tran- will nicht" und driiben hieß e«: „Ter von Ei» will nicht." (Heiterkeit.) „Der Staat geht straslo« aus", sagt Roser weiter, „wenn er Leichtsinn. Leichtgläubigkeit und Beschränktheit der Staats bürger auSbeuket, während dafür der Privatmann verurtheilt und eingesperrl wird. Erklärt mir. Graf Oerin dur, diese« Mlhsel der Natur!" (Große Heiterkeit.) „So lange »ein Mund sich öffnen wird, werbe ich nicht aushören, Bresche zu schießen in daS Loltospiel, kiese« Scheusal eine« Re-cht-staateS. Ich werde allerdings nicht das Beispiel de« Abg. Reinhardt in Bayern befolgen, welcher, nach dreizehnjährigem vergeblichen Kampfe gegen da« Lotlospiel. sich an die Krone wandte und dort auch siegte. Mir ist da« nicht verfassungsmäßig genug und ick begnüge mich deshalb den Antrag zu stellen: Die Negierung wird zum zwanzigstenmalc aufgesordert (große Heiterkeit und stürmischer Bestall), einen Gesetzentwurf vor zulegen, welcher die Ausbcbung de» Lotlospiel« bezweckt." (Großer anhaltender Bestall und Händeklatschen.) Um nun schließlich wieder auf die drohende anarchistische Bewegung zurückzukommen, so glauben wir. daß eine vom Staate sorgsam geleitete Erziehung und Bildung ver Volk»« masten gegen gewaltsame Umsturzpläne und ariarchistische Verbrechen eine viel sichere Gewähr bieten al« bloße dra konische Polireimaßnahmen und AuSnabmegesetze. Da« sollte man in Oesterreich wohl erwägen, weil dazu mancherlei Zustände und Einrichtungen Veranlassung geben. Leipzig, S6. Marz 1884. * Betreff- der in Bern projectirten Conferenz wegen de» internationalen SchuPe« literarischer Erzeug nisse erfahren wir, daß eine directe Einladung seiten« der Schweiz noch gar nicht erfolgt ist. ES haben bisher nur vertrauliche Anfragen von Seiten d«S schweizerischen Bunde«, rathe« bei den verschiedenen Mächten staltgrsuiiden, wie die< bei solchen Anlässen üblich ist. Die förmlichen Einladungen werden erst später ergehen, doch soll dir Eonserenz uoch iu diesem Jahre abgehalten werden. * In der Socialistengesetz »Eommisson de« Reichstag» wird die nationalliberale Fraction durch die Abgg. Marquardseu, Meyer-Jena unv Weber ver treten sein. * Süddeutsche Blätter hatten die Nachricht gebracht. Herr von Bennigsen wolle bei den nächsten Reich»tagSwahlen in Kaiserslautern canvidiren. Der „Hannov. Eour." bringt setzt ein Dementi und fügt hinzu, daß Bennigsen überhaupt keinerlei Candidatur annehmen werde. * Die Motivirung de« Ausweisungsbeschluss«« de« Schweizer BundeSrathS gegen die Anarchisten Kennel, Schultze, Falk und Liffa lautet wörtlich folgender- maßen: „In Betracht, daß die öffentliche Sicherheit ln de» letzten Monaten in Deutichland und Oesterreich durch mehrere kurz aus einander folgende Verbrechen gesübrdet worden ist, daß gegenwärtig zwei Individuen, Hermann Stellmacher und Anton Kämmerer, welche während der letzten Jahre zeitweilig in der Schweiz sich ousgehalten haben, in Wien unter der Anklage, jene Ver brechen iämmllich oder zum Theil verübt zu haben, in Unter- iuchungSbast sich befinden: daß dir in der Schweiz sich aushaltenden An-Iändcr Kennel, Schultze, Falk und Liffa mlt Stellmacher und Kämmerer sehr genaue persönliche Beziehungen unterhalten haben und mit denselben durch GemcinichaslSbcslrebungcn enger ver bunden waren, ja, baß zu ihren Lasten sogar eine Reihe von That- umständen scstgestellt ist, welche, wenn sie auch nicht eine eigentliche strafrechtlich zu verfolgend« Theilnahme an jenen verbrecherischen Handlungen dartdun, dech einer solchen »adekomme«, und daß sie den Nachforschungen der Behörden zur Enideckung der Urheber der Verbrechen nicht nur keinen Beistand geleistet, sondern vielmehr ge sucht haben, die Behörden in Jrrthum zu sühren. Der Beschluß enthalt den Austrag an die Regierung« der Cantone Bern und Frcibura, den Ausweisungsbeschluß zu vollziehe» und sich zu diesem Behufe mit dem «idg. Äustiz- und Polizeidepartrment in- Vernehmen zu setzen. * In dem am Montag abgebaltenen Consistorium hielt der Papst eine Allocution, ernannte zwei Eardinäle und Prä- ccnisirte verschiedene Erzbischöfe und Bischöfe. Am Donners tag wird ein neue« Eonsistorium abgehallrn werdet^ in welchem an den neu ernannten Cardinälen die üblichen Eere» monien vollzogen werden sollen. — Der „Ostcivatore Ro mano" schreibt: „Tie Blätter, welche in den letzten Tag« von der Abreise de« Papstes sprachen, sind im All gemeinen nickt richtig verstanden worden. Sie sprach« vo» der Möglichkeit, daß der Papst eine» Tage» gezwungen sein könnte, abzureisen, aber nicht von der bevorstehenden Abreise. Der Zeitpunct der letzteren bänge keineswegs von dem Papste ab, sondern von der italiermcken Regierung. An dem Tage, an welchem der Papst sich allzusehr compromittirt und in seiner Freiheit allzu beengt seben werde, werb« er de» Kreis, der ihn beengt, durchbrechen und. wie so viele seiner Vorgänger, anderwärts ein freiere« unv sichere« Asyl fachen. Er werbe eS ebenso machen, wie e« kürzlich die Propaganda gemacht habe. Uebcrall, wo er hingebe, werde er die Kirche mit sich nehmm. Ter Ort. wo er sich nieverlastm werde, werde zum Mittelpunkte der Welt werden. Während eia einfaches Dorf, welche« dem Papste al« Asyl dient» «ine uni verselle Bedeutung erlangen würde, würbe Rom durch die Abreise VeS Papste« seine ganze Größe einbüßm." Der „Ostervatore Romano" zählt dann die Hauptbeschwerde» de< PapstlbumS gegen die italienische Regierung aas und schließt; „Wenn der Papst noch in Rom bleibt, so geschieht die« einzig und allein, um Rom und Italien, di« er sehr liebt, sehr ernste moralische und materielle Schädigung« »u erspar«, denen sie ouSgesetzt würden, wenn sie sich nicht meyr großherzig« Unternehmung« antreiben, da« Unglück Um« dann über Jene, die den Papst zum verbannt« und Herma« irrenden gemacht haben! Eben deshalb überschreitet der Papst nicht die Schwelle de« vatican« "
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