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Dresdner Journal : 01.04.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-04-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188404011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-04
- Tag 1884-04-01
-
Monat
1884-04
-
Jahr
1884
- Titel
- Dresdner Journal : 01.04.1884
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nzgebäutzs l sich mit nmerhen a- Müaz> daß von durch eine >ge ändere loch mehr, Platz de, n. Dann en müssen ch jür die r Zweite» zukommen ufen wür- Lerlegung ungefähr die Depu tung der nzgebäude i die AuS- habe, sei Mg nicht denselben >dc unter ^sprächen, nmer dem n werde >te er ab- manchen gesprochen Berände- e Kammer die Pläne möge die n, wie sie valtungS- luen, wie -sorgt sei. iner Ver on Süden ! schrecken l, daß ein al südlich bäude re- der Kam- ge Pläne ndement I ange- icepräsi- Decret, urigen leusel- g an die bes einer ich Meu- - Herzog!. icht der fugniß lpflich- ten be- indtagS- »wie den Kammer eilen. au gegenübe ig ausschließ! des PeteM .talionsüüstai M77 Dienstag, den 1. April. Ldonnemvntnprel»: I» a«ue»oL»» »«i,d«: NUudied: . . . . l8 iänrü. jLNrUol»: 4 >lnrü KV ?k. Lisneln« dluruworm: 10 kt. Ln»»«rü»Id den dsvtockov kviclrsi tritt kont- und 8t«wp«l»u»ctrlu^ trumu. I»8«rntoopreln«: kär d«n N»nro einer ssenpnlteneo ?«titreile SO ?s Unter „Linxesnndt" di« 2eile KO ?k. Loi I'ndvUen- und 2iAvrnimtr SO ^usneld»^ Dres-ncrÄurnal. HrseNelnen r DLglick mit ^unnnlrms der Kenn- und keiertn^o ^l>ends 1'ür den solerenden Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. 1884. lu«er»t«un»ual>me «un«i»rt»t Lra»d«tetter, OvrnruinoionLr de» Dresdner donrnnl»; 8»mdorg-U»rN»-Vi«n - U»»»l 8r»»!»u rr^nütNrr ». H : //nnxe^ckei»» F »»rNn -Vion SLwdurx- krox - Vsiprix ^r»u>ckurt «. U.-Nüocv»»: Lud. Berlin: inrni'dendnnl ," Lrowen: L. Lcii/okte,- Sr«»l»a: /. Leannen'» Lu renn -Xnn! L'okatä- - ». H: />,' dnrAt^sciie UuekkLndluvz; üürM»: td. A/d/ler; U»u»ov«r: <7. §c-i!Eler, kart» L»rUn rrsnLkurr «. »tuttx»rt: Daudert <7o., Lamdurg^1d. Lteruer. ll v r a u s x e d « r r Nüniel. Drpedition do» Dresdner donrnal^ Dresden, ^«in^erstra.»»« dio. 80. Ämtlicher Theil. Dretden, 31. März. Auf Allerhöchsten Befehl wird wegen erfolgten Ablebens Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Leopold von Großbritannien, Herzogs von Albany, Herzogs zu Sachfen, am König- Uchen Hofe die Trauer auf eine Woche, vom 31. März bis mit 6. April d. I., angelegt. Dresden, 31. Mär». Se. Majestät der König haben den Landgerichtsoirector bei dem Landgericht Plauen, Bruno Viktor Jahn, zum Geheimen Justiz« rath bei dem Justizministerium zu ernennen Allergnä« digst geruht. Dresden, 31. März. Se. Majestät der König haben den staatsanwaltschaftlichen Assessoren Roben Bruno Bachmann in Chemnitz, Albrecht Johannes Wolfram in Dresden und Or. Paul Arthur Nagel in Leipzig den Charakter eines Staatsanwalts bei« zulegen Allergnädigst geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Dircctor der Landes-Jmmobiliar-Brandver- sicherungs-Commission, Geheimen RegierungSrath Edel mann zu Dresden das Comthurkreuz 2. Classe vom Verdienstorden zu verleihen. Dresden» 29. März. Se. Majestät der König haben dem Königlichen Reitknecht Georg Richter I. das allgemeine Ehrenzeichen Allergnädigst zu verleihen geruht. Bekanntmachung, die Ausgabe neuer Zinsbogen zu den Königl. Sachs. 3 H Rentenschuldverschreibungen vom Jahre 1878 betreffend. Gegen Rückgabe der im Termine 31. März 1884 ablaufenden Zinsleisten der Königl. Sächs. 3A Ren tenschuldverschreibungen vom Jahre 1878 sollen vom 15. März dieses ZahreS au neue Zinsbogen, bestehend aus Zinsleiste und ZinS- scheinen auf die 12 Halbjahrstermine 30. September 1884 bis mit 31. März 1890, bei der Staatsschulden- Buchhalterei in Dresden und der Lotterie - Darlehns- kasse in Leipzig wochentags während der Vormittags stunden, sowie bei Herrn S. Bleichröder in Berlin, bei den Herren M. A. von Rothschild L Söhne in Frankfurt a./M. und bei der Norddeutschen Bank in Hamburg zur Ausgabe gelangen. Die abgelaufenen Zinsleisten sind bei einer dieser Stellen, nach den Gattungen und nach der Nummer folge geordnet, aufgeschlagen abzugeben. An denjeni gen Umtauschstellen und in den Fällen, wo der Um tausch nicht sofort abgewartet werden kann, sind die selben nebst doppelten, die gleiche Ordnung einhalten den Verzeichnissen einzureichen. Das eine Exemplar der Verzeichnisse wird sofort, mit Empfangsbestätigung versehen, dem Einreichenden wieder ausgehändigt. Ge gen Rückgabe dieses Exemplares können die neuen Zinsbogen 10 Tage später in Empfang genommen werden. Formulare zu den ebengedachten Verzeichnissen wer den bei jeder Umtauschstelle zur Verfügung gestellt. Bei der Staatsschulden - Buchhalterei in Dresden und der Lotterie - Darlehnskasse in Leipzig müssen die Betheiligten den Umtausch entweder persönlich oder durch Beauftragte bewirken. Dresden, den 8. März 1884. -« Laudtagraittschoß za Verwaltung der Staatrschuldeu. Bönisch. nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte». Berlin, Montag, 31. März, Nachmittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.*) Der CultuSminister v. Goßler beantwortete in der heutigen Sitzung de» Abgeordnetenhauses die Interpellation deS Abg. v. JazdzewSki (vergl. die „Tagesgeschichte" unter Ber lin) dahin, daß die StaatSregierung nicht geson nen sei, gleiche Anordnungen für Posen Gnesen zu treffen wie für Köln, und daß die Regierung e» ablehne, die Gründe dafür darzulege». An der Besprechung der Interpellation nahmen dir Abgg. v. StablewSki, v. Schorlemer Alst und vr. Windt horst Theil, welche die Regierung auf daS Hef tigste angreifrn, da sie keine Lehre auS dem Cul- turkampfe ziehe. Der Abg. Or. Windthorst fordert die Katholiken auf, die legale Haltung zwar nicht zu verlassen, aber auf die Regierung, die keine Rücksichten den Katho liken gegenüber übe, auch ihrerseits keine Rücksichten zu nehmen. Die Katholiken würden, wenn der Cultur« kampf auch noch Jahrzehnte dauere, siegen, oder ehren voll untergehen. In einem Schreiben deS Obrrpräfidenten Achen- bach zu Potsdam an den Stadtverordnrtenvorsteher Straßmann wird demselben bei 300 M. Strafe untersagt, den Antrag Singer wegen einer Ver mehrung der Abgeordneten der Stadt Berlin zum Reichstage und zum Landtage auf die TagrSord- nuug zu setzen. (Vgl. die „Tagesgeschichte".) Paris, Sonntag, 3V. März, Abends. (W. T. B.) Nach einer Meldung auS Lille dauert die Strikebewegung iu Auzin noch immer fort. Heute wurden 2 Häuser, in denen Grubenarbeiter auS Waller» wohnten, welche die Arbeit wieder aus genommen hatten, von den Strikendrn in Brand gesteckt und vollständig niedergebranvt. Paris, Montag, 31. März. (Tel. d. DreSdn. Journ.*) Die „R^publiqur franyaise" fordert die Regierung auf, der großen republikanischen Mehr- hrit deS Landes durch festere Haltung in der all gemeinen Verwaltung Grnugthuuug zu gewähren. R»«, Sonntag, 30. März, Abends. (W. T. B.) DaS Ministerium hat sich nunmehr con- stituirt und wird noch heute Abend» den Eid leisten. Al» neue Mitglieder treten in dasselbe rin: Brin (Marine), Coppino (Unterricht), Grimaldi (Acker bau) und Kerracciu (Justiz). Depreti», Mancini, Magliani, Genala und Ferrero bleiben auf ihren bisherigen Posten. London, Sonntag, 30. März, Abend». (W. T. B.) Der „Observer" meldet in einer Ertra- auSgabe au» Kairo von heute, der General Gor don habe au» Chartum einen Ausfall auf die Aufständischen gemacht, die unter seinem Befehle stehenden ägyptischen Truppen hätten aber infolge einer unter ihnen entstandenen Panik die Flucht ergriffen. Der General Gordon sei deshalb ge- nöthigt gewesen, sich zurückznziehen und nach Char- tum zurückzukrhren. London, Montag, 31. März. (Tel. d. Dresdn. Journ.*) Die Beisetzung de» Herzog» v. Albany erfolgt künftigen Sonnabend im Mausoleum zu Frogmore. Ein Telegramm der „TimeS" auS Chartum bestätigt vollständig die Niederlage deS General» *) Nachdruck verboten. D. Red. Gordon, angeblich infolge Berrätherei von 2 ägyp- tischen Offizieren. ES verlautet, Suakin werde eine Garnison von 2 Bataillonen der ägyptischen Armee vatrr englischen Offizieren erhalten; außer- dem werde ein englisches Kriegsschiff in Suakin statiouirt werden. Alexandrien, Montag, 31. März. (Tel. d. DreSdn. Journ.*) Nachrichten auS Chartum zu folge verließ der General Gordon Chartum am 1V. d. M. mit 3000 Mann Infanterie, 20 Ge schützen und einigen berittenen Baschibozuk», um die Aufständischen zu zerstreuen, welche die Stadt bedrohten. Unweit Halfiyah stieß der General avf den Feind; die Baschibozuk», von etwa 60 Reitern der Aufständischen angegriffen, flohen eilig, und die Infanterie, von Panik ergriffen, begab sich, die Geschütze zurücklassend, gleichfall» auf die Flucht, von Reitern de» Feinde» verfolgt. Der General Gordon erklärt, der Schlappe ungeachtet sei für Chartum keine Gefahr. Nrw-Dork, Montag, 31. März. (Tel. d. Dresdn. Journ.*) Dir Ruhestörungen in Cin cinnati erregen große» Aufsehen Die Zahl der Tobten wird auf 100, die der Verwundeten auf 300 angegeben. Die Truppen sollen in rück- fichtSlosestrr Weise mit Gatlinggrschützen auf die Menschrumasse geschossen haben. Al» Ursache der Ruhestörungen wird wiederholt angegeben, daß im Gefängnisse in Cincinnati eine größere Anzahl von Personen detinirt gewesen seien, die mehrerer Mordthaten angeklagt waren. Die Bevölkerung habe nun im Hinblick auf da» in einem frühern Proccsse ergangene Urthril gefürchtet, dir Ange klagten würben nicht die verdiente Strafe er halten, und habe infolge dessen die Gefangenen lynchen wollen. (Vgl. die „Tagesgeschichte".) *) Nachdruck verboten. D. Red. Dresden, 31. März. Gegenüber den überschwenglichen Lobeserhebungen, welche von vielen Seiten der modernen Mädchen erziehung in den höheren Töchterschulen gespendet werden, dürfte es sich empfehlen, an dieser Stelle auf die neulichen Verhandlungen des preußischen Abgeord- nrtenhauses über den betreffenden Titel des Cultus- etats zurückzukommen. Der Abg. Or. August Reichens perger (Köln) wies darauf hin, daß auf Geschichte und Geographie viel zu viel Gewicht gelegt werde; in der Chemie werde über Alkaloide gesprochen, wäh rend man den Mädchen doch lieber die chemischen Vorgänge in der Küche klar machen sollte. Selbst auf das Spiel beziehe sich das Commandiren schon. Unsere Zeit sei nun einmal in ihren Ansprüchen so, daß man verlangt, ein junges Mädchen soll Clavier spielen, schwimmen, Schlittschuh laufen und wer weiß, was Alles noch. Wo bleibe denn, wenn das Alles gelernt werden soll, die Zeit für das Haus, die Fa milie, für die Ausbildung des Charakters und des Gemüthes? Die Bildung werde dann die reine Fabrikarbeit. Der Cultusminister vr. v. Goßler er klärte sich im Allgemeinen mit den Grundsätzen des Abg. Reichensperger einverstanden und hält cs für ein jugendliches Mädchengemüth nicht vortheilhaft, ency- klopädisch alle Zweige des Wissens anzurühren. Viel mehr komme es vor allen Dingen darauf an, eine harmonische Durchbildung zu erzielen und so viel von Kenntnissen, von Fähigkeiten und Fertigkeiten mitzn- geben, daß den Mädchen die Möglichkeit gewährt wird, sich in den Verhältnissen, in die hinein sie durch ihre Geburt gestellt sind, wohl zu fühlen, zugleich aber auch die Befähigung gewonnen wird, auf dem hergestellten Fundamente sich weiter auszubilden. Er halte nicht dafür, daß es möglich ist, einem 16jäh- rigen Mädchen eine abgeschlossene Bildung zu geben, sondern glaube, daß in vielen Beziehungen völlig Ge nügendes geschieht, wenn die Entwickelung bis zu der Stufe geführt wird, daß die Möglichkeit einer weitern Selbstentwickelung gegeben ist. Ohne seine amtliche Einwirkung wären die Zügel noch straffer angezogen worden; denn das Bestreben unserer Zeit ist ja, das weibliche Geschlecht immer selbstständiger zu machen, es der Gymnasialbildung immer näher zu bringen. Daß aber sozusagen ein weibliches Oberlehrerthum geschaffen wird, werde er nach Möglichkeit verhindern. Leider ist es nur zu wahr, daß auch an den weib lichen Bildungs- und Berussanstalten Alles das „Examen" bestehen will und nach dem Lehrerinnen patent strebt, so daß man sich billig fragen muß, wo diese Candidatinnen denn alle ein Feld ihrer Thätig- keit finden sollen. Immer wieder warnen die Gesandt schaften, die Consulate und auch die Zeitungen von außerdeutschen Ländern vor weiterm Zuflusse über flüssiger Lehrkräfte. Es wird nachgewiesen, daß für eine freie Stelle Hunderte sich melden und demgemäß ebenso viele, wenn ihre oft geringen Mittel vom langen Zuwarten erschöpft sind, den schlimmsten sittlichen Gefahren preisgegeben sind. Erst neulich constatirte der Bürgermeister Mottard von Lüttich,^ daß keine Woche vergeht, wo die Polizei nicht eine Menge deutscher Mädchen, welche in Lüttich ohne Mittel leben, über die Grenze setzt. In dieser belgischen Stadt ist eine berüchtigte Gesindevermietherin namens Jum pertz, welche junge Mädchen jenen zahlreichen zweifel haften Wnthschasten zuführte, deren Unterschied von den anständigen Hotels, Restaurants, Cafes rc. äußer lich nicht wahrgenommen werden kann, und welche sich demnächst wegen ihres schamlosen Handels vor dem Lütticher Gerichte zu verantworten haben wird. Wie die Dinge in England stehen, davon legt nachstehender „Warnungsbrief" ein ebenso unzweideutiges, als trau riges Zeugniß ab: Oüurcli 8ou»s. Oirurol» Ltrest. 8pil»ILeld». London k., den 26 März 1884. Geehrter Hr. Redacteur! Im Inter esse deutscher junger Mädchen, die nach England aus- zuwandern Vorhaben, möchte ich Sie ersuchen, durch Ihr werthe« Blatt deutsche Pastore n und Schullehrer aus die Gefahren aujmcrksam zu machen, welche deutsche Mädchen von den säst ausnahmslos schändlichen und gewissenlosen „Stellen- vermittelungSagenten" in London zu gewärtigen haben. Die Herren Pastoren möchte ich aber um christlicher Barmherzigkeit willen ersuchen, die Aeltcrn und Freunde solcher Mädchen aus das abscheuliche Treiben dieser Agenten hinzuweisen. Die Lon doncr Seelenverkäufer sind meistens Deutsche und haben ihre Agenten, die durch Annonciren u. s. w die Mädchen anlockcn, in den meisten größeren Städten Deutschlands. Die Mädchen werden d, rch Versprechen freier Ucberfahrt und sofortiger Unterbringung in England geködert. In London angelangt, werden sie von einem eigens dazu angestellten Manne — einem Spießgesellen des Agenten, der ihnen 5 M. dasür abverlangt — nach einem der Häuser deS Agenten gebracht. Hier sind sie nun ganz in fein« Macht Für Esfen und Logis werden ihnen unerhörte Preise ungeschrieben. Sie werden wie Scla- vinnen behandelt und ost zu 6 bis 10 in eine kleine Stube zusammengepfercht. Eine Woche um die andere vergeht, und die versprochene Stelle findet sich nicht; die Rechnung steigt unterdeß immer höher an; ihr kleiner Geldvorraih er- schöpsl sich und so gehen allmählich ihre Kleider und Esfectcn in die Hänoe des Agenten über. Nun findet sich endlich die Stelle, ist aber gewöhnlich ganz unpassend; denn die Herrschaft muß dem Agenten eine gewiße Summe für seine Mühe zahlen, und es ist sein Vortheil, möglichst vielen Herrschaften diese Commission abzunehmen Hoch gebildeten Gouvernanten werden Stellen als Köchinnen, Scheuermägde und Stubcnniägde angeboren Natürlich werden sie bald wieder al» untauglich entlassen und kommen zum Agenten zurück, der so eine Commission nach der andern ver dient und bei dem sie immer tiefer in schulden gerathen. Unterdeß wird Alles ausgeboten, um die hübscheren unter den Mädchen zu bewegen, sich der Prostitution zu ergeben. Ent weder wird ihnen frei hcrausgcsagt, daß sie auf diese Weise sich einen leichten und reichlichen Unterhalt verdienen können, oder hcrabgekommene Deutsche, Werkzeuge der Agenten, sprechen sie aus der Straße an und locken sie in ein schlechtes Haus. Feuilleton. Redigirt von Otto Bauet. K. Hoftheatrr. — Altstadt. — Sonnabend, den 29. März gastirte in Mozart's „Figaro'S Hochzeit" als Sufanne Frl. Rödiger vom Stadttheater in Riga. Sie machte einen sehr gewinnenden Eindruck. Ihre umfangreiche Sopranstimme ist allerdings klein im Tonvolumen, aber von fehr sympathischem, weichem, jugendfrifchem Klange namentlich in der ganzen Mittel lage; die Kopftöne blieben nicht ganz tadellos rein und werden in der Höhe sehr dünn. Tongebung und Technik erschienen — für die Ansprüche dieser Partie — musikalisch gut und geschmackvoll ausgebildet, und der intelligente, anmuthig belebte Vortrag, verbunden mit einem gewandten, graciösen und decenten Spiel, ergab für die schalkhafte, weiblich verschmitzte und dabei fein fühlende Susanne eine recht ansprechende talent volle Ausführung. Namentlich die 1-äur-Arie im letzten Act sang Frl. Rödiger mit feinsinniger Be handlung und warmem Ausdruck, nur noch ohne fer tige Beherrschung des Athems für die Cantilene. Die Deutlichkeit des Dialogs wurde natürlich durch den ungewohnten großen Raum behindert. Die übrigen Leistungen in dieser Oper sind in vielen Schwächen und manchen Vorzügen genugsam bekannt. Die Cla- que zeichnete sich durch eine besonders eifrige — in Bezug auf den Gast ganz überflüssige — und zudem mangelhaft instruirte Thütigkeit au». C. B. Auf Monte Carlo. Novellette von M. Lion-ClausiuS. (Fortsetzung.) Ohne gerade in Pathos umgeschlagen zu sein, hatte er mit einem festen Herzenston gesprochen, der weiter blicken ließ als die Worte reichten. Die Damen hatten ihn verstanden, und jeder sandte unwillkürlich einen Gedankengruß nach Hause, während der Zug, zwischen Meer und Palmenwäldern dahinfahrend, sich der fran zösischen Grenze näherte. „Bordighera!" Die Coupsthür wurde aufgerissen, und zwei Per sonen, ein Herr und eine Dame, stiegen ein; Beide kennzeichneten sich durch Sprache und Habitus sofort als deutsche Curgäste. Der noch junge Mann trug zweifellos den schon sehr gezeitigten Keim der Brust krankheit in sich, während seine hübsche Frau ein Land kind zu sein schien, dessen rosige Wangen und freund liche, gute Augen der Kummer noch nicht zu trüben vermocht hatte. „Setze Dich rückwärts, Heinrich, daß Du keinen Zug bekommst; so sitzt Du gut, gelt?" „Laß mich nur jetzt und gieb mir die neueste Nummer der Blätter für erziehenden Unterricht, die ich Dir zu halten gab." Die Worte waren mit peinlicher Genauigkeit und mit gewaltsamer Unterdrückung des thüringer Dialekts gesprochen worden. Eine bis zur Unruhe geförderte Nervosität sprach aus Blick und Mienen des blassen Mannes. Seine Frau sah ihn mit herzigem Augenaufschlag an: „Ich dächte, wir guckten zum Coupäfenster nau-, höre? Das ewige Lesen greift Dich an, und hier ist es doch zu schön? So hat's mir blos noch in Rein- hardsbrunn gefallen; aber das ist eine ganz andere Art, gelt?" Landschaft wie Vegetatiou gänzlich verschieden — hat ja gar keine Aehnlichkeit — laß mich nur jetzt." Und mit dem Zeitungsblatt in der Hand zog er sich in seine Ecke zurück, während die junge Frau mit ihrem empfänglichen Gemüth und ihrer liebevollen Mittheilsamkeit nur ab und zu, aber stets vergebens, suchte, seinen Blick von der Lectüre ab und auf die Reize der Außenwelt zu lenken. „Lieber gar!" „Nein, aber sowas!" „Ist das aber artig!" erklang es zuweilen, mit auf forderndem Seitenblick aus den Herrn Gemahl, von ihren frischen Lippen. Ventimiglia, die Grenzstation, war erreicht; die Insassen des CoupoS trennten sich mit höflichem Gruß, und die beiden ungarischen Damen waren sofort von andern Bekannten aus der Curgesellschast um geben, die sich mit im Zuge befunden hatten. Auch Hr. v. Carlewitz sah sich von Hrn. Löwenstein nebst Gesellschaft umringt. „Hab' ich's nicht gesagt? Er ist da! Noch im letzten Augenblicke hab' ich auf dem Perron in San Remo den Diener des Herrn Barons erkannt — der Herr Baron reist mit Dienerschaft — erlauben der Herr Baron, daß ich vorstelle: Herr Gutsbesitzer Florian aus Oesterreichisch - Ungarn, Herr Arthur Markwald aus Köln (der Herr grüßte militärisch), Signor Marchese Senzasoldo auS Venedig, kennt die Verhältnisse in Monaco ganz genau — ist dabei ge ¬ wesen, wie zwei Mal die Bank gesprengt wurde — soll jetzt sehr oft vorkommen." (Ob die Banksprengung oder die betreffende Spielart Marchese blieb dahin gestellt.) „Mein Freund, der Herr Baron v. Carlewitz, Rittergutsbesitzer auf Pankov in Pommern." Allgemeine Verneigung. Herr Arthur Markwald brach zuerst das Schwei« gen, das Herr Löwenstein durch diese ostentative Vor stellung nebst triumphirendcm Blicke hervorgebracht hatte: „Haben hier eine Stunde Aufenthalt, Gepäck revision wegen. Schlage vor, wir nehmen Platz und sehen uns die Damen in der Reisegesellschaft ein bißchen näher an. Wir sind auf der Grenze von Frankreich und Italien: Hier Eleganz, da Grazie!" „Zu der Reisegesellschaft möchten diese beiden Länder das geringste Contingent liefern," bemerkte Herr v. Carlewitz und schaute erstaunt auf die, in den verschiedensten Sprachen conversirenden bunten Grup pen, die sich in dem großen Büffetsaale zusammen- sanden: „die Riviera ist international geworden, scheint es." „Dazu trägt jedenfalls die Anziehungskraft von Monte Carlo nicht wenig bei; haben sich die Herren mit den gehörigen Posten versehen, um dem Spiel pächter eine ordentliche Schlappe zu versetzen?" „Ich habe so meine eigenen Dispositionen ge troffen", äußerte Hr. Florian, ein gemüthlicher, runder Blondin, mit ruhigem Lächeln. „Ich denke, sie wer den Keinem Schaden bringen und mir selber nützen " „Ausgezeichnetes Princip das, wenn sich's durch- füh.'en läßt", meinte pessimistisch lächimd Hr. Löwen- steh-
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