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Dienstag. Nr. 20. 15. Februar 1881. Weißerih-Ieitung. Amts-Matt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte «nd die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Kranenstein. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ichne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Zu beziehen durch alle Post- - Anstalten und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark LS Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit >0 Pfg. für die Spalten-Zei!e, oder deren Raum, berechnet. > " - iS——————st Amtlicher Theis. Bekanntmachung. An Stelle des auf sein Ansuchen dieser Function enthobenen Herrn Rathmann Carl Walther in Frauensteil» ist der Herr Spar- und Stadtkassenverwalter Friedrich August Göß dortselbst als stellvertretender Standesbeamter für den zusammengesetzten Standesamtsbezirk Frauenstein bestellt und eidlich in Pflicht genommen morden, was bestehender Vorschrift gemäs hiermit bekannt gemacht wird. Dippoldiswalde, am 9 Februar 1881 Königliche Amtshauptmarrnfehaft. von Kessinger. Ludwig. Bekanntmachung. Nachdem in der Nacht vom 7. zum 8. ds. Mts. in hiesiger Cavillerei ein dahin zur Beobachtung gebrachter Hund — gelblich weißer Pudelbastard, männlich, 1Jahr alt, 20 om Schulterhöhe, versehen mit einem breiten rothen, gestickten Halsbandc, — verendet ist, durch dessen thierärztliche Obduction festgestellt worden, daß derselbe an der Toll- wuth gelitten hat, findet sich der unterzeichnete Sladtrath veranlaßt, die durch diesseitige Bekanntmachung vom 14. De- cember 1880 (s. Nr. 149 der vorjährigen „Weißeritz-Zeitung") angeordnete Hundesperre bis zum 3. Mai ds. Zs. hierdurch zu verlängern. Sämmtliche hiesige Hundebesitzer werden hierdurch anderweit angewiesen, ihre Hunde sorgsam zu beobachten und dafern sich an denselben der Tollwuth verdächtige Erscheinungen zeigen sollten, sofort Mittheilung anher zu machen. Dippoldiswalde, am II. Februar 1881. Drr Stadtrath. Voigt, Brgrmstr. Zum IS. Februar 1881. Am heutigen Tage erneuert das deutsche Volk das An denken an einen seiner klarsten und edelsten Geister. Es sind heute, am 15. Februar 1881, 100 Jahre, daß Gott hold Ephraim Lessina seine irdische kurze und vielfach dornenvolle Laufbahn schloß. Am 22. Januar 1729 in Kamenz geboren, hatte er ein Alter von nur 52 Jahren erreicht, als der Tod ihn mitten in rastloser Thätigkeit und neuen hohen Entwürfen abrief. Was Lessing als Schriftsteller dem deutschen Volke geschenkt, das ist in seinen Werken aufbewahrt, und wenn es auch nur die drei unübertrefflichen Meisterwerke: Minna von Barnhelm, Emilia Galotti und Nathan der Weise, wären: Lessing würde schon durch sie unsterblich sein. Was Lessing als gründlicher Gelehrter für die Wis senschaft, namentlich die rechte Kunde des Alterthums, die Künste und insbesondere in der Dichtkunst, geschaffen, welche Wege er gewiesen: es ist nicht vergessen, und noch heute wandelt man auf den Pfaden, die er mit klarem Geistes auge als die richtigen erkannt und gelehrt hat. Aber das höchste Verdienst hat sich Lessing um die ge summte Menschheit erworben als unentwegter Kämpfer für die Wahrheit, als unerschütterlicher Feind alles Scheines, alles Falschen, aller Lüge. Mit dem blanken, scharfen Schwerte seines durchdringenden Verstandes trieb er manches Vorurtheil, manchen Jrrthum hervor aus seinem Versteck, gab ihm den Todesstoß und stand als unerschrockner Wächter kühn vor dem Throne der Wahrheit. Sein großes Herz war nicht nur dem Vaterlande, nein, der ganzen Menschheit geweiht; denn die Wahrheit, nach der er rang, sollte das Gemeingut aller Menschen werden. Darum fanden auch die selbst in dem Staate des großen Friedrich geknechteten Juden an ihm einen Freund und Vertheidiger. Nie hat Lessing nach Ehren und Würden getrachtet, obschon es wohl sein Wunsch war, in einem Lande, das ein Friedrich der Große regierte, Geisteswerke schaffen zu können, die würdig gewesen wären, sich den Thaten des großen Königs an die Seite zu stellen. Aber die Vorsehung hatte es anders beschlossen mit der deutschen Kunst: Von dem größten deutsche» Sohne, Bon des großen Friedrich Throne