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15. 1870. Deutsche Allgemeine Zeitung lü virthe. NO «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Dann kam noch das Lessing-Comite hinzu, welches seinerseits auch für Lessing an derselben Stelle plai- dirte. Der unglückliche Hader dieser drei Comites dauerte mit echt deutscher Gründlichkeit vier oder fünf Jahre, bis endlich die Concurrenz für eine alleinige Schiller-Statue begann. Aus dieser Concurrenz gin gen Begas und Siemering als die nächstberechtigten Bewerber hervor. Nun kam wieder der Streit, ob Begas, ob Siemering, der auch wieder sein Jährchen dauerte, ehe die Stadt sich für Begas entschied. Be gas bezweckte nun nicht, wie Siemering, ein einfaches Standbild, sondern eine Zierde der Stadt durch Er weiterung der Statue zu einem großartigen, in Erz gegossenen Standbilde. Nun ist dieses fertig, hat seit zwei Jahren die Bewunderung aller Kenner auf sich gezogen, und noch immer zögert man, es endlich seiner nationalen Bestimmung entgegenführen. ng einladeu, elchem auch i und Ver- r dahier. verlegt habe Nie zu haben >a wieder in nadenstraße zig. 14152) Altrock, au Pauline — Frau , in Eiben- Jahr in iane verw. ie, in Leip- ,rd Kunze arl Oscar Hr. Paul Hr. Kauf- ceSdeo. — Leipzig. Inserate find an haaseusitin L vogter in Leipzig oder an deren übrig» Häuser zu senden. Insertionsgebühr sür dicEpaltenzeilel s/,Ngr., unter Eingesandt Ngr. Die Unfehlbarkeit des Papstes beschlossen. * Leipzig, 14. Juli. Wie sehr alles in der Welt nur relativ groß oder bedeutend ist, sieht man auf recht schlagende Weise in diesem Augenblicke. Was hätte vor noch zehn Tagen die vollendete Thatsache der Unfehlbarkeitserklärung in Rom für einen Unge heuern Lärm in der ganzen gebildeten Welt, der ka tholischen und nichtkatholischen, hervorgebracht! Und heute? Heute verschwindet das kurze lakonische Te legramm, welches diese Thatsache als nun wirklich eingetreten meldet, nahezu unbeachtet unter den krie gerischen Telegrammen, die alle Zeitungsspalten be decken, und die öffentliche Aufmerksamkeit, ganz auf die Erwartung eines gewaltigen Kriegs zwischen Frankreich und Deutschland gerichtet, ist nicht im Stande, in Ruhe über die ungeheuer» Folgen nach- zustnnen, welche der nun erfolgte Beschluß des Con- cils wegen der Unfehlbarkeit des sichtbaren Ober haupts der Kirche für diese sowol als auch für die kirchliche und religiöse Gesetzgebung der verschiedenen Staaten haben kann, ja beinahe haben muß. Auch wir halten es augenblicklich nicht an der Zeit, über diese Folgerungen weitläufige Betrachtungen anzustellen; allein wir glaubten unsern Lesern schuldig zu sein, wenigstens die Thatsache selbst ihnen in etwas hervorragender Weise, wie sie es verdient, vor Augen zu führen, damit sie nicht am Ende gar das unschein bare kleine Telegramm übersehen möchten. Dasselbe lautet einfach: *Aom, 13. Juli. Das Loncil hat in seiner heutigen Sitzung die Jnfallibilität mit 450 Ja gegen 88 Nein vo« tirt; 62 Stimmen wurden mit Vorbehalt abgegeben. Eine Abfertigung nach Gebühr. — Leipzig, 14. Juli. Daß die Franzosen den Ikrieg mit uns suchen und daß die Candidatur des IPrinzen Leopold nur ein Vorwand, nicht die wirkliche Illrsache ihrer plötzlichen leidenschaftlichen Erregung Igegen Deutschland war, liegt nun sonnenklar aller »Welt vor Augen. Man war geneigt, die Gerüchte Ivon „weitern Forderungen", welche die französische iRegierung bei dieser Gelegenheit an den Nordbund loder Preußen stellen, von „andern Garantien", die Iste verlangen wolle, für bloßes Geschwätz zu halten; Inun aber ward eine solche weitere Forderung wirklich »gestellt, und zwar eine Forderung von solcher Unver- lschämtheit, daß eS alle Begriffe übersteigt. Die nach- Istehende Depesche aus Ems gibt darüber nähere Aus- Ikunft: I *Vms, 13. Juli. Nachdem die Nachricht von der Ent- Isagung des hohenzollernschen Prinzen der französischen Re gierung von der spanischen Regierung amtlich mitgetheilt war, hat der französische Botschafter in Ems an Se. Maj. den König die Forderung gestellt: er möge ihn autorisiren, nach Paris zu telegraphiren, daß der König von Preußen sich für alle Zukunft verpflichte, niemals wieder seine Zu stimmung zu geben, wenn ein Hohenzoller auf die Lau- didatur in Spanien wieder zurückkommen sollte. Der König hat darauf abgelehnt, den französischen Botschafter nochmals zu empfangen, und demselben durch einen Adjutanten vom Dienst sagen lassen, der König habe ihm nichts weiter mit- uutheilen. Dieser höchst würdigen Entgegnung des ruhmge krönten Königs von Preußen, des tapfern Oberhaupts pes Bundes und Schirmherr» Deutschlands, wird die zaanze Nation freudig zujauchzen. Auf ein solches »chamloses Ansinnen gehörte sich ein solches symboli sches Zurthürhinauswerfen des Abgesandten der Macht, welche sich dessen unterfing. Vielleicht wird dadurch »er „Stolz" etwas gedämpft, mit welchem der Con- mtutionnel die Verzichtleistung des Prinzen Leopold als einen „großen Sieg" registrirt, „der keinen Tro pfen Blut gekostet". Jedenfalls wird man daraus er kennen, daß nicht etwa König Wilhelm I. aus schwäch licher Nachgiebigkeit den Prinzen irgendwie zur Ver zichtleistung veranlaßt hat, und jene bundesfeindlichen Stimmen, welche schon ein Triumphgefchrei und Hohn- aelächter über die „Demüthigung" Preußens und Deutschlands anstimmen zu wollen geneigt schienen, werden beschämt — soweit sie noch Scham haben — wieder verstummen müssen. Allem Anschein nach haben wir nun von Frank reich den Krieg zu erwarten. Man will ihn um jeden Preis, man soll ihn haben! Preußen, Deutsch land hat bisher alles gethan, um den Frieden zu erhalten; nicht auf uns wahrlich fällt die ungeheuere Verantwortung zurück für all das Elend, welches der Zusammenstoß zweier so großer und so wehrhafter Völker über diese selbst, für die unberechenbaren Stö- mngen des friedlichen Verkehrs, welche er über die zanze civilisirte Welt zu bringen droht! Wir haben nun allernächst die Wiedereinberufung deS norddeutschen Reichstags zu gewärtigen, wie fol gende telegraphische Depesche ankündigt: * Sertin, 13. Juli abends. C« heißt, daß die französische Regierung sich durch die Entsagung des Erbprinzen von Hohenzoller» nicht für befriedigt hält; es wird daher die Berufung des norddeutschen Reichstag« sür nächste Woche erwartet. Die öffentliche Stimme Norddeutschlands, die bis her nur in der Presse sich kundgeben konnte, wird dann durch die gesetzlichen Vertreter des Volks docu- mentiren, wie dasselbe seiner Ungeheuern Mehrheit nach einmüthig ist in dem ruhigen, aber festen Ent schlusse, den Krieg für deutsche Ehre und Sicherheit, wenn er geführt werden muß, mit allen Kräften und bis aufs äußerste zu führen, das Schwert, das es nicht freiwillig gezogen, sondern das man ihm gewalt sam in die Hand gedrückt, nicht eher wieder in die Scheide zu stecken, als bis der frevelhafte Uebermuth des friedensstörerischen Nachbar« dermaßen gezüchtigt ist, daß Deutschland und Europa für längere Zeit Ruhe vor ihm haben. Was Süddeutschland betrifft, so constatiren wir mit Befriedigung, daß BaiernS Minister des Aus- wärtigen, Graf Bray, in offener Kammersitzung bei Bekämpfung der gestellten Abrüstungsanträge sich so geäußert, daß man an der Bereitwilligkeit und Be reitheit BaiernS, bei einem Kriege Frankreichs gegen den Norden diesem letzter» die vertragsmäßige Hülfe in kräftigster Weise zu leisten, nicht zweifeln kann. (Vgl. auch unter Telegraphischen Depeschen den Ar tikel der Augsburger Abendzeitung.) Badens Haltung vollends ist über jedem Zweifel erhaben. Selbst Hr. v. Varnbüler hat, wenn der Telegraph uns recht berichtet, sich zu unserer freudigen Ueber- raschung in entschieden deutschem Sinne ausgesprochen. Wir erhalten nämlich folgende Depesche: * Frankfurt a. M, 13. Juli. Aus Stuttgart wird ge meldet: Minister v. Varnbüler hat erklärt, daß die letzten Gramont'sihen Forderungen trotz des hohenzollernschen Ver zicht» da» nationale Gefühl in Würtemberg tief verletzen und gegen Frankreich aufregen müssen. Er hat den fran zösischen Gesandten ermächtigt, dies nach Paris zu schreiben. Wenn selbst ein Minister, dem man früher einmal (wir wollen gern glauben, mit Unrecht) den Ausruf in den Mund gelegt: „Lieber französisch als preu ßisch", sich jetzt im Punkte der deutschen Ehre so em pfindlich zeigt, wie sollte nicht durch die ganze deutsche Nation, gleichviel ob südlich oder nördlich des Mains, ein gewaltiger Sturm der Entrüstung erbrausen über die Erniedrigung, welche französischer Uebermuth dem ehrwürdigen gekrönten Vertreter und Vorkämpfer Deutschlands und in ihm dem ganzen deutschen Volke anzumuthen sich frech vermessen hat? ände ist ntlichcu Von der vom Directvr vr. Moritz Zille herauSgegeve- nen „Schiller-Halle" (Leipzig, F. A. Brockhaus) ist nunmehr auch die fünfte und sechste Lieferung erschienen, sodaß das Werk jetzt vollständig vorliegt. Es hieße Bäume in den Wald tragen, wollten wir erst eines breitern aus« einandersetzen, welch eine Fülle von Anregungen solch ein alphabetisch geordneter Gedankenschatz aus Schiller's Werken und Briefen bietet. Hier genüge nur die Bemerkung, daß den fleißigen Sammlern kaum Ein Punkt entgangen sein dürfte, über den Schiller etwas Bedeutendes geäußert hat, und daß die im ganzen recht praktische Einrichtung des Werks das Nachschlagen sehr erleichtert. Die „Schiller- Halle" ist demnach jedem Besitzer der Schiller'schen Werke nicht nur als eine angenehme Zugabe, sondern auch als ein nützlicher Wegweiser und Berather zu empfehlen. lais erreichte. Preußens 3. August war immer ein berliner Volksfest im besten Sinne des Wortes und man handelt in heutiger Zeit des politischen Partei- hadcrS ganz recht, wenn man der bevorstehenden Feier einen recht populären Charakter gibt. Die bevorstehende Aufstellung dieses Reiterstand bildes mahnt mich unwillkürlich an das immer noch verlassene Schiller-Gitter, das der Figur seines großen Dichters harrt, wie er in begeisterter Haltung, mit dem Lorber gekrönt und gehoben von den allegorischen Figuren der Poesie und Musik, der Begeisterung und Geschichte, zu den Sternen aufstrebt. Professor Be gas hat schon zu verschiedenen malen an den Ma gistrat die kategorische Forderung gestellt, das fertige Denkmal ihm nun endlich aus seinem Atelier abzu nehmen. Darüber ist wieder ein Jahr verflossen, und da der Platz vor dem Schauspielhause mit Garten anlagen verschönert werden soll, da über die Art und Weise dieser Verschönerung noch kein Beschluß gefaßt ist und die Väter der Stadt jetzt, um in die Bäder zu eilen, nur das Allernothwendigste erledigen, so ist eS noch sehr, sehr fraglich, ob der 10. Nov. d. I. unsern Schiller endlich auf seiner Stelle finden wird. Es ist eine wahre Schmach, wenn man in unserer Zeit des Dampfes daran denken muß, daß seit der Grundsteinlegung am 10. Nov. 1859 bald elf Jahre resultatlos vergangen sind! Jedenfalls stellen sich noch irgendwelche geheime Einflüsse dieser Ehrenschuld der Berliner an unsern großen Nationaldichter entgegen. Das Goethe-Comit^ hat lange gegen die Aufstellung agitirt, es wollte rin Doppelstandbild, oder wenigstens seinen Goethe auch vor dem Theater ausgestellt haben. Die Provinzial-Correspondenz über die spanische Frage. Die Provinzial-Correspondenz vom 13. Juli ent hält folgenden halbofficiellen Artikel: Die Geduld des deutschen Volks ist durch die Behand lung, welche die Landidatur des Prinzen von Hohenzollern für den spanischen Thron in Frankreich erfahren hat, auf eine schwere Probe gestellt worden; aber so groß die Ge duld war, so tief ist auch die gerechte Entrüstung über den beleidigenden, selbst drohenden Ton, der jenseit de» Rhein» bei dieser Gelegenheit angeschlagen worden ist. Wenn man der Tagespresse in Zeiten der Erregung eine schroffe und verletzende Sprache allenfalls zugute hält, so dürfte man doch von einem Mann, wie dem Herzog v. Gramont, wel cher als der auswärtige Minister eines großen Landes die Gewohnheit oder die Fähigkeit haben sollte, schwierige po litische Fragen mit Schonung zu behandeln, erwarten, daß er auch im gegenwärtigen Falle die Sache mit größerer internationaler Vorsicht und RücksichtSnahme angefaßt hätte. Wäre wirklich ein überwiegendes französisches Interesse durch die Landidatur des hohenzollernschen Prinzen verletzt worden, so wäre bis zum 6. Juli für Frankreich nichts leichter gewesen, als die guten Dienste irgendeiner befreun deten Macht, vielleicht gerade Preußens, in vertraulicher Weise in Anspruch zu nehmen, um den Versuch zu machen, die thatsächlichen Verhältnisse mit den Interessen Frankreich« >«NII8vIlk tv. «le. aller LuxuS- n Porzellan, ger Massen e Fabrik bei ausdrücklich wovon wir geschmackvoll Syderolith, ndungen der (4153) in Dresden . Volkmar . — Hrn. ichung ein Löbe in o. Necker Nr. 16S. Leipzig. Urschet»! außer Sonntag» täglich. Preis oierteljährlich. , Thlr., skde einzelne Nummer L Ngr. Berliner Skizzen. L) Berlin, im Juli. Für die Feier des 3. August, des hundertsten Geburtstags Friedrich Wilhem's IN., Werden große Vorbereitungen gemacht, um die Feier zu einer echt volksthümlichen zu stempeln. DaS große Reiterstandbild, von Professor Wolff modellirt, wird an diesem Tage enthüllt werden. Bereits wird ün dem Unterbaue fleißig gearbeitet und der Lust garten vor dem Museum geht schon jetzt einer völli gen Umwandlung entgegen. Breite Wege werden ihn burchkreuzen und die Beleuchtung soll eine weit glän zendere werden wie jetzt. Im Opernhause wird an diesem Abende die patriotische Oper „Ein Feldlager in Schlesien" gegeben, mit welcher das aus der Asche teuerstandene Haus bekanntlich im Jahre 1844 eröff- :et wurde. Man hatte zuerst dem Gerücht Glauben zeschenkt, die Feier würde eine rein militärische sein. Dieses Gerücht ist von officieller Seite auf das be- iimmteste dementirt. Der schlichte, gütige und gerechte Monarch lebt, trotzdem 30 Jahre seit seinem Schri en verflossen und eine neue Generation erwachsen st, noch treu in dem Herzen seiner Berliner weiter, ein schöner Zug dieser pietätvollen Liebe sprach sich m jenem Sonntage, dem 7. Juni 1840, aus, al» der Monarch im Scheide» lag. Sein einfaches PalaiS var dicht von Tausenden umlagert, die ängstlich auf tde Nachricht auS dem Schlosse harrten. Da ertönte lötzlich der Ruf nach einer Apfelsine, die der König n den letzten Stunden begehrte. Die Frucht wurde Knell herbeigeschafft und wanderte über Tausende vo« öpfen hinweg von Hand zu Hand, bis sie da« Pa- i in der Lübeck er auch W )ird. S. W den. -11. Sep- m speciellen Eine An ansport sür Staats- und i über- lS ver« me bei aphische t.