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WSSttnMch »sannen dxi Nvumurn. Pr4n»Mk«»Iion»-Bik>r 22 j SNbttgr. (j Tdlr.) vierttli.isrliS'. 3 Lklr. svr da» ganzr Jahr, odn < ErI> öd » ttg, m allen Lde^k» dir Prrußi'ckrn Monarchie. Magazin jür die Man »räimmeräl au? die'rt LNtr^tur. Blatt in Berlin der «irvedill»» der Mg Pr. Sraal« > Zrilunu (^riedrich«- Strade Nr. 72); in der Provinz so irie im Ilnklande der den WodUodl. Poft Äemiern. Litcrtltur des Auslandes. .V' 121 Berlin, Montag den 10- Lktober 1842. Polen. Grzegorz von Sanok. °) Den ausgezeichneten Männern, welche Pele» im löten Jahrhunderte her- vorgcbracht hat, darf man mit Recht Grzegorz von Sanok jl-regoriur, Snuocv»^) zugesellen. Als Dichter, Geschichtschreiber und Philosoph wird er bis heute mit Achtung genannt, obgleich seine Schriften verloren gegangen find. Durch seinen Wiß, seinen Hellen Verstand, seine klare AuffaffungS- weise ragt er über die in der scholastischen Philosophie befangenen Geister des löten Jahrhunderts hervor. Er ist eine auffallende Erscheinung in diesem Jahrhunderte. In der Jugend nicht gefangen in das eiserne Joch der Scholastik und darum frei von den gelehrten Vorurthcilen seiner Zeit, gab er über viele Dinge ein so gesundes Urtheil ab, wie die aufgeklärtesten Männer des >8ten Jahrhunderts. Er wurde in einem Dorfe im Sanokischcn geboren, unweit der Quellen des San, woher er wahrscheinlich seinen Namen hat. Kromer nennt Sanok selbst seinen Geburtsort. Den ersten Unterricht erhielt er in einem Städtchen, in das er fich mit seinem Vater begeben hatte. Da er aber dellen Sonder barkeiten nicht ertragen tonnte, entflob er im zwölften Lebensjahre und trieb fich umher, zog von einer Stadt zur anderen, dis er nach Krakau kam. Hier hielt er sich einige Zeil auf. Darauf begab er sich nach Deutschland bis hint r die Elbe und brachte es in dem Gebrauche der Deutschen Sprache zu einer solchen Gewandtheit, daß er für einen Eingeborenen galt. Fünfzehn Jahre brachte er auf diesen Wanderungen zu. Nachdem er sich mancherlei Kenntnisse zugeeignet hatte, trat er an mehreren Orten als Lehrer auf, schrieb auch wohl Bücher für die Jugend ab. Seine Handschrift war sehr sauber, auch wußte er die Schriftzüge Anderer geschickt nachzuahmen. Dazu hatte er viel Talent zur Musik und eine sehr liebliche Stimme; er liebte die Kunst nicht nur, sondern erlernte fic auch sehr bald, was ihm an vielen Orten von Nuyen war. Wen er nicht durch seine Kenntnisse in Erstaunen setzte, den nahm er durch seinen Gesang für fich ein. In Krakau, wohin er aus Deutschland zurückkchrtc, verdankte er seine Beförderung vornehmlich der Musik. Leicht war es ihm, fich hier eine Eristenz zu sichern, da die Theologie auf der Krakauer Akademie mit Hintenansetzung der übrigen Wissenschaften am meisten gepflegt wurde und er durch seine Ucbung in der Musik zur Verherrlichung der kirchlichen Gebräuche viel bei- zutragcn im Stande war. Bald aber erregte er neues Aufsehen, als er Virgii's ländliche Gedichte öffentlich zu erklären begann, welche in Polen bisher nicht einmal dem Namen nach bekannt gewesen waren. So war er es, der die klassische Literatur nach Krakau einführte. Der Beifall, den er fich erwarb, war so groß, daß er im Jahre 1433 unter dem Dekanate des Magisters Jan von Dgbrowo zum Bakkalaureus ernannt und 143'.» zum Magister befördert wurde, obgleich er die scholastische Philosophie nicht studirt hatte. Auch als Magister beschäftigte er sich nur mit Rhetorik und Poesie, zu welchen seine Neigungen ihn vorzugsweise hinzogcn. Von den bukolischen Gedichten ging er zu den 6«orgio>> über, als ihn der Herr von Tarnow zur Erziehung seiner Söhne zu fich berief. Hier erst begann er Verse zu schreiben. Für den Großvater und einen Vetter seiner Schüler machte er Grabschrislcn, eine damals noch seltene Sache in Polen, die so sehr gefiel, daß die Magnaten nach dem Tode Wladyslaw Jagicllo'S von Grzegorz eine Grabschrift für diesen König verlangten. Nach wenigen Monaten sehnte er fich wieder nach Krakau zurück und be- wog den Herrn Tarnowsti, ihn mit seinen Zöglingen nach Krakau zu senden, wo diese durch den Umgang mit gelehrten Männern und Benutzung der Bücher-Sammlungen leichter und schneller sich ansbildcn könnten. Durch die Tarnowski's ward er den Königlichen Prinzen Wladyslaw und Kazimierz zu- gcführt, die ihn seiner schönen Handschrift wegen schätzten, ihm aber auch seines Verstandes und seiner wohlanständigen Sitten wegen ihre Freundschaft schenkten. — Der Doktor Jan Dombrowka gab ihm seine Kommentare über den Kadlubek znr Durchsicht. Jedermann verlangte seinen Rath, wenn eS ans die Erklärung einer schwierigen Stelle in einem neu angckommcncn Autor ankam. Unter den Manuskripten, die ihm zugcbracht wurden, befanden sich zufällig auch die Komödien des PlautuS; diese sprachen ihn durch den treffen- »1 Hu den Jahrbücher» de» wisienschasNichcn Verein» zu Krakau (neue Joige, Vand k Krakau WO) mäqxbxU von dem Professor vr. Wisjmewfti, dem Vers, einer trefflichen Literalurgeschichtc Polen», von welcher so eben der vierte Band erschienen ist. den Witz so an, und er las sich so in fic ein, daß er selbst ähnliche Komödien zu schreiben begann. Um sich zum Geistlichen weihen zu lassen, da er Hoffnung haben konnte, die Propstei von Wieliczka zu erhalten, reiste er nach Italien, zuerst nach Bologna, dann nach Florenz, wo der aus Rom vertriebene Eugenius II. sich aufhielt. Dort wollte man ihn wegen seiner schönen Stimme durchaus für bas Päpstliche Orchester gewinnen. Nach seiner Rückkehr ins Vaterland erhielt er wirklich die erwähnte Pröpsten er verbesserte den Zustand derselben und ward ein Muster seiner Gemeinde. Oftmals besnchte er das nahegelegene Krakau. Indessen war der König von Polen, Wladyslaw, nach Albrecht's Tode im Jahre IE» auf den Ungarischen Thron berufen worden. Die Zuneigung, die er zu Grzegorz gefaßt haue, und der Ruf von dessen Tugend und Rechtlich keit veranlaßten ihn, sich dielen zu seinem Rathgeber für die weltlichen wie für die Gewissens-Angelegenheiten zu erwählen. Bald fand hier Grzegorz Gelegenheit, seine Geschicklichkeit und seinen Verstand zu zeigen : denn als ein Theil der Adligen sich für die Königin Elisabeth erklärte und von den Ungarn Wladyslaw gekrönt war, verhütete er vornehmlich den Bürgerkrieg. Im Jahre 1443 begleitete Grzegorz den König Wladyslaw auf dessen erstem Zuge gegen die Türken, welche an dem Flusse Morawa in Serbien und zum zweiten Male am Makedonischen Gebirge überwunden wurden und einen zehnjährigen Frieden schlossen. Da forderten die Türken, daß der König den Eid beim Abenvmahlc leiste. Obgleich der Kardinal Julian sich für das Verlangen aussprach, so widersetzte sich Grzegorz, indem er cs für ein Ver brechen erklärte, wenn die Geheimnisse der katholischen Religion den Ungläu bigen preisgegeben würden; bas Königliche Wort, meinte er, müßte allein ein vollkommenes Unterpfand seyn, zumal nicht einmal von Privatpersonen dergleichen Eidesleistungen gefordert würden. Durch diese offene Erklärung war der Kardinal beleidigt, dessen Zorn auf das heftigste ausbrach, als er später den König zur Erneuerung des Krieges aufforderte, Grzegorz dagegen erklärte, daß zwar mit den Ungläubigen keine Verträge hätten eingegangen werden sollen, daß aber auch die einmal eingegangenen heilig gehalten werden müßten. Grzegorz war sogar veranlaßt, sich aus dem Lager zu entfernen. Durch seine Machtvollkommenheit löste der Kardinal den vom Könige ge leisteten Eid. In der Hoffnung, daß eine ansehnliche Macht aus Italien über das Meer den Türken entgegenziehen würde, und daß die Jtaliäner und Griechen die Türken durch die Dardanellen nicht durchlassen würden, brach man den Vertrag gerade zu einer Zeit, als ein bedeutender Theil des Heeres sich nach dem Friedensschlüsse zerstreut hatte, während cs zu neuen Anwer bungen an Mitteln und an Zeit fehlte. Dagegen wurden die Türken von den Griechen und Jtaliänern für Gelb aus Asien nach Europa herüber geschifft. Indessen war Grzegorz auf Befehl des Königs und auf Anliegen seiner Freunde zu seinen früheren Verpflichtungen zurückgckchrt. Wladyslaw sammelte so viel Mannschaft, als er vermochte, und zog über den Balkan nach Thracien. Es erfolgte die unglückliche Schlacht bei Warna den II. Novbr. >444, in welcher der tapfere König durch fremde Schuld sein Leben verlor. Grzegorz befand sich am Anfänge der Schlacht mit den übrigen Geistlichen auf einem nahegelegenen Hügel. Als er die Fliehenden sah und den König in der größten Gefahr, wollte er sich unter die Kämpfenden stürzen, verlor jedoch den König bald aus den Augen und ward mit der Flucht fortgeriffen. Er wurde von dem Ungarischen Fclbherrn Johann Huniad, der mit den Ucbcrresten des Heeres sich zurückzog und dessen Gunst sich Grzegorz erworben hatte, weil Huniad ebenfalls gegen den Trcubruch gewesen war, über die Donau gebracht, trug aber Bedenken, nach einer solchen Niederlage sich im Vaterlande zu zei gen. Insbesondere wollte er durch seine Gegenwart die Königin nicht an das Unglück erinnern, die ihn bei der Abreise des Königs dessen Wohlfahrt noch besonders anempfohlen hatte. Grzegorz beschloß deshalb, in Ungarn zu bleiben. Huniad übertrug ihm die Erziehung seiner Söhne Wladyslaw und Matthias, von denen der letzte später König von Ungarn wurde. Bald zog ihn aber der Bischof von Wardein, Johann Gara, an sich, den Grzegorz so für fich einnahm, daß derselbe ihn bei erster Gelegenheit zum Kanonikus erhob und bei seinen wissenschaftlichen Be schäftigungen sowohl wie bei allen anderen Angelegenheiten zur Seite zu haben wünschte. Außer Grzegorz hatten noch Paul VergeriuS und der Cyprier Philipp Podachatorus bei dem Bischof einen Zufluchtsort gefunden. Gleiche Liebe zu den Wissenschaften und gleiche Gcistesrichtung verbanden diese Man«