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WOjMWss WW UN- APNM Hohenstein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten ÄtI Klüften, Konkursen, Vergleichen ujio wird der Brutto- betrag «n Rechnung gestellt Hm Kalle höherer Gewalt — Krieg oder wnstiger irgend welcher Störung de« Betriebes der Zeitung, der Lieferanten oder der Besörderungseinrich. tungen — Hai dei Beziehe, keinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder aus Rückzahlung des Bezugspreises. Erscheint ieden Wochentag nachmittags - Kernipr Nr. U Postscheckkonto Leipzig 23 464 — Gemeindegirokonw 14. — Bankkonien Commerz. und Privat. Bank Zweigstelle Hohen, stein. Ernstthal — Darmstödin und Natlonalbank Zweig- Niederlassung Hohenstein-Erristlhal — Unverlangt «ingesandt« Manuskripte werden nicht zurilckgeschickt - Einsendungen ohne Namensnennung finden keine Aufnahme Generalanzeiger für Hohenstein. Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf. Hermsdorf, Bernsdorf, Rüsdort Langenberg, Meinsdorf, Falken, Langenchursdorf, Reichen bach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg. Erlbach. Meiha und Ruhdork. Dieses Blatt ist da» zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgericht», de» Finanzamt» und de» Stadtrats zu Hohenstein. Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften behördlicherseits bestimmte Blatt. Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Nr. 188 De, Preis drr rinlooltiaru «n^tgrnzetlr druaat IS, der Reklame,eile 4ü tSvldRknxtae. Kür den Nachweis werden ld waldplennlge berechnet. Sonnabend, den 13. August 1927 Beiuasoreis dcUvmouatttq 80 Äoldvkenntar «tuliltekliL rragerlob». 77. Kahrg. Nk SM« MWN Dessau, 13. August. Die Wetternachrichten, die heute früh in Dessau eingetrosfen sind, sind soungLnstig, dich an einen Start im Laufe des heutigen Tages nichtzu den ken ist. Das Tief über den Bermuda-Inseln, das ursprünglich nach Osten zog, hat sich inzwischen nach Norden hin entwickelt und dürste somit in die Flugbahn hineingeraten. Die Windstärke ist wenig zurückgegangen, sie beträgt etwa 50-Stundenkilometer. Zurzeit herrscht nebliges Regenwet ter über dem Ozean. Bevor uns diese Nachricht erreichte, lagen uns die folgenden vor: Seutschland und Frankreich Englands Vermittlerrolle Bon unirrem Berliner Vertreter Berlin, 13. August Für die englischen Staatsmänner hat es in diesem Sommer leine Erholungsserien gegeben. Wohl selten war der politische Horizont jür das Jnjelreich so schwarz umwölkt wie jetzt. Wohl noch nie hat man sich so drohenden Konstellatio nen gegenüber gesehen, wie in dem Augenblick, da die Seeabrüstungskonferenz gescheitert ist und die beiden großen Gegner Englands, Amerika und Rußland auf dem besten Wege sind, sich in gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen zusam menzufinden. Gewiß zeigt sich auch in dieser pre kären Lage das hohe Niveau englischer Staats- kunst, die es eben erst verstanden hat, Italien aus einem recht unsicheren Kantonisten in einen verläßlichen Freund und Bundesgenossen umzu wandeln. Selbstverständlich kann das aber noch nicht genügen, um England das Gefühl der Sicherheit wieder zu geben, das es haben muß, wenn es den todsicher kommenden Auseinander setzungen mit Amerika in Ruhe entgegensehen will. So ist es zu erklären, daß alle ossiziellen Erklärungen englischer Staatsmänner sorgfältig auf die Psyche der Pariser Salons berechnet sind, daß man sich die größte Mühe gibt, Frankreich um keinen Preis vor den Kopf zu stoßen, um sich nicht auch diesen Bundesgenossen zu verscherzen. Aber auch diese Taktik ist nicht ganz unbe denklich. Unterstützt man die sranzösische In transigenz so rückhaltlos, daß Frankreich im siche ren Gefühl seiner mächtigen Protektion Deutsch land gegenüber zu überhaupt keinem Zugeständ nis mehr bereit ist, so riskiert England, daß die deutsche Politik enttäuscht ihren Kurs ändert und geradezu zwangsläufig vor die Frage gestellt wird, ob nicht ein Zusammengehen mit Rußland vorteilhafter wäre. Das will England selbstver ständlich auch nicht, und so sieht es sich vor die schwere Aufgabe gestellt, Paris zu schmeicheln unk es dabei doch zu veranlassen, in der Frage einer Vesatzungsverminderung mit sich reden zu lasten. Es braucht ja nicht viel zu sein! Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Und wenn den Deut schen die paar tausend Mann, die Frankreich ab berufen wird, nicht genügen sollten, nun, so wer den sich England und Belgien eventuell auch noch herbeilasten, ihre Heereskontingente im Rhein land etwas herabzusetzen. Darüber wird jetzt zwischen Paris, London und Brüssel l-bhaft ver handelt, da man bis zum 19. August auf alle Fälle einig werden will. An diesem Tage tritt nämlich das französische Kabinett noch einmal zu sammen, und dann wird man sich über die Zahl der Truppen, die abberufen werden sollen, end gültig schlüssig werden. Wie wir von bestunter richteter Seite hören, wird die Abberufung schon In der zweiten Aupusthülfte, allo noch vor dem Zusammentritt des Völkerbundes erfolgen. Das ist natürlich wohl überlegt, denn dann kann Briand selbstverständlich allen Beschwerden Stresemanns, wann Frankreich endlich seine Ver pflichtungen zu erfüllen gedenke, durch einen Hin weis auf die eben erfolgte Besatzungsverminde rung von vornherein die Spitze abbrechen. Die sem Zweck dient auch der Entrüstungstaumel, in den die Pariser Chauvinistenpreste mit gewohn ter Promptheit verfallen ist, als das Ergebnis der Ministerbesprechungen durch eine „Indiskre tion" bekannt wurde. In Wahrheit ist es selbst verständlich sehr geschickt in die Presse lanciert worden, um einen Entrüst,,passturm hervorzu rufen, der sowohl für Deutschland als auch für England berechnet ist. Gestützt auf die gehor samst geschriebenen Leitartikel will Briand Ctresemann vor Augen führen, wie schwer ihm die Rolle des Friedensapostels durch die bösen französischen Nationalisten eigentlich gemacht wird. Und er will auf der anderen Seite zu weit gehenden Forderungen Chamberlains vorbeu-j Dessau, 12. August Wie die Junkerswerke mitteilten, ist von Sonnabend mittag an Alarmbereitschaft für die Ozeanmaschinen vorgesehen. Bessert sich das schlechte Wetter über dem Atlantik, dann er folgt morgen nachmittag -wischen 5 und 8 Uhr der Abflug. Meldet die Ham burger Wetterwarte weitere Stürme, dann wird am Sonnabend abend nicht gestartet. Tor Abflug der Maschinen findet in folgen der Reihenfolge statt: Zunächst die „V reme n", dann «in Lichtlotsenflugzeug und zum Schluß die „Europa". Als Lichtlotsenflug zeug startet eine dreimotorige Junkersmaschine, die 15 Personen faßt und die Aufgabe hat, den Besatzungen der beiden Ozeanmaschinen während des ersten Teiles des langen Fluges die Arbeit der Orientierung zur Nachtzeit bis zum Morgen grauen abzunehmen. Deshalb wird das Licht lotsenflugzeug mit großen Scheinwerfern ausgerüstet, die den Ozeanmaschinen den Flug weisen. Auf diese Weise soll die Kraft der Ozeanflieger zunächst geschont werden, da die Schwierigkeiten des Fluges ohnehin so groß sind, daß sie ihre Nerven bis zum letzten Moment des Fluges brauchen werden Auch die Licht- lotsenmaschin« hat kein Sendegerät an Bord. Um der ersten Maschine den Kilometerab stand der zweiten Maschine bekannt zu geben, wird die Deutsche Lufthansa auf den Lufthäfen große leuchtende Ziffern auslegen. In derselben Weise wird den Flugzeugen Windstärke und Windrichtung bekannt gegeben. Die Probcflllge Dessau, 12. August Das Ozeanflugzcug „Bremen", das heute früh zu einem Probeflug aufgestiegen ist, ist um 12'/, Uhr wieder gelandet. Der Probeflug, der die Prüfung des Nadio-Empfangsapparates bezweckte, ist durchaus gelungen. Bald danach stieg auch die „Europa" mit Risticz, Edzard und Knickerbocker auf, die erst am späten Nachmittag wieder landete. Ein letzter kurzer Probeflug der „Bremen" fand dann noch nach 7 Uhr abends statt. Alles ist also nochmals überprüft, alles in bester Ordnung befunden worden. Die Motoren, der neue Kompaß, die Radioempfangsanlage arbeiten ausgezeichnet. Die Piloten strahlen, sie sind mit der Generalprobe der heutigen Schlußflüge zufrieden. Sie haben das Ver trauen, daß ihre Maschinen sie sicher Uber den Ozean tragen werden. Und doch steht der Staft- termin noch nicht fest. Im letzten Augenblick zeigt sich der Wettergott wieder ungnädig. Es ist sinnlos, bei Orkan zu fliegen. Das Schicksal und die Tragödie von Nungesser und Coli schrecken und die Leitung der Junkerswerke steht auf dem Standpunkt, daß Piloten und Maschinen zu wertvoll sind, um leichtfertig einer sicheren Gefahr preisgegeben zu werden. Unzutreffend ist — wie behauptet wird — daß keinesfalls am Sonnabend abend gestartet werde. Richtig ist vielmehr, daß die Piloren die morgigen Wettermeldungen prüfen und danach ihr« Ent schlüsse treffen werden Gerade in diesen Tagen wechseln die meteorologischen Verhältnisse auf dem Atlantik sehr schnell. Wären die Flieger eher gestartet, jo hätten sie dem seltenen Fall gehabt, einen großen Teil des Fluges mit Rücken wind zurllcklegen zu können. Wie sich der Rück schlag zum Schlechten sehr schnell vollzog, kann ebenso in den nächsten 12 oder 18 Stunden eine günstigere Nachricht von der Hamburger See wärts eingehen. Jedenfalls ist in Dessau alles fertig, und das Weiter« steht beim Wetter. Wenn es sich bessert, wird gestartet. Schlechte Wettcrnachrichten vom Ozean Dessau, 12. August Wie der Sonderberichterstatter des WTV von der Leitung der Junkerswerke erfährt, sind heute anchmittag außerordentlich ungünstige Nachrichten über die Wetterlage auf dem Atlantik eingetroffen. Es herrscht ein Sturm von 50 bis 60 Stundenkilometern. Unter diesen Umständen ist der Start zunächst bis morgen mittag ausgeschlossen. Die beiden Flugzeuge stehen jedenfalls von morgen früh an startbereir. Im Laufe des Mittags werden neue Wettermel dungen erwartet, von denen dann die Entschei dung darüber abhängt, ob der Start am Sonn abend abend noch erfolgt. Im Augenblick schei nen die Aussichten dafür jedenfalls nicht sehr g ii nstig. Ein Junkers-Riesenflugzeug für 10» Personen Dessau, 12. August Bei einer Besichtigung des Flugplatzes in Des sau fällt besonders das Modell eines Flügel- qu-'rschnittes der großen, noch zu erbauen den Junkers-Maschine für 80 bis 100 Personen auf. Dieser Flügelquerschnitt, der in Wirklich.'ei: vorläufig nur eine Atrappe darstellt, ist so groß, daß in ihm bequem vier Kabinen unterge bracht werden können, und ein Mensch bequem in ihnen stehen kann. Quer hindurch geht ein Gang, in dem eine erwachsene Person aufrechr- stehend bequem schreiten kann. In der vorderen Kabine, die zum Aussichtsaufenthalt dient, be finden sichGlassitze , durch die man nach allen Seiten und auch nach unten Ausschau halten kann. Das geplante Flugzeug soll eine Flügel- länge von 150Metern haben, jedoch ist die technische Konstruktion eines so großen Flugzeu ges bisher noch nicht völlig gelöst. Insbesondere ist es noch nicht gelungen, die Gefahr des K ip p- momenteszu vermindern. Diese Kipp gefahr besteht vor allem darin, daß der Rumpf auf das kleinste vermindert wird, und sich nur kleine Schwanzstücke an dem Flugzeug befinden können. Jedenfalls zeigt aber auch dieser Rumpfquer schnitt, welche ungeahnten Möglichkeiten der Junkers-Eanzmetallslugzeugbau noch bietet. Schwierigkeiten scheint insbesondere die Frage der Motoren zu machen. Hier gilt es, einen Motor zu konstruieren, der weniger Betriebsstoff braucht, als es augenblicklich bei den Flugzeugen der Fall ist; denn die Ozeanflüge sind der beste Beweis dafür, daß der Betriebsstoff bei der gegen wärtigen Konstruktion noch eine viel zu große Last verschlingt und daß infolgedessen praktisch gar keine oder nur wenige Nutzlast herauskommt. Könnecke bei Shurman Berlin, 12. August Nachdem die vollständige Ucberholung des Motors und der Wiedereinbau beendet sind, hat Könnecke den Start nach Köln für den mor gigen Tag gegen 3 Uhr nachmittags anqejetzt. Könnecke babsichtigt, sich in Köln nicht länger, als dies notwendig ist, aufzuhaltcn, um dort den notwendigen Betriebsstoff übernehmen zu kön nen. Selbstredend ist die Frage des Startes wei ter, wie bisher, abhängig von den Wetteraussich ten. Die Absicht, einen neuen Junkers-I_-5- Spezialmotor einbauen zu lasten, was den Ab flug um mindestens eine Woche verzögert hätte, hat Könnecke aufgegeben. Heute vormittag empfing der amerikanische Botschafter Shurman den Ozeanflieger Kön necke und besten Begleiter, Graf Solms. Der Botschafter erkundigte sich mit großem Interesse nach den von Könnecke getroffenen Vorbereitun gen für den Flug und erklärte, er beabsichtige dem Start des Flugzeuges in Berlin beizuwoh nen, um den Fliegern persönlich Lebewohl zu sagen und seine besten Wünsche für ein Gelingen des Fluges auszusprechcn. M SM« IM, MMS SM« jede vcsciiWe venMenins »er MW» Paris, 12. August Das „Echo de Paris" meldet, Poincare« werde in keinem Falle über «inen Abbau von 4000 Mann Vesatzungstruppen hinausgehen. Der Satz von 5000 Mann «rscheine dem Minister präsidenten zu hoch, soweit cs sich um den Ab bau in diesem Jahre handle. Di« letzte Entscheidung liege jetzt bei Gene ral Euillaumat und dem Botschaften««, dem Marschall Foch ein Memorandum eingereicht hat. Wie dieses Memorandum aussieht, geht aus folgender Meldung der „Times" aus Paris her vor: Am 17. August wird der Botschafterrat zn- fammentreten, um zu dem Bericht des Marschalls Foch Stellung zu nehmen, der sich gegen Räumung und Besatzungsverminde rung vor 1932 ausspricht. Die Presse setzt die Erörterungen über die Verminderung der Rheinlandbesatzung um 5000 Mann fort. Der Figaro" hebt nochmals her vor, daß der Abbau geringfügig sei, da er 3500 Arbeitssoldaten einschließe und «rst innerhalb fünf Monaten bei einem Eesamtbesatzungsheer von rund 75 000 Mann durchgeführt werden soll. Der französische Befehlshaber General Euil laumat ist telegraphisch nach Paris berufen wor den und bereits abgereist, Di« Berufung des Generals nach Paris läßt die Annahme zu, daß eine Ue-bereinstimmung hinsichtlich der Verminde rung der Besatzung in Paris noch nicht erzielt ist. Die wahre „Abrüstung" Paris, 12. August Der „Herald" meldet aus Rom: Der Minister rat hat 230 Millionen Lire zum Aus - bauderita^ienischenErenzIicherun« gen bewilligt. Es werden je drei Sperr forts gegen Frankreich und an der Schweizer Grenze n«u errichtet. gen, indem er sich auf die „öffentliche Meinung" Frankreichs beruft, die für eine Räumung des besetzten Gebietes noch nicht zu haben ist. Ob diese Rechnung stimmt, wird sich bald zeigen. Auf alle Fälle hat Austen Chamberlain jetzt Ge legenheit zu beweisen, daß er der große Staats mann ist, als der er gelten möchte.