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Sy Freitag, de» SS. April ISS« Frankenberger Tageblatt begr°nd^IS42. Amtsblatt flr -ie KönigWe Amlsbauptmannslhast Ma, da; Königlich SmtMich und dm Wirst zn IMMg i. Za. Berantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von C. G. Roßberg in Frankenberg 1. Sa. Erscheint an jedem Wochentag abend» für den folgenden Tag. Bezugs preis vierteljährlich 1 50 monatlich bO H. Trägerlohn extra. — Einzelnummern laufenden Monats K H, früherer Monate 10 H. Bestellungen werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe stellen, sowie von allen Postanstalten Deutschlands und Oesterreichs angenommen. Nach dem Auslande Versand wöchentlich unter Kreuzband. Ankündigungen sind rechtzeitig aufzugeben, und zwar größere Inserate bis 9 Uhr vormittags, kleinere bis spätestens 11 Uhr mittags des jeweiligen Ausgabetages. Kür Aufnahme von Anzeigen an bestimmter Stelle kann eine Garantie nicht übernommen werden. 51. Telegramme: Tageblatt Frankenbergsachsen. Anzeigenpreis: Die b-gesp. Petitzeile oder deren Raum 1b Z, bei Lokal- Anzeigen 12 im amtlichen Teil pro Zeile 40 „Eingesandt" im Redaktionsteile 30 Für schwierigen und tabellarischen Satz Aufschlag, für Wiedcrholungsabdruck Ermäßigung nach feststehendem Taris. Für Nachweis und Offerten-Annahme werden 2S H Extragebühr berechnet. Jnseraten-Annahme auch durch alle deutsche» Annoncen - Expeditionen. Deutschland und Italien. NU einen „Zwischenfall" behandelt höchst irrtümlicherweise dir italienische Press« da» Telegramm, in dem der deutsche Kaiser det österreichisch-ungarischen Regierung für die Unterstützung in Algeciras dankt, und st« versteht die kaiserliche Kundgebung mit Kommentaren, deren durchgehend« Unfr«undlichk«it hier und da beleidigende Formen annimmt. Jedenfalls darf man allen diesen Ergüssen entnehm««, daß di« politisch«« Kreise, die sie veranlaßt haben, sich bis in» Innerste hinein getroffen fühlen, und somit den «eiteren Schluß ziehen, daß die Haltung Italiens in Alge» «rat ein« b«wußt d«n deutschrn Interessen entgegengesetzte war. St ist ganz richtig, wenn der „Saniere della Sera" von der peinlichen Lag« spricht, in drr sich Jtalirn auf der Marokko-Kon ferenz befunden habe, doch unwahr ist di« Behauptung desselben Blattet, daß Deutschland diese Lage nicht eingesehen und Italien keine mildernden Umstünde zugebilligt habe. Deutschland hat et, wie ost grnug betont worden ist, seinem italienischen Verbündeten nirmal« mißgönnt, daß er auch außerhalb de» Dreibünde» Be ziehungen pflegte, die ihm nützlich dünkte». In Algrcira» aber ist Jtalirn sana kaxon von Deutschland zu der gegen un» koa lierten Gruppe abgrschwenkt. Selbstverständlich liegt Nordafrika außerhalb jener Gebiete, für die fich drr Dreibund gegebenrnsall» zu betätigen hat. Doch über diese BetätigungSgebiete hinau» kann e» Fälle geben, wo r» dem Geiste de» Bündnisse» entspricht, daß seine Mitglieder zueinander stehen. Mit Recht betont in dieser Beziehung da» „Wien. Frrmdenbl.", daß eine Auffassung de» Bundetverhältniffe» hochzuhalten sei, die in der Pfleg« drr In timität und dr» grgenseitigen Vertraurn» der BundeSteilnehmer seine Ergänzung und eine Hauptqurlle seiner Krast erblicke. Drr gtsamt« Choru» der italienischen Blätter will nicht er- kennen, daß die italienische Politik in Algrcira» rine solche Auf fassung de» Bunde» nicht bekundet hat. Recht töricht ist die Wendung in einem Artikel dr« römischen Blatte« „Capitale", daß in Deutschland der Aerger gegen Italien tagtäglich zunehme. Wir find mit dem Ergebnis von Algeciras im ganzen zufrieden; nur die Anwürfe, di« Entstellung«», und Verdrehungen in der italieni schen Prrffe finden bei un« die ihnen gebührende Antwort. In mehreren italienischen Zeitungen kann man ferner die Meinung lesen, da« Angebot von Gegendiensten, da« die Depesche deS deut schen Kaisers enthalte, bezieh« fich auf daS Adriatische Reer. Auch au» solch«« Vermutungen spricht rhrr «in bös«S Ge wiss«» al« da» Erkennen d«r vorhandenen Tatsache. Drr italienisch- östrrreichische Gkgrnsatz in drn Küstrnländrrn der Adria kann schwerlich solange akut «erden, wie beide Mächte unter dem Dache de« Dreibunde« beieinander Hausen, beziehungsweise wird eS stets da« diplomatische Bemühen Deutschland» sein, etwaige Differenzen seiner beiden Verbündeten über Fragen deS näheren Orient» au»- zugleich»». Denn da» Ziel der deutschen Orientpolitik ist und bleibt die Erhaltung de« Gleichgewichte« auf der Balkanhalbinsel, die Wahrung drr Oberherrschaft und drr Kebirtrobrrhoheit de« Sultan« und da» Verharren der kleineren Balkanstaaten in drn Grenzen, die ihnen durch die vorhandenen Verträge gesetzt find. Bleibt auch die Balkanpolitik Italien« dieser Richtung-linie getreu, so wird Deutschland kaum Gelegenheit finden, seinem Verbündeten entgegenzutreten; geht aber di« Tendrnz d«r italienisch«» Politik ein«« Tage« dahin» die Verhältnisse auf dem Balkan zu ver wirren, so wird Deutschland vermutlich auf feiten derer zu finden sein, die den jetzigen Bestand der Dinge zu erhalten suchen. Furchtbares Erdbeben in Kalifornien. i» New-Aork, IS. Avril. (Priv.-Tel.) I« Kalifornien fand gestern früh 5 Uhr ein starke- Erdbeben statt, das ungeheure Verheerun gen anrichtete. In San Francisco Mein sollen taufende von Gebäuden eingeftürzt oder beschädigt fein. Ein Teil der Stadt brennt Die Zahl der Menschenopfer wird auf SVOO geschätzt. Die telegraphischen Verbindungen find teilweise unter brochen. ** Nach CourriSce» Neapel, nach Neapel Formosa, nach For mosa Kalifornien! So jagen fich die Katastrophen, gerad« al» solle die Menschheit da« Maß alle« irdischen Unglück« auskosten, da« Naturgewalten über drn Erdball zu bringen vermögen. Wie schwach gegründet Menschenwerk ist, zeigt da« nru«ste Ereigni«. DaS rasch ausgeblühte San Francisco, da« 1847 nur 45S Ein wohner zählte, fich im Lause der Jahrzehnte aber so stark ent wickelte, daß e« bei drr lrtzten Zählung 845 000 Mrnschen beher» birgt«, ist durch «in nur drei Minut«n währende» Erdb«b«n in «in«» Trümmrrhaufen ver«and«lt mord«»; unter dm ein unbeschreibliche» Chao» bildenden Steinblöcken liegm tausende unglücklicher Opfer begraben und zu all dem Unheil kommt noch da» Wüten der Flammen. Leider wiederholte fich da» Beben drei Stunden später, wa« die Panik erhöhte. Glücklicherweise war dieses aber nur von kurzer Dauer. Di« ersten Nachrichten besagten nur wenig, waS bei der Größe de» Unglück» brgreislich ist. Außerdem war drr telegraphische Verkehr nach au-wärt» sofort unterbrochen. Die Bewohner, hieß e» zu nächst, flüchteten auf dir Straßen, wo viel« von «»stürzenden Gebäuden getötet wurden. Au» den Trümmern hört man laute Hülserufe; doch ist e» teilweise nicht möglich, den Verunglückten Hülfe zu bringen. Die Rettungsarbeiten werden von der gesam ten Bevölkerung ohne Standerunterschied «»»geführt. Au» den benachbarten Orten kamen Aerzte und Arbeitswillige zur Hülfe; auch di« Feuerwehren der verschiedenen Ortschaften find herbei geeilt und bemühen fich, des Feuers Herr zu werden, da» ganze Stadtviertel einzuäschern droht. Da» ganze Küstengebiet ist von dem Erdbeben heimgesucht worden. Sacramento liegt «benfall« teilweise in Trümmern. Ob auch andere Ortschaften von der Katastrophe betroffen worden find, läßt fich infolge der Leitungs störungen noch nicht f«stst«llen. * * Kalisoruit», do« berühmte,'schnell bevölkerte Goldland, liegt nördl. von der gleichnamigen Halbinsel, mit dem Unterlauf« d«S Colorado al» Süd Ost-Srenz«. Da« Längstal zwischen der Sierra Nevada und drr Küstenkett«, durchflossen vom Sacramento und seinem Nebenflüsse San Joaquin, ist da« kalifornisch« Goldgebiet, dessen Entdeckung im Jahr« 1848 ebenso wie in Süd-Ost» Australien den Strom der Einwand«« in» Land zog. Di» bergmännische Förderung de« Metall« »«langt jetzt großangrlrgt« Unternehmungen, und d« freie Digg« (Goldgräber) ist dem Farm« gewichen, dem die Natur erstaunlich reich» Ernten an Getreide, Wein und Obst spendet, d« ab« im regrnarmen Süden fleißig künstliche Bewässerung anwenden muß. Zum Reichtum an Me tallen, zur Fruchtbarkeit de« Boden« und zum warmen, wem» auch durchweg zu trockenen Klima tritt al« weiter« Vorzug eine beträchtliche Anzahl gut« Häfen. 1848 wurde Kalifornien von Mexiko an die Union abgetreten; vorher zähste e« nur 16000 weiße Einwohn«, jetzt 1*/, Mill, auf 410000 qstm, also doch immer noch erst 4 auf 1 qLm. Di« buntzusamm«ng»setzt« vo» völkerung hat sich merkwürdig einheitlich g«stastet und unterscheidet fich in manchen Zügen von dem Oft-Amrrikan«. Sa« Fra»ci«co, drr wichtigste Hafenort an d« Westküste Amerika«, an d« inneren Seite de» „Goldenen Tore«", da» den auch für die größten Serschiffe fahrbaren Zugang an der merk würdig gestalteten Vai von San Francilc» bildet. Da, wo im Anfänge dr« Jahre« 1848 rinigr Lehmhütten standen, «hebt sich di« prächtig« Stadt San Francisco, di« jetzt 845000 Einwohn« zählt (1847 nur 45V). Etwa 70000 von den weißen Arbeit«« schrei angesehene Chinesen bewohn«» rin besondere«, grauenhaft schmutzige« und berüchtigte» Stadtviertel. * * * Wir lassen nunmehr die Depeschen in d« Reihe folgen, wie sie bei un» ringkgangen find: */* New-Aork. Da» Grdbebe», welche« San Francis»o heimgrsucht hat, wurde i« gu»ze» Staate Nevada verspürt. - Wie der „New. Jork Postal and Telegraph Company" kurz vor 11 Uhr vormittag» telegraphisch gemeldet wurde, hat da« Er beben in Tan Francisco 6-8 Straßenviertel im Geschäft«distrikt zerstört und im Bankdistrikt ebenfall« groß«» Schaden angerichtet. */* New-Aork. Durch da« Erdbeben find die Nohr« der Wasser- uud Gasleitungen gebrochen. Da« Feuer nimmt seinen Weg di« Marketstr««t «nllang. Da« Rathau« liegt in Trümmrrn. Die Furcht und die Erregung, welch« in San Fran cisco herrschen, find unbeschreiblich. Die Lage wird dadurch »er- Die Wage der Gerechtigkeit. Kriminalroman von Maximilian Brytt. t». Sortsetzung.) - (Nachdruck verboten.) Stefanie brach verwirrt ab, indem sie sich erhob und der auf dem Tischchen brennenden Lampe den Rücken zuwandte, sodaß Btnjamin ihr Antlitz nicht zu sehen vermochte. „Stefanie," ließ sich der Bruder in etwas vorwurfsvollem Ton vernehmen, „Franz ist doch so gut zu Dir; eS würde mir in tiefster Seele leid tun, wenn Du ihm etwa empfinden ließest, daß Du für Herrn Struck mehr übrig hast, als . . ." „Beiqamln l" entfuhr eL voll Schreck den Lippen der Braut, die sich hastig nach ihm umgewandt hatte. „Wenn . . . was sagst Duda?!" „Gut also — wir brauchen ja nicht weiter darüber zu reden. Nur vermeide gerade jetzt eine Begegnung mit ihm. Mehr wollte ich Dir nicht sagen. Kein Mensch braucht etwas davon zu wissen. Am wenigsten Franz. Und mein Rat lautet also: Nimm Dich zusammen, besonders heute abend, wo alle Welt Dich scharf be obachten wird, weil Deine Verstimmung den Tag über nicht un bemerkt geblieben ist, — na, und damit holla!" Er hatte seinen Sätzen, die etwas Besorgt-ZusprcchendeS haben sollten, einen freundlichen, brüderlich-burschikosen Abschluß verleihen wollen. AIS er sich jetzt aber mit einem kurzen Kopf nicken auf dem Absatz umdrehte, um da» Zimmer zu verlassen, rief ihm Stefanie in seltsam gepreßtem Tone nach: „Bleibe, Ben jamin! — Du wirst mir erst antworten aus daS, WaS ich Dich frage." „Wir wollen uns nicht zanken. Ich meine eS doch gut mit Dir, Stefanie. Und nur, um Dich zu warnen, Dich vor allem. waS,Dich später vielleicht reuen könnte, zu bewahren, bin ich noch rasch »u Dir hereingekommen . . ." „Um mich zu warnen? Wovor?" Sie sah ihn ganz ver stört an. Unwillig ließ er die schon ergriffene Türklinke wieder los und wandte sich der Schwester zu. „Ich beabsichtigt« nicht» weiter, als Dich zu bitten, mit mir darin übereinzustimmen, daß Franz diesen überflüssiges» Hochzeitsgast nicht ganz ausdrücklich noch ein mal auffordert." „Ich werde Franz nicht daran hindern." In diesem Augenblick kam Tante Gusti hinzu — wie immer an außerordentlichen Tagen sehr erregt. „Du bist noch nicht angezogen, Stefanie?" fragte sie ver wundert. „Aber Kind, Kind, es ist gleich acht Uhr, die jungen Leute, die die Ausführungen machen, warten schon vorn. Nun kommt auch »och der Blumenkorb von Herrn Struck — na, Ben jamin hat Dir wohl schon gesagt, um was Franz Dich bitten „Um was läßt Franz mich bitten?" „I, als die Blumen eben kamen!" sagte Fräulein von Reck ärgerlich. „Du sollst partout noch an Herrn Struck ein Billett schreiben . . ." „Du hast mir nicht gesagt, Benjamin, daß Franz mich darum bitten läßt!" wandte sich die Braut an ihren Bruder. „Weil ich meine, man müßte dem Herrn eine taktvolle Zurück haltung beweisen — keine Aufdringlichkeit an den Tag legen! Stadelmann sagte, er sei beim Packen. Er schilüre alles, waS droben in den Schränken liege, zusammen — Bücher und all seinen Studentenlram. Seine Koffer seien von der Bahn gar nicht erst hergekommen. Er sei im Begriff, abzureisen. Was soll er also noch aus einem Fest wie diesem?" „Wenn er heute noch sortreist, dann will ich ihn erst recht sehen und sprechen!" sagte Stefanie in bestimmtem Ton. „Ich kenne den Grund Eurer Abneigung gegen ihn nicht. Ich selbst will aber nicht um den Abschiedshändedruck eines guten alten Freundes kommen!" Sie wandte sich hastig nach ihrem Schreibtisch um. Ben jamin rief ihr aber in starker Erregung zu: „DaS unterbleibt, Stefanie l" Ueberrascht über die Schärfe seines ToneS blieb sie mitten auf dem Wege stehen. „Weshalb sollte es unterbleiben?" „Weil — weil eS nach dem, was Herr Struck heute früh die Stirn hatte, mir einzugcstehen, unmöglich ist. Natürlich war eS nichts weiter, als die Ausgeburt niedriger Eifersucht. Nun, Stefanie, aber ich denke, es sei Deine Pflicht, zu verhüten, daß ein solcher Mann von Deinem Gatten zu Gast gebeten wird!" Stefanie hatte den Blick gesenkt — dabei hoch aushorchend. Eine seltsame Erschütterung erfaßte sie. Die verbitterte Rede deS Bruders ging zu Ende, ohne daß die Braut erwiderte. Sie hatte die Hände zu den Schläfen erhoben; in starrer Unbeweglichkeit verharrte sie «ine Weile. „Von einer Eifersucht sprecht Ihr?" fragte sie dann in ver schleiertem Ton, dem etwas möglichst Unbefangenes anhaften sollte. „Wie käme Arnold dazu, auf Franz eifersüchtig zu sein?" Benjamin winkte ihr überlegen lächelnd ab. „Stefanie, er hat eS mir selbst ausführlich genug erzählt — er wird Dir gegen über gleichfalls kein Hehl daraus gemacht haben." Tante Gusti war außer sich darüber, daß dieses fatale Thema nun doch noch erörtert wurde. Sie verbot dem Neffen in hef tigen Worten, darüber zu reden. Mit der Braut war aber eine seltsame Veränderung vor sich , gegangen. Sie hatte den beide» starr in« Auge geblickt, während ' aus ihrem ohnehin schon bleichen Antlitz auch der Blutstropfen zu entweichen schien. Plötzlich drang ein seltsam schluchzender Laut aus der Tiefe ihrer Brust. Sie schlug die Hände vor di« Äugen, in die die Tränen geschossen waren. Im nächsten Augen blick hatte sie die zu ihrem Schlafzimmer führende Tür erreicht, die sie hastig aufriß, um sie sofort hinter sich zu verschließen. Die beiden Zurückbleibenden sahen einander erstaunt an. Dann kam aber eine Flut von Vorwürfen über Tante SustiS schmale Lippen. „Sie wird uns noch daS ganze Fest verderben. Ein zu eigen tümliches Mädchen. Ach, Benjamin, es ist gerade so, als ob sie sonst etwas für diesen armseligen Ingenieur übrig hätte . . .!" „Das ist auch tatsächlich der Fall," sagte Benjamin erregt, „und ich halte eS für höchst gefährlich, daß man Struck den Zu tritt gestattet. Er kann uns die größten Unannehmlichkeiten be reiten. Denke doch nur, wenn er «S auf einen Skandal abgesehen hätte. . ." Unter vielen Seufzern ergab sich Tante Gusti endlich darein, sie wollte eS übernehmen, dem Bräutigam die Sache ernstlich auS- zureden. Stefanie ließ sich, nachdem die Tante das Zimmer verlassen hatte, auch auf die dringende Bitte ihres Bruders hin nicht blicken. Schließlich mußt« er das Zimmer der Schwester ohne weitere Aussprache verlaffen, denn fortgesetzt ging jetzt draußen die Glocke — ein Gast nach dem andern fand sich em. Als Benjamin in den Empfangssalon kam, sah er schon einige Herren vom Brauereipersonal — frühere Untergebene KalwodaS — sich verlegen in den Ecken herumdrücken. Die Leute empfanden es als eine Hobe Auszeichnung, zu Gaste geladen worden zu sein. Sie verrieten dem unaufmerksam zuhörenven Bruder der Braut auch, daß sie für den heutigen Abend ein paar Ueberraschunaen planten. Von den Mälzern werde um neun Uhr ein Ständchen gebracht — und die anderen Angestellten, bis aus die Fuhrleute hinab, hätten gleichfalls angekündtgt, daß sie mit „poltern" helfen wollten. Stefanie erschien in dem Augenblick, in dem die ersten Damen eintrafen. Sie schenkte ihrem Bruder, der sie aufmerksam be obachtete, keinen Blick. Auf hundert Glückwünsche hatte sie zu antworten, sie war aber so zerstreut und abwesend, daß man in verschiedenen Gruppen verwundert darüber sprach. Mehrmals wurde da» lebhafte Durcheinander der Festver sammlung durch rin paar Schüsse übertönt, die hinten auf dem Hof abgrseuert wurden. Auch ÄlaS und Porzellan ward von Zeit zu Zeit auf die Steinfliesen deS HauSflur» und vor die Zu- gangStüren zur Wohnung geworfen. Stefanie zuckt« jrdeSmal schreckhaft zusammen. (Fortsetzung folgt.)