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Erscheint jeden Wochentag sriih 9 Uhr. Inserate wer den bi» Nachmittag» 3 Uhr sitr die nächst- erscheinende Nummer angenommen. Kreiberqer Anzeiger-L- gespaltene Aeile oder - deren Raum mit S Tagevlatt. AmtsblnN drs KSmgl. Btsirksgerichts ?u Frciberg, sowie der König!. Gerichtrömter und der Stadtrrithc M Freiberg, Soyd« und Brand. 103. Freitag, den 7. Mai. 1858. —————— . u. am* Tages^eschichte. Jöhstadt, 1. Mai. (D. I.) Gestern Abend gegen 8 Uhr erhielt der 11 Jahr alle Sohn des Gutsbesitzers Siegel aus Grumbach, am Waldsaume in der Nähe von Neugrumbach «inen Flintenschuß in den Leib, an dessen Folgen er heute Nach mittag 3/« 3 Uhr verstorben ist. Ein Handarbeiter, (Recrut) namens Schubert aus Raschau, hatte sich im Schießen üben wollen und von seiner Wohnung nach einem Ziele an jenem Waldsaum geschossen und dadurch unabsichtlich dem vorüber gehenden Knaben den Schuß beigebracht. Er war kurz nach dem Unsalle flüchtig geworden und wurde heute Mittag todt auS einem nahen Bewässerungsteiche gezogen. Berlin, 3. Mai. (D. I.) DaS Befinden Sr. Majestät Les Königs ist nunmehr wieder zufriedenstellend, nachdem sich in den letzten Tagen ein kleiner Rückschritt in der Besserung gezeigt hatte. Se. Majestät beschäftigen sich seit der jüngsten Zelt mehrfach mit schriftlichen Arbeiten, wie von Personen aus der Umgebung des Monarchen erzählt wird. Die vor wenigen Tagen nach Potsdam zu Wagen unternommene Fahrt ist Sr. Majestät sehr gut bekommen. Die gänzliche Ucbersiedelung nach Schloß SanSsouci wird einer wärmern Temperatur Vorbe halten bleiben. — Der Tod deS berühmten Physiologen und Anatomen Prof. Johannes Müller wird in den hiesigen wissen schaftlichen Kreisen als ein für das betreffende Gebiet fast un ersetzlicher Verlust beklagt. Müller, der fast nie krank war und in voller Lebenskraft emem plötzlichen Tode erlag, scheint sein Ende doch geahnt zu haben. Sein einziger in Köln als Arzt thätiger Sohn wurde von dem Verstorbenen vor Kurzem hier- her berufen. Im Kreise seiner Familie soll der Verewigte in den letzten Tagen viel vom Sterben gesprochen haben und ganz besonders am letzten Abend, d. h. am Dienstag, den 27. v. M. > Am folgenden Morgen fand ihn die Familie als Leiche. Berlin, 3. Mai. (D. A. Z.^ Unsere militärischen Kreise sehen nichts als Krieg in der nächsten Zukunft; doch beruht diese ihre Ansicht mehr aus einer Annahme als auf positiven Thatsachen. Sie meinen nämlich, daß Ludwig Napoleon Ler inneru Wirren in Frankreich nicht anders Herr werden könne, als durch die Verwickelung der Nation in einen auswärtigen Krieg. Unsere kaufmännische Welt huldigt offenbar ähnlichen Anschauungen, daher die allgemeine Lähmung des Unterneh mungsgeistes und der ungewöhnlich tiefe Stand der Papiere. Und dennoch erscheint es kaum glaublich, daß Ludwig Napoleon das: IFemjüre c'est I'öpve dem IFempire c'est la naix ver ziehen sollte. Seine ganze Politik geht darauf hin, Frankreich bleibend an sich zu fesseln. Wie kann er glauben, daß dies möglich sein werde, wenn die ohnehin bis an die Grenzen des Erträglichen gestiegenen Lasten des Landes durch Kriegslasten, die sich nicht berechnen lassen, bis in's Unerträgliche gesteigert werden! Sollte er nicht wissen, daß in Zeiten wie die unse rigen, wo an Eroberungen nicht zu denken ist und das materielle Wohlsein so hoch geschätzt wird, der Friedensfürst mehr gilt als der Kriegs fürst? Baden hat hinsichtlich der französischen Paßbcstimmungen ein sehr geeignetes Verfahren eingeschlagen. Die Regierung hat verordnet, daß Franzosen nur dann im Großherzogthnm reisen dürfen, wenn deren Pässe von der badischen Gesandtschaft In Paris das Visa erhalten haben und daß für jedes Bisa 5 Francs zu zahlen seien. Was dem Einen recht ist, ist dem Andern billig. München stehen in diesem Jahre festliche Tage bevor. Vom 25.—28. September wird das 700jährige Jubelfest des Bestehens der Stadt gefeiert werden. Man wollte die Feier mit ! dem Octoberfest verbinden, aber das wird nicht geschehen, die Münchner wollen zweimal vergnügt sein. Sie haben ja auch Bier genug vorräthig. In Kassel ist kürzlich ein nächtlicher Kirchenraub verübt worden. In der Kirche der Unterneustadt wurde das Kanzel- ! tuch und die Altardecke abgerissen und der goldenen Fvansen i beraubt auf dem Fußboden vorgefunden. Eine Thaterspur fehlt ! bisher noch. Schweiz. Der „Bund" sagt in einem Artikel über die vom BundeSrath in der Sitzung vom 28. April durch den Stich- entscheid des Bundespräsidenten Furrer genehmigt« Zulassung der französischen Polizeiconsulate: „Wir haben unS und unsern Lesern nie verhehlt, daß mit der Ablehnung der Polizeiconsulate momentan über dem freundschaftlichen Verhältnis zwischen Frankreich und der Schweiz eine Wolke aufgestiegen wäre; sie hätte sich aber im Verlaufe der Zeit wieder verzogen. Eine eigentliche Gefahr drohte nicht; und wenn sie hätte drohen wol len, eine ruhig auf ihr Recht, ihre Souveranetät und ihre na tionale, republikanische Eigenthümlichkelt fußende Schweiz würde nicht verfehlt haben, nach allen Seiten hin Achtung etnzuflößen. Was immer der BundeSrath in dieser Richtung beschließen mochte, die Nation wäre unfehlbar zu ihm gestanden; denn rin freies Volk liebt an seiner Regierung nichts mehr als Muth und Energie. Nunmehr wird für die nächste Zukunft über dem diplomatischen Verkehr zwischen den beiden Ländern ein heitrer Himmel leuchten. Die französische Negierung wird klug genug sein, bei dem ausgesprochenen Mißtrauen, mit welchem die öf fentliche Meinung der Schweiz den Consul in Lachaux-de-FondS und allfällige weitere Consuln empfängt, denselben für ihr erstes Auftreten gehörige Vorsicht zu empfehlen. Die Natur dieses Instituts bringt es aber mit sich, daß in nicht sehr ferner Zu kunft unaufhörliche Reibungen zwischen der Schweiz und Frank reich entstehen, welche ebenso sehr geeignet sein werden, die Au torität des BundeSrathS zu erschüttern, als die Sympathien für Frankreich zu zerstören. Ja wir behaupten keck, die Sympa thien, welche der Kaiser Napoleon durch sein wohlberechnetes Auftreten in der Neuenburger Frage hei dem schweizerischen Volke sich erwarb, sind jetzt schon ausgewischt durch den Eigen sinn und den Hochmuth, mit welchem sich die Regierung de» Kaisers über die aus der republikanischen Natur unsers Staat«, wesens entspringenden Anschauungen und stLünsch« hinwegsetzte. Was fürder von Frankreich kommt, wird von der öffentlichen ! Meinung der Schweiz mit gründlichem Mißtrauen empfangen werden; der Bundesrath mag sich vorkommenden Fasts GluL ' wünschen, wenn sich nicht ein Theil dieses Mißtrauens auch auf ! ihn ablagert." Paris, 3. Mai. Der Zudrang zum Besuche des HauseS des Prinzen Napoleon in der Avenue - Montaigne ist so groß, daß der „Moniteur" bekannt macht, es sei unmöglich, den zahl reichen Besuchen zu willfahren, und es würden gar keine BilletS ausgegeben werden. — In den fortlaufenden Berichten deS „Moniteur" über die Rundreisen der Marschäste in ihren Commandobeziaken liest man u. U, daß Marschast Canrobert, ! als er nächst Epinal und Remiremvnt auch Plombiere« besucht«, i von den Arbeitern gefragt worden sei, ob der Kaiser sie auch indtesem Jahre besuchen werde. Als Freund des Kaisers müsse er dyS wissen. — Marschall Baraguey d'HillierS inspicirte in BourgeS, ! wo er zwei Tage verweilte, die Truppen und die Nationalgarde. ! In Chateauroux waren bei seiner Ankunft viele Häuser beflaggt und Abends die ganze Stadt illUminirt. — In Metz fand ach 18. April mit großem Pomp die Vertheilung der St. Helena medaille an 484 Soldaten des alten Kaiserreiches statt. — Der berühmte Soeialist Proudhon bat ein Werk ge schrieben „von der Gerechtigkeit In der Revolution und in dir