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Feierabend ft Unterhaltungs-Beilage -er Sächsischen Volkszeitung Nr. 39 Sonntag den 28. September W5 Den Frauen ir kkinqt ein Msrt aus akten Arten, Sin (Dport von Kampf und Schlacht und Krieg: „(Wo MännerHeer« fruchtlos streiten. Gewinnt Gehet der Frau den Sieg." Sag', ist's verloren und verschollen. Dies (Wort von alter (Weisheit schwer? -Auch heut' noch Hör' ich Schlachten grollen. Auch Heut' noch rauscht ein Kampfruf Her: Sin Kampfruf, der die Heik'gen Annen (Uralter Dome kaut umsaust. Sin Kampfruf, der im Sturm von Hinnen Oö unsrer Kön'gc Throne Lraust, Der Herd kedräht und (Vätcrstttc (Und, was da Heilig, groß und still, zertrete» will mit dumpfem Schritte ^lnd erst aus Trümmern schweigen will. O. nicht Lkrst SchwertgeKkirr und -toöen, Dicht ölest der Männer stolzen Streit: Auch Frauenlände, still erhöhen ?um lKeten, kraucht die Elot der zeit, Kraucht Mütter, di« in stillen (Wänden Mild Lau'n an ihres Hauses (Welt, Alnd unter deren Sorgcnhänden Schon wächst heran von einst der Held. ?l. v- Dulden. 20. Sonntag nach Pfingsten Evangelium: Jesus heilt den Sohn des königlichen Beamten. Johannes 4, 46—53. Tic Wiindcrsucht. Wie es Menschen gibt, die es nicht zugeben und glauben wollen, daß Gott allezeit Wunder wirken könne, so gibt es auch Menschen, die immer nach neuen Wundern verlangen. Es gibt neben den wunderscheuen auch wundersüchtigs Menschen. Was von der Wundersucht zu halten sei, das wollen wir heute einmal näher erwägen. Es ist wahr, wenn ein Religionsstifter unter der Menschheit auftritt, zu dem werden die Menschen voll berechtigt sagen: Zeige uns deine Vollmacht von Gott! Wo her können wir wissen, daß dein Wort mcht bloßes Menschen wort ist? Wenn du Wunder wirken kannst, dann werden wir dir glauben. Tenn dann erkennen wir, daß du von Gott bist: dann gibt Gott durch das Wunder Zeugnis für dich: dann vereinigt sich Gottessprache mit deiner Sprächet denn das Wunder ist Gottes Sprache. „Gib uns ein Zeichen vom Himmel!" Das ist die allgemein berechtigte Sprache der Menschheit, wenn ein Religionsstiftcr oder neuer Pro phet unter ihr auftritt. Allein, dürfen wirso sagen? Ist denn unsere hl. Religion von gestern? Ist sie nicht einem Riesen gleich, der nahezu zweitausend Jahre alt ist? Und ist zu diesem Gottesreiche auf Erden nicht schon im Para diese der Grund gelegt worden? Hat unsere hl. Religion nicht Millionen schon und wieder Millionen die Brücke gebaut für ein gutes Leben und seliges Sterben? War nicht das Evangelium Jesu Christi der Ruhm und die Freude der besten und weisesten aller Menschen? Ihr Credo „Ich glaube" scholl zum Himmel empor als der laute Jubel des Herzens, und Folter und Feuer und Lanze und Schwert vermochte dieses Credo auf ihren Lippen nicht zu ersticken. Wenn die Heiden aus der Verworfenheit und dem Schmutze ihres Lebens aufstehen, wenn die Henker der Märtyrer selbst sich bekehren, müssen da nicht Wunder vorausgegangen sein, oder sind nicht ihre Bekehrungen selbst wieder Wunder? Und nun wollten wir kommen und sagen: Wenn ich nicht Zeichen und Wunder sehe, glaube ich nicht? Was wäre das für ein kühnes Sichhinwcgsetzep über unsere Väter, als hätten jene ohne Wunder geglaubt, wären vorschnell und leichtsinnig gewesen? Was wäre das für ein vermessener Stolz, als bedürften wir neuer Wunder? Ja wirklich, der Wundersüchtigc ist mißfällig vor Gott durch seinen Stolz: er gebärdet sich ja so, als seien für ihn, damit er glauben könne, neue Wunder nötig. Die Wundcrsucht ist auch insofern eine Tochter des Stolzes, als sie sich gebärdet, wie wenn sie neue Wunder verdiente. Es sind zunächst auserwählte Personen, um derentwillen Gott ein Wunder wirkt, und gewöhnlich nicht sie allein, sondern ganze Völker und Gegenden. So wenn Gott auch heutzutage als wunderbarer Begleiter der Missio- näre unter den unbekehrten Völkern auftritt, oder wenn er in Gegenden, wo der Glaube erschüttert und sckstvach ist, zu dessen Neubclebung Wunder wirkt. Wie nun, wenn der einzelne vor Gott tritt mit der Forderung, er solle um seinetwillen ein Wunder wirken, heißt das nicht, unter Tau senden und wieder Tausenden, die auch kein Wunder mit leiblichen Augen sehen, eine Ausnahme machen wollen, ist das nicht wieder vermessener Stolz? Solchen enzieht sich der Heiland wie einst dem Könige Herodes. Der hätte auch gern ein besonderes Wunder vom Heilande gesehen, allein der Heiland ließ ihn unbefriedigt stehen. Wollte er nur glauben, so konnte er schon glauben; denn auch für seinen Glauben war genügender Grund gelegt worden durch die Wunder, die der Heiland unter allem Volke gewirkt hatte. Wir müssen noch mehr sagen. Der Wundersüchtige in unseren Tagen ist ein halber lauer Christ, ein oberflächlicher Mensch. Wieso denn? Er verwechselt die Nebensache mit der Hauptsache. 'Nicht das Wunder ist die Hauptsache, son dern die Offenbarung irgend einer göttlichen Wahrheit. Wenn Gott z. B. jemanden durch ein Wunder aus der Todesgefahr rettet, so ist es ihm nicht darum zu tun, eben nur ein Wunder zu wirken. Er will durch das Wunder sich so recht augenscheinlich als den Allmächtigen und Barm herzigen offenbaren. Oder wenn Gott durch irgend einen Missionär ein Wunder wirft, so ist wieder das Wunder nicht die Hauptsache, sondern Gott will durch das Wunder den Wilden oder noch Unbekehrten sagen: Diese Männer, die mit einer neuen Predigt zu euch kommen, verdienen euren Glauben. Es ist in Wahrheit mein Evangelium, das Wort Gottes, was sie euch verkünden. Wer also nun so auf das Geratewohl hin, ohne einen vernünftigen, tief liegenden, für viele geltenden Grund von Gott ein Wunder verlangt, der verwechselt die Hauptsache mit der Nebensache, er sieht zu- gleich das Christentum als eine bloß äußere Anstalt an. Das Christentum ist aber nicht eine Summe von Wunder berichten, es ist eine Reihe von göttlichen Wahrheiten und Taten zur Erlösung, Heiligung und Befestigung des Men schengeschlechts. Nachdem das Christentum einmal durch Wunder in die Welt eingeführt ist, nachdem auch wir so