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Wchmtz-MW Amtsblatt Verantwortlicher Redacteur: Lari Ithne in Dippoldiswalde. 52. Jahrgang. Dienstag, den 14. September 1886 Nr. 106 — Von ansteckenden Thierkrankheiten ist innerhalb der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde im Monat August nur der Milzbrand in Kleinbobritzsch auf getreten. In einem Gehöfte war ein Thierbestand von 14 Rindern gefährdet, von denen I erkrankte und vom Besitzer getödtet ward. Geising. Die städtischen Sparkassen zu Geising, Altenberg und Lauenstein haben gemeinschaftlich be schlossen, den Zinsfuß für Spareinlagen vom I. Ja nuar 1887 ab von 4 auf 3'/, «/» aufs Jahr herab zusetzen. Glashütte. Am 10. September, früh 8 Uhr, wurde die Feuerwehr allarmirt, ehe dieselbe aber zum Abrücken kam, kam die Nachricht, daß das Feuer ge löscht sei, ohne großen Schaden zu verursachen. Brand objekt war die im Lehmann'schen Hause in Cunners dorf zurückgebliebene Lagerstreu, die durch Kinder in Brand gesteckt, ziemlichen Qualm verursachte und An laß zum Allarm gab. — Der bekannte hiesige Obstweinproduzent Gerst hatte am Sonntag Abend eine „Italienische Nacht" veranstaltet, die bei dem warmen, prächtigen Abend zahlreich besucht war. Der so schön gelegene Garten sah durch die glänzende Jllumation reizend aus, und herrschte infolge der gebotenen Genüsse eine recht ge hobene Stimmung. Dresden. Die Rückkehr König Alberts aus Straßburg nach Sachsen erfolgt am 18. September und wird derselbe alsdann Aufenthalt in der Villa zu Strehlen nehmen. — Das Vermögen der Stadt Dresden, welches sich am 31. Dezember 1884 auf 43 888430 Mk. be zifferte, hat sich im Laufe des Jahres 1885 um 1190423 Mk., nämlich auf 45078853 Mk. erhöht. An dieser Erhöhung nehmen, abgesehen von dem Ver änderungen nicht unterworfenen Betriebsfonds, sämmt- liche kommunliche Vermögensbestände mit mehr oder weniger ins Gewicht fallenden Beträgen Theil. — Am 6. und 7. d. Mts/hat eine abermalige Ausloosung Königlich Sächsischer Staatspapiere statt gefunden, von welcher die 4proz. Staatsschuldenkaffen scheine vom Jahre 1847 und 3proz. dergleichen vom Jahre 1855 betroffen worden sind. Die Inhaber der genannten Staatspapiere werden hierauf noch besonders mit dem Hinzufügen aufmerksam ge macht, daß die Listen der gezogenen Nummern in der „Leipziger Zeitung", dem „Dresdner Jour nal" und dem „Dresdner Anzeiger" veröffent licht, auch bei sämmtlichen Bezirkssteuereinnahmen und Gemeindevorständen des Landes zu Jedermanns Einsicht ausgelegt werden. Mit diesen Listen werden zugleich die in früheren Terminen ausgeloosten, aber noch nicht abgehobenen Nummern wieder aul gerufen, deren große Zahl leider beweist, wie viele Interessenten zu ihrem Schaden die Ausloosungen übersehen. Es können dieselben nicht genug davor gewarnt werden, sich nicht dem Jrrthume hinzu geben, daß, so lange sie Zinsscheine haben und diese unbeanstandet eingelöst werden, ihr Kapital un gekündigt sei. Die Staatskassen können eine Prüfung der ihnen zur Zahlung präsentirten Zinsscheine nicht vornehmen und lösen jeden echten Zinsschein ein. Da nun aber eine Verzinsung ausgelooster Kapitale über deren Fälligkeitstermin hinaus in keinem. Falle statt findet, so werden die von den Betheiligten in Folge Unkenntniß der Ausloosung zu viel erhobenen Zinsen seinerzeit am Kapitale gekürzt, vor welchem oft empfind lichen Nachtheile sich die Inhaber von Staatspapieren nur durch regelmäßige Einsicht der Ziehungslisten (der gezogenen wie der restirenden Nummern) schützen können. Dresden. In den Oktober dieses Jahres fallen die Jubiläen zweier Orden und zwar des am 18. Oktober 1861 zu Königsberg i. Pr. gestifteten kgl. preußischen Kronenordens und des kgl. sächsischen Inserat«, welch« v« »er bedeutenden Auflage de« Blattes «ine -sHr wirk same Verbreitung finden, »erden mit 10 Psg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« 20 Psg. Wettzerttz. Zeitung erscheint wöchentlich drei ¬ mal: Dienstag, Donnrrs- " tag und Sonnabend— Preis vierteljtihrlich 1 M. Sb Psg., »weimonatlich 84 Psg., «inmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Psg. — All- Postan- sialten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be ¬ stellungen an. für die Königliche Kmtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Militär-St.-Heinrichs-Ordens, welcher am 7. Oktober 150 Jahre besteht. Der vornehmste Träger des letz teren ist Se. Maj. der deutsche Kaiser. Es war am 9. Oktober 1870 im Hauptquartier zu Versailles, als der k. sächsische Generaladjutant v. Thielau im Auf trage Sr. Maj. des Königs Johann von Sachsen dem König Wilhelm das Großkreuz des sächsischen Militär- St.-Heinrichs-Ordens überbrachte. Das gleichzeitig überbrachte königliche Handschreiben mit dem Patent enthielt die Erklärung, daß König Johann in Erinne rung an die ruhmreiche Führung der deutschen Ar meen im Jahre 1870 die für den König Wilhelm be stimmte Dekoration mit einem Lorbeerkranz um das Mittelfeld geschmückt und dabei bestimmt habe, daß die auf diese Weise außergewöhnlich geschmückten In signien nur von Sr. Maj. dem König von Preußen und sonst von Niemandem getragen werden sollen. Der St. Heinrichs-Orden wurde nach der „Leipziger Zeitung" schon am 7. Oktober 1736 von König Fried rich August III. von Polen und Kurfürsten von Sachsen zu Hubertusburg ohne Unterschied von Graden gestiftet und am Stiftungstage an mehrere Würden träger verliehen. Eine weitere Verleihung hat aber bis zum Jahre 1768 nicht stattgefunden. Erst am 4. September letzteren Jahres erfolgte durch den Ad ministrator der sächsischen Kurwürde, Prinzen Lavier, ein« Erneuerung des Ordens mit verschiedenen Graden, 1796 und 1807 abermals Veränderungen, bis das Statut vom 23. Dezember 1829 von König Anton in seinem noch jetzt geltenden Umfang festgesetzt wurde. Sein Name soll an den deutschen König und römi schen Kaiser Heinrich II. erinnern, der dem sächsischen Fürstenhause angehörte und den Beinamen „der Hei lige" (auch „Vater der Mönche" und „Hüffelholz" oder „der Hinkende") erhielt. Er regierte vom Jahre 1002 bis 1024. Die Insignien werden bekanntlich an einem hellblauen, mit zwei schmalen zitronengelben Streifen geränderten Bande getragen und bestehen in einem goldenen, achtspitzigen, mit weiß emaillirtem Rande eingefaßten Kreuze, deffen Arme durch vier so genannte Rautenkronen, grün mit goldenen Verzie rungen, also einem Theile des sächsischen Wappen bildes, verbunden sind. Das auf der Mitte des Kreuzes liegende runde Schild ist von gelber Emaille mit einem blau emaillirtem Rande umgeben, in welchem sich mit goldenen Buchstaben die Inschrift: ,§riä(eriou8) Lngsllstiw) Rex 8llxonill6 iiwtsuravit" befindet. In dem gelb emaillirten Mittelschild steht die Figur des Kaisers Heinrich II. in voller mittelalterlicher Kriegs rüstung, vom Knie an in ganzer Figur, mit einem Hermelinmantel bekleidet, auf dem Haupt eine Kaiser krone, in der rechten Hand das Scepter, in der linken die Weltkugel; links die Buchstaben 8t., rechts Hönrsieus). Der zum Großkreuz getragene Stern hat 8 Spitzen mit 48 geperlten Doppelstrahlen, dasselbe Mittelschild wie das Ordenskreuz, aber in dem blauen Rande oben den Wahlspruch des Ordens: »Virtuti in Lelio!" und unten zwei Lorbeerzweige. Den grünen Lorbeerkranz, der den blauen Rand des Mittelschildes einschließt, trägt Kaiser Wilhelm als König von Preußen einzig und allein auf seinen Insignien. Die Aehnlichkeit des Kaiserbildes im Mittelschild mit dem des Königs Ferdinand von Spanien (beide Fürsten mit dem Beinamen „der Heilige") in dem svanischen Militär-St.-Ferdinand-Orden, gestiftet 1811, ist auf fallend und läßt auf eine Nachahmung schließen. Meißen. In den letzten Wochen hat sich in der hiesigen Gegend ein Pilz in größerer Menge entwickelt, der als Trüffel oder „Trippel" zum Verkauf gebracht wird, in Wirklichkeit aber nur ein Hart-Bovist ist, denn Trüffel giebt es in unserer Gegend nicht. Der Hart-Bovist ist aber giftig und hat bereits in drei hiesigen Familien Vergiftungen veranlaßt; in der einen Familie erkrankten alle fünf Kinder. Nach dem Ge nüsse der Pilzsauce trat sofort Erbrechen und dann eine Anschwellung der Nase und des unteren Augen- Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde, 13. September. Wir werden darauf aufmerksam gemacht, daß bei der Berichterstattung über die Manövertage manches beachtenswerthe Detail von uns übergangen worden sei; ja die Betheiligten haben wohl gar den Verdacht gehegt, als sei die be treffende Weglassung eine absichtliche gewesen. Obschon die von uns gegebenen sehr kurzen Berichte Anspruch auf Vollständigkeit und sachgemäße Darstellung durch aus nicht erheben, müssen wir uns doch gegen die Unterstellung absichtlicherWeglaffungintereffanter Einzel dinge verwahren und zum Beweise, daß wir ein Versehen gern gutmachen, erwähnen wir, daß bei dem Eintreffen Sr. Majestät am 1. Manöoertage die Freiberger Straße mit gleichförmig durch Festons verbundene Flaggen maste sehr hübsch dekorirt war, was einen erneuten Beweis für die bei öffentlichen Festen von den Be wohnern der niederen Vorstadt schon ost gezeigte Ein- müthigkeit in der Ausführung einer ansprechenden ein heitlichen Dekoration gab; ferner wollen wir nicht vergessen, daß während der am letzten Manövertage Abends auf dem Markte stattgefundenen Tafelmusik der Trenkler'schen Kapelle die Anwohner des Marktes ihren Dank und Abschiedsgruß in zahlreichen benga lischen Flammen kundgaben. Gestern, am Sonntage, sah man bereits zahlreiche Beurlaubte, die ihren Quar- tierwirthen den beim Abschied versprochenen Besuch abstatteten. — Da Herr Landesgeolog vr. Schalch vor einigen Tagen eine längere Reise nach der Schweiz angetreten hat, ist derselbe leider behindert, jetzt einen Vortrag im hiesigen Erzgebirgsverein zu halten. Erfreulicher weise hat sich Herr Braüdversicherungs - Inspektor Treitschke bereit finden lassen, in der Versammlung des genannten Vereins am Mittwoch, den 22. Septbr., über das Stilfser Joch einen Vortrag zu übernehmen, der sehr interessant zu werden verspricht. Wir machen hierdurch auf diesen Vortrag bereits mit dem Hinweis aufmerksam, daß die Versammlungen des Erzgebirgs vereins öffentlich sind und daß Gäste zu denselben stets willkommen sind. Da auch, wie wir hören, der Gewerbeverein eingeladen werden soll, dürfte zu dem Vortrage ein reger Besuch erwartet werden können. — An Stelle des nach Rochlitz gehenden Herrn Bezirkssteuerinspeklor Voigt wird am 1. Oktober Herr Bezirkssteuerinspektor Kretzschmar, bisher in Marien berg, treten. — Herr Gerichtsschreiber Gruh le, seit vielen Jahren beim hiesigen Amtsgericht thätig, ist, wie wir hören, vom 1. Oktober ab nach Meißen versetzt worden. — Den zur Entlassung kommenden Reservisten bringen wir in Erinnerung, daß sie sich innerhalb 14 Tagen bei dem Bezirksfeldwebel anzumelden haben, deffen Kontrole sie unterstellt sind. Die Unterlassung dieser Meldung zieht empfindliche Strafen nach sich. Ebenso haben die im Kontrolverhältniffe stehenden Mannschaften ihre Bezirksfeldwebel davon in Kenntniß zu setzen, ob etwa eine Aenverung in der bisherigen Nummerbezeichnung der von ihnen bewohnten Häuser stattgefunden hat. Zur Disposition beurlaubte Mann schaften haben vor jedem Wechsel des Aufenthaltsortes die Erlaubniß hierzu beim Bezirksfeldwebel einzuholen; im Falle sie dieser Bestimmung nicht nachkommen, haben sie sofortige Wiedereinberufung zu gewärtigen. — In Kipsdorf wird am 15. September eine Post agentur mit Telegraphenbetrieb eröffnet werden, deren Bestellkreis die Ortschaften Bärenfels und Bärenburg, sowie die Bärenfelser Mühle, die Lorenzmühle, die Riedelmühle, die Villa Lehmann und das alte Chaussee - Haus bei Bärenfels umfassen wird. Die neue Post anstalt wird ihre Verbindung durch die auf der Eisen bahnstrecke HainSberg-KipSdorf verkehrenden Schaffner bahnposten und das zur Pvstbefürderung benutzte Privat-Personenfuhrwerk Kipsdorf-Altenberg erhalten.