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WgllimWer Anzeiger. Amtsblatt für das Kömqliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträtbe zu Plauen, Pansa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. DreiulWebenzigster Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Planen. Dieses Glatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstag« und Sonnabend«. Jährlicher Lbonuemeutsprei«, welcher »r«Z»«»«- ranäo zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bi« Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die T<m« darauf erscheinende Nummer ausgenommen, spater eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Rar. für die gespaltene LorpuS-Zrile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen Könißl. Gerichtsämter und Stadträthe, sür welche der Boigtlandische Anzeiger Amtsblatt rst, bestehen die Geschäft stellen in Paus« bei Herrn Bürgermeister Lehmann, iu Elsterberg bei Herrn E. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Ntühltroff bei Herrn L hauffee gelber-Einnehmer Holzmüller. Dienstag. 81» 25 Aebrvar 1882. Es ist, als ob in der alten und neuen Welt das Revolutionsfieber wieder einmal in der Luft liege, oder doch miasmatisch anstecke und allmählich bald da bald dort zum Rasen und Toben sich steigere, wie die Leibschmerzen der Alt mutter Erde in Erdbeben und vulkanischen Ausbrüchen sich kund geben und Luft schaffen. Drüben in Nordamerika wüthet der Bürgerkrieg nunmehr im höchsten Stadium des Wahnsinns fast ein Jahr, und kein Arzt will sich finden, der den zerfleischten Leib der Union in die Kur zu nehmen sich getraute; an Mexiko doctern England, Frankreich und Spanien herum, in Europa giebt's auch zahl lose „Fragen," und jetzt fängt auch noch Griechenland an, in ein Delirium zu verfallen! Dort ist ein Volksaufstand ausgebrochen, dem sich das Militär anschloß, und der die einzige Festung des Landes, Nauptia, in Besitz genommen, den Königsmörder Dosios befreit hat. Die Truppen, welche gegen die Auf rührer geschickt wurden, haben mit diesen gemeinschaftliche Sache gemacht. Zwei bairische Prinzen, die auf der Reise zu König Otto von Griechenland, einem bairischen Prinzen, begriffen waren, sind über Hals und Kopf zurückgerufen worden. So ist denn da unten auf dem illyrischen Dreieck, europäische Türkei genannt, zu den dort bereits vorhandenen nationalen Feuersbrünsten eine neue gekommen, und die ohnedieß schon brennende morgenländische Frage, die Frage nämlich: Was soll aus dem faulen türkischen Reiche werden? tritt immer drängender an die europäischen Großstaaten heran. Wir haben schon erwähnt, daß die Moldau und Wallachei, zwei zum türkischen Reiche gehörige Länder von etwa 2000 Geviertmeilen und 1'/z Million Einw., sich dem Sultan zum Trotze zusammengethan und in ein „Rumänien" vereinigt haben. Serbien, eine andere türkische Provinz von 700 Geviertmeilen und 1 Mill. Einw., ist bereits unabhängig vom Sultan und gerüstet, den Nachbarn zu helfen. In Bosnien, türkisch Croatien, der Herzegowina und Montenegro schlagen sich die Türken seit vielen Monaten ohne Erfolg mit den Aufständischen herum — und jetzt kommen auch noch die Griechen dazu, um den Wirrwarr vollständig zu machen! Denn daß diese allerneueste griechische Revolution, wenn auch angeblich nur eine Verfafsungsveränderung, doch nichts anderes bezweckt, als den Aufstand gegen die Türken nach Thessalien und Albanien fortzupflanzen und aus dem kleinen Griechenland ein großes griechisch-slavisches Reich auf Kosten des Sultans auf zurichten, ist uns moralische Gewißheit. Nachdem nämlich 1821 die Griechen gegen ihre Dränger, die Türken, aufgestanden waren und bis 1827 ohne Aus sicht auf Erfolg mit Türken und Aegyptern blutig gerungen hatten, wußte es Rußland, dem von jeher daran lag, die Türkei zu schwächen, dahin zu bringen, daß Rußland, England und Frankreich sich vereinigten, dem dortigen Kampfe ein Ziel zu setzen. Alle drei Mächte schickten Kriegsflotten hinunter, und der Oberbefehlshaber derselben, der englische Admiral Codrington, schoß am 20. Oct. 1827 bei Navarin die türkisch-ägyptische Flotte in Kochstücke zusammen. Dadurch erhielt die Türkei den Rest und ist seitdem Schritt für Schritt nieder wärts gekommen. Nun richteten die Großmächte ein Königreich Griechenland von etwa 900 Geviertmeilen und 1 Million Menschen auf und machten den bairischen Prinzen Otto 1832 zum König von Griechenland. Baiern hat sich's schweres Geld und viel Blut kosten lassen, um aus dem verwilderten Volke und verwüsteten Lande einen geordneten Staat zu machen, und König Otto saß auf dem griechischen Thron in keinem Rosengarten. Die heutigen Griechen sind nicht die Nachkommen der alten, wie wir auf die Autorität von Fallmerayer, des gründlichsten Kenners des Morgenlandes, unbedingt annehmen können, son ¬ dern slavischer Natur, und ob ihre sittlich Übeln Eigenschaften von der langen türkischen Tyrannei oder aus ihrem Blute herrühren, ist im Erfolg gleich, genug, sie taugen nicht sonderlich viel. Klephte — Räuber — ist bei ihnen Ehren name, so gut wie bei den Arabern Harami, was dasselbe bedeutet, und ein Grieche ist geriebener und abgefeimter, als zehn Juden, ist allbekanntes Sprüch- wort. Nie sind sie mit dem kleinen Gebiete ihres Königreichs zufrieden gewesen, immer spukte ihnen der Gedanke eines großen Griechenreichs, Constantinopel als Hauptstadt, im Gehirne. Während des KrimmkriegeS zwangen sie schon ihren König, sie Versuche zur Vergrößerung ihres Staates durch Einfalle in die be nachbarten türkischen Provinzen machen zu lassen, bis ihnen die Westmächte das Handwerk ernsthaft legten. Daß sie gerade in jetziger Zeit wieder einmal Re volution machen, ist schwerlich zufällig. Da unten ist, wie schon erwähnt, Alles bereit und fertig, die Türkei auf den Kopf zu stellen. Italien ist in der Nähe, Freischaaren, vielleicht gar Garibaldi an der Spitze, sind wahrscheinlich in Aus sicht, im Hintergründe lauert möglicher Weise eine ungarische Legion, genug, der Revolutionsbrei ist ans Feuer zum Kochen gerichtet. Wer weiß, ob's nicht dem europäischen Feuermann gerade jetzt in den Kram paßt, den siedenden Dampf kessel, orientalische Frage geheißen, zum Platzen zu bringen? Werden die andern Großmächte Lust, Zeit und Kraft haben, noch einmal ein Ventil zu öffnen, daß die Gefahr noch einmal unschädlich vorübergehe? Möglich, auch wahrscheinlich sogar, daß es dem König Otto dießmal noch gelingt, halb mit Güte, halb mit Gewalt die Klephtennatur seiner Hellenen zu bändigen, Dauer wird's schwerlich haben, denn solche verliebte Mucken, wie sie nun einmal in den Köpfen der Südslaven und Hellenen absichtlich des türkischen Gebietes stecken, setzen sich je länger, desto fester, und mit Verliebten ist nach „Knigge über den Umgang mit Menschen" kein vernünftiges Wort zu reden. Jede Krankheit, auch die gegen wärtige nationale, will ihren Verlauf, ihre Krisis, ihre Wendung, sei es zum Tode, sei es zum erneuteren Leben, haben. Wie aber da unteü auf der Balkan halbinsel aus dem buuttollen Gemisch von Religionen, rohen Volksstämmen, babylonischem Sprachenwirrwar, worein noch überdieß fremde Kniffe als Gähr- hefe gemengt sind, ein größerer selbstständiger Staat oder auch nur ein leidlicher Staatenbund hervorgehen soll, ist schwer zu begreifen ; eher leuchtet uns, wenn auch nicht den großstaatssüchtigen Griechen, der Satz ein: Wo ein Aas ist, sammeln sich die Geier. Zeitungen. Sachsen. Nach der vom Kriegsmimsterium über den Stand des Stell vertretungsfonds der Armee erlassenen Bekanntmachung sind demselben im Jahre 1861 an Einstandsgeldern 221,500 Thlr. zugeflossen; hierzu kamen 32,830 Thlr. Capitaltheile, welche bei Auszahlung von vor Beendigung ihrer Stellver tretung im Laufe des Jahres entlassenen Einsteheru an den Stellvertretungsfond zurückgefalleu sind und 5V Thlr. Zinsen von den zinsbar angelegten Beständen. Hierzu den vom vorhergehenden Jahre verbliebenen Bestand an 52,850 Thlr. gerechnet, so erhöht sich die Summe auf 307,230 Thlr., welche mit 283,20V Thlr. an 944 sechsjährige Einsteher ä 3V0 Thlr., 17,25V Thlr. für 115 dreijährige Einsteher ä 150 Thlr. und durch Zuweisung von 3630 Thlr. an den Reservefonds verwendet worden sind. AuS der Altersklasse 1840—60 habe» 684 Militärpflichtige von der Stellvertretung Gebrauch gemacht.
