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Wochenblatt für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden und der städtischen Dehärden zu Pulsnitz und Königsbrück RA. Mittwoch, den 28. Februar R8G0. Dieses Blatt erscheint Mittwochs und Sonnabends.—Preis vierteljährlich wÄgr -Zu beziehen durch avePotza»staUeo.—Inserate ie., welche die gespalteneCorous Zeile, oder deren Raum, mit 1 Neugroschen berechnet werden, sind in PuiSnin spätestens bikMourags und Donnerstags Abends 8 Uhr einzuseiiden. — Lrveditioncn sind: In Pulsnitz beim Herausgeber, in Königebrück der Herrn Kaumann Andreas Grahl. Politische Uebersicht. Preußen. — Wie man glaubt, wird eine große Anzahl richterlicher Beamten aus dem Abgeordnetenhause wegen ihrer Neven, namentlich insofern sie sich gegen den Justizminister und das Obertribunal richtete», zur Verantwortmrg gezogen werden.— Der Verlauf der Berathungen des Abgeordnetenhauses hat bei der Staatsregierung die Bcsorgniß nicht zu heben vermocht, daß auf dem vom Hause der Abgeordneten eingeschlagenen Wege das Land ernsteren Zerwürfnissen entgegen geführt und die Ausgleich ung der bestehenden auch für die Zukunft erschwert werden würde, tim dies zu verhüten, haben Se. Majestät der König befohlen, die Sitzungen des am 1b. Januar eröffneten Landtages zu schließen. Graf Bismarck verlaß in Gegenwart sämmtlicher Minister die Schlußrede. Die Präsidenten des Abgeordnetenhauses waren nicht anwesend. Es halten sich nur Herrenhausmitglieder und Abge ordnete der conseroativen Fraction eingefunden. Der Präsident des Herrenhauses Graf Eberhard zu Stollberg brachte das Hoch ous den König aus. — Oesterreich. — Die „Ost-Deutsche Post" veröffentlicht ein Schreiben aus Krakau, welches um- sassende Vorbereitungen zur Concentrirung einer russischen Armee au der österreichischen Grenze meldet. Die Direktion dsrWien- ELarschauer Bahn habe den Auftrag erhalten, den Militär-Be hörden bekannt zu geben, wie viel Truppen sie an einem Tage ohne Störung des sonstigen Bahnverkehrö befördern könnte, ohne etwaige Beistellung der bei den österreichischen Eisenbahnen in Verwendung bestehenden Betriebsmittel. Weiter wäre der Bahn- direction eröffnet worden, derartige Anstalten zu treffen, daß die Beförderung von 40,(XX) bis b0,000 Mann Militär zu jeder Zell in Vollzug gesetzt werden könnte. Bian will hierin eine Pression Rußlands auf Oesterreich zu Gunsten Preußens sehen- — Das österreichische Ministerium ist vollzählig auf der Kaiser burg zu Ofen versammelt. Sehr bedeutende Dinge müssen zur Berathung stehen, sonst wären nicht sämmtliche Mitglieder des Miuislerraths an das Allerhöchste Hoflagcr vernfen. Angeblich soll die Antwort auf die croalijche Adresse die 7 Minister zur Reise von Wien nach Ofen veranlaßt haben, doch dies ist offen bar nur em Vorwand. Der Plan der Regierung, mit Geduld aus die langsamste Unterhandlung mit dem ungarischen Landtag einzuzehei;, wird durch die äußere Politik gestört, die von Preu ßen her auch auf eine Entscheidung in der innern Politik dringt. Allgemein hält man den Moment hier für verhängnißvoll und glaubt, daß vielleicht auf eine ganze Epoche hinaus das Geschick Oesterreichs dadurch bestimmt wird. — Braunschweig. — Im Bürgerverein wurde beschlossen, eine Volksversammlung an- zuberaumen und eine Zustimmungsadresse an das preußische Ab geordnetenhaus zu beschließen und abzusenden. — Bayern. — Der neu ernannte Staatsminister des Innern, Herr Vogel, wird als ein sehr tüchtiger Verwaltungsbeamter geschildert. Weniger bekannt ist seine politische Richtung. — Mecklenburg. — Nach den Mittheilungen des officiellen Staatskalenders hat die Bevöl kerung im Jahre 1865 um 646 Seelen gegen das Vorjahr ab genommen, indem sie von 552,612 S. auf 551,966 S. zurück gegangen ist. Auf circa vier eheliche Geburten kam eins unehe liche, auf 100 Seelen jährlich nur eine Trauung — Frank reich. — Der Senat hat sich bei dem Kaiser in seiner Adresse feierlich dafür bedankt, daß derselbe keinen Fortschritt in Frank reich dulde. — Mit der Bildung des französischen Corps für Rom wird es Ernst. Das Commando desselben ist dem französischen Obersten Grafen von Argy bereits anvertraut. — Wie es heißt, hätte Louis Napoleon, der mehr als je sich zum Frieden neigt und die russische Vermittelung bei den freundschaftlichen Bezieh ungen zwischen Washington und St. Petersburg lebhaft wünscht, die russischen Vermlltelunzsvorschläge in den deutschen Angele genheiten bereitwillig angenommen. — England. — Lord Derby erklärte im Oberhause, daß die jetzige Fenier-Verschwörung tzwar eine besonders gefahrdrohende Gestalt seit dem Aufhören des ame rikanischen Krieges angenommen habe, weil sehr viele an den Krieg gewöhnte Abenteurer in Irland ihrer Neigung zu Gewalt- thätigkeiten und Plünderung hätten Gnüge leisten wollen, daß sie aber bereits mit der gefährlichen Phönix-Verschwörung des Jahres 1859 Zusammenhänge. — Es steht wohl fest, daß Irland beständig ein He erd der Verschwörung gewesen ist wie Polen. — Dublin ist ruhig. In Irland selbst aber sieht es so ruhig nicht aus. Viele Hunderte, die sich nicht sicher fühlen', verlassen das Land und die>e Auswanderung wird wohl noch längere Zeit fort dauern. Die Polizei ist überall auf den Beinen und wird ebenso abgehetzt wie die Fenier, auf welche sie Jagd macht. Die Trup-