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Schönburger Tageblatt Zugleich weit verbreitet in den Ortschaften der Standesamtsbezirke Altwaldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenleuba- Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Langenchursdorf, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Anzeigen bis vorn». 9 Uhr am Ausgabetag erbeten. Ausgabe nachmittags '/,3 Uhr in der Geschäfts stelle in Waldenburg Sa., Altenburgcrstr. 38. Erfüllungsort Waldenburg. Filialen bei Lerrn Otto Förster; in Callenberg bei Lerrn Friedr. Lermann Richter; in Langenchursdorf bei Lerrn Lermann Esche; in Wolkenburg bei Lerrn Linus Friedemann; in Penig bei Firma Wilhelm Dahler; in Ziegelheim bei Frl. Schmidt, Postagentur. Im Falle höherer Gewalt, Krieg, Streik, Aussperrung, Maschinen« bruch, Störungen im Betrieb der Druckerei oder unserer Lieserer, hat der Bezieher keinen Anspruch aus Erhalt der Zeitung vöer Rückzahlung deS Bezugspreises. 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Ferner veröffentlichen zahlreiche andere staatliche, städtische u. Gemeinde-Behörden ihre Bekanntmachungen im Schönburger Tageblatt. Verantwortlich Mr Redaktion, Druck und Verlag E. Kästner in Waldenburg Sachsen. Mitglied de« Sächsische» und de» Deutschen ZeltungSverleger-VereinS <E. B) — VerlagSort Waldenburg Sachsen. Rr. 107 Donnerstag, den 9. Mai 1929 51. Jahrgang. Eine chinesische Millionenstadt in Flammen. Amtlicher Teil. Das Sladtbad (im Elektrizitätswerk) ist wieder geöffnet Sonnabends von vorm. 10 — nachm. 8 Uhr, Sonntags „ „ 8 — mittags 12 Uhr. Waldenburg, am 8. Mai 1929. Der Stadtrat. Ter Reichspräsident empfing gestern den rumänischen Außenminister Titulescn. Im Rcichsfinanzministervm sand gestern die Länder- lonsere«; statt, die die geplanten Ftnauzmastnahmen der Reichsregiernng erörterte. Ter Rotsrontkämpserbund wurde auch in Sachsen und Hamburg aufgelöst. Das RetchSkabtnett beschäftigte sich am Montag mit der Reform der Arbeitsloscnverfichernug. .Der Thüringer Landtag wählte die neue Regierung: «taatsmtnister vr Paultzen und vr. Riedel und 5 Ttaatsrätc. . Der mecklenburgische Landtag hat seine Auslösung ^schlossen. Das Lustschiff .Graf Zeppelin' wird am 15. Mai zu muem zweiten Amerikastug aufsteigen. Pariser Sachverständigen hielten gestern eine Voll- ttyuug gh ... Elus den litauischen Ministerpräsidenten Woldemaras wurde in Kowno ein Anschlag verübt. Sein Adjutant wurde erschossen. «Waldenburg, 8. Mai 1929. Der vorbereitende Abrüstungsausschuß ist am Montag nach Hause gegangen, nachdem er sein Toten« grabcrwerk im Wesentlichen abgeschlossen hat. Er ge denkt nunmehr, um sich von seinen Anstrengungen zu erholen, einen langen Schlaf zu tun. Frühestens im November, vielleicht sogar erst im März nächsten Iah- res, will er zu seiner Schlußsitzung zusammentreten, um seinen Bericht für die Abrüstungskonferenz fertig zustellen. Vielleicht noch im Jahre 1930 wird diese dann zusammentreten, um das ihr von dem Borberei tungsausschutz unterbreitete Material weiter zu ver arbeiten. Sie wird zwar formell in ihren Entschlüssen vollkommen souverän und an die vom Vorbereitungs ausschutz aufgestellten Richtlinien nicht gebunden sein. Man kann aber trotzdem die Abrüstungskommission kaum als eine zweite Instanz ansehen. Denn es wer den voraussichtlich dieselben Männer darin sitzen, und falls nicht inzwischen unvorhergesehene Ereignisse ein treten sollten, werden sie von ihren Regierungen die selben Instruktionen erhalten. In einer Erklärung, die Graf Bernstorff der deut- lchen Presse in Genf übergab, hat er auf die Ab rüstungskonferenz seine letzte Hosfnunq gesetzt, dabei aber ausdrücklich den Vorbehalt gemacht, daß die Re gierungen ihren Vertretern für diese Konferenz an- vere Instruktionen geben. Er hat damit selbst seine Hoffnung auf ein Minimum eingeschränkt, wenngleich eine Schwenkung matzgebcnder Staaten in der Ab- Mtungsfrage nicht vollständig außerhalb des Bereichs ver Möglichkeit liegt. Man braucht ja nur an die vevorstehenden englischen Wahlen zu denken, die unter umständen einen Regierungswechsel und damit auch einen neuen Kurs in der Abrüstungsfrage bringen wnnten. Aber auch in dem vorbereitenden Abrüstungs ausschuß könnten sich in der Schlußsitzung noch Dinge Spielen, die einen Szenenwechsel nach sich ziehen Hn dieser Schlußsitzung soll bekanntlich ausschließ- uch die Flottenfrage erörtert werden, über die in der Zwischenzeit zwischen den Seemächten diplomatische Ver. Wandlungen gepflogen werden sollen. Da sowohl dis Haltung Englands wie die Amerikas in der Reser- Menfrage maßgebend von der Flottenfrage beeinflußt ist, so ist es nicht ausgeschlossen, daß ein »wischen den Seemächten ausbrechender Konflikt über we Seeabrüstung auch Rückwirkungen auf Fragen der >andrüftung ausübt. Insofern ist auch Deutschland ^..diesen Schlußverhandlungen des Borbereitungs- ^sschusses interessiert. Im übrigen hat aber schon letzt abgeschlossene Tagung für Deutschland völlige Klarheit geschaffen. Es erscheint deshalb angebracht, schon jetzt das Fazit aus den Genfer Verhandlungen zu ziehen. Die deutsche Regierung hat in den bisherigen Verhandlungen die Forderung vertreten, daß folgende vier Kategorien der Landrüstungen in einem Ab rüstungsabkommen herabgesetzt werden müßten: 1. effektive Truppenbestände, 2. die gesamten ausgebildeten Reserven, 3. das im aktiven Dienst verwandte Kriegsmaterial, 4. das gesamte lagernde ergänzungsfähtg« Kriegs material. Der Abrüstungsausschuß hat nun in dem Kon ventionsentwurf, dessen zweite Lesung zum größten Teil abgeschlossen wurde, lediglich die Festsetzung von Höchstziffcrn für die unter den Fahnen stehenden Trup penbestände in Aussicht genommen. Dagegen sind 1- dem Tlbkommcn überhaupt nicht berücksichtigt worden die gesamten militärisch ausgebildeten jederzeit mobi lisierbaren Reserven, die Festsetzung der jährlich ein- kuberufenden Kontingente, die jährliche Dienstdauer, ferner das gesamt« lagernde Kriegsmaterial. Damit sind die Voraussetzungen für einen Angriffskrieg un verändert bestehen gelassen worden. Ebenso hat. der Ausschuß die Unterscheidung zwischen ziviler und militärischer Luftschiffahrt abgelehnt und damit auch die Luftwaffe als Hauptangriffsmittel unbeschränkt ge lassen. Ter Ausschuß hat dann allerdings noch beschlossen, daß die Rüstungsausgaben veröffentlicht werden sollen, wobei es aber unerfindlich bleibt, in welcher Weise eine Veröffentlichung der Ausgaben zu einer Herab setzung der militärischen Rüstungen führen soll. Er hat es weiter abgelehnt, die Vorbereitungen für den chemischen und den bakteriologischen Krieg zu ver bieten, während der Gaskrieg als solcher durch das Genfer Protokoll von 1925 verboten wird. Der Aus schuß hat somit gegen die Stimmen Deutschlands, So-, wjetrutzlands uns Chinas einen Konventionsentwurf ausgearbeitet, der alle Möglichkeiten moderner Rüstun gen offenläßt und die moderne Kriegsmaschine zu gleich mit den Millionen ausgebildeter Reservisten al- die beiden entscheidenden Faktoren der Rüstungen un beschränkt läßt. Es bleibt somit nur noch Bernstorffs „letzte Hoff nung" auf die Abrüstungskonferenz selbst. Groß ist diese Hoffnung nicht. Denn vorläufig kann nur fest gestellt werden, daß die großen und kleinen schwer ge rüsteten europäischen Mächte die kommende Abrüstungs konferenz lediglich als ein Mittel für eine offizielle und internationale Anerkennung ihres gegenwärtigen Rüstungsstandes erblicken. Sie Berliner Anieihekonserenz. Wie sollen die ReichSbahnvorzugsaktien nntergebracht werden? Dienstag vormittag begann im Reichsfinauzmi- nisterium eine Konferenz der Finanzminister der Län der, die sich aber selbst zumeist vertreten ließen. Für Bayern war Ministerialdirektor Dr. Hammer erschienen, für Württemberg ein Vertreter des Gesandten Honold, für Baden Ministerialdirektor Kempff. Für Sachsen war Finanzminister Weber persönlich anwesend, ebenso für Preußen Finanzminister Höpker-Aschofs. Die Besprechung galt den von der Reichsregic- rung geplanten Maßnahmen zur Auffüllung der Reichs kasse. Neben der Reichsanleihe wurde auch die Frage erörtert, wie die in Händen des Reiches befindlichen siebenprozentigen Reichsbahnvorzugsaktien unterge- gebracht werden könnten. Wie verlautet, ist nicht be absichtigt, auf die Sparkassen irgendeinen Druck aus zuüben, vielmehr soll die Uebernahme nach den bisher gültigen Anlagebestimmungen für die Sparkassen er folgen. Diese Anlagebestimmungen sind Sache derLän- oer. Das preußische Anlagegesetz sieht vor, daß 25 v.H. der Spareinlagen in öffentlichen Papieren angelegt werden, davon zwei Fünftel in Kommunalpapieren und drei Fünftel in Reichs- und Staatsanleihen. Diese drei Fünftel dürsten in Preußen für die Aufnahme von Reichsbahnvorzugsaktien in Frage kommen. Füv die Sparkassen der süddeutschen Länder dagegen besteht keine besondere Anlageverpflichtung, vielmehr haben Diese Sparkassen in ihrer Anlagepoliklk volle Hand lungsfreiheit. Verhandlungen mit den Sparkassen sind bisher noch nicht geführt worden. Reform der Arbeitslosenversicherung. Ei» Sofortprogramm zur Abstellung von Mißständen. Wie amtlich mitgcteilt wird, beschäftigte sich das Reichskabinett am Montag mit der Frage der Ein führung von Reformen auf dem Gebiete der Arbeits losenversicherung. Es wurde dabei die Abstellung dev Uebelstände ins Auge gefaßt, welch.e sich in der Praxis seit Inkrafttreten der Arbeitslosenversicherung heraus- gestellt haben. Hierbei wurde jedoch festgestellt, daß es mit der Beseitigung dieser Unzuträglichkeitcn allein nicht sein Bewenden haben kann. Tic Finanzlage des Reiches ist so ernst, daß die Inanspruchnahme von öffentlichen Mitteln im bisher » gen Ausmaß vollkommeu unmöglich ist und sich über d e schon im Haushalt bereitgestellten Mittel hinaus nur im Falle ganz außergewöhnlicher Ereignisse rechtfer tigen laßt. Tas Neichskabinett war daher der Mei nung, daß eine Aendernng der Arbeitslosenversiche rung auch ans die Finanzlage des Reiches Rii-kficht nehmen mnß. Die NcichSregieruug wird in Form eines Gesetz entwurfes ein Sofortprogramm über die Abstel lung von Mißständen auf dem Gebiete der Arbeits losenversicherung aufstellen und außerdem einen Aus schuß von Sacht er stündigen einsetzen, mit dem in größ ter Beschleunigung Richtlinien für eine Umgestaltung des Arbeitsiosenversicherungsgesetzes erörtert werden sollen. Vollversammlung in Paris. Teutschland fordert Freigabe der Pfänder. Am Dienstag nachmittag traten die Pariser Sach verständigen zu der mit Spannung erwarteten Voll versammlung zusammen, nachdem am Vormittag einh Nochmalige Besprechung zwischen Dr. Schacht und Young stattgesunden hatte. Tie deutschen Vorbehalte, die neben dem Asung-Plan selbst die Grundlage süe die Verhandlungen der Sachverständigen bildeten, be ziehen sich, gutem Vernehmen nach, vorwiegend auf folgende Punkte: 1. Aufhebung der Pfänder und der Kontrollkommis sionen, 2. Abschaffung des Recoverh-Acts, wonach die Alli ierten von der deutschen Einfuhr eine 26prozentige Ein fuhrabgabe erheben können, 3. die Möglichkeit für das Reich, die Revision dek Zahlungsplanes zu verlangen, 4. Anrechnung der Schuldenermäßigung, die di« Ver einigten Staaten unter Umstanden den Alliierten zu Gunsten des Reiches zugestehen sollten, 5. die Möglichkeit, bei dem größten Teil der JahreS- zahlungen den Transferschutz in Anwendung zu bringen. Severing über die MivorgSnge. Tas Temoustratiousverbot sollte aufgehoben werde«». Im Haushaltsausschuß des Reichstages kamen bei der Beratung des Haushalts des Reichsinlienministc- riums die Maivorgänge in Berlin zur Sprache. Dabei ergriff auch Neichsinnenminister Severing das Wort, um sich gegen die Behauptung zu verwahren, daß ev nichts unternommen habe, um das Demonstrations verbot zur Aufhebung zu bringen. Er habe Mittel April — so erklärte er — an den preußischen Innenminister die Frage gerichtet, ob eS sich empfehle, im Hinblick auf die üblichen Demonstrationen der Arbeiter am 1. Mai das Verbot der Umzüge auszuheben. Der Minister des Innern in Preußen hat darauf erwidert, daß der Polizeipräsident Zörgiebel gleichfalls ein« solche Aufhebung erwogen habe. Es sei aber immer wieder die Meldung von neuen Umzügen mit neuen Exzessen ge kommen. Der Polizeipräsident habe sich deshalb zur Aus- Hebung des Verbotes nicht entschließen können. Der 1. Mal kam näher, und immer deutlicher war zu erkennen, daß die Kommunistische Partei es darauf antegie, zu einer Kraftprobe zwischen sich »nd dem Staat« zu gelangen. In Flugblättern wurde dazu aufgefordert, auf dem