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Sächsischer Landes-Anzeiger : 04.11.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-11-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188611041
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18861104
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18861104
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-11
- Tag 1886-11-04
-
Monat
1886-11
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 04.11.1886
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Quartal dieWcihnachtSbeiaabe Mstriries Jahresbuch des Lundes-Äuzeigcrs und zu Neujahr Jllnstr. Landbotcii-Kalender. Sächsischer LMks-APkiskr mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen un-Thüringen. Donnerstag, 4. November 1888. »nzeigeudrels des„Sächs. SandeS-Atizeiger": Raum einer schmalen CorpuSzeile 15 Pfg. Bevorzugte Stelle (lspalt. Pentzeile) 30 Pf. Bei Wiederholung großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man JnsertionSbetrag (in Briefmarken) beifügen 6e 8 Silben CorpuSschrist bilden ca. 1 Zeile). Annoncenannahme nur bis Vormittag. Verlag: Alexander Wiede, «uchvruckeret, Chemnitz. Theaterstraße ö (Ferniprechstelle Nr. 136). Telegr.-Adr.: Landes-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich einem besonderen 4. Sächsischer Erzähler Unterhaltungsblatt: i. Sonntagsblatt - 2. Jllustrirtes Unterhaltungsblatt — 3. Kleine Botschaft - 5. Sächsische Gerichts-Zeitung — 6. Sächsisches Allerlei. - Grtra-Beiblatt Lustiges Bil-erbuch. Amtliche Bekanntmachungen. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Handelsmann- Ephraim Johannes Salomon Klöden, Inhabers der Firma S. Klöden in Chemnitz, ist zur Anahme der Schlußrechnung de- Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußvcrzeichniß der bei der Bertheiluna zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwerthbaren BermögeuSstücke der Schlußtermin auf den 1. De« cember 1886 Vormittags 10 Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst bestimmt. Chemnitz, den 1- November 1886. Königliches AmtSgerichl. Telegraphische Skachrichte«. Vom 2, November. Wien. Da» Lagerhau» der Dona« - Dampfschifffahrt» - Gesell schaft und zwei Magazine sind abgebrannt; Schaden eine halbe Million. Wien. Gestern Abend ist in dem großen Semmering-Tunnel ei« Zug entgleist. Der nachfolgende Kurlerzug körnte «och rechtzeitig zum Stillstand gebracht werden. ES ist kein Unglück pasfirt. London. Da» .Revtersche Bureau" meldet au» Melbourne von gestern, ein englischer Kapitän und acht Perleusischcr. von tunen zwei Engländer und sechs Malaien, seien auf der Johanne» Insel (in der TorreSstraße) in der Nähe von Neu-Guinea von Eingeborenen ermordet worden. Politische Rundschau. Chemnitz, den 3. November. Deutsches Reich. Dem Reichstag soll in der kommenden Session euch ein Gesetzentwurf betr. die Versicherung drr Erdarbeiter zngehen. — Dem BnndeSrath ist am DienStrg drr Reichreiscndahnetat pro 1887,88 zngrgavgen. — Drr Reichskanzler Fürst Bismarck wird, wie «S heißt, seinen Aufenthalt in Varziu bi» kurz vor Weihnachten auSdehneu und als dann nach Berlin znrückkehre». — I« einer dem neue« Reichs-Marino Etat beigrgebeneu Denk- fchrist wird auSgesührt, daß der gegenwärtige Bestand an Kreuzern und Kanonenboote» für den politischen Dienst 26 beträgt und diese Zahl auch für die Zukunft genüge« dürfte. Dagegen wird die Be schaffung weiterer Torpedoboote und größerer gepanzerter Kanonen boote zur Küsteuvertheidiguug für nothwendsg erachtet, «nd zwar für die Elbe sechs «nd für ander« Küstenplätze vier Kanonenboote, jede» etwa im Werthe von 3.500,000 M. Di« erster«« würden mit der Vollendung de» Nord Ostsee-Kanal» fertig z« stelle» sein. An Marine-Osficiere« und Mannschaften werden dadurch jährlich wehr nöthig 15 Osficiere und 300 Mann. Mit einiger Sicherheit soll sich aunehwe» lasten, daß die in Zulnvst znr Erhaltung der Be- stand« S der Kriegsschiffe erforderliche Summe jährlich nicht unter 10 Millionen betragen wird, — Die »Hamb. Börsenh" kritifirt die ReichSdawpserlinisn in einem sehr auSsührlichen Artikel «nd kommt zu dem Schlosse, daß dieselben in der Hauptsache nur dem belgischen «nd britischen Handel billigere Frachten schaffte«. — Der Handel zwischen Deutschland und Frankreich lag in den letzten zehn Jahren nach dem amtlichen statistischen Ausweis folgender maßen: I« Jahre 1875 wurden von Deutschland sür 349 Millionen Franken Waare in Frankreich eingesührt und für 426 Millionen Frauken Waare von Frankreich «ach Deutschland auSgesührt, e» be steht also ein Unterschied von 77 Millionen Frauken zu Gunsten der französisch«« Ausfuhr. Der Unterschied sank im Jahre 1876 auf 42 Millionen, im Jahre 1877 auf 22 Millionen und verschwand sodann gänglich. Im Jahre 1878 betrug der Unterschied zwischen Die Jericho-Rose. Eine rheinische Novelle von Bernhard Scholz. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Hermann besucht, veil er kommende Oster» nach de« Gym nasium der benachbarte« Residenz abgehe« soll, seit geraumer Zeit nicht mehr die Ort-schule in RüdeSheim, sondern «mpsängt seinen Unterricht von eine« de» jüngeren Ort-geistliche«, dem »Herrn Caplan", i« elterliche» Hause. Die Bibliothek seine» Vater» ist ihm z« diesem Zweck völlig überlasse«, und da Wilberg selbst sich lediglich um sein Geschäft »nd nm nicht» Andere» kümmert, so ist dieselbe seit langer Zeit keiner kritische« Sichtnng unterworfen worden. In th« befindet sich denn, neben vielen wiffenschastlichen Werken, eine wahre Sündfluth von guten und schlechten Romanen, namentlich eine Menge rührender Rittergrschichte», gesammelt von längst vermoderten Tanten und Basen drr Familie Wilberg, di« ihre alte« und jungen Herzen wohl manchmal an dieser rührende« Langweiligkeit geletzt haben mochten. In diese Sündfluth war unser junger Herwann gerathen und sie hatte ihr« Wirkung endlich an ihm getha». Bei Tag lernte und spielte er nicht mehr, sonder« la» in den prächtigen Geschichten; de» Nacht» brannte seine lleine Lampe oft bi» nach Mitternacht: er la». Wo er ging und stand, verkehrte er mit Ritter« und wunderbar schönen Edelsräuleiu «nd schlug sich, wir billig, für ihre Tugend, für ihr« Liebe mit hartnäckige« Neben buhlern herum. Und der jung« Caplan, der ihn z« unterrichten hatte und der seine Lektüre überwache« sollte, «ahm er ihm dies« Büche, nicht weg? Gewiß, aber nur jene, die er selbst noch nicht geleseu hatte, di« ent zog er seinem Schüler mit nnerbittlicher Strenge, ja, er konnte in einen heilige« Zorn gerathe«, wenn er den zweiten Band eine» Roman» in Hermann'» Händen sah, von dem er, di» Lapla«, eben den erste« brendigt hatte. Da war keine Rettung, Hrrmaun wußte ihn hergeben, und der Caplan steckte ihn in die Tasche «nd nah« ihn mit «ach Hause. III. Unsere« gnteu Caplan nämlich, den man in seinem junge« Leben mit übermäßigem Stndire« geplagt hatte, war die alte, ver- gilbt« Romanbiblivthek im Wilberg'scheu Hanse ebenfalls «lwa» ganz Neue»; ein« süße, verboten» Frucht, die er in de, kurzen Frist, welche ihm vergönnt war, mit ihr zu verkehre«, gründlich dnrchznkofien de- schloffen hatte. Sein jungfräuliche» Gemüth labte sich mit derselben der französischen Einfuhr und Ausfuhr in Bezug auf Deutschland allein 75 Millionen Franken z« Gunsten der deutschen Einfuhr; und während der folgenden 5 Jahre von 1879—1883 bezw. 69, 75, 137 und endlich im Jahre 1883 135 Millionen Franken. Diese letzt« Zahl erscheint augenblicklich als der Höhepunkt, de» die deutsche Einfuhr zu erreichen vermocht hat. Im Jahre 1884 beträgt näm lich die Differenz zu Gunsten de» deutschen Handels 89 und im folgenden Jahre nur »och 73 Millionen Frauken. Seit 1883, al» Deutschland für 476 Millionen Franken Waare« an Frankreich ab- liefert«, hat sich die deutsche Anitfnhr also nm 102 Millionen Franken vermindert; sie bezifferte sich im Jahre 1885 ans 374 Millionen Franken. ES verlohnt sich, den Gründen dieser Erscheinung nachzu forsche«, und wir finden da vor Allem zwei. Zuerst ist der flotte Geschäftsgang in Frankreich geschwunden, die Kauskrast mithin ge sunken und dies« Erscheinung hat den deutschen Absatz beeinflußt. Dan» aber hat auch die maßlos« Schimpferei der Agitationsblätter gegen deutsche Waare» da» ihrige getha», den Cousumj deutscher Artikel herabzudrücken. Die Kreise in Deutschland, die immer noch in französische Maaren verliebt sind, sollte« doch nun endlich davon ablomme». — Exeellenz Stephan hat von der Konkurrenz de» verschiede«», lich anfgetanchte« Privatpostanstalten im Ganzen doch wohl sehr wenig oder gar nicht» vermerkt, de»n der nene Postetat schließt mit dem stattlichen Uebrrschnß von 29 452 783 Mark ab, da» find 889777 Mark «ehr al» im letzten E>at. Natürlich soll dieser lieber- schnß erst kommen, aber «S muß doch genügende «»Ssicht dazu vor handen sein, denn sonst wäre die Rechnung nicht gemacht worden, wie vorstehend gesagt. I« Speziellen weist der Postetat «in« EIn- nahmesteigerung von rund 5700000 Mark auf, wovon auf Porto- und Trlrgrawmgebühren 5 400000 Mark entfalle«. Die Summ« der fortdauernden Ausgaben ist auf 158027567 Mark gestiegen, 6299353 Mark mehr al» im Vorjahr. Die Gesawmteinnahme- snmme beträgt mithin 187480350 Marl. Da» verhältntßmäßig günstige Resultat im Postbereich vermag freilich die wenig günstige Lage de» Gesarrimtetat» nicht z« beeinflusse». Da» Defizit wird, wie ganz zweifellos ist, ein recht erhebliche» sein. — E» wird an» Pari» bestätigt, daß de» Botschafter Herbette in Berlin di« ganz besonder« «nsgabe hat, Deutschland zur Theil- «ahme an der Pariser Weltausstellung von 1888 zu bewegen. E» sieht de« Franzosen ganz ähnlich, daß einzelne Blätter wirklich glauben, da» deutsche Reich werde «S für «ine Ehr« sich schätze«, diverse Millionen in Pari» an»zngrb«n, «nd da» deutsche Publikum würde massenhaft dann «ach der Seine kommen und dort sein Geld ver zehren. ES gehört die ganze Naivität eine» von der Gloire franyaise berauschten Bürger» der französischen Republik dazu, nm da» ganz natürlich zu finden. Deutschland wird sich wohlweislich hüten, ans diesen AusstellungSzauber Hals über Kopf hiueinzusallei'. Für'» Erste find nachgerade große Ausstellungen im Anslande znr Genüge gewesen; soll ein« neu« beschickt werde«, so können wir diese in Deutschland selbst veranstalten. Zweitens ist der Satz: »Vergilt BösrS mit Gutem" in der Politik noch lange nicht anerkannt, und eS wäre geradezu kindisch, wollten wir di« Pariser Lärmrreirn gegen unS mit blanke« ReichSgold vergüten. Endlich ade», war soll unsere Industrie in Paris? Ti« paar Blätter find ja jetzt im Stande, die Leute an den Pranger zu stellen, di« deutsche Maaren kaufen, «nd das Pariser Osfizlerkasino entschuldigte sich sogar osfiziell, weil seine Mitglieder einige Seidel deutsche» Prvbebier getrunken. ES hirße di« Gntwüthigkeit übertreibe«, wollte» wir unser deutsche» Geld unter sollbeu Umständen nald Dari- tkaaeu. Frankreich. Der französische Minister für öffentliche Arbeiten, Herr Baihant, hat seinen Rücktritt genommen. — Erst diese» Jahr ist der letzte Beamte der Pariser Weltausstellung von 1878 an» dem Budget verschwunden. Er war Weinprobierer, welcher 6000 Franken Begripernug wie da» des Knaben Hermann an diesen herrlichen Geschichte« mit eisernen Harnischen «nd wächsernen Herze«. So verschlangen denn in «nd außer den Unterrichtsstunde« der junge Lehrer und der junge Schüler Ritter-, Geister und Räuber- Geschichten, als gäbe eS nichts Eiligere- auf der Welt zu thnn. Jeder sucht« seine Leidenschaft vor dem Andern zu verbergen, aber stillschweigend waren Beide in einem großmüthige» Toleranzsystem übereingekomwen. Hermann war eigentlich der Herr der Bücher, er brauchte die Erlaubniß zu dem Lese», der Caplan war de» Herr des Lesens, er brauchte dir Erlaubniß z« den Büchern; Jeder gewährte dem Andere« da» Fehlend« bereitwilligst. Hie» und da nur noch wnrde von dem Caplan mit einer äußerste« Anstrengung einigermaßen der Schein gerettet und dies geschah dann in der Regel, wie schon erwähnt, bei gewissen zweite« Bänden. Der gute Caplan empfand in dieser Lertür« endlich «inwal theoretisch, wa» er in der Praxis ja doch nie empfinde« durfte: die Seligkeiten einer irdischen Leidenschaft. Herma«« aber begnügte sich nicht mit diesem theoretischen Ge- nuß, er setzte die empfangene» Eindrücke, soweit sein« kindlich« Phan tast, anSnichte, sofort praktisch um. Sein Edelsräuleiu, der Inbegriff aller Schönheit «nd Tugend, ist die klein« Baronesse; wehe De«, der sich unterfängt, ihrem Rufe oder ihrer Unschuld zu nahe z« treten: Hermann ist eutschloffen, fit bis aus'» Blut zu vrrtheidigen I Er selbst ist natürlich der Ausbund aller Ritterlichkeit, einer in Wirk lichkeit nie gesehenen» in Gedanke« aber schon tausendmal erprobten Tapferkeit, und obgleich alle diese Dinge für ihn bi» jetzt noch nicht- weiter find, al» Worte, so ist doch die Neigung für die lleine Helene, die Begeisterung, ihr gefällig zn sei«, wirkliche Thatsoch«. Di« Mo tive wögen dabei so komisch sein, al- sie wolle», die Resnltat« find so artig, sür da» lleine Mädchen so schmeichelhaft, daß sie mit Niemande« lieber verkehrt, al« mit Hermann, und sich, man muß e» gestehen, mit so viel kindlich komische« Anstand als möglich von ihm den Hos machen läßt. Hermann ist indeß auch ein durchaus edler, seiner RitterSwanu; da» Bewußtsein seiner romantischen Neigung, nameut- lich aber dir Nähe seine, Angebeteten hält ihn fern von jeder Unart, von einer knabenhafte« Rohheit ganz zn geschweige«. Die schöne, läuternde Macht einer innige« Neigung verleugnet sich nie, selbst nicht in dem unschuldigen Berhältniß kindlicher Sielen. Bei einer größeren Vertraulichkeit, bei einer viel augenfälligeren Freundschaft ist in dem Berhältniß unsere» junge« Paare» auch ein größerer Respekt von Seiten de» Knaben und eine bewußtere Haltung jährlich bezog. Wen« nicht einer der Abgeordnete« den Voranschlag etwa» aufmerksamer al» gewöhnlich durchgesehen hätte, würde der wacker« Weiuprobkerer nicht entdeckt worden sein und «och weiter seine 6000 Franke« sür «icht» beziehen. England. In einem am Montag abgehaltene« dreistündigen Ministerrath« hat die englische Regierung beschlossen, von der gegen« wärtig «ingeschlageueu Politik in der ägyptischen Frag« nicht abzn- weichen und da» Land nicht der Unordnung «nd der Möglichkeit einer neuen Revolution zu überlassen, da sie sich von de» Erwägung leite« lass«, daß sie die von allen Mächte« anerkannte moralisch« Verpflichtung Hab«, di« öffentliche Sicherhett in Aegypten anfrecht z« erhalte». Nun wissen die Franzosen, welche Antwort sie auf ihre Drängeleiversnch« zu erwarte« haben. Der englische Minister de» Auswärtigen theilte den Beschloß sofort den Botschaftern der fremde» Mächte mit. Rußland. Da» Petersburg«» Journal meldet, daß die Er nennung Laboulaye» znm französischen Botschafter in Petersburg al» genehm bezeichnet sei. Da» Blatt fügt hinzu, die Unterhaltung der guten Beziehungen zwischen Frankreich und Rußland, die anf de» gegenseitige» Interesse« beider Länder bafirt seien, könnten in keine besseren Hände gelegt werde». —»Derz Generalmajor Fürst Dolgorncki geht als russischer Gesandter nach Teheran. — Di« russische Regierung beabsichtigt nach einer Meldung der Köln. Ztg. die Einführung de» Tabakmonopols. Da» Finanzministerium hat Beamt« in alle größeren Staaten geschickt, in denen da» Monopol eingesührt ist, um die be züglichen Einrichtungen zu prüfen. Orient. I« llnger Weis« hat dl« bulgarisch« Regiernng bei der am Sonntag erfolgten Eröffnung der großen Natttmalversammlnng Alle» vermiede», wa» Rußland reizen könnte. E» ist deshalb in keiner Weis« de» Fürste« Alexander rühmend gedacht, sondern schlicht «nd einfach al» Hanpt-Anfgabe der Versammlung die Wahl «ine» nene« Fürste» bezeichnet worden. Auch bezüglich der Freilaffnng der meuterische« Osficiere hat die Regierung thatsächlich die russische Forderung erfüllt, die Hauptanstifter der Verschwörung, der Major Grnew «nd der Kapitän Benderew, find in Freiheit. Außerdem will die bulgarische Regierung entschiede» rnffenfreuudliche Minister in ihre Mitte aufnehweu und sie fordert dafür als Gegenleistung die Anerkennung der Nationalversammlung durch Rußland. Bulgarischer- seit» find also ganz bedeutende Concessione« gemacht, und e» ist abzn« warte», wa» Kanlbar» dazu sagt. — Der Peterd. RegieruugSanzeiger theilt mit, trotzdem zwei russische Kriegsschiffe im Hase» von Varna vor Anker gegangen seien, dauerten die Gewaltthätigkeiteu gegen di« russischen Unterthanen fort. (Nlchtrnsfische Berichte wissen kein Sterbenswörtchen davon!) General Kanlbar» habe darauf gedroht, binnen drei Tagen Bulgarien zu verlassen, fall» kein« Aendernng eintret«. Anf die Anfrage der bulgarischen Regiernng» wer die russischen Unterthanen belästige, habe der General geantwortet, dies« Persönlichkeiten wüßten der Regierung nur zu wohl bekannt sei«, «» seien ja ihre eigenen Agenten. Sr wiederhole, daß er bei der nächste» Gewaltthätigkeit sofort Bulgarien verlassen werde. Diese» Vorgehen de» Generals hat di« Zustimmung des Ezaren erhalten. — General KanlbarS beklagt sich über di« vulgare«; darüber, wie eS die Raffen treiben, wird de» »Köln. Ztg." au» Varna gemeldet: I» Varna herrscht vollständige Ruhe, obwohl wiederholt Anfreiznuge« fetten der Russe« stattfandrn und ein russischer Kawaß ohne jede Vera«« laffnng auf einen am Eonsnlat vorübergehenden bulgarischen Gendarme» feuerte. Hinterher behauptete der russische Tonsnl, der Gendarm Hab« in'» Cousulat tindringen wolle». Jetzt sieht man, anf welcher Seit« die Schuld liegt! — Die Wiederverhängnng des Belagerungszustandes über Sophia hat folgende Ursache: General KanlbarS wollte während der Anwesenheit der Regenten und Minister in Tirnowa ein« neue Regiernng in Sophia einrichten, welcher außer Karawelow und Zanksw er selbst angehören sollte. Do» Stück geht denn doch wirklich über von der de» Mädchens zu bemerke«, al» man dies« senst bei Kinder« zn finden gewöhnt ist. Hermann hat der kleinen Helene seine RUtergeschlchte« alle ge treulich erzählt und, ohne seine Gedanken über dieselben vollständig zu gestehen, in ihr doch ein« ähnliche Anschauung ihre» Verhältnisse» erweckt. Und da die Neigung ihrer jungen Herzen kein« ander« Form de» Geständnisse» kannte und bedurfte, so waren beide Kinder vollständig glücklich «nd hatten, besonder» wenn sie lange Zeit ge trennt waren, eine lebhaft« Sehnsucht «ach einander. Da» Bewußt sein, daß sie zusammen gehörte«, war einmal lebendig in ihnen In solche« einsamen Tage» waren den« auch unserem Hermann schon öfter kühnere Gedanken gekommen. Manchmal wünschte er sein« Geliebte, nm welche er nicht selten, wenn er sie lange «icht gesehen, weinte und schluchzte, zu entführe», oder ihr wenigstens hinter de« Rücken ihre» Großvater», vor dem er einen unbändigen Respekt hatte, tausend und abertausend Küsse zu geben. In etwa» ruhigere« Stunden wäre er dann freilich schon zufrieden gewesen, wenn er wie ein tapferer RitterSmann, der au» dem heiligen Lande zurückgr- kehrt, seiner getreuen Braut einen einzigen Kuß auf die miuniglicheu Lippe« hätte drücke« können. Aber jene heißblütigen, sowie diese frommen Wünsche blieben — fromme Wünsche. Wenn Hrrmaun die kleine Baronesse sah. war er immer der scheue, innerlich glühend ver ehrende, aber äußerlich blöde Ritter. Auch heute haben sich die Kinder nach langer Trennung znm erste« Mal« wieder gesehen, ihre jugendliche Neigung feiert wieder einige glückliche Flitters« «ndrn. Sie haben sich kaum Zeit genommen, zum Mittagswahl «ach Hause zu eilen, und waren schon bei weitem früher wieder zusammen, als drr Baron und Wilberg unter ihre« Leuten erschienen. Helene halt« sich ermüdet auf einen großen Shawl niedergesetzt, den sie der herbstlich kühlen Abendluft wegen mit sich sühn« mußte, sie legte ein paar Trauben in einem kleinen Kürbche« zusammen, welche st«, wie sie zu Hermann sagte, ihrer lieben Mult« mit noch Haus« nehmen wollte. .Hier find «othe Trauben. Burgunder," sagte Hermann, der au» den Weinbergen kam, .versuche sie, Helene." „Ich danke, ich mag die rothe» nicht," erwidert« die Kleine. „So warte, ich hole Dir Riesling," ries der diensteifrige Knabe. Er eilt« fort und kam mit seinem Strohhut voll auSgesnchtrr Rtr»- linge, der besten rheinischen Weinbeeren, zurück. »Schmecken sie Dir?" frng er, al» er sah, wie Helene sie ver gnügt kostete. -31 4
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