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Rabemner Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementsprets einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,S0 Ml. Zeitung M Hakans Seiseksdllks. Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf,, für auswärtige Inserenten iS Pf. Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeig «n. für alle Zeitungen. Klein- und Grotzölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Eoßmannsdorf, Liivan, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 85. Kern sprech er: Amt Leube« 2120 Donnerstag, den 21. Juli 1910. Fernsprecher: Amt Leube« 2120 LZ, Jahrgang. Bekanntmachung, das Fahren von Jauche betreffend. Mit Zustimmung des Stadtgemeinderates wird hiermit für das Gebiet der hiesigen Stadtgemeinde bestimmt, daß die Grubenräumnng und jeglicher Transport von Janche während der Sommermonate und zwar vom IS. Mai bis 3«. September nur in der Zeit von 10 Uhr abends bis 10 Uhr morgens erfolgen darf. Außerdem wird darauf hingewieseu, daß der Transport von Jauche nur in gut ver schlossenen Fässern zu erfolgen hat, und daß jede Verunreinigung der öffentlichen Ver kehrswege verboten ist. Znwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 30 Mk. oder entsprechender Haft geahndet. Rabenau, am 14. Mai 1910. Der Bürgermeister. Hus Nah una fern. Rabenau, den 20. Juli 1910. — Die soziale Arbeit der Post hat einen gewaltigen Umfang angenommen. Im Jahre 1909 sind von der Postverwaltung über 671*/g Mill. Mark Stück Versicherungs- Marken abgesetzt worden. Damit ist aber die der Post übertragene Arbeit für die Alters-, Invaliden- und Unfallversicherung und dergl. noch nicht erschöpft. An Invalidenrente hat die Neichspost allein im Jahre 1909 nahezu 114^/z Mill. Mark ausgezahlt. Die Zahlungen für Unfallentschädigungen erreichen die Höhe von 138 Mill. Mk. und diejenigen für Alters renten über 14 Mill. Mark. Dazu kommen noch über 2^/, Mill. Mark Krankenrenten, 8»/« Mill. Maik Beitragserstattungen und ein kleiner Betrag an Witwen- rind Waisengeldern, so daß die Neichspost im bei stoffenen Jahre für soziale Zwecke 277 Mill. Mark ausgezahlt hat, gegen das Vorjahr eine Steigerung um nahezu 7*/, Mill. Mark. — Anläßlich der sächsischen Schulferien verkehrten in der Zeit vom 14. bis 17. Juli in Sachsen 22 S 0 n d e r z ü g e, die insgesamt 10694 Personen beförderten. Nach Mitteilung der Generaldirektion der Kgl. Sächs. Staats- ciscnbahn war der Reiseverkehr zur angegebenen Zeit auch mit den fahrplanmäßigen Zügen ein bedeutend lebhafterer als in den Vorjahren. -- Am Montag nachmittag geriet der beim Gutsbesitzer Lotze in Spechtritz be» schäfiigte Dienstknecht Braune aus Coschütz mit der rechten Hand in die Häckselmaschine und zog sich bedeutende Schnitt- und Quetsch wunden zu. Er dürste einige Wochen arbeits unfähig sein. — Daß das schön gelegene Oelsutal als Sommerfrische immer mehr in Aufnahme kommt, dürfte wohl am besten daraus ersicht lich sein, daß in diesem Jahre mit Beginn der Ferienzeit in Großölsa ca. 160 Personen Wohnung genommen haben. — Als der Dieb, der am 12. Juli das an dem Restaurant „Zur alten Pforte" in Dip- Poldiswalde stehende Fahrrad gestohlen hat, ist der Lackierer Robert Albert Lötzsch aus Annaberg ermittelt und verhaftet worden. — Sechs sächsische Kavallerie-Regi menter sowie die reitende Abteilung (Königs brück) und die 19. Maschinengewehrabteilung (Leipzig) sind in Altengrabow bei Magdeburg ringetroffen, um dort vom 18.—25. Juli Ge fechtsübungen im Divisionsverbande abzuhalten. — Mit dem Beginn der Ernte seien die Landwirte zur Vermeidung von Feuersgefahr durch Funkenauswurf der Lokomotiven darauf aufmerksam gemacht, daß die Heu- und Ge- treidehaufm nur in einer Entfernung von 38 Metern Entfernung von den Schienen gelagert werden dürfen. — Der Gr Nienburger Wald weist in dirsem Jahre einen großen Pilz reichtum auf. Hunderte von Dörflern und Sommerfrisch lern ziehen täglich in die prächtigen Waldungen hinaus und kehren schwer beladen mit Stein pilzen zurück. Seit drei Jahren sind nicht so viel Pilze gefunden worden wie Heuer. — Wer mit schmutzigen Stiefelsohlen ein Zimmer betritt, denkt nicht daran, wieviel ansteckende Keime er hineinschleppt. Gar manche Krankheit mag ihren Ursprung hier von haben, namentlich auch bei kleinen Kin dern, die auf dem Fußboden herumkriechen und den Schmutz ahnungslos mit ihren Hän den in den Mund bringen. Deshalb sollte man seine Stiefelsohlcn vor dem Eintritt in das Zimmer immer gehörig reinigen. — Wie gemeldet wird, verunglückte der 34jährige Schlosser Übermann aus Heidenau auf einer Radtour von Zinnwald nach Gei sing, indem er bei einer steilen Stelle die Gewalt über sein Fahrrad verlor. Ec raste gegen einen Baum und stürzte so unglücklich, daß ihm die Schädeldecke zertrümmert wurde und der Tod bald darauf eintrat. — Beim Baden in der Elbe ist der in Heidenau beschäftigte 18jährige Barbier- gehülfe Emil Münch aus Mülsen St. Niklas ertrunken. Derselbe war des Schwimmens un kundig und trotz des Verbotes des Bademei sters in die freie Elbe gegangen. Die Leiche konnte noch nicht geborgen werden. — Am Montag nachmittag ging ein schweres Gewitter über die Lößnitz nieder, das mit wolkenbrucharligem Regen verbunden war. Auf Kötzschenbrodaer Flur wurde der Landwirt Bruno Vetters beiin Mä hen vom Blitz erschlagen. — Von arger Not getrieben, fälschte der 32jährige Bauarbeiter Georg Friedrich Lober aus Niedergorbitz am 28. April vier Schriftstücke und versuchte zunächst mit Hilfe des einen von einem Gastwirte 5 Mark Dar lehen zu erlangen. Bei zwei Bäckermeistern er hielt er nach Vorlegung der Urkunden auf Kredit je ein Brot, von einem Schankwirt eine Portion Leberwurst und eine Zigarre. Wegen Urkundenfälschung erhält Lober 2 Mon. Gefängnis. — Ein junges Mädchen fuhr auf brr Elektrischen einem Omnibus entgegen, mit dem es eine Omnibuspartie unternehmen wollte. Omnibus und Elektrische begegneten sich in der Nähe der „Nolen Schenke" in Döhle n. Das Mädchen Wrang verkehrt von dem in voller Fahrt befindlichen Wagen ab. Man sah einen Topfhut in der Luft wirbeln, und das Mädchen selbst wurde nach dem Omnibus mehr getragen als geführt- — DienSlag abend gegen 7 Uhr 30 Min. durchbrach ein vor einen Brotwagen bespann tes Pferd die Eisenbahnbarriere an dem Ueber- gange AltPlaucn und blieb in der Mitte der Gleise stehen. Ein von Dresden kommender Personenzug wurde in der Nähe von Päßlers Kuchengarten zum Stehen gebracht, bis das Verkehrshindernis beseitigt war. — Einem bei dem Schmiedcmeister Herzog in Meißen in Arbeit stehenden Gehilfen wurde, wie das „Meißner Tageblatt" meldet, das vordere Glied des linken Daumens glatt abgeschnitlen. Der junge Mann sollte im Herbst beim Militär eintreffen. — Radioaktive Wässer sind in Raute nkranz durch Baumeister Friedrich aus Oberschlema, dem vom Finanzministerium die Genehmigung zu radioaktiven Untersuchungen erteilt war, aufgesunden worden. Ein Nöhr- waffer ergab schon 12,54 Mache-Einheiten. Die Radioaktivität dieser Wässer wird sich sicher größer erweisen, wenn, wie beabsichtigt ist, die unmittelbaren Zuflußstellcn untersucht werden. Höchst beachtenswert ist die Messung einer Waldquelle bei Rautenkranz, die 5075 Voltabfall pro Liter und Stunde bezw. 58,36 Mache-Einheiten brachte. Diese offen an einem schönen Ausflugspunkt liegende Quelle ist so mit genau so radioaktiv wie das Himmeffahrt- stollenwaffer in Georgenthal i. B- — InFreiberg wurde in der Dienstag Nacht, wie der „Freiberger Anzeiger" meidet, in einem Baubureau auf der Leipzigerstraße ein schwerer Einbruch verübt. Die Ein brecher haben mehrere Behältnisse erbrochen. Es sind ihnen jedoch nur geringe Beträge in die Hände gefallen. — Kleine Notizen. — Vom Dache des Schlosses des Kammerherrn Sahrer von Sahr in Dahlen ist am Montag der Zie ¬ geldecker Apitz abgestürzt. Er ist seinen Ver letzungen erlegen. — Das Fabrikgebäude der Carbonium Fabrik-Gesellschaft m. b. H. in Friedrichshafen wurde durch eine Explosion vollständig zerstört. 7 Personen wurden verletzt. — In Niederschöna bei Freiberg ist der zweijährige Sohn des Zimmermanns Thüme aus Hetzdorf in ein Jauchenfaß gefallen und ertrunken. — InNiesa fand im Hotel Stern eine Versammlung der Interessenten der elektrischen Ueberlandzentrale Großenhain-Oschatz-Meißen- Döbeln statt, an der ungefähr 500 bis 600 Personen teilnahmen. Auf Grund des von Professor Kübter-Dresden abgegebenen Gut achtens wurde der Errichtung der Ueberland zentrale zugestimmt und beschlossen, die Vor arbeiten sofort in Angriff zu nehmen. Die Herstellung soll etappenweise durchgeführt werden. Am 1. Januar 1912 soll die Anlage mit sämtlichen Anschlüssen fertig sein und in Be trieb genommen werden. Es haben sich zahl reiche Gemeinden zum Anschluß bereit erklärt. — Ein merkwürdiger Selbstmordversuch wurde in Chemnitz von einem 36jährigen Dienstmädchen unternommen. Das Mädchen, das jedenfalls einmal etwas vom „Modegift Lysol" gehört halte, schluckte, um sich zu ver giften, eine gute Portion „Sldol". Das harm lose Metallputzmitlel hatte natürlich nicht die von der Lebensmüden erwartete Wirkung. — Das Attentat gegen den Gutsbe sitzer Kraatz in Lichtenrade wird neuerdings auf Irrsinnige zurückgeführt, die es nicht auf das Geld abgesehen, sondern den Trieb gehabt hätte», Kraatz zu erschrecken. — Bei einer Beleuchtung des Heidelberger Schlosses kam es infolge eines plötzlich herein- brechendm Unwetters zu einer Panik. Ein Kind wurde gelötet. Zahlreiche Personen sind als vermißt gemeldet. — Der Vater des durch Absturz tödlich verunglückten Luflschiffers QskarErbslöh erlitt beim Leichenbegängnis des Sohnes einen Schlaganfall von dem er sich jedoch bald wieder erholte. — Eine 35jährige Schlossersehefrau aus Asch in Böhmen, die auf der Hildegardstrahe in Volkmarsdorf wohnte, hat in selbstmörderi scher Absicht Lysol zu sich genommen. Sie wurde schwerkrank ins Krankenhaus gebracht, wo sie alsbald verstarb. — Der Vormund der Frau v. Schöne beck-Weber hat dem Ehemann Weber die Verwaltung und Verfügung über das Ver mögen seiner Frau entzogen. — Freiwillig stellte sich der Polizei ein aus Leipzig-Reudnitz gebürtiger 16 Jahre alter Laufbursche, der zum Nachteil eines dort wohnenden Klempnermeisters 100 Mark unterschlagen und außerdem einen Diebstahl verübt hatte. Das Geld hatte er verbracht. Dresden. Ein schweres Mißgeschick Hal eine in der Pirnaischen Straße wohnende Fa milie betroffen. Bei dem etwa 5jährigen Töch terchen bildete sich schon vor Jahresfrist im rechten Auge eine leere Höhle- Die Pupille verschwand vollständig und das schmerzende Auge, das längst erblindet war, mußte schließ lich durch einen operativen Eingriff entfernt werden. Etwa sechs Wochen später wurde auch das bis dahin noch gesunde linke Auge von der geheimnisvollen Krankheit befallen, sodaß sich auch dessen Beseitigung notwendig machte. — Dienstag früh Hal sich m Dresden im Großen Garten von dec Löwenbrücke aus eine weibliche Person in den Carolasee gestürzt und ist ertrunken. Spaziergänger waren Zeu gen des Vorganges. Die Lebensmüde, «ine etwa 55 Jahre alte, seingekleidete Dame, konnte nur als Leiche ans dem Wasser gezogen werden. — Dienstag nachmittag von 5 Uhr ab kehrten in 2 Sonderzügen die 6 Bataillone der beiden Grenadierreaimenter Nr. 100 und 101 vom Truppenübungsplatz Zeithain in die Garnison zurück. — Wegen eines schweren körperlichen Leidens erhängte sich in Dresden-Altstadt ein 75jähriger Händler. — Am Pionierübungs- Platze in Dresde n-Friedrichstadt wurde von einem Steuermann die Leiche eines etwa 16 Jahre alten Unbekannten aus der Elbe gezogen, in der sie anscheinend 2 Tage gelegen haben mag. — Der Elbeverkehr in Tetschen ist derart schwach geworden, daß die Nordwest- schiffahrtsgesellschast viele Schiffer bis auf weiteres beurlaubte. — Einem Fabrikbesitzer in Leipzig wurde durch einen Jungen ein Erpresserbrief überbracht, der in der ganzen Art der Auf machung an die Webersche Erprefferaffäre er innert. Als der Junge nach seinem Auftrag geber gefragt wurde, lief er davon. Der Fabrik besitzer folgte ihm im Automobil nach und sah, wie der Junge auf einen gutgekleideten Herrn zuging. Als dieser das Automobil er blickte, ergriff er die Flucht, wurde aber ein- geholt und verhaftet. Ob der Verhaftete mit der Weberschen Erpresseraffäre oder demFried- richschen Mord in Verbindung steht, konnte noch nicht fcstgestellt werden. — Folgender Scherz aus Kinder mund wird dem „Zwickauer Tagebl." mit geteilt: In einer Nachbarschule behandelte der Lehrer mit Elementarschülern die Geschichte von Adam und Eva. Ein munterer ABC- Schütze dachte sich den treuen Herrgott als Hauswirt und antwortete auf die Frage: Warum mußten Adam und Eva das Paradies verlassen? „Es wollten andere Leute hineinziehen!" — Die seit etwa 60 Jahren bestehende bedeutende Nutzholzhandlung E. Her ne, Berlin, ist in Schwierigkeiten geraten und es besteht wenig Aussicht, dieselben zu behebe». Die Schwierigkeiten werden daduich erhöht, daß die Firma schon seit längerer Zeit W-chfil- transaktionen vorgenommen Hal, Venen keine Warengeschäfte gegenüberstandcn. Di-selben sollen einschließlich der ausfallenden Hypolh.ken und der notleidend werdenden Kttndemnmsfin und den sonstigen Engagements sich aus mehr als 900 000 Mark belaufen. — Großes Aufsehen erregt in Plaue» der Selbstmord des Privatmanns und früheren Brauereibesitzers Emil Henkel. Aus bisher unaufgeklärten Gründen hat sich der in besten finanziellen und familiären Verhältnissen lebende Mann ans dem zweiten Stockwerk seines Hauses auf die Straße herabgestürzl und den gesuchten Tod gefunden. — Von einer P s e u d 0 g a t t i», einem „falschen Trauring" und den stürmischen Folgen eines solchen „Schrittes vom Wege" wird aus der Sommerfrische der Böhmischen Schweiz ein drastisches Histörchen berichtet. DaS erste Kapitel handelt von dem Eintreffen eines im Aller sehr verschiedenen, dabei aber doch höchst zärtlichen sog. Ehepaares. Kapitel 2 erzählt von Ahnungen der „Legitimen", die von den Avenliuren ihres Herrn und Gatten Witterung erhalten hat und ohne langes Besinnen kampfes- mutig auf den Schauplatz tritt. Das dritte Kapitel spielt in einer Veranda. Die auf der Bildfläche erschienene Rächerin ihrer beleidigten ehelichen Ehre ist beim Anblick der jugendlichen, in modernster Aufmachung prangenden Rivalin sofort zum Sturmangriff übergegangen. Schlag folgt auf Schlag, und bald zeigen eine total ramponierte Frisur, eine zerfetzte „Durch brochene" und die Trümmer eines Sonnen schirmes, wie energisch die „Legitime" ihren Standpunkt verteidigt hatte. Was weiter ge schah, davon schweigt des Sängers Höflichkeit. Gesagt kann aber »och werden, daß dem an gejahrten Seladon die Lust, noch weiter den Casanova spielen zu wollen, ganz gründlich vergangen sein soll. — Gedämpfte Frühkartoffeln, 6 Personen. 1 Stunde. 18 bis 24 möglichst gleichgroße neue Kartoffeln werden gleichmäßig oval geschält, in eine Kasserolle gelegt, in wel cher sie gerade nebeneinander Platz haben, und mit einer kleinen Schöpfkelle Heller Fleischbrühe die man mangels vorrätiger am besten und bequemsten aus einem Maggi-Bouillonwürfel bereitet, übergossen. Dann pflückt man 125 x frische Butler in kleinen Stückchen darüber, legt einen Deckel auf und dämpft die Kar toffeln langsam weich. Ehe sie ganz fertig werden, streut man noch frischgehackte Peter silie darüber, in welcher man sie vollends gar werden läßt. Ll.R.