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Ar. IS. Weißerih-Zeitung Freitag. Erscheint Dienstag» und Freitags. Zu beziehen durch allePostanstal- ten. Preis pro Quart. IVNgr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. 11. Februar 1853. Inserate werden mit 8 Pf. für Li, Zeile berechnet und in allen Expeditionen angenommen Verantwortlicher Redaetcur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgefchichte. Replik zu dem Artikel in Nr. 8 aus Altenberg.*) Wenn eS eine bekannte Wahrheit ist, daß der geschriebene Buchstabe bleibt, so möchte man doch auch bei Aussätzen, die man der Oeffentlichkcit über- giebt, ganz ohne Parteilichkeit und Animosität, mit aller Ruhe und Gewissenhaftigkeit zu Werke gehen »utd sich weder im Lobe noch im Tadel übernehmen, und überhaupt öffentliche Rügen richtigen Beurtheilern und Kritikern, Männern vom Fache überlassen. Sind wir auch damit einverstanden, „daß ein Orr, welcher gute Geistliche, Lehrer und Aerzre har, wohl bestellt ist", so bedarf doch solches, wo cö der Fall ist, nimmer einer öffentlichen Anpreisung. Spricht ja, wie Jedermann zngeben wird, die volle Kirche, die sich der OrtSgeistlicpe auch bei einem gemischten CötuS in Aufmerksamkeit und aus sich nur allein gespannt, zu erhalten weiß, am sichersten für sein Rednertalent, und ist Derselbe sei nen Kirchkindern im vollsten Sinne deS Wortes auch Beichtvater, ein bewährter Hausfreund, so ist an sei ner Amtstüchtigkeit wohl nicht zu zweifeln. Entläßt die Volksschule ihre Zöglinge, in Bezug auf Geist und Herz, mit belobigenden Zeugnissen, die sich ans die strengste Gewissenhaftigkeit basirl, später im Berufs- und Familienleben beurkunden, rettet sie Zöglinge aus den niedern Volksschichten, die wegen saumseliger Überwachung Seiten deS Hau ses, für die Welt und den Himmel verloren gehen dürften, und übergiebt in denselben dem Orte redliche und treue Bürger, und dem Fürst und Vaterlande treue Unterthanen, so hat sie ihre Aufgabe redlich aelös't und hat, ohne auf Lob oder Tadel weiter zu hören, in sich selbst vollkommen Genugthuung. — In beiden Fällen aber haben Geistliche und Lehrer nur gethan, was sie zu thun schuldig waren, achten aber dann nicht auf Lobhudeleien oder, wie eö auch vor kommt, auf grundlose Verdächtigungen. Darum kein solches öffentliches Ausposaunen, wie man eö jetzt so häufig lteset, und am allerwenigsten da, wenn dasselbe wie hier als Einleitung fimd Unterlage dienen soll, um darauf hm einen Mann, der seit einer langen Reihe von Jahren, zum Nutz und Frommen der Stadt, mlt vieler Umsicht, Geschicklichkeit und redlichen Pflichteifer in seinem Berufe thätig gewesen ist, in ein dunkles Licht zu stellen; ja, noch mehr, bitter zu kränken. Man giebt zwar zu, daß sich die Noth- wendigkeit eines zweiten Arztes in Altenberg herauS- ') Konnte wegen zn späten Eingangs In vor. Nr. nicht mehr ausgenommen werden. D. Red. stellt. Selbst Herr Ur. Lechla wird dagegen nichts einwenden können und wollen. Daß man diese Noch- Wendigkeit auch von den Behörden eingesehen, be weis'! der Umstand, daß man diese Sache längst bei den Stadtverordneten und dem Stadtrathe besprochen, und darüber nach allen Seiten hin deliberiret, und sie dann der höchsten Behörde zur Entschließung ein geschickt hat, in deren Händen sie sich bis jetzt be findet. War man nun mit der Anstellung eines zweiten ArzteS ganz einverstanden, so konnte man sich doch nicht über die Mittel vereinigen, die man dem zweiten Arzte, der ein Mä. prrret. sein soll, zu einer sichern Subsistenz biete und ihn dann auf län gere Zeit erhalte. Wie die Sache aber bis jetzt vorgelegen und noch vorliegt, kann man dem neuen Aesculap auch in keiner Weise eine Garantie geben. Wird sich nun aber ein Arzt in dieser Qualität, ohne Firum zu haben, auf eine so rauhe und unwirthliche Alp wenden? In der Regel lassen sich Aerzte auf Bergen nicht gern nieder, und das nicht ohne Grund. Luft und Wasser, zwei kräftige Heilmittel, wirken ja in Gemeinschaft mit einer lhätigen Lebensweise und einem heitern frohen Sinne hier wohlthätiger, als in den gesegneten Niederungen. Deshalb kommen Krank heiten/ am allerwenigsten epidemische, hier fort, wenn sie vornehmlich mit einer Umsicht und Derterität be handelt werden, wie es von unserm Hrn. Ur. Lechla jederzeit zu geschehen pflegte. Auch läuft man hier, nicht wie anderwärts, sogleich zum Arzt, sondern man versucht cS, weil es das liebe Korn nicht her giebt, so lange es nur geht, mit Arzneimitteln, die man sich selbst einholt, in heilsamen Kräutern, deren unsere Berge, wie bekannt, in Menge liefern. — Ein zwei ter Arzt, der da ohne gewissen Gehalt neben Herrn vr. Lechla practiciren sollte, dürste eine sehr unsichere Subsistenz haben. Der alte, greise Jubilar Kaden, der noch als Amtschirurg fungirt und das Seine nach Kräften stets redlich gethan, und namentlich zur Zeit deS letzten Freiheitskrieges Altenberg gute Dienste geleistet hat, sowie der sel. Bergchirurg, welcher vom Bergamte ein Firum bezog, was jedoch nimmer ge- reicht werden soll, haben, wie in dem fraglichen Auf sätze erwähnt ist, die Chirurgie ererciret, aber doch sicher immer davon gelebt. Hätte der Erstere nicht nebenbei einen Gasthof, und der Letztere mehrere öf fentliche Einnahmen gehabt, so würde eS oft traurig um sie gestanden haben. Sicher hatten Beide in mancher Woche nicht eine Monete durch ihre PrariS verdient. Und es bleibt doch ein und allemal ein trauriges Geschäft, wenn ein Arzt auf einen Bein bruch oder auf einen hohlen Zahn warten sollt Während man nun auf der einen Seite die Noth-