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Freitag. M 93 25. November 1864 Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Preis Weißeritj-Ieitung. M Amts- und Anzeige-Dlall der Königlichen Gerichts-Jemter an- Stadträthe zn Dippoldiswalde, /rauenklein and Allenberg. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Geising. Die Gewinnung eines schnelleren und für die Einwohnerschaft bequemeren PostverkehrS ist schon seit Jahren der Gegenstand gewesen, über welchen hier mehrfache Klagen geführt und wiederholte Gesuche um Abhilfe des dem Geschäftsverkehr nachtheiligen Zu standes erhoben worden sind. Man stellte endlich eine Briessammlung her mit erweiterten Befugnissen in Postgeschästen. Allein auch diese konnte dem Bebürfniß schon deshalb nicht abhelfen, weil dadurch dem reisenden Publikum gar nichts gedient war, und die Beförderung der Poststücke doch einen länger« Zeitraum in Anspruch nehmen muß, als in dein Falle, wenn die Postexpebi- rion sich im hiesigen Orte selbst befindet. Die Be nutzung der von Lauenstein und Altenberg abgehenden Frühposten blieb unter den qualvollen Verhältnissen be stehen, in welchen solche leider leit Jahren schon bestan den haben. Man muthet uns immer noch zu, zur Herbst- und Winterszeit die Reise früh 2 Uhr nach Lauenstein oder Altenberg zu unternehmen, um bis zu der Zeit, wo der Postwagen oder Schlitten abgeht, in der Regel vor dem Posthause zu kampireu, und das traurige Bild eines entweder frierenden oder durchnäßten sächsischen Pas- sagirs in groß Folio abzugeben. Wir machen hier keiner Person irgend einen Borwurf, wohl aber können wir die oberste Direction des Postwesens deshalb nicht belobigen, weil man bier noch keine bessere Einrichtung getroffen hat. Wir liegen fern von jeder Wasser- und Eisenbahnstraße, haben auch eine solche nicht zu hoffen, obschon wir verhältnißmäßig eben so viel wie diejenigen, welche die Vortheile dieses Verkehrs genießen, zu allen Eisenbahn- und sonstigen Fortkommen und die Korre spondenz befördernden Staatsanstalten beigesteuert haben. Wir verlangen aber, und damit machen wir eineu höchst geringen Anspruch, daß die Post von Lauenstein aus noch eine kleine Stunde auf der ausge zeichneten guten Chaussee zurücklegt und bis in unser Städtchen fährt, daselbst auch eine Postezpcdition er richtet wird, um jene Uebelstände zu beseitigen, unter welchen fich eben so spaßhaft als fast unglaublich die Thatsache ausnimmt, daß ein hier aufgegebenes Post stück erst am dritten, sage am dritten Tage in Lauen stein, Bärenstein, Glashütte u. s. w. mit Umgebung zur Ausgabe gelangt, demnach zwischen hier und der dortigen Gegend eine Postverbindnng besteht, welche, da e« fich nur um eine Entfernung von 1 bi« höchstens 2 Stunden Wege» handelt, als eine jämmerliche und der Verbesserung dringend bedürftige erscheint. Dresden. Am Montag hat der Durchzug der österreichischen Truppen begonnen, die am Leipzig- Dresdner Bahnhofe vom Gouverneur der Residenz, Offizieren und feiten des MuflkchorS mit der österrei chischen Nationalhymne begrüßt wurden. Dem Pub likum war der Zutritt gestattet. Eine im Bahnhofe errichtete Küche mit 3 Kochheerden, deren jeder drei große Kessel enthielt, versorgte die Mannschaften mit Frühstück. Dcm am Mittwoch Nachmittag angekom menen 6. Zuge (RegimentSstab und 1. Bataillon des Inf.-Reg. Nr. 30) wurde die Ehre zu Theil, von Sr. Maj. unserm König begrüßt und inspicirt zu werden. Se. Maj. besichtigte die Küche, kostete die Speisen, unterhielt fich mit dem Commandanten und begrüßte bas österreichische Offiziercorpö, das seiner Freude über den ehrenden Besuch in einem begeister ten Hoch Ausdruck gab. — Das neueste Stück des Gesetz- und Verord nungsblattes für das Königreich Sachsen enthält da wichtige Gesetz, die Aufhebung der ZinSbeschrän« kungen betreffend, vom 25. Octbr. 1864. Dasselbe hebt in tz. 1 das vom Wucher handelnde sechzehnte Kapitel im II. Theile des Strafgesetzbuchs auf und bestimmt in 8- 2, daß derjenige, welcher dem Gläubiger für eine Schuld größere Vortheile, als die Verzinsung nach jährlich sechs vom Hundert gewährt oder zusagt, zu einer halbjährigen Kündigung de« Vertrags befugt sein solle, eine Vorschrift, welche indeß nach 8. 3 auf Schuldverschreibungen, welche auf jeden Inhaber gestellt werden, sowie auf Darlehen, welche ein Kaufmann em pfängt, und auf Schulden eine« KaufmanSS aus seinen Handelsgeschäften keine Anwendung leidet. Berlin. Seit Montag befindet sich die ganze Stadt im Flaggenschmuck, zu Ehren der österreichischen Truppen, die auf ihrer Rückkehr au« Schleswig durch- paffiren. Am Dienstag nahm der König den ange kommenen Truppen die Parade ab, und die Offiziere wurden zur Tafel gezogen. — Unter mehreren Mittelstaaten find bereits seit einiger Zeit Unterhandlungen darüber im Gange, zur Erleichterung der Elbherzogthümer die Kosten der B und eSexecu tion auf die Gesammtheit des Bundes zu übernehmen, Da« Projekt soll vielen Anklang ge funden haben, und wenn e« zum Antrag gebracht wird, kann es wohl auf Annahme rechnen. Dafür, daß auch die von Preußen und Oesterreich aufgewandten Kriegs« kosten von den Bundesstaaten durch matrieularmäßige Beiträge gedeckt werden möchten, find die Aussichten nicht so günstig. Baiern. Die Besorgnisse, als ob mit dem Re gierungsantritte des jungen König« die pfäffische Partei in Baiern zur Herrschaft gelangen würde, können al-