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ve-ugSgebühr srsmtW GbgWpreft Beilagen: Jllustr. Unterhaltnugsblatt. Nach Feierabend. Heim u. Kindergartens Haus- «. Gartenwirtschaft. Fremden- ». Surlifte. Druck und Berlag: Elbgau-Buchdruckerei und Berlagvanstalt Hermann Beyer L To. 70. Jahrg M. 232 Sonntag, den 4. Oktober 1908 5 Fernsprecher: Dresden Nr. 809. )8. ßelbeer», 2 — 1.S0 bei Abholung in der »4^ jeden Fall unter Dach und Fach zu bringen, auf keiner Seite verschließt und bereit ist, das Zustandekommen des Reformwerkes durch Drangabe dieser oder jener Sonder wünsche zu sichern. Zu einem positiven Ergebnis ist man bisher allerdings noch nicht gekommen. Der Reichstag, der für Anfang November zu sammenberufen ist, wird seine Hauptaufgabe in der R e i ch s f i n a n z r e f o r m finden, die den Herren Reichsboten viel Kopfzerbrechen machen und große Anfor derungen an ihr bewilligungsfreudiges Herz stellen wird. Auch der brave Staatsbürger sieht ihrem Tun mit gemisch ten Gefühlen entgegen; denn freut er sich auch als spar samer und gewissenhafter Hausvater auf der einen Seite darüber, daß in die Verwaltung der Reichsfinanzen end lich einmal Ordnung gebracht und dem weiteren lawinen artigen Anschwellen der Schulden ein Riegel vorgeschoben werden soll, so ist er doch andererseits schließlich derjenige, der die Kosten zu tragen hat, sei es nun, daß man ihm den Tabak und die „geistige" Nahrung in Gestalt von Bier und Wein verteuert, sei es, daß man ihm sein durch vor sichtige Auswahl seiner Verwandten wohlerworbenes Erb teil kürzt, sei es, daß er für das sorgenlose Dasein des Junggesellentums seinen Obolus entrichten muß, oder sei cs, daß er zu einer direkten Reichssteuer herangezogeu wird. Ta heißt es, gute Miene zu all den bösen neuen Steuerprojekten machen. Selbst die>H eercsverwal- tung inuß zur Sanierung der Reichsfinanzcn an ihrem Teile behilflich sein. Sie, die in ihren Forderungen bis her sich von finanziellen Bedenken nicht beeinflussen ließ, muß diesmal dem Wahlspruch huldigen, daß in der Be schränkung sich der Meister zeigt — allerdings nur der Not gelwrchend, nicht dem eignen Triebe. Ter Herr Rcichs- säckclmeister hat nämlich höchstcigenhändig den Blaustift zur Hand genommen und in der Etataufstellung der Hee resverwaltung kurzerhand 50 Prozent der Mehrforderun gen abgestrichen und damit den Reichstag der Mühe über hoben, diese für den Herrn Kriegsminister gewiß sehr vierteljährlich monatlich M. lÄ) M. -.60 .74 70 «-daktionSfchlnh: » Uhr Mitt«,S. Gprechstrmde de» Redaktion: S—« Uhr Nachmittags. Zuschriften !tn redaktionellen Angelegenbetten sind nicht an den edattevr persönlich, sondern anSschlteßlich an die Redaktion zu adressieren. 15 14 13 1», . ... , >> Neueste Ereignisse. Bei der Reichstagsersatzwahl im Wahlkreise Königs berg 1 (Memel-Heydekrug) siegte der nationalliberale Kan- idat Schwabach mit großer Majorität über den konserva- iven und den sozialdemokratischen Gegenkandidaten. Kaiser Franz Joseph hat den König von Spanien um General der Kavallerie der österreichisch-ungarischen lrmee ernannt. Das Wasser der Newa in Petersburg ist bei der bak- eriologischen Untersuchung als choleraverseucht befunden vordem Das große Dampferunglück bei Smyrna, bei dem nach neuerer Feststellung etwa 90 Menschen verunglückt sind, hat schwere Ausschreitungen der Bevölkerung gegen die schuldige Schiffahrtsgesellschaft zur Folge gehabt. Die amerikanische Kriegsflotte ist in Stärke von 16 Schiffen in Manilla eingetroffen. Sie hat damit die Mite große Etappe ihrer in der Geschichte der Marinen denkwürdigen Fahrt zurückgelegt. schmerzlicheOperation seinerseits vorzunehmen und sich da mit dem Verdacht auszusetzen, als ob er an der Wehrkraft des Reiches rütteln wollte. Der Herr Reichsschatzsekretär, der dem Reichstage dieses Odium abgenommen hat, ist natürlich gegen solchen Verdacht gefeit. Vorläufig ist ja das Vaterland nicht in Gefahr, wenn auch anläßlich des deutsch-französischen Zwischenfal les in Casablanca hüben und drüben ein wenig mit dem Säbel gerasselt wird. Zum Blutvergießen wird es darüber wohl nicht kommen, umsomehr ist aber Tinte geflossen, und das war der Fall auch wohl wert, nicht so wohl als einzelnes Vorkommnis, sondern vor allen Din gen wegen seiner prinzipiellen Bedeutung. Die franzö sische Regierung ist einigermaßen in Verlegenheit, weil sie einerseits sich der Erkenntnis nicht verschließt, daß der von den Franzosen in gröblichster Weise mißhandelte deutsche Konsulatsbeamte in seinem Rechte war, andererseits aber ihr militärisches Prestige in Marokko nicht gefährden las sen will und ihren Höchstkommandierenden, General d Amadc, der sich auf die Seite seiner draufgängerischen Soldateska stellt, nicht desavouieren will. Es wäre em Treppenwitz der Weltgeschichte, wenn es jetzt, nachdem die Hauptschwierigkeit der marokkanischen Frage mit der Anerkennung des Sultans Muley Hafid aus dem Wege geräumt zu sein scheint, über der Ausschrei tung einiger subalterner französischer Heißsporne noch zu einem ernsten Konflikt kommen sollte. Das Bestreben, einen solchen nach Möglichkeit zu verhindern, darf natür lich die Reichsregierung nicht abhalten, eine ausreichende Sühne für die Mißhandlung der unter deutschem Schutze stehenden Legionäre zu sordern. Das Streben und Drängen nach Zusammenschluß zur Wahrnehmung gemeinsamer Interessen hat aus dem wirtschaftspolitischen Leben auf die internationale Welt politik übcrgegriffen. Tie „Ententen" und Bünd nisse, die zu den verschiedensten Staatengruppierungen geführt haben, sind zu einer stattlichen Reihe angewachsen. politische Uochenüderstcht. Alljährlich, wenn der Herbstwind über die Stoppeln weht, rüsten sich die Parlamente zur Wiederaufnahme ihrer Tätigkeit. Ten Auftakt dazu bildete bei uns in Sachsen der Wiederzusammentritt der Wahlrechtsdeputa- tiondes Landtages, die sich mit der vom Regierungsrat Heink ausgearbeiteten Wahlkreiseinteilung zu befassen hat. Die von Konservativer wie von nationalliberaler Seite abgegebenen Erklärungen lassen erkennen, daß man sich der Notwendigkeit, die Wahlreform in dieser Session auf tiges Geschick von der beabsichtigten Exekution, denn „Ex zellenz" trat in einen Kaninchenbau und fiel, wie um Gnade flehend, auf die Knie. So blieb er liegen und ließ seinen Herrn zu Boden rutschen. „Infames Tier!" quittierte Herr von Katersinn, rief seinen Burschen und gab einen Straftenor, wonach „Ex zellenz" für drei Tage das Futter gekürzt werden sollte. Unterdessen hatte der dicke Oberleutnant einen Vor sprung gewonnen. „Ulrich! Donnerwetter, wie heißt das hier? Wo sind wir eigentlich? Seit einer Ewigkeit schon liegen Sie auf dem Bauch herum, da müssen Sie ja längst ahnen, wie das Nest da heißt!" Während der Oberleutnant diese sorgenvollen Fra- gen im Laufen hervorstieß, geriet der Degen, der an einem uuvorschriftsmäßig langen Riemen baumelte, zwilchen seine Stumpelbeinchen. Wie von einem Kovllchuß getrof fen, flog er vornüber und fiel mit der. ganzen Schwere sei nes Leihes gerade auf den Rücken Karl Ulrichs, der unter dieser Last vollständig im Heidekraut untertauchte. „Herr Oberleutnant! Wo sind wir!" forschte da be reits der Hauptmann. „Herr Hauptmann! — Ich kam eben erst hier an. Ich glaube — ich glaube — wir sind — ja sicher — ich glaube —" „Herr Oberleutnant! Ihr Glauben ist mir Wurscht! Ich fragte nach dem Namen dieses Hügels, auf dem Sie sich scheinbar begraben lassen wollen! — Wo ist übrigens der Führer der Spitze, der Vizefeldwebel. Wo — ist — der!" „Hier!" antwortete Ulrich mit schwacher Stimme und schlüpfte endlich unter seiner lebendigen Auflage hervor. „Sie hörten meine Fragen! Also, wo sind wir?" sagte Hauptmann Üvn Katersinn mit einem unruhigen Blick hinter sich, denn er gewahrte in einiger Entfernung den General mit seinem Stabe heranjagen. Karl Ulrich entrollte die Manäverkarte, dachte an sein Gretchen, an den alten Hauptsteueramtskontrolleur und Hauptmann der Landwehr, seinen ersehnten Schwie gervater — dann schöpfte er Atem, räusperte sich und sagte seine Erlaubnis rechnen könne, mich heimzuführen. Denke Dir! Du kennst ja Väterchen, also bitte, bitte: Komm als Leutnant wieder. In glühend heißer Liebe Dein Gretchen Meyer." Ja, den alten Hauptsteueramtskontrolleur, genannt Väterchen, kannte Karl Ulrich genau. Der war unbestech lich und unerbittlich und stolz, wie nur ein Hauptmann der L" ädwehr auf diese seine Eigenschaft sein konnte. Und ebensogut kannte Ulrich seinen Hauptmann und Kompag niechef, unter dem er nun schon die zweite Uebung machte. Der gute Mann litt an einer enormen Galle, der keine Karlsbader Kur mehr half. Vor einem Jahre entrann unser junger Vizefeldwebel mit knapper Not dem Bunt stift, d. h. der Streichung von der Liste der Offizieraspiran ten, weil der Oberst sich für ihn interessierte. Dieses Mal aber drohte Hauptmann von Katersinn ihm schon seit sie ben Wochen täglich dreimal mit jener militärischen Hin richtung, ohne daß Karl Ulrich sich eines Verbrechens be wußt war. Seufzend barg er den Brief Gretchen Meyers wieder an seiner Brust, als er hinter sich den Dreischlag der „Ex zellenz" hörte; so hieß des Hauptmanns Klepper. Schnau fend keuchte das würdige Tier bergan durch den tiefen Sand. ! Neben dem Gaul lief in langen Sätzen der dicke Ober leutnant, um die Ucbersicht gewährende Höhe gleichzeitig mit seinem Chef zu erreichen. Karl Ulrich warf einen besorgten Blick auf die Ma növerkarte. So viel war ihm sofort klar: auf der Karte stand weder der Name des sandigen Heidehügels, noch der des aus Kiefern hervorlugenden Dörfleins. Da, wo sich auf der Karte die Signatur der Ortschaft befand, machte daneben ein großer weißer Fleck sich breit. Und doch galt es, dem Hauptmann mit seiner un fehlbar sich einstellenden Examensfrage nach Weg und Steg gewappnet gegenüberzutreten! Einstweilen versteckte Ulrich sich unter seiner Mann schaft im tiefen, blühenden Heidekraut. Jetzt taumelte der Gaul auf den Gipfel der Höhe. „Bize — feld — Webel!" rief der Hauptmann mit schnarrender Stimme. Da befreite den Gnufenen ein gü- I Anmn 1 mp keine Garantie übernommen. Annahmestellen: letzte Seite. 1 EG GEI »AI ADV A 's Der meimerte Nijespieß. MilitSrhumoreske von Ernst von Hammer. (Nachdruck verboten.) Seine liebe Not hat man mit diesen Reservespießen!" klagte Hauptmann von Katersinn seinem Oberleutnant, während die 3. Kompagnie, die den Vortrupp des Manö verdetachements bildete, durch den tiefen Sand eines Wald weges der Lüneburger Heide marschierte. „Alle Jahre wieder solch einen Studenten des Som- merleutnantstums! Lernen wollen sie doch nichts hier, nur auf Urlaub gehen, Bier trinken und im bunten Rock flirten. Unser jetziger, der da vorne mit der Marschspitze ! über die Breitengrade stolpert, hat seine Gedanken auch nicht bei der Sache!" Der Oberleutnant nickte nur. Er hatte längst ge lernt, daß es der Allgemeinheit nur schaden kann, wenn ein Vorgesetzter einsieht, daß er sich irrt. Uebrigens hatte er genug mit dem Transport seiner eigenen Person zu tun, denn es war keine kleine Sache, mit sechzehn Dienstjahren noch auf Schusters Rappen angewiesen zu sein. Unterdessen stampfte besagter Vizespieß, das heißt der Vizefeldwebel der Reserve und Reserveoffizieraspirant Karl Ulrich, fünfzig Schritte vor seiner Spitze einher. So eben war er auf einen Kreuzweg gestoßen, dessen Wegwei ser am Boden lag. Resigniert zählte Ulrich „rechts — links" an den Knöpfen ab und stieg dann den braunen Heidehügel hinan, den er schon eine Stunde lang vor sich gesehen. Dann zog er ein zierliches Brieflein aus dxr Brust tasche, betrachtete es seufzend und drückte, gerade als ein großer Ginsterbusch ihn deckte, einen Kuß darauf, so durstig und so verliebt, wie nur ein heimlicher Bräutigam küssen kann, der seit zehn Stunden bei 30 Grad Reaumur in der Lüneburger Heide umherläuft. Dann wurden seine eben noch leuchtenden Augen traurig, denn er gedachte der verhängnisvollen Worte des BrieflrinS: „Jnnigst geliebter, einziger Karl! Schnell eine wichtige Nachricht! Heute sagte mir Väterchen, daß nur ein richtiger Reserveleutnant auf Im 1 § d1211 iü' clie llgl. llmtsdauptmsnnrcbskte» vreraen-lllttt-Ot u. -NeurkaOt, äas stgl. llmtrgericdt vrerüe», Hf xgj. ZupenntencleMm vresäen II, äie sigl.Foisttenlämter viesäen, Montrdurg u«a s »le semeiuäe«! c-idegstt, rMtMtt, vobriir, Arcdwltr, m«a«rps,rltt. ksrttnvitt, c«»d»i»-Ntisrtt« unä WKills" - Orqan unä c»I<»I-NiireI«er kür Slsrewik, toschwilr, Kochwik, Weirs» Kirsch, Südlsu, äie kösrnikgemeinäen, Vresäen-Sttieren unä -veugmiu. Telegramm - Adresse Elbgaupreffe Blase witz. k vr«, 2-S 0 -H 0 1.^ 0 iro — ü 140 — 7.- 0 iso 0 4 — — — — iO 1- i.ro — »o — — 20- — 5.- — 12.- >0 3- 2.20 s -.10 rs -22 15 -.40 — 2.50 — — 3.- 4.- i so 2.- j — 2.50 »» 25.- — — — — 15^- — I!».- I cke»- ! ri " Marl OS -V 08 -.05 40 -.35 — -.80 -- —— — —— —- »5 -.20 10 1.35 15 1.30 ro 1.10 10 -.20 !0 —.10 o —.80 8 —.1« !O 1.20 ro -.45 tO —.1» ro -IS 12 -.12 25 -.20 05 — 01 08 -.03 KO -.40 20 — 95 40 -LS 2« -.22 25 —.25 — -.so 40 135 10 -.10 —— — —. — 95 -93 — «0 150 30 -.30 70 — 85 2 50 —— .«E» ,— 3.50 20 —.18 2S —.18 20 —.18 40 —.18 30 -.20 30 —.24 28 24 -.2" .40 —.1« .40 -.1«