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Nr. 188. 25. Jahrgang Dienstag, den 16. August 1898. boot auf eine Entfernung von zwanzig englischen Meilen in die Luft zu sprengen, ohne Explosivnsstosse anzuwenden. Je dicker der Panzer, desto sicherer uud erfolgreicher ist die Operation. Wie verlautet, stehen bei der deutschen Marine zunächst wesentliche Reformen im Torrpedo- wesen bevor. Es sollen schnellere und größere Torpe doboote gebaut werden, die den Kamps mit den gesürchteten Torpedobootszerstörern besser sollen aufnehmen können. Auch andere marinctechnische Veränderungen und Ver besserungen wird man erwarten dürsen. — In Friedrichsruh halten sich nach dem Ableben des Fürsten Bismarck über siebzig Berichterstatter ein gefunden, darunter Oesterreicher, Engländer, Franzosen, Dänen und Amerikaner. Bei wichtigeren Meldungen, namentlich über die Ankunst, Begrüßung und Weiter fahrt der Majestäten am 2. August, wurde in ausge dehntem Maße von dringenden Telegrammen Gebrauch gemacht. Jnsgesammt wurden in der Zeit vom 31. Juli bis 3. August in Friedrichsruh 3018 Telegramme mit 135 000 Worten verarbeitet. Am höchsten war die Zahl der angekommenen Telegramme am 1. August (660 Stück mit 20 000 Worten). Die Zahl der abgegangenen Telegramme am 2. August (603 mit 35 000 Worten). Fünf Morseleitungen mit Hamburg und drei Morseleitungen mit Berlin wurden am 31. Juli morgens in Beirieb (genommen und blieben mit Ausnahme einiger Stunden nach Mitternacht fast un unterbrochen bis zum 3. August in Benutzung. Die Gesammtzahl der vom 31. Juli bis zum 3. August iu Friedrichsruh aufgelieferten Postkarten und Briefe be trägt rund 10 000. Das Personal des Postamts in Friedrichsruh mußte am 31. Juli auf 10, am 1. August aus und 15 am 2. August aus 18 Beamte verstärkt werden. Außerdem wurden dem Postamt vier Unterbeamte zur Dienstleistung zugewiesen. Am 3. August hatte der Verkehr wieder so nachgelassen, daß 10 Beamte zur Wahrnehmung des Dienstes ausreichten. — Die „Köln. Ztg." berichtet, der bedenkliche Zu stand des Papstes lasse sich nicht länger verheimlichen, er habe sich nach und nach sehr verschlimmert. Der Papst sei jetzt ein hinfälliger Greis, der nur wenig und sehr leise spreche. Schreiben könne er nicht mehr, ebenso wenig vom Laufe der Geschäfte Kenntniß nehmen, oder irgend eine Frage studiren. Das Denken ermüde ihn und das Beten mache ihn zerstreut, sodaß er zehnmal dasselbe Gebet anfange ohne es zu merken. Der Papst vergehe langsam, wie eine weiße Kerze im goldenen Leuchter, Rampolla führe die sämmtlichen Geschäfte. Oesterreich-Ungarn. Wien, 14. August. Heute früh 'ö Uhr fuhr zwischen Baumgarten und Hütteldorf bei Hietzing ein Personen zug in einen voraussahrenden anderen. Hierbei wurden 10 Pasiagiere und 7 Bahnbedienstete leicht verletzt und mehrere Wagen beschädigt. Der Fernverkehr ist nicht unterbrochen worden. Frankreich. Lisieur, 14. August. Der gestern Abend 11 Uhr 15 Min. abgelassene Zug entgleiste bei BeuvillerS (Depar tement Calvados). Sieben Personen sind todt, 41 ver wundet. Der Minister der öffentlichen Arbeiten ist an die Stätte des Eisenbahnunfalls abgereist. Die Ursache des Unglücks ist noch nicht festgestellt worden. Die Waggons sind mit äußerster Heftigkeit einer über den anderen gestürzt. Ran befürchtet, daß noch drei Frauen ihren Verletzungen erliegen werden. Alle Ver letzten außer zweien sind Pariser, ebenso die drei von den Todten, deren Persönlichkeiten bis jetzt festgestellt werden konnten. — „Die Geschäfte gehen schlecht", ist die Ueberschrift eines Leitartikels des „Soleil", der sich auf den letzten amtlichen Ausweis der französischen Ein- und Ausfuhr Tagesgeschichte. Deutsches Reich. im Marinewesen geht mau nächst N / "7 Kriegsflotte besitze", für die Zen zweifellos entgegen.» Mit unaetbeiller IpEung sah „'.an in den letzten Jahren wo d mittel" "'7' Angriffs- und Vertheidlgungs- mittel auf dem Meere so großartige Fortschritte gemacht 77' en,em Seekriege entgegen. Sollte er doch die Probe darauf sein, was die mit einem so kolossalen Aufwande von Geldmitteln erbauten neuen und neu- arttgen Marlneungeheuer im Kriege iverth seien. Die entgegengesetztesten Meinungen wurden ausgesprochen und theorett ch verth^ Erst ein ernster Seekrieg K Belehrung bringen. Ein wirklich ernster Seekrieg waren zwar weder der japanesisch- chmesische, noch der spanisch-amerikanische; dennoch durften sie die folgenschwersten und ausgedehntesten Umwälzungen in der Marine aller Länder zur Folge Haven. Der Chef des russischen Uebungsgeschwaders in d" Ostsee und frühere Generalinspektor der Seeartillerie Vice-Admiral Makorvw hält es für unzweifelhaft, daß die Panzerschiffe sich überlebt haben. Die Artillerie ist ihnen allemal über, und das Schlachtschiff der Zukunft werde ein ungepanzerter Kreuzer von 3000 Tons sein. Es sei nunmehr bewiesen, daß Panzerdeck- kreuzer von 3- bis 4000 Tons erfolgreich mit Panzer- kolossen von 15000 Tons den Wettbewerb aufnehmen können und überdies schütze kein Panzer gegen Torpedos. — Werde der Panzerschild eines Geschützes auf Deck getroffen, daun werde die ganze Bedienungsmannschaft des Geschützes unbrauchbar und das Unheil, das von Sprenggranateu in einem geschlossenen Raume auge richtet werde, sei noch viel größer. In der Schlacht bei Jalu sei eine Granate in einem geschlossenen Raume des japanischen Kreuzer „Matushima" gesprungen und habe 52 Mann getödtet nnd 58 verwundet. Als noch furchtbarer war die Wirkung einer einzigen spanischen Granate auf der amerikanischen „Texas" in diesem Kriege von einem englischen Korrespondenten geschildert: „Die Granate durchschlug die ^zölligen Stahlplatten des Schiffes als wären sie aus Papier, traf in der Mitte des Raumes einen Metallständer und explodirte. Obgleich die Granate eine kleine, nur sechs Zoll im Durchmesser, war und nicht mehr als .siebzig Pfund wiegen konnte, so zertrümmerte sie doch vollständig Alles in dem großen Raum, in welchem sie krepirte. Der Ständer war iu einer Ausdehnung von 2 Fuß in Atome zermalmt. Eine Stahlrippe, nahezu doppelt so dick wie eine Eisenbahnschiene, ward in zwei Stücke geschnitten, als bestünde sie aus Käse. Das Bodenstück der Granate riß iu dem Stahldeck eine Furche, als wenn ein Pflug durch den weichen Boden eines Brach feldes gegangen wäre. Es traf und zerbrach eine andere Rippe des Schiffes uud zerbrach hierselbst wieder in zwei Stücke, die sich in eine Taurolle bohrten, die um einen Eichenblock von 2 Fuß Umfaug aufge- schlossen war. Tau und Eichenblock bildeten Cylinder von etwa 4 Fuß Durchmesser. Das Tauwerk war bis auf das Holz durchschnitten und der starke Eichenblock in Stücke zerrissen. Jeder Mann im Raume wurde verwundet. Ein Mann wurde buchstäblich zu Atome zerblasen. Schon das Alles ist so furchtbar, daß man eben nicht begreifen kann, wie man überhaupt noch den Muth haben kann, Panzerschiffe zu bauen, zu be mannen und hinauszuschickeu. Und doch droht den schweren Panzerschiffen ein noch furchtbarerer Feind. Wenn sich nämlich italienische Berichte bewahrhelten, ist es dem berühmten Erfinder der Telegraphle ohm D r ) Marconi gelungen, eine Erfindung zu " "Heu, n-ch welche er im Stande ist, ein Panzerschiff oder Torpedo stützt. Herrn de Kerohandt klagt daß aber schon lange mehr Waaren em- al ^c.a/rMer in dem die Einfuhrziffern noch niemals d A i f nämlich Maße überstieg, wie im ersten « Ausfuhr er- unr 596'/, Millionen. Der Rückgang °e^ streckt sich auf alle Ausfuhrartikel. ' Wollstoffe und Halbjahr 1898 für 43 Millwnen w ausgeführt für 10 Millionen wenigs Seldes Da- worden, als in den ersten sechs M „ ^97 für gegen bezog Frankreich im ^s 304 Millionen auswärtige Fabrikate i Millionen -m-„ H-ldjchre- IMS ,ür m-hr »l« sl« Die jr»n,«ch- Industrie heißt es werter, können den Kampf ans „druckt nicht bestehen, weil die -Steuerlast, d I - ihnen nicht gestattet, billig zu produziren un z kaufen. Nicht nur werde es von den ande , ' hauptsächlich von Deutschland, allenthalben «be flügelst sondern es habe noch obendrem dre größte Muhe sich daheim gegen die Überschwemmung mü fremden Er- zeugnisien zu mehren. Die Heilmittel erblick ,, ' narchistische Blatt in einer Rückkehr zur Larchwirt^ und in noch höheren Schutzzöllen, als selbst Herr Mel ne sie befürwortet. England könne ungestraft vom Aus land drei Viertel oder sogar vier Fünftel des Getreide^ beziehen, dessen es für seine Ernährung bedarf. Mtt seinen Kohlen und seinen Fabrikaten bezahle es das Korn und die anderen Lebensmittel, die es dem Aus land abnimmt, und überdies ziehe die englische Marine aus dem Transport Nutzen. Die Lage Frankreichs sei aber ganz anders. Da es nicht genug Kohlen für seinen eigenen Bedarf besitze und seine Handelsimarne kaum in Betracht komme, so müsse es darauf hinarbeiten, sich vom Ausland zu befreien und genug Brot und genug Fleisch für die Ernährung der Bevölkerung zu erzeugen; deshalb müsse der Franzose aus Patriotismus Schutz zöllner sein. Spanien. M a d r id, 14. Aug. Das republikanische Blatt „Pais" veröffentlicht schwarz eingerahmt den Text des Friedensprotokolls und sagt, Spanien sei hiermit zu einer Macht t ritten Ranges herabgesunken. Der „Jm- parcial" schreibt, Spanien sei von einem Gefühl bitterer Traurigkeit ergriffen. Der „Liberal" erwartet nicht Gutes von den Verhandlungen betreffend die Philippinen; der ministerielle „Globo" meint, mit diesem Frieden beginne das erste Kapitel einer nenen Geschichte Europas. Der konservative „Tiempo" endlich giebt der Befriedig ung über die Beendigung des Krieges Ausdruck. Amerika. — Wie sehr die Friedensstimmung in den Ver einigten Staaten in letzter Zeit gewachsen war, beweist folgende Schilderung der „Times" aus New-Jork: „Im Allgemeinen," so heißt es da, „fragt das amerikanische Publikum im Augenblick nicht viel danach, die Einzel heiten über die Friedensverhandlungen zu erfahren. Das ersehnte Wort „Friede" genügt ihm. Es hätte eine große Enttäuschnng gegeben, wenn sich die Hoff nungen der letzten Tage nicht erfüllt hätten. Die Gründe sind mehr als sentimentaler Natur. Geschäft liche Rücksichten treten dabei in den Vordergrund. Die Geschäftswelt ist zu der Ansicht gekommen, daß der Friede nahe ist, und jeder Kaufmann in den Ver einigten Staaten Hal seine Pläne danach eingerichtet. Schnell steigende Wohlfahrt, ein immenser Handels, verkehr im Herbste, ein allgemeines Wiederaufleben der Industrie, darauf rechnet man in den Vereinigten Staaten und glaubt sich nicht zu irren. Der Gedanke des Volkes wendet sich schnell vom grimmen Kriege zu den Sendungen des Friedens. Es sind allerdings noch viele Fragen, einige von gewichtiger Natur, zu ent- 'cheiden. Aber keine sollte den Frieden berühren und ^gau, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf n^s- "glich N^chmÄA"7A ^esteh^du^ Festtag, ^usträL^ ""d ezugsprecs beträgt vierteljährlich 1 Mk 25 Nk r der illustrirten Sonntagsbeilage ^8- * z»-ile oder deren Jnsertionsgebühren: die fünfgejp<"^ auswärts 12 Plü-, Raum für den Berbreitungsbezirk 10 PA «.^faabe Rabatt. Neelam« 25 Pfg. Äei mehrwal-ge,«^^ v-rw. der Inserate für die Men»° ' ^r erbeten. 1» «hr. Größere Anzeigen Abenos - Redaction uud Expedition: vahustraß« » (nahe dem « Amtsgericht). Telegramm-Adress«: Anzeiger Hohenstnnernstthal.