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Postb, Amtsblatt fir die Königliche Umtshauptmarmschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadtrüthe zn Dippoldiswalde nnd Zsraumstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithnc in Dippoldiswalde. Mit achtfeitigen» .^llustrirte» Unterhalttmg-blatt".Mit land- nud hansmirthschastlicher Monnt-beilage. Nr. 14. Donnerstag, den 1. Februar 1894. 60. Jahrgang. Abonnements auf die „Weißeritz-Zeitung" für die Monate Februar and März nehmen alle kaiserlichen Postanstalten, Briefträger, unsere Zeitungsboten und die unterzeichnete Expedition entgegen. Inserate werden in unserer Expedition und in allen unseren Annoncen-Annahmestellen angenommen und finden die weitgehendste Verbreitung. Die Expedition der „Weißeritz- Zeitung". Nachwort zum Besuche des Fürsten BiSmarck in Berlin. Nur auf flüchtige Stunden hat sich die Dauer deS Besuches des FürsteS Bismarck am Berliner Hofe be messen, trotzdem wird dieses historisch gewordene Er- «tgniß gewiß noch lange in der Tagespolitik wie im Herzen deS deutschen Volkes nachklingen. Fühlt man doch in allen Kreisen unserer Nation, daß mit der so eben stattgefundenen Wiederbegegnung zwischen un serem Kaiser und dem politischen Berather seines groben Ahnen das Reich wieder einen jener gewaltigen Augenblicke erlebt hat, die sich in die Erinnerung der Völker unvergänglich eingraben, um daselbst für immer in schönem Lichte fortzustrahlen. AuSgrtilgt sind nuu- mrh^hvffiMtchNMV'die letzten Spuren jener Ver stimmung, die zum tiefsten Schmerze aller Vaterlands freunde jahrelang den Schirmherr« deS Reiches von dessen ersten Baumeister trennte, in aufrichtiger Ver söhnung haben sich jetzt der Kaiser und Fürst BiSmarck die Hand gereicht, und geheilt ist hiermit der Riß zwischen Deutschlands Zukunft und Vergangenheit! Wenn aber auch zunächst die rein menschliche Seite bet diesem erhebenden Vorgang überwiegt, so erscheint «S doch begreiflich, wenn schließlich auch die Frage nach den etwaigen politischen Folgen deS sensationellen Ereignisses heroortritt. Es ist wohl überflüssig, noch mals zn betonen, daß an eine Rückkehr deS Altleichs. kanzlerS an die Spitze der Reichs- und Staatsgeschäfte nicht mehr zu denken ist. Eine solche durchgreifende Wendung der Dinge erscheint durch die Lage der Ver hältnisse von selbst als völlig ausgeschlossen, und Fürst BiSmarck selber wäre gewiß der letzte, sich mit einem solchen Plane zu tragen. Dennoch besitzt der Besuch des greisen Kanzlers in Berlin unverkennbar auch seine Politische Bedeutung, nur läßt sich gegenwärtig noch nicht ermessen, wie wett dieselbe reicht. Schon die Aeußerltchketten bei dem Ereignisse deuten darauf hin. Mit Ehren, wie sie sonst nur einem regierenden Herrn oder einem hervorragendem Anverwandten eines fürst lichen Hause- erwiesen werden, ist Fürst Bismarck am kaiserlichen Hofe empfangen und ausgezeichnet worden und bei der Abreise des berühmten Gastes war der Kaiser am Bahnhofe anwesend. Ferner hat der denk bar herzlichste Verkehr zwischen dem kaiserlichen Gast geber und dem Fürsten BiSmarck stattgefunden, ebenso wurde letzterer von der Kaiserin und den in Berlin anwesenden Fürstlichkeiten mit aller Auszeichnung be handelt. DaS eigentliche bedeutungsvollste Moment bei dem Aufenthalte des Fürsten am Berliner Hofe bildete jedoch offenbar die dreiviertelstündtge Unter redung, die der Kaiser und Fürst Bismarck ohne Leugen mit einander gepflogen haben. Dieselbe wird sicherlich zu .einer eingehenderen Aussprache zwischen dem Monarchen und dem früheren Lenker der Geschicke deS Reiches über die schwebenden Tagesfragen wie üb« die künftiger» Rtchtung-ltnien der deutschen Ge- sammtpoltttk geführt haben. Was hierbei gesprochen und beschlossen worden ist, die- wird natürlich bis auf Weiteres da» Seheimuiß beiher Männer bleibe«, aber jedenfalls erscheint die Muthmaßnng nicht ungettcht- sertigt, daß dteseSintttue Gespräch zwischen dem Kaiser und -em Allreichskanzler nicht einflußlos ans di« fernere Entwickelung der Dinge in Deutschland bleiben wird. Auch verdient noch «wähnt zu werden, daß Fürst BiSmarck während seines Aufenthaltes im Ber liner Residenzschlosse auch vom König von Sachsen in besonderer Audienz empfangen wurde. Im klebrigen hat der Berliner Besuch des Fürsten BiSmarck nicht zu der vielfach erwarteten Begegnung desselben mit dem Reichskanzler Grafen Caprivi oder mit einer d« anderen maßgebenden Persönlichkeiten deS »neuen Kurses" geführt; Graf Caprivi und die Staatsminister gaben lediglich ihre Karten beim Fürsten ab. Indessen dürfte wohl nur di« Kürze der Zeit und weit« die Rücksichtnahme auf den Gesundheitszustand des Fürsten BiSmarck eine persönliche Berührung desselben mit dem «inen oder dem anderen der jetzige Berather des Kaisers verboten haben^ sodaß aus dem Unterbleiben einer derartigen Aussprache schwerlich irgend welche Schlüsse gezogen werden können. Vielleicht, daß über haupt nicht größere Wirkungen des BiSmarckbesuche» in der Reichshauptstadt in nächster Zett sichtbar her vortreten werden, aber zum Mindesten kann nun da deutsche Volk der frohen Zuversicht leben, daß der er fahrene Rath und die Weisheit des alten Kanzler» dem Kaiser in kritischen Zeiten wieder zur Seite stehen werden. -Lokales rmd Sächsisches. Dippoldiswalde. Der Zwiebelkalender, ein Orakel, das noch viele Gläubige zählt, bestärkte letzter« in ihrem Vertrauen zu demselben wieder durch die Wahr nehmung, daß die trockene Witterung des letzten Jahres genau der Probe mit den zwölf Zwiebelscheiben ent sprach. Für Heuer hat der Januar als sehr trockener Monat auch schon dem Orakel Wort gehalten. Da gegen müßte nun dck Februar ungefähr zur Hälfte feuchte Witterung bringen, während der März wieder trocken sein soll. LIS nässeste Monate müßten sich Mai und Oktober einführen, da deren Scheiben fast zerflossen waren. Die Erntemonate sollen mehr trocken sein. Möchten sich diese Aussichten auf ein normales Jahr auch nach dieser Seite hin nur auch erfüllen. - Poffeudorf. Die Gemeinderäthe zu Poffendorf und Deuben zugleich für die Gemeinderäthe zu Wilms dorf, Kreischa, Kleincarsdorf, Börnchen, Lungkwitz, Hänichen, Hausdorf, Quohren, Niedeehäslich und SchweiuSdors und für die selbständigen Gutsbezirke Poffendors, Wilmsdorf und Kleincarsdorf haben sich an die hohe Ständeversammlung des Königreichs Sachsens mit der Bitte gewendet, den Bau einer Eisen bahn Deuben—Poffendorf—Kreischa im Anschluß an die ««gestrebte Eisenbahnlinie Niedersedlitz—Kreischa— Dippoldiswalde—Frauenstein—LandrSgrenze bez. an die Chemnitzer Linie bei der Hohen Staatsregierung befürworten zu wollen. Wir au- dem beigegebenen Plane mit Längenprofil ersichtlich, ist diese Zweiglinie leicht, ohne Kunstbauten, ausführbar. Dieselbe, mit 5 Zwischenhaltestellen gedacht, bat eine Länge von 11,«i« Lw. Die Steigungsverhältnisse sind äußerst günstige; die höchste Steigung ist 1: 3V bet Neubanne witz. Suf etwa halber Länge berührt die Linie di« Orte Poffendorf und Wilmsdorf. Dort würde der Mittelpunkt größeren Verkehre» sein. Die sehr bevöl kerte Gegend von Poffendorf und Kreischa »U theil- wetse sehr entwickelter Industrie und der induftriereiche Plauensche Grund mit seinen zahlreichen großen Ort schaften dürfte eine entsprechende Rentabilität der Bah» gesichert erscheinen lassen und es ist wohl nicht zu viel gesagt, wenn «an di« Hauptlinie Niedersedlitz—Kreischa —Dippoldiswalde—Frauenstein—Landesgrenze mit der erbetenen Zwetglinie als einen hochwichtigen Schienen- sträng von größter volkSwirthschaftlichrr Bedeutung hinstellt, der zugleich für di« Eingesessenen d«S Ver waltungsbezirks Dippoldiswalde wie für die Behörde« die so lange schon ersehnte wesentliche Erleichterung in Bezug auf den amtlichen Verkehr bringe« würde. Hoffen wir, daß die Hohe Etändeversammluug der Bitte Gehör schenken und somit dem hier in Frage kommenden LandeStheile zu dem seit lang« Zett an gestrebten Anschluß an da- Eisenbahnnetz verhalfen werde. — Herr Lehrer Kunzmann hier wurde nach stattgesundener Echulprobe als ständiger Lehr« in Hainichen gewählt. Burkersdorf b. Frauenstein. Am Montag Abend gegen '/>S Uhr brach in der Scheune de» hiesigen Gutsbesitzers Heinrich Herman» Funke Feuer aw», durch welche» di« gedachte Scheune sammt Wohnhaus und Seitengebäude total in Asche gelegt wurden. Die sämmtlicheu Gebäude bestanden au- Fachwerk, waren über 100 Jahre alt und hatten^Btrohdmh. Der Ka» lamttose hat sein Mobiliar bei der Elberfelder Feuer versicherung versichert. Das Vieh ist rechtzeitig ge rettet, dagegen sind fast sämmtliche Vorräthe der vor jährigen Ernte, mehrere Wagen und da- Ackergeräthe mit vernichtet worden. Allem Anschein nach liegt Brandstiftung zu Grunde. Lauenstein. He« Pastor Löwe, welcher seit 8 Jahren sein Amt al» Seelsorger hier und in Löwen hain in treuester Weise bekleidet hat, wird uns be dauerlicher Weise in kurzer Zett oerlaffen. Auf An ordnung de» hohen LandeSkonststorium» wird derselbe nach Leulitz bei Wurzen berufen, da sich daselbst Kirchenpatron und Kirchenvorstand über eine« der drei vorgeschlagenen Bewerber nicht haben einigen können. Dresden. Die Zweite Kammer beschäftigte, sich am SS. Januar zunächst mit der Petition Earl Schützes in Dresden um Aufhebung beS Gefängniß- zwangeS in Ehesachen. Die Petitionsdeputation schlug durch ihren Berichterstatter Abg. v. Trebra-Lindena« vor, die Petition auf sich beruhen zu lassen. Der vom Abg. Philipp gestellte und begründete Antrag: die Petition der Regierung zur Kenntnißnahme zu über weisen, wurde, nachdem Abg. vr. Schill sich dagegen ausgesprochen hatte, mit 37 gegen 33 Stimmen an genommen. Endlich ließ die Kammer dem Vorschlag der Beschwerdedeputation entsprechend die Beschwerde de» Schuhmachers Rodig in Leipzig ohne Debatte auf sich beruhen. Die Kammer trat am 30. Januar zunächst in die allgemeine Vorberathung über da- König!. Dekret Nr. 83, den Bau der Bahnlinien: Wilzschhaus-CarlS- feld, Limbach-Wüstenbrand, Waldheim-Kriebethal be treffend, ein. Das Dekret wurde einstimmig an die Finanzdeputation ö zur Berichterstattung verwiesen, nachdem sich Abg. Uhlig (Hermsdorf) für dir Linie Hohen- stein-Limbach verwendet, Abg. Seydler für die Erbau ung der Linie Wüstenbraud-Limbach seine« Dank aus gesprochen und Abg. Hersürth die Erbauung einer Zschopauthalbahn empfohlen hatte. Endlich ließ die Kammer die Petition der Anna verw. Richt« in Rosen dorf in Böhmen um Gewährung einer Unterstützung, dem Abtrag der Petttiondeputatio« entsprechend ohne Debatte auf sich beruhen. — In Folge der BahnhofSumbauten hat man auf dem Böhmischen Bahnhof« mit einem thetlweisen Abbruch der eiserne« Bedachung und Säulen de» Durchgaag-perron» nach dem Prag« Stroßenübergang zu begonnen. E» geschieht die», weil von Mitte März