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Dresdner Journal : 07.03.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-03-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187503075
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750307
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750307
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-03
- Tag 1875-03-07
-
Monat
1875-03
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 07.03.1875
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M54 Sonntag, ren 7. März 1875 Ld»»»»»e»t«pr«l, i kW x»,-» ««1—L«» 7L»rlj«ti! ... 1» Nvll 4 bv kk Kawi»«» IS ?f L»«»«rd»rd «MIWMKp ki«iot>« tritt koat- WM 8wmp«l»o»oSI»U I,»«r»teopr»l»«r pUr a« n»uw «L«r ^«»vLltavav keUtxil«: X) ttvVvr „LlQ^«»l>ckh' äi« L«l»i SS kL Li»eS«l»eo r 1^1 l<k mit LiwwU»»»« <l«r 8o»>- uv« kür ü« tol-m-t«, ^»8 Dres-nerHournal. Verantwortlicher Redacteur: bommissionsrath I. G. Hartmann in Dresden. I»«n»t»»»»»N»» »»WÜrt«, 0oouQl»»»ov>» M« . DroMoor 4aan»»I»j «d«v仫 : Li«-«, Urt, I—l-Ir«»t»»-kr»Lttar» » » : k/t«rrenrt«>, <k I«rU» Vt« - S»wd«rU - kr»U-l.«ip»iU - kr»LKt»rc ».». - »Lood«»: Lk»«r«, IsrU» i §. / /»vaiickr»- «tank, LZ F/Lrec/U,- L-«m-v L Sri»!»«! /. Ü'tti-Aen'» ljürs»o; vdimLlr»: ». ^oiot,- I>«»tlurt » U : L a. L7 »ods ttucvk, /)a«L«Ft7o, SSrUw: /nv -L ., L»L»»r«r: <7. X»rt»: I/av«, FaMe, A»K»er <S vo, F Oo., Lru»b«rU: L7e»tckAe»,' V!,»: Opzi,«t»t Saraas^edar, Lüvibi. Lipvtktiou äe» Vr«ck«a, L1»r^»rott»«Wti»«»» U«. L Nich'anüüÄer Thn>. u ebersikbt. Telegraphische Nachrichten. Taaetgrschichte. (Dresden. Berlin. Schwerin. Wien. Buda-Pest. Paris. London. St. Petersburg. Belgrad. Washington.) Ernennungen, Versetzungen rc. im Sffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial - Nachrichten. (Leipzig. Geringswalde. Oelsnitz. Johanngeorgenstadt.) Vermischtes. Statistik und Bolkswirthschaft. Die Messungen der Bodenwärme. Eingesandte«. AeuMeton. Tageskalender. Inserate. Beilage. Stand der sächsischen Sparkassen Ende Januar d. I. BSrsennachrichten. Telegraphische Witterungsberichte. Inserate. Le'eyr.iMsche Nachrichten. Wien, Freitag, 5. März, Abend«. (W. T. B.) Der Kaiser wird, wie da« „Neue Fremdenblatt" meldet, unmittelbar nach Ostern mit dem Erz herzoge Rudolph eine Reise nach Dalmatien an- treten. Seine Ankunft in Triest ist für den 31. d« in Aussicht genommen; die Zusammenkunft mit dem Könige Victor Emanuel soll in Brindisi stattfinden. Wie daS „Tagblatt' erfährt, ist der Berthei- diger Ofenheim'ö, Vr. Neuda, wegen seines Ver haltens gegen den Handelsminister 1>r. Banhans von der Advocatenkammer zur DiSciplinarunter- suchung gezogen worden. Paris, Freitag, S. März, AbendS. (Tel. d. Tresdn. Journ^ Der „Agence HavaS" zufolge verhandelten Buffet und Dufaure, nachdem Letz lerer principiell zugestand, daß auch die Minori- tät im neuen Cabinet vertreten sei, abermals, um sich definitiv über daS politische Programm, beson ders in Betreff der MaireS und des Personen wechsel« im VcrwaltungSversonal, zu verständigen. Der Marschallpräfident Mac Mahon empfing heute Buffet und dann Dufaure E« heißt, Buffet wolle die Bildung de« Cabinet« nur nach vollem Einverständniß mit Dufaure über da« Programm de« Cabinet« übernehmen. Die Personenfrage der neuen Minister blieb bi« jetzt unberührt. Versailles, Freitag, s. März, Abend« (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Nationalversammlung di«- cutirte heute das Gesetz über die Freigebung der Fabrikation und des Handel« mit Dynamitpulver und vertagte die Weiterberathung auf nächsten Montag. London, Freitag, 5. März, Nachmittag«. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung de« Unterhauses stellte Goeschrn zu der Blll über den Stellen- tausch in den Regimentern der Armee ein Amen dement, wonach im Kalle eines Stellentausche« keinerlei Entschädigung gezahlt werden soll. Da« Amendement wird nach langer Berathung mit 282 gegen 186 Stimmen abgclchnt. Bon Smyth wurde eine auf Aufhebung der Union zwischen England und Irland gerichtete Lorlage einge- bracht Kopenhagen, Freitag, 5. März, Abend«. (W.T.B.) I« der heutigen Sitzung de« Bolksthiva« wurde der Antrag der Linken berathen, daß dir Regierung in geheimer Sitzung über ihr Berhalten gegenüber dem Auslande Aufklärung geben solle. Der Führer der Linken, J.A. Hansen, begründete den Antrag und stellte denselben als von einem Ent gegenkommen gegen die Regierung zeugend dar. Der Consrilspräsident Fonnesbech erblickte in dem Anträge hingegen einen regierungsfeindlichen Eingriff in die Administrative und erklärte sich zu der gewünsch ten Aufklärung nur dann bereit, wenn die Form des Antrages geändert werde. Sellen des Ministeriums wurde ferner darauf hingewiesen, daß die beantragte Aufklärung in geheimer Sitzung so aufgefaßt werden könne, als ob die Negierung die Oeffentlichkcit und das Tageslicht zu scheuen Ursache habe; dies sei aber durch aus nicht der Fall. Die Beziehungen der Ncgieruug zum Auslande könnten nur als durchaus gute und freundliche bezeichnet werden, und auch für die Zukunft scheint der politische Horizont von keinerlei Gewitter wolken bedroht. Nach längerer, zum Theil heftiger Diskussion wurde dann einstimmig ein vermittelnder Antrag angenommen, wonach — um die ursprüngliche Form des Anträge« zu ändern — eine au« 8 Mit gliedern bestehende Commission zur Entgegen nahme der Aufklärungen der Regierung niedrrge- setzt werden soll. Konstantinopel, Freitag, 5. März. <W. T. B.) Der Pforte find auf ihr jüngste« Circular- schreiben, betreffend dir Notifikation der Thron besteigung de« König« Alfonso von Spanien an den Kürsten von Rumänien, durch den spanischen Gesandten in Wien die Antwortnoten der deut schen und der österreichischen Regierung zugegan- ge«. Nach diesen fast gleichlautenden Antwort noten haben die deutsche und die österreichische Re gierung durch ihre Gesandten in Madrid der spa nischen Regierung die in dem türkischen Circular- schreiben enthaltenen Bemerkungen mitgetheilt, und hat die spanische Regierung die schon vorher ab gegebene Erklärung wiederholt, daß sie nicht im Entferntesten beabsichtigt habe, den Souveränr- tätsrechten der Pforte zu nahe zu. treten. Cngesgeschichie. Dre«dcn, 6. März. Bom Reichs-Gesetzblatt ist das 12. Stück vom Jahre 1875 heute hier einge troffen. Dasselbe enthält lediglich: dir. W64) Verord nung vom 4. März d. I., das Verbot der Ausfuhr von Pferden betreffend. l-. Berlin, 5. März. Heute hat auch das Her renhaus nach längerer Pause seine Berathungen wie der ausgenommen. In der heutigen Sitzung, in welcher in Abwesenheit des Präsidenten Grafen zu Stolberg der Vicepräsident v. Bernuth das Präsidium führte und welcher die Staatsminister Camphausen, Dr. Leonhardt und Or. Achenbach beiwohnten, wurden zunächst eine größere Anzahl von Vorlagen, meist schon von dem Abgeordnetenhaus! berathen, den betreffenden Commissio nen überwiesen. Das Haus trat sodann in die Tages ordnung ein, deren ersten Gegenstand der Bericht der Justizcommission über den Gesetzentwurf, betreffend den Rechtszustand in den nach dem Vertrage über die Thei- lung des Communiongedietes am Unterharze mit Preußen vereinigten Gebieten, bildete. Dieser Gesetzentwurf wurde nach dem Vorschläge des Referenten der Com mission genehmigt. Ebenso ohne wesentliche Änderun gen der Gesetzentwurf, betreffend die Gebühren von An wälten und Advocaten, und der Gesetzentwurf, betreffend dir Gebühren der Advocaten, Notare, Skribenten und Wechselnotare im Bezirk des Appellationsgerichts zu Frankfurt a. M. Es folgte die Berathung des Gesetz entwurfs über die Leinwandleggen. Der Referent be antragt namens der Commission, das Gesetz in der aus dem Abgeordnetenhause hervorgegangenen Fassung an- zunehmen, und wurde dieser Antrag, nachdem sich die Herren v. Kleist-Retzow und Hasselbach, sowie der Mi nister l)r. Achenbach an der Diskussion detheiligt, zum Beschluß erhoben. Weiterer Gegenstand der Tagesord nung war die einmalige Schlußberathung in Betreff der Uebersicht über die Verwaltung der fiskalischen Berg werke, Hütten und Salinen in Preußen im Jahre 1873. Nach dem Anträge des Referenten sprach das Haus hierbei der Staatsregierung für die erzielten günstigen Resultate der Bergverwaltüng seine volle Anerkennung aus und stimmte sodann dem Gesetzentwürfe, betreffend den Uferbau an der Weser im Kreise Rinteln, nach den Beschlüssen des Abgeordnetenhauses zu. Ebenso wird ferner der Gesetzentwurf, betreffend die Gebühren der Hebammen in der Provinz Schleswig-Holstein, geneh migt. Zum Schluß nahm das Haus den Gesetzentwurf, betreffend die Aufhebung der zur Unterstützung der Hebammen bestimmten Abgaben von Taufen und Trau ungen, mit einem Amendement des Grafen Brühl an, und vertagte die Sitzung bis morgen Mittag, wo es mehrere kleinere Vorlagen erledigen wird. Auch am Montag beabsichtigt dasselbe eine Sitzung zu halten, und am Freitag der kommenden Woche soll die Berathung des Vormundschaftsgcsetzes beginnen. Im Abgeordnetenhause beginnt heute die Sitzung erst Abends 7 Uhr. Auf der Tagesordnung steht die dritte Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betref fend die Abtretung der preußischen Bank an das Reich u. s. w, sodann Fortsetzung der zweiten Berathung des Staatshaushaltetats. Im Laufe des Tages arbeiteten im Abgeordnetenhause fünf verschiedene Commissionen. Die Agrarcommission erledigte eine Petitton wegen Ver gütung durch das Schwarzwild verübten Schadens, in dem sie dieselbe der Staatsregierung zur Abhilfe dahin zu überweisen beschloß, daß ein Jagdpolizeigesetz erlassen werde, welches das Schwarzwild unter die Kategorie der gemein schädlichen Raubthiere rangire. Die Provinzialordnungs commission beschäftigte sich mit dem Anträge des Abg. Höne: „Zwischen den l und 2 des Entwurfs fol genden 8 1» einzuschalten: „Die bisherige Provinz Preußen wird in zwei Provinzen „Ostpreußen" und „Westpreußen" getheilt. Die Provinz Ostpreußen be steht aus den zur Zeit die Regierungsbezirke Königs berg und Gumbinnen — die Provinz Westpreußen aus den zur Zeit die Regierungsbezirke Marienwerder und Danzig bildenden Landcstheilen" und nahm denselben schließlich mit 11 gegen 10 Stimmen mit einem Amen dement des Abg. Miquöl an, dahingehend: den ersten Satz unverändert zu lassen, den zweiten aber dahin um zuändern, daß der Eingang lautet: „Bis zur gesetzlichen Regelung der Abgrenzung zwischen Ost- und West- preußen besteht die Provinz Ostpreußen aus den zur Zeit rc." — Die Budgetcommission lehnte eine große Anzahl von Petitionen subalterner Beamten um Gehaltsausbesserung ab und beschloß nur, daß die Gehalte der Strafanstalts geistlichen durch Gleichstellung mit den, einem Minimal- satze unterliegenden Gehalten der übrigen Geistlichen aufzubessern seien; dieselbe vertagte hierauf die Berathung der Position der allgemeinen Finanzverwaltung bezüglich der Provinz Schleswig-Holstein, zu welcher Position Anträge der Abgg. Miquöl, Kieschke und Or. Wehren pfennig vorliegen, bis zur nächsten Sitzung. — Die Commission zur Vorberathung des Gesetzentwurfs über die Verwaltung des katholischen Kirchenvermögens be schloß weiter, den Vorsitz des Pfarrers in den Kirchcn- gcmeindcn zu beseitigen, und den lctztern das Recht der Ernennung des Vorsitzenden aus den gewählten Mit gliedern des Kirchrnvorstandcs zu überlassen. Demnächst nahm dieselbe die 88 >4—22 Nr. 4 mit geringen Mo difikationen an. Nur K 18 wurde hierbei von derselben gestrichen. — Die fünfte Commission war die zur Vor- Feuilleton. Redi,irt von Otto Bauck. K- Softheater. - Altstadt. - Am 5. März: „Die Widerspenstige", Lustspiel in 4 Acten von Shakespeare, nach der Uebersetzung des Grafen W. Baudissin von Deinhardstein bearbeitet. „Das Versprechen Hinterm Herd". Von A. Baumann. Das beliebte Lustspiel, dessen Titelrolle im Verein mit desselben Dichters Beatrice eine psychologische, vari- irende Parallele zu Moreto's „Diana" bildet, ohne daß ein Autor vom andern, resp. der letztere vom ersteren gewußt hätte — diese Comödir hatte das Haus ziemlich leer gelassen, ein Umstand, der sich nicht genügend aus dem Zusammentreffen mit dem Symphonieconcert er klärt. Laube sagte als alter Praktiker noch kürzlich sehr richtig, daß gerade dieses Stück dem Theater günstige Erfolge niemals schuldig bleibe, weil es von ewig nahe liegendem Interesse ist und so einfach als direkt, ohne complicirtr Nebenhandlungen, auf seinen Gegenstand eingeht. Dazu kommt noch, daß theils durch die Ucberarbeitung, theils durch die sehr natürlich dialogisirte Originalfassung des Werkes selbst jene ge schraubte, der Shakespearezeit angehörende Rhetorik des Witzes wegfällt, an die sich das moderne Publicum nur durch ltterar-historische Schulung langsam gewöhnt. Es mußte bet dieser Vorstellung wesentlich die Rolle der Katharina interessirrn, gewöhnlich von Frl. Ulrich, diesmal von Frl. Haverland dargestellt. Die junge Künstlerin hat offenbar diese Partie mit Fleiß studirt, und das Dargebotene läßt ein gutes Re sultat für die Zukunft hoffen. Sie wandte sich, und zwar gleich beim ersten Auftreten, jenem leichteren, elastischen Tone zu, der sich passend mit Eigensinn, un gebeugtem Mädchentrotz und Leidenschaftlichkeit verbindet, denn diese Leidenschaftlichkeit ist nicht mit wirklicher Lei denschaft zu verwechseln, die einen schwereren, stärkeren Seelenton anschlagen darf, aber in Käthchens Innern nicht zu Hause ist. Alles Hinneigen zum Tragircn muß selbst in den depravirendsten Momenten vermieden werden. In dieser Sonderung der Bühnenfärbungen ist Frl. Haverland noch wenig fest; sie läßt sich sehr leicht ver leiten, aus der schönen Fülle ihres Theatertemperaments allgemeine Effecte zu beliebiger Verwendung hervorzu- ziehen. So war sie einige Male in der Scene im Landhause zu breit und voll in der Rede, und gerade dadurch wird der Charakter des Heftigen, Widerspensti gen nicht verschärft, denn jene Breite hindert vielmehr die Verschärfung. Ein erfreulicher Sieg gelang der Schauspielerin aber insofern, als sic sich von wirklicher Deklamation frei erhielt, ost leicht und natürlich sprach und die forcirte Mimik und Unruhe der Geberde nach Kräften mied. Und das ist doppelter Gewinn, denn bei Frl. Haverland wird der Ausdruck ihrer Gesammt- erscheinung durch Mäßigung sehr vortheilhast gehoben. Die übrige Aufführung, so viel gute Züge und Fähigkeiten sie auch verräth, empfehle ich den meisten Mitwirkrnden zu nachdrücklicher Verfeinerung in Bezug auf jene stilvolle Haltung, die ein klassisches Stück von so tüchtigen Kräften unbedingt beanspruchen darf. Dieses nur für den Jndifferentismus vergnügliche Sichgehen- lassrn hat mich bereits bei der letzten Aufführung im Neustädter Theater zum Schweigen veranlaßt, eine Schonung, die auf die Dauer für die Sache selbst keine sein würde. O. B. Das sechste und letzte Symphonie-Concert der könitzl. Kapelle am 5. März brachte als Novität „ Variationen über ein Thema (Choral St. Antoni) von I. Haydn, von Johannes Brahms". Voll Ernst, Wahrheit und Innerlichkeit entfaltet Brahms darin seine harmonische und contrapunktischc Kunstfertigkeit, seinen Reichthum an figuraler Gestaltung. Aber die Reflexion und eine sich formell beschränkende Behandlung über wiegt bei Weitem in diesem Werk, und sein rein musika lischer Gehalt wird nicht durch geistige, ideale Bedeutung über den Werth einer gediegenen, sehr interessanten Arbeit hinausgehoben. Der sorgfältig und fein ausge arbeiteten Instrumentation fehlt Mannichfaltigkeit und Klarheit der Färbung. Besonders interessant und auch im instrumentalen Ausdruck eigenthümlich und charak teristisch ist die siebente Variation, demnächst die vorher gehende und nachfolgende. Haydn's geistreiche reizvolle v-ttur-Symphonie (Nr. 4) ging den Brahms'schen Variationen vorher; Beethoven's Eroica-Symphonie ergab den erhebenden, begeisternden Schlußgenuß des Concerts. Die Leistungen der königl. Kapelle unter Direktion des Herrn Generalmusikdirektors I>r. I. Rietz waren musterhaft durch Präcision, Schwung, Wohlklang und fein nuancirte Tonschattirungen, durch ausdruckvollc, E Geist und ruhiger Beherrschung ge leitete und gestaltende Wiedergabe. C. Banck. Rundschau über Theater und Musik. Im Stadttheater zu Leipzig wurde an vo riger Mittwoch Robert Schumann's vieractige Oper „Genoveva" vom Publicum mit großem Enthusiasmus begrüßt, während das Werk bei seiner erstmaligen Auf führung trotz der persönlichen Leitung des Tondichters berathung des Dotattonsgesetzes. Dieselbe beendete die erste Lesung der Vorlage. Hierbei entspann sicb bei tz l8 eine lebhafte Diskussion, und wurde dieser im Sinne eines Antrags des Abg. Rickert, welcher die für Uebernahme, Unterhaltung rc. der Staatschaussäen ausgesetzten 15 Millionen Mark um 4 Millionen er höht, und in Bezug auf die Pertheilung dieser Summe auf die Provinzial- und Communalverbände die Ein künfte der Grund- und Gebäudesteucr als Basis an nimmt, schließlich mit großer Majorität angenommen. I- Berlin, 6. März. In der gestrigen Abend sitzung des Abgeordnetenhauses wurde zunächst der Gesetzentwurf, betreffend die Abtretung der prcußi schen Bank an das Reich, in dritter Berathung definitiv genehmigt und alsdann die Etatsberathung fortgesetzt. Aus dem Extraordinarium des Etats der Verwaltung für Handel und Gewerbe restirte noch der an die Budget- commifsion zurückverwiesene Titel 76 : 450,000 Mark als erste Rate zum Neubaue eines Gebäudes für die Gewerbeakademie in Berlin. Die Commission (Ref. Rickert) beantragt die Bewilligung, beantragt aber zu gleich auch: „Das Haus billigt die Wahl des für den Bau der Gc- werdeakademie in Aussicht genommenen Grundstücks, fordert aber die k. Staatsregierung auf, das Gebäude der Gewerbe akademie mit der Frontstellung nach der Köuigaräyerstrasie aufzuführen, eventuell zu dem Zwecke das an der Königgräyer Straße gelegene Grundstück der St Lucasgemeinde anzukau feu und in den Bauplan hineinzuziehen, auch darauf Bedacht zu nehmen, daß das Gewerdemuseum möglichst in unmittel barer Nähe der Gewerbeakademie aufgeführt wird." Nach kurzer Debatte wurde die Position bewilligt und der Antrag der Commission angenommen. Bei dem Etat für die beiden Häuser des Landtags soll im Etat des Abgeordnetenhauses den einmaligen Ausgaben folgender neuer Titel hinzugefügt werden: „Zu Bauten im Geschästshause des Hauses der Abgeord neten. und zwar zu einem Anbau au die Bibliothek und zur neuen Einrichtung der Glaseindeckung des Sitzungssaales: SS bvo Maik." Referent Rickert empfiehlt die Bewilligung- dieser Summe, indem er die dringende Nothwcudigkeit der an gegebenen Reparaturen und Umbauten darlegt; er giebt schließlich die Summen an, welche seit 1840 für das Gebäude verwendet worden sind: zum Bau 184'.«: 140,« 00 Thlr., zur Erweiterung im Jahre 1867: 83,000 Thlr., zum Umbau 1872: 91,000 Thlr., zum Umbau 1874: 38,000 Thlr., zusammen 317,000 Thlr. Nach kurzer Debatte wird die Position mit dem von der Commission beantragten Zusatztitel genehmigt. Das Haus tritt nun in die Berathung des Etats der Eisen- bahnverwaltung ein. Die sämmtlichen Capitel der Ein nähme werden fast ohne Debatte genehmigt und das Capitel der Ausgaben in Berathung genommen, die jedoch unbeendet bleibt und um '«11 Uhr auf heute (Sonnabend) vertagt wird. — Die heute im „D. R.-A." publicirtc kaiserliche Verordnung, betreffend das Verbot der Ausfuhr von Pferden, ist vom 4. März datirt und enthält folgende 3 Paragraphen: § i. Die Ausfuhr von Pferden ist über säinmtlichc Gren zen gegen das Ausland bis aus Weiteres verboten 8 r. Das Reichskanzlcramt ist ermächtigt, AnSnahmen von diesem Verbote zu gestatten und etwa erforderliche Eon- trolemaßregeln zu treffen. 8 3. Gegenwärtige Verordnung tritt mit dem Tage ihrer Verkündung in Kraft. * Schwerin, 3. März. Der Landtag in Malchin beschäftigte sich in seinen letzten Sitzungen mit dem schwcrinschen Rescript, welches die Ablösung der Stol- gebühren der Landeskirche für Proklamationen und Co pulattonen nach 20jährigcm Durchschilitt beantrag! und dafür jährlich 75,000 Nt. fordert. Mehrere Mitglieder suchten die Compctcnz der Reichsgesetzgebung zur Er lassung eines Gesetzes wie die Civilche anzuzweiscln und meinten, daß durch Ablösung der Stolgebührcn die Trauungen schwerlich befördert würden. Andererseits wurde darauf aufmerksam gemacht, daß das Rescript blos von Trau- und Proclamationsgebührcn rede, nicht von Ablösung der Tauf- und Beerdigungsgebührcn. Die bekanntlich eine ziemlich kühle Aufnahme gefunden hatte. Wenn nnn schon nur die intimern Freunde der Schn mann'schen Muse an dieser rühmlichen künstlerischen That aufrichtig Theil nehmen können, so ist cs immer hin erfreulich, daß jetzt auch die weitern Kreise sich keine Gelegenheit entgehen lassen, dem Meister pietätvoll zu huldigen. Wenige Tage vorher ging an derselben Bühne eine seit längerer Zeit angekündigte einactige Oper von August Horn, „Die Nachbarn" (Text von R. Jonas), zum ersten Male in Scene. Der Componist, eine in allen Schichten Leipzigs bekannte und beliebte, humo ristische Persönlichkeit, erlebte, laut den „L. Nachr.", Triumphe von solchem Umfange, wie kaum Mozart mit seinem „Don Juan" oder Beethoven mit seinem „Fidelio". Obgleich Horn den Abt-Gumbert'schen Melodicnductus cultivirt, hat er sich doch für berechtigt gehalten, durch Persiflage des Vcrdi'schen Opernstils dem italienischen Maestro etwas am Zeuge zu flicken. Die „Aida" des Letztrrn hat Ende vor. Mts. im Stadttheater zu Chem nitz ihren feierlichen Einzug gehalten. Die Ausstattung des Werkes wird als eine glänzende bezeichnet, und auch die Leistungen des Sängerpersonals finden warme Anerkennung. Der Fortbestand erwähnter Bühne als städ tisches Institut war übrigens neuerdings in Frage ge stellt worden. Ein Bericht der mit Berathung dieser Angelegenheit betrauten Deputation constatirt ausdrück lich, daß einer großen Anzahl der Bewohner von Chemnitz die classtsche Literatur einzig und allein nur durch das Theater zugänglich gemacht wird, was aus der Thatsache hervorgehe, daß ein gewisses, meist den mittleren und niederen Ständen angehöri ges Publicum regelmäßig bei Vorführung klassischer Stücke die billigeren Plätze des Theaters süllt, während die besser bezahlten Plätze meist leer bleiben. Gerade aber diese Erfahrung und dir Thatsache, daß die Thea-
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