Volltext Seite (XML)
Mittwoch, den 8. August 1894 7. Jahrgang. No. 92 Aus Sachsen und Umgegend^ - Zwickau. Vergangenen Sonnabend gegrn 10 Uhr Abend» zerquetschte sich rin Bierschröter beim Einlass«« eine» größeren Fasse« Vier in einen hiesigen RestaurationSkeller da« vordere Glied de« mittleren Finger« der linken Hand, sodaß er ärzt liche Hilfe in Anspruch nehmen mußte. Die an der Wildenfelser Straß« befindliche Kirschbude wurde in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag gewaltsam er» brochen und au» der Bude «ine silberne Remontotruhr mit Goldrand und noch einige Kleinigkeiten gestohlen. Während vergangenen Sonnabend gegen Abend ein hiesiger Schutzmann in der Bahnhofstraße einen Wagen mit mehreren Zigeunern anhielt, um die Papiere zu prüfen, schlugen zwei der Zigeuner ohne weitere«, der «in« mit der Faust, der an dere mit dem Peitschenstock nach dem Schutzmann und wider- setzten sich dermaßen, daß beide Zigeuner arretirt und in Haft genommen werden mußten. , Trimm »tschau. Vorgestern hatte der im SO. Lebens jahre stehende Fabrikwächter Unwohlsein« halber auf Anrathen «ine» Mitarbeiter« eine Dost» chromsaure» Kali eingenommen. Statt der Besserung trat ein« derartige Verschlimmerung ein, daß trotz der Bemühungen eine« nunmehr hinzugerufrnen Arzte» der dedauern-werthe Mann Nacht« 11 Uhr verschied. Reichenbach, 27. Juli. Wie sich dir Zeiten ändern l Bi» vor wenigen Zähren noch waren die nach Amerika gehen den AuSwaaderer-Gruppe« aus hiesigem Bahnhof viel« Jahre hindurch eine tägliche Erscheinung. Dann trat «in Stillstand «in, d- h. die Auswanderer verschwanden nach und nach ganz von der Bildfläche Und jetzt tritt der Rückschlag ein. Au« Ame rika wird berichtet, daß di« dorthin ringewauderten Leute be sonder« infolge der neuerdings bewirkten Herabsetzung der Uebrrsahrt«preise von Amerika nach Europa »n Massen nach Europa zurückkehren. Di« Rück ¬ wanderung von Amerika soll so groß sein, daß di« Dampfer s di« Mengen nicht fassen können. Auch den hiesigen Bahn» hos haben zurückkrhrende Auswanderer mehrfach passirt. — Erfenschlag, 8. August. In großer Lebensgefahr befand sich da« IV, Jahr alt« Söhnchen eine« hiesige« Fabrikarbeiter«. DcSselbe wurde von seinen 10 und 11 Zahr« alten Schwestern in einem Fahrstuhl« die Dorsstraße entlang gefahren. Um etwa« in einem Haus« zu besorgen, hatten dir Mädchen ven Fahrstuhl mit de« Knaben aus der Straße an eik" d etwa« abschüssigen Stelle am ijwünitzufrr stehen ge lassen. Damit «in Kortrollen de» Wagen« nicht stattfinden solle, hatten die Mädchen zwar «inen Stein vor rin Rad gefegt, durch eine Bewegung de« Knaben «ar aber der Fahrstuhl trotzdem in Bewegung gekommen und in den stark ange» schwollen«« Zwönitzbach gerollt. Die in demselben Augen blick hinzugekommrne elstährige Schwester verfuchte zwar, ihren Bruder zu retten, kam aber selbst in Gefahr. Der Knabe wurde von den Flutheu etwa 1 km. wett «tt fortgersssen und erst am großen Wehr de« Chemnitzer Wasserwerke» in Altchrmnitz von 4 Arbeitern, zwar bewußtlos, aber noch lebend au» dem Wasser gezogen. V>« gegen 4 Uhr Nachmittag» hat Kind bewußtlo« gelegen, ist aber dann wieder zu fichge» Mit: Deutschem AamitieuSlatt, Aste Keister, Jettfpteget. BerantwortliLer Redakteur: Emil Hegemeister in Au« (Erzgebirge). Redaktion u. Expedition: Mw«, Marktstraß«. Aus dem Allerthal und Umgebung, «ittbeiiuna»« »on ,-tale« Interest» st«» »— Medaktton -eß» aitueomme«. Der am Sonntag nach Freiberg abgegangene Gonderzug war in Ehemnitz 61 Wagen start u. beförderte ca. 2000 Menschen, die Provinzler «ollen eben auch einmal billig rei» sen, da« sirhtman au» der starken Betheiiigung. Der Zug ging zur gegebenen Zeit hier ad und erreichte Freiberg anstatt, wie bekannt gegeben, S Uhr 2« Min., erst 12 Uhr Sb Minuten, also S Stunden später. Natürlich wurde diese ungeheure Verspätung sehr empfunden. In Ehemnitz »heilte sich der Zug, in Oevrran zum 2. Male, sodaß au» einem S Züge wurden. Di« Reisenden besuchten zum größten Lheil die Freiberger Gewerbe- u. Industrie - Ausstellung, «ährend «in Lheil der Ausflügler direkt nach Dresden »eitersuhr, um di« dort gebo tenen Sehen-würdigkeitrn zu genießen. Die Freiberger Aus stellung selbst ist großartig angelegt u. sehr jehen-werth, den zehnten Lheil nehmen Aussteller au» dem Auerthale ein. So ha» außer der deutschen Fachschule für Blechardeitrr die Fir ma Aug. Wellner Söhne in der Montanhalle ausgestellt. Zn der Maschinenhalle nimmt die Firma Erdm. KtrchriS-Ktöster- lein mit zahlreichen Blechbearb«ilung»maschinen den weiiau« größten Raum ein, in di« Augen fallend »st auch die Firma F. A. Lange, Auer Hammer, die in der Gewerdehalle uatergr- bracht, .wo auch di« Blechspulrnsabrik von Ernst Papst und die Firma Emil Lötzschzu finden ist. Der Rus de» Auerthalt» wird hierdurch wiederum in alle Welt hinausgetragen. Abend» um 10 Uhr ging der Sonderzug wieder zurück u. traf 2 Uhr 47 Min. in Au« «in, diesmal »nit 2 Stunden Verspätung. «rfcheini «»««»-»«, Sri««»» u. «anut««». «donnmnentSpret» ückl.der 3 werthvollen Bei^aen vierleljLhrli-t mit Bringerlohn 1 M». 20 Ps. bu«4 di« Post 1 M. Sb Pf ¬ nahe vorbeifließenden Göitzsch, ca. 60 in vom Flußuser ent fernt. Den Bewohnern diese« Gute» nun genügend Wasser zuzüführen, war eine schwer zu lösend« Aufgabe. Da rrbvi sich die Firma Earl Schürer in Werdau, da» Besitzthum mit Wasser vermittelst de» patenttrten Luftdruck-WafserheberS zn versorgen, und e» wurde denn auch da» Problem zn vollster Zufriedenheit gelöst. Da« Gut hat heut« ein vorzügliche» Lrinkwassrr au» einem Brunnen, der direkt an der Göltzsch liegt. Der patentirt« Apparat wird vom Gute au» in Be wegung gesetzt, und führt da» Wasser dem Gute auf «ine Höhe von bS in zu. Di« Einrichtung diese» Heber« ist be quem, einfach und keinen Reparaturen unterworfen. Für Land, rvirthschaften, Villen und Fabriken, Gärtnereien, die tiesc Brunnen besitzen, oder Wasser au» Entfernungen heran holen wollen, ist dieser Wasserhebrr von unschätzbare« Werth«. Ein« größere derartig« Anlage wurde vor iAirzem von genannter Firma in Hainichen erbaut zur Speisung der Kessel für eine lOOpferdige Dampfmaschine. Wir wir hören, will di« Firma Carl Schürer in Werdau mit diesem System groß« Mengen bewältigen, jede Entfernung und große Liesen bezwingen und ganze Ortschaften auf diese Weise mit Wasser versorgen. Nähere Auskunft über die Erbauung solcher Anlagen «rtheil!. genannt« Firma. — Frohe Stunden verheißt allen Lesern «in neue» Fami' liendlatt unter gleichem Litel, da» soeben in dem durch sein« volk-thümlichen Werke bekannten Verlag von Rich. Herm. Dietrich in Dresden erschienen ist. Wer sich durch die Lek türe syannendrr Roman und Novellen, sowie HumoreSk „Frohe Stunden* schassen will, oem kann da« gleichem^ Familiendtatt besten» empfohlen werden, denn r» wird i ansprechenden Lite': „Frohe Stunden" durch di«Bit«' für 10 Pfennig einzeln käuflich sind und von jeder - lung und Kolporteur frei in'» Hau- geliefert werden, bisherigen Unternehmungen dieser Art übertroffen u dieses Blatt den besten deutschen UnterhaltungSblätter. Seit« gestellt werden, wir wünschen, daß dir „Frohen den* in jeder Familie «ine Heimstätte finden. — Die außerordentlichen Fortschritte der physikalischen Methoden haben yielcrort« zur Errichtung von Anstalten sührt. Auch in Greiz hat Herr vr. raack. Reuter vor kru zem zwei Anstalten eröffnet, welche diesen Zwecken dienen. Zn der gymnastischen Anstalt werden BewegungSeuren mit Hilfe von Apparaten auSgesührt und Massage, deutsche und schwedische Heilgymnastik zur Anwendung gebracht. Di« Tur- babeanstalt »st für da« gesammte Wafferoerfahren auf da» Beste eingerichtet; daß daselbst auch da« Kneipp'sch« Heilvrr- sahren, selbstverständlich unter genauer Jdividualtsirung und «uSwahl der Krankheitsfälle, zur Anwendung gelangt, wird keinem Unbefangenen Wunder nehmen. Tine solche Combi» Nation wirksamer Heilfactoren scheint den Erfolg zu verbür gen ; zur Bestätigung hierfür sei nebenbei bemerkt» daß Herr vr. Reuter seine umfangreiche Praxi« bereit« seit Zähren nur mit Hilfe von zwei Assistenzärzten versehen kann. Allen Leidenden sei hiermit der Prospekt der Anstalten, welcher überall hin grati» versandt wir», zur Information emp fohlen. Schwarzenberg, 5. August. Da» Vogelschießen nahm, be günstigt vom schönsten Sonnenschein, Sonntag seinen Ansang. Der Zapfenstreich kündigte das „Volksfest" an, di« Morgen Reveill« leitet r» ein. Um 2 Uhr Nachmittag» fand, wie üb lich, der Auszug statt. Leider fand hierbei, kurz vor dem Gchießhau» der allgemein geachtet« und geehrt« Schützenhaupt- mann, Herr Friedensrichter Zacob, einen ungeahnten, durch Herzschlag herveigejührten Lod. Di« Festfreude »ar selbst verständlich allen aktiven Lheilnrhmern sofort verleiket und pflanzt« sich dir» Gefühl aus viele ander« Lhrilnehmer fort. Da« stellv-Kommando machte zwar bekannt, daß da« Schützen- fest seinen programmgemäßen Verlauf nimmt, dagegen der auf Dienstag festgesetzt« Ball nicht stattslndet, aber ein« rechte Fröhlichkeit will nicht auskommen. Der Verblichene war lan- gr Zahre Mitglied de» Gtadtverordneten-Kvllegium», zuletzt Vorsteher desselben u. trat stet« für di« Znterenen der Stadt ein; er stand im 61. Lebentjahre. (Erzge. Vfrd.). — Zu dem au» Breitenhof gemeldeten Vorfall wird dem „D. N.* au» Breitenbrunn berichtet: Der 71 Zahr« alt« Au«- jkgler Albert Stoll wurde i« Stalle todt aufgefunden und zwar unter Umständen, die aus Mord schließen ließe«. Al« eine« solchen verdächtig wurde auch «in zur Kamilte gehörig.! ;ung«r Mann verhaftet. Wir tndeßen di« Sektion ergeben hat, ist Mord auögeschlossen, vielmehr wird anaenommen, daß der alt« Mann von eine» sich von feinen Fesseln gelö sten Ochsen umgebracht worden ist. Der unter dem schreckli chen verdacht Jnhastirte ist sofort wieder auf freien Fuß gr- setzt worden. kommen und befindet sich außer Gefahr. Der edenfall« von den Fluihen fortgerissene Fahrstuhl ist noch nicht oufgesunden. Crimmitschau» 29. Juli. Heute Vormittag in der 12. Stunde ereignete sich in der Hohlstraß« in Leitelshain ein Unglücks fall, dessen Au-gang sich noch nicht deurtheilrn läßt. Da» Pferd eine« dort wohnhaften Gutsbesitzer« war in der Schmiede beschlagen worden und wurde dir Straße entlang geführt. Au» nicht ermittelter Veranlassung schlug vafselbe plötzlich nach hinten au« und traf den dreizehnjährigen Knaben Bräuti gam so unglücklich an di« rechte Kopfseite, daß derselbe ohn mächtig liegen blieb und in ein benachbarte» Hau» getragen «erden mußt«, von wo er alsdann nach der elterlichen Woh» nung gefahren und in ärztliche Behandlung gegeben wurde. Plauen i. V. Am Sonnabend hat ein Handarbeiter von einem Neubau einen halben Ziegelstein in vir an dem Neubaue vorührkflitßrnd« Syra geworfen, um «inen darin spielenden Knaben zu vertreiben, dabei den Knaben aber selbst getrosten, sodaß derselbe bewußtlos von der Stelle getragen wurde. Der Arzt hatte feststellen können, daß r« möglich sein wird, den Knaben am Leben zu erhalten. Spaziergänger mögen nicht versäumen, sich mit einem Fläschchen mit Salmiakgeist zu versehen, um sich vor den Folgen der Fliegenstichr zu sichern. An den beiden Handge lenken eine« am vorigen Freitag von Fliegen gestochene» Herrn bildeten sich derarttge Abszesse, daß gestern von «ine« hiesigen Arzte beide Arme ausgeschnitten werben mußten. Ein« in der Winbmühleastraß« wohnende Frau hatte kürz lich infolge de» Fliegenstiches «ine bedenkliche Anschwellung de« Kopse« zu erleiden. Elsterberg, »6. Zuli. Heute Vormittag °/«1O Ühr brannte die an der Elster gelten« Herberge zur Heimath. Das Feuer entstand aus de« Oberboden, in welch«» sich willige Feuerwehr kraf IN kutzer Zeit äM Brandplatze ein und deschrLnkl« da» Feuer aus seinen Herd, so daß sür di» oberhalb gelegenen Gebäude weiter« Gefahr ausgeschlossen blieb. Seit gestern Abend wird der Fabrikweber Bernh. Büttner, verheiraihet, 88 Jahr« alt, vermißt. Selbiger zeigte letztere Zeit Schwermuth, indem er glaubte, seine Familie mit 6 Kindern nicht mehr ernähren zu können. G «ttrngrün. Zn einer der letzten Nächte, früh 3 Uhr, gelang e« den hier staüonirten Grenzbeamten, Herren Stark, Bormann und Naumann, inmitten de« Dorfes Bergen 8 starke Ochsen, welche von Böhmen «ingeschwärzt waren, zu beschlagnahmen. Die Pascher entkämen. Die Thierr, welche aus 900 Mk. abgeschätzt worden sind, wurden an die königl. Obergrenzstation Adorf abgegeben. Dalken st ein, 30. Juli. Beim hiesigen Fabrikneubau in der Nikla-mühl« hat sich am Freitag Nachmittag ein bedauern»- werther UnglückSfall zugetragen. Der in den 20er Zähren stehende Maurer Eckstein au» Doripadt fiel vom Gerüst 3 Stock hoch herab auf die Erde und erlitt außer mehreren Rippendrüchrn schwere innere Verletzungen, sodaß er gegen» wärtig schwer krank darniederliegt. Rodewisch. Zn dem im Oberdorf« gelegenen, neuer bauten Hausgrundstück de- Herrn Petzold entstand ein Brand, welcher M Gebäude vernichten konnte, wenn er nicht noch rechtzeitig unterdrückt worben wäre. Der Brand soll durch spielende Kinder herbeigeführt worden sein. Glauchau. Am Vormittag de» 27. Zuli trafen aus hie sigem Bahnhofe Geh. Reg.-R»th vr. Fischer und Obermevi- cinalrath Professor vr. Siedamgrotzly au» Dresden «in, um da» zur Erbauung de« Schlachthose- in Aussicht genommene Terrain zu besichtigen. Di« Herren wurden vom Amt-Haupt» mann Dr. Hempel, Bürgermeister Brink und Gtadtbaurath Stange empfangen. Eine fatale Ueberraschung erfuhr «in junger Mann, der nach dem Ausftehen den Rock und di« Weste nebst Uhr und Schuhen vermißte, Gegenstände, welche er nach seiner Urber zeugung in der vergangenen Nacht mit nach Hause gebracht haben mußt«. Hatte man Anfang» angenommen, daß nur Diebstahl vorliegea könne, so stellte e« sich doch bald heran», daß der junge Mann t« Begriff nach Hause zu gehen, jeden» fall« schlaftrunken (l?), die KletdungssÜicke au-gezvgen und an «inen Zaun gehängt hatte. Hier entdeckte sie ein Passant der Straß«, der den ungewöhnlichen Fuad in einem nahe gelegenen Restaurant tn Verwahrung gab. Dort er hielt der nun nicht »enig erstaunte und zugleich rrfrrüte vrr- lustträger auch sein Eigenthu» zurück. Eine interessant« Erfindung auf dr« Gebiete drr Wasser versorgung ist ein Lustdruck-Wafferheber. lieber die treffliche Wirkung eine« solchen Apparate« giebt Nachstehende« überzeu genden Ausschuß. ZU der Näh« »w Stadt Rhlau t. vogtl. befindet sich, an Rottschau angrenzend, dir hochgelegene neu» erbaute Besitzung da» Oekoaomrn Wilh. Georgi. Da« Gut liegt in einer Höhe von bS w über di« Wasserspiegel der Assgemkiilkl Anskitztt fir Aue. Aiklhmml, M-KMem, MnOmeHkl und Km-kM Inserat« btt einspaltige CorpusM^IVPf,, PeNtsahwird na» PetitMn berechnet. Vei Wiederholungen hoher Rabatt. All» Postanftalten und Landbrirstrllger nehmen Bestellungen an.