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Die „Dttendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners- tag und Sonnabend abends, Bezugspreis vierteljährlich I Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung . für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahme »an Inseraten bis vormittag vo Uhr. Inserate werden mit w Pf. für die Spaltzeile berechnet.' Tabellarischer Satz nach be< sonderem Tarif. Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Dkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. 2. Jahrgang. Nr. 3. Dienstag» den 6. Januar 1903. auf die für das neue Vierteljahr werden von unsern sämtlichen Austrägern, allen Kaiser!. k>okt- anstsNen, sowie in unserer Geschäftsstelle entgegengenommen. Für Cunnersdorf und Medingen nimmt Herr .7. UirOtk, Nr. 4, für Hermsdorf Herr Kaufmann UolLbuusen, für Lomnitz Herr Kaufmann 8. KelNoNer Bestellungen entgegen. t?»8tLvita»x8kl8tv lVo. 617». Oertliches und Sächsisches. Ättendorf-Vkrilla, 5. Januar 1903. O Ottendorf-M ori tzdorf. Die Kaffenbewegung im Monat Dezember 1902 bei der am 1. November eröffneten Sparkasse zu Ottendorf-Moritzdorf stellt sich wie folgt zu sammen : 2915 Mk. — Pfg. Vortrag vom November. 12732 Mk. 21 Pfg. Einzahlung, i. 65 Posten. 1000 Mk. — Pfg- zurückgezahltes Darlehn. 42 Mk. 43 Pfg. bezahlte Hypothekenzinsen. 16689 Mk. 64 Pfg- Sa. Hiervon ab: 12072 Mk. 19 Pfg., und zwar: 272 Mk. 19 Pfg. Rückzahlungen in vier Posten, 11800 Mk. — Pfg. ausgeliehene Kapitale, w. v. 4617 Mk. 45 Pfg- Kaffenbestand. Gesamtbetrag der Einlagen: 20148 Mark 01 Pfennig auf 93 Konten. Ottendorf-Moritzdorf. (Aus den Gemeinderatssitzungen im Jahre 1902.) In der am 6. Novomber er. unter Vorsitz des Herrn Gemeindevorstehers Lincke abgehaltenen Gemeinderalssitzung nahm der Gemeinderat folgende Mitteilungen des Herrn Vorsitzenden zur Kenntnis: a) Dankschreiben der freiwilligen Feuerwehr; b) Genehmigung des Ortsgesetzes über die Errichtung einer Freibank; o) Ge schäftshandhabung bei der am 1. November er. eröffneten Gemeindesparkasse. — Den Vor schlägen des Sparkaffenausschusses betr. Aus leihung von Hypotheken pp. zuzustimmen. — Den sich am neuen Ortsstatut erforderlich machenden Abänderungen bei der Klassenab teilung der Ansässigen zuzustimmen. Das Orts gesetz über die Bildung eines Feuerlöschverbandes mit Groß- und Klein-Okrilla, sowie die aufge stellte Feuerlöschordnung zu genehmigen. — Zu Gemeindewaisenräten für 1903 bis mit 1905 den Herrn Vorsitzenden als Waisenrat und de» bisherigen Stellvertreter, Gemeindeältesten Mißbach wieder zu wählen. — Einer der vielen im hiesigen Orte be stehenden nützlichen Vereine ist der nur von Wenigen gewürdigte Naturheilverein. Der selbe bezweckt die Aufklärung seiner Mitglieder über die Einrichtungen und Funktion des menschlichen Körpers, zu diesem Zwecke besitzt derselbe ein lebensgroßes Modell des mensch lichen Körpers, welches bis in Kleinste zerleg bar ist, weiter will er seine Mitglieder über die verschiedenen Krankheiten und deren Be handlung durch die Naturheilkunde und deren Anwendungsformen belehren, was durch eine reichhaltige Bibliothek, Vorträge von Statur- heilkundigen und durch die Zeitungen „Bilz Gesundheitsrat" und „Der Naturarzt" erreicht werden soll, auch will er seine Mitglieder in Krankheitsfällen durch Geldmittel zu Bade zwecken unterstützen. Um das alles nun so durchzuführen wie es sein möchte, bedarf der Verein einer Kräftigung und zwar dadurch daß sich recht viele der werten Gemeindemit glieder als recht eifrige Mitglieder zum Verein melden. Hauptsächlich die Frauen möchten zuerst Mitglieder des Vereins werden, da doch die Mutter stets diejenige ist, welche in Krank heitsfällen zuerst helfend eingreifen mi ß. Ein falsches Vorurteil ist es nur was man gegen das Wort Naturheilkunde gewöhnlich hat Es läuft da vielen gleich die Gänsehaut über, oder sie denken gleich es soll nun bloß noch Wasser getrunken werden. Nichts von dem, denn jeden für sein Geld was ihm schmeckt. Nächsten Sonntag wird nun wieder ein sehr lehrreicher Vortrag im Gasthof zum schwarzen Roß gehalten werden (siehe auch Inserat) und wäre es sehr wünschenswert wenn sich recht Viele zur Aufnahme melden würden. — Auf das am morgigen Hohneujahrs tage im Gasthof zum „Hirsch" statt findende humoristische Konzert der berühmten Pieschener Sänger, sowie auf das im Gasthof „zum schwarzen Roß" stattfindende letzte Gastspiel des Resi denztheater-Ensembles seien die geehrten Leser noch an dieser Stelle aufmerksam gemacht. — Am morgigen Dienstag (Hoheneujahr) giebt dasResidenztheater-Ensemble unter Direktion S. Stutz ein nochmaliges Gastspiel mit der Sensations-Novität „Die Familie Humbert und der Millionenschwindel zu Paris". Uebcr die Aufführung schreibt die „R- Ztg.": „Die Schwindelmanöver der Familie Humbert iu Paris, die jetzt bei der Verhaftung der Schuldigen wieder erhöhtes Interesse erlangt haben, schilderte die gestrige Vorstellung des Residenztheater-Ensembles. Selten ist eine sensationelle Begebenheit dramatisch so wirkungs voll bearbeitet worden wie „Familie Humbert und der Pariser Millionenschwindel". Direktor Stutz hat mit der Wahl dieses Stückes einen glücklichen Griff gethan und wird wohl mit dem Erfolg zufrieden sein. Mit Interesse folgte man der spannenden Handlung und bewunderte das Raffinement der Madame Humbert, die Millionen erschwindelte, bis endlich der große Krach den Betrogenen die Augen öffnete. Mit größtem Beifall lohnte das anwesende Publikum die geopferte Mühe, und als endlich die Öffnung des ominösen Koffers nur einen — Knopf statt der erwarteten 100 Millionen zu Tage förderte, da wollte der Jubel kein Ende nehmen. Das Stück dürfte mit seiner aktuellen Handlung wohl noch weitere Aufführungen erleben". Diese haben auch bereits mit größtem Erfolge statt gefunden. Jedenfalls ist dies eine hochinteressante Vorstellung, welche niemand versäumen lallte. — Nachmittags giebt es eine Kinder-Vostellung, i-ie den Kleinen das lustige Stück „Max und Moritz" bringt. Dasselbe ist nach dem be kannten Gedicht von Wilhelm Busch höchst drastisch bearbeitet und winkt von der Bühne herab noch komischer, als beim Lesen. Der Besuch dieser heiteren Vorstellung ist der Jugend sehr zu empfehlen. slj Kirchliche Nachrichten von Lomnitz für dasJahr 1902. Ge boren wurden im vergangenen Jahre 39 Kinder (worunter 5 totgeborene) und zwar 20 Knaben und 19 Mädchen. Darunter befinden sich 5 uneheliche Kinder. Aufgeboten wurden 11, ge traut 13 Paare (2 durch Ueberweisung). Ver schieden sind 20 Personen: 3 Ehemänner, 2 Ehefrauen, 1 Wittwer, 2 Wittwen, 12 Kinder (wovon 5 totgeborene). Die Kommunikanten zahl belief sich a»f 650. (299 männliche, 351 weibliche Personen.) Die im Jahre veran stalteten kirchlichen Kollekten ergaben die Summe von 50 Mark 90 Pfg., die Erntedankfest- Kollekte für den evangelisch-lutherischen Gottes kasten betrug 5 Mark. Für die äußere Mission wurden geopfert 16 Mark 5 Pfennige, für die innere ission 10 Mark 5 Pfennige, für den Gustav-Avolfverem 10 Mark 5 Pfennige, für den evangelisch-lutherischen Gotteskasten 10 Mk. 5 Pfennige, für die Goßner'sche Mission 4 Mk. 10 Pfennige. Die Kommunikantengelder, welche mit zur kirchlichen Armenpflege verwendet werden, betrugen 14 Mark 69 Pfg. — Gegen die Konkurrenz der Militärmusiker hatte bekanntlich der allgemeine deutsche Musikerverband beim Reichs tage Klage erhoben. Dieser hat die Petition bezüglich der Aufhebung der den Militär musikern für ihre geschäftlichen Reisen durch die ermäßigten Eisenbahnfahrpreise gewährten Vergünstigung dem Reichskanzler zur Berück sichtigung überwiesen. Der Bundesrat aber hatte, wie mitgeteilt, Ende November beschlossen, der Petition keine Folge zu geben. Wie die „Deutsche Musikerzeitung" jetzt schreibt, hat der Kriegsminister auf einen Ausspruch des Kaisers hingewiesen, daß, auch abgesehen von dem Spielen zu öffentlichen Tanzvergnügungen, das Tragen der Uniform bei öffentlicher Ausübung außerdienstlicher Musikthätigkeit einzuschränken und im allgemeinen nur dann zu gestatten sei, wenn das Musikkorps geschlossen oder mit einem namhaften Teile unter Leitung des Dirigenten auftrete." Dagegen wolle der Kaiser dem nicht entgegen sein, wenn auch in Zukunft kleineren Truppen von Militärmusikern das Erscheinen in Uniform zum Spielen bei Festen von Kriegervereinen erlaubt werde. — Die im Ausnahmetarife für den nieder schlesischen Kohlenverkehr nach densäch- sischen Staatseisenbahnen und in den hierzu gehörigen Nachträgen I und II in Ab teilung II enthaltenen ermäßigten Frachtsätze für Ebersbach trans, und Warnsdorf trans., welche laut Bestimmung im Tarife erst nach träglich bei nachgewiesener Verfrachtung einer Jahresmenge von 2^/s Millionen Kilogramm gewährt werden, kommen auch vom 1. Januar 1903 ab bis auf weiteres, längstens jedoch bis Ende dieses Jahres, für Sendungen nach Stationen der Böhmischen Nordbahn schon bei Aufgabe der Transporte zur Anwendung. Dresden. Leutnant Axel Oßmann vom 2. Grenadier-Regiment Nr. 101, der als Ad jutant zum Bezirkskommando befehligt war, hat sich, wie verlautet, in Monte Carlo, wo hin er vor einigen Tagen gereist war, erschaffen. Die Gründe der That sind noch unbekannt. Oßmann war ein sehr begabter Offizier, der in wohlgeordneten Verhältnissen lebte. Dresden. In einer Schankwirtschaft der inneren Stadt erschoß fick am Freitag Abend ein 27 Jahre alter Bildhauer; im Abort des Hauptbahnhofes gestern früh in der dritten Stunde ein 22 Jahr alter Baugewerkenschüler. Loschwitz, 4. Januar. Beim Reinigen einer hiesigen Senkgrube fanden Gemeindearbeiter einen Kindesleichnam männlichen Geschlechts, welcher jedoch schon mehrere Wochen dort, da der Verwesungsprozeß bereits eingetreten war, gelegen hatte. Die Mutter hat noch nicht er mittelt werden können. Großenhain, 4. Januar. Gestern Abend r/,6 Uhr stürzte am Bahnhofe ein Vieh händler von Zschieschen so unglücklich, daß er sich eine Gehirnerschütterung zuzog, die Veran lassung wurde, den Verunglückten mittels städ tischen Krankenwagen nach seiner Behausung verbringen zu lassen. Mühlberg a. d. E., 2. Januar. Beim Holzfällen im Walde hatte sich der Arbeiter L. ans Bockwitz eine Hand zerquetscht, so daß er sofort die Klinik aufsuchen mußte. Dev- schwere Unfall des L. rief in seinem Orte vllgemeines Bedauern hervor. Hinterher hat sich jedoch herausgestellt, daß die schwere Ver letzung des L. nicht von Holzfällen herrührte, sondern von einem Unfall, der ihm bei der Jagd passirt war. L. hatte neben seiner Be schäftigung im Walde dem unberechtigten Jagen abgelegen. Das Gewehr platzte und zerriß ihm die Hand. Der Schwerverletzte wird sich nach seiner Genesung nun noch obendrein vor dem Strafrichter zu verant worten haben. Niederpoyritz. Der hiesige Orts verein hat in seiner am Neujahrstage abge haltenen Sitzung eine Protestkundgebung gegen die am 30. Dezember erfolgte Wahl des hie sigen Gemeindevorstandes auf 12 Jahre be- ^chloffen. Die Protestschrift soll bei der könig lichen Amtshauptmannschaft eingereicht werden. Zwickau, 2. Januar. Die königlche Kreis- haupimannschaft Zwickau hat die Außerkraft setzung des Wirtschaftsplanes für den Vielauer Wald genehmigt und die staatliche forstmännische Oberaufsicht über den gesamten Forstbesitz der Stadt Zwickau aufgehoben. Plauen i. V., 3. Januar. Ein schweres Unglück ereignete sich gestern in der hiesigen Frankeschen Appreturanstalt. Beim Einweichen der Appreturstücke stürzte der Arbeiter Buchhain in den mit siedendem Wasser gefüllten 1,10 Meter hohen Bottich. Am ganzen Körper ver brüht, wurde der Unglückliche nach dem Kranken hause gebracht, wo er bald seinen Verletzungen erlegen ist. Reichenbach, 2. Januar. Der älteste Mann unserer Gegend und wohl des ganzen VogtlandeS, der frühere Weber August Opitz ist gestern im benachbarten Oberreichenbach ge storben. Der aus Netzschkau Gebürtige beging erst am 9. Dezember v. I. seinen 101. Geburtstag und war bis in die letzten Tage hinein ver hältnismäßig rüstig. Ein Unglücksfall am ersten Tage des neuen Jahres aber brachte ihm den Tod. Bei einem Sturz von einer Treppe im Pfeifferschen Gehöft, wo man ihn seit Jahren menschenfreundlich beherbergte, erlitt er einen Armbruch und wohl auch sonst noch Verletzungen, die bald danach seinen Tod zur Folge hatten. Das Jahr 1902. September. 7. Das deutsche Kanonenboot „Panther" zerstört das haitische Rebellenschiff „Crete L Pierrot." 19. Marie Henriette, Königin der Belgier, ch. 29. Emile Zola, der bekannte französische Romancier, wird erstickt in seinem Bette aufge funden. — Goßler, früherer preußischer Kultus minister, zuletzt Ober-Präsident von West preußen, ch. Oktober. 16. Die Burengenerale in Berlin. 22. Die dänische Kammer lehnt den Ver kauf der westindischen Inseln an Nordamerika ab. Novemb er. 3. Heinrich Rickert, Führer der freisinnigen Vereinigung ch 8. Kaiser Wilhelm trifft zum Besuch seines Onkels in Sandringham ein (verläßt England wieder am 18. November.) 14. Der Reichstag nimmt den Antrag Aichbichler an. 15. Mißlungenes Attentat auf König Leo pold der Belgier. 17. Mord auf der „Loreley" im Piräus. 20. Dem italienischen Königspaar wird eine zweite Tochter geboren. 22. Krupp ch. Dezember. 5. Kaiser Wilhelm empfängt in Breslau eine Arbeiterdeputation. 9. Ultimatum an Venezuela. 11. Einweihung des Nildammes bei Assuan (wohl das bedeutendste Kulturwerk der jetzigen Zeit). — Die Kronprinzessin von Sachsen bricht mit ihrer Familie. 17. Erdbeben in Andischan, bei dem viele Tausend Personen ums Leben kommen. — Die Humberts werden in Madrid ver haftet. Wir haben in vorstehendem meist nur die einfachen Daten gegeben, cs den Lesern über lassend, sich die Bemerkungen dazu selber zu machen.