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DN „Wei-eritz-Zeituilg" rrscheint wöchentNch drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Sb Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern V Pfg. - Alle Postan- «alten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wcheritz-IeitW. Amtsblatt In,erste, welche bet da bedeutenden Auflage deS Platte« eine sehr wirk same Verbreitung findet^ «erden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen den, Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, di- Spaltenzeile LOPsg. für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe > zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redakteur: Carl IkhNL in Dippoldiswalde. Nr. 19. Dienstag, den 12. Februar 1889. 55. Jahrgang. Zur Samoafrage. Während die deutsch-amerikanische Presse das gute Recht Deutschlands in der Samoafrage nach wie vor anerkennt, scheint sich der englisch-amerikanischen Blätter zum guten Theil eine Wuth bemächtigt zu haben, die sich sogar in einem sinnlosen Kriegsgeschrei äußert. Das Sinnlose ist aber leider nicht immer das Unbe denkliche; am wenigsten in einem Lande, in welchem das blos „Sensationelle" eine gewaltige Rolle spielt, wo die Zeitungen ost genug in der frivolsten Weile mit dem Feuer spielen, weil das vom Publikum gern gesehen wird, und weil sie von der Ansicht ausgehen, daß Amerika unangreifbar ist und Geld im Ueberfluß besitzt, um seinen „Ruhm" zu bezahlen. In dem vor liegenden Falle wird die Lage dadurch noch erschwert, daß die gegenwärtige Negierung für die Folge ihrer Handlungen, genau genommen, nicht mehr verant wortlich gemacht werden kann, weil sie in wenigen Wochen einer anderen Platz machen muß, die dann zusehen kann, was sie mit der Erbschaft anfängt. Wir dürfen hoffen, daß sie sich von dem Bewußtsein leiten lassen wird, daß es ein anderes Ding ist, in eine leitende Stellung einzutreten, als einer solchen zu ent sagen. In diesem Falle könnte es nicht schwer sein, den Präsidenten Harrison davon zu überzeugen, daß es Deutschland nicht -in den Sinn gekommen ist, den wohlerworbenen Rechten zu nahe zu treten, welche amerikanische Bürger auf Samoa besitzen mögen; daß die Vereinigten Staaten aber von uns ebensowenig einen Verzicht auf die Stellung erwarten dürfen, die sich deutsche Arbeit dort errungen hat. Die von Deutschland angeregte Konferenz mit England und Amerika über die Samoafrage wird in den nächsten Tagen in Berlin beginnen. Der Konferenzvorschlag ist von den beiden genannten Staaten sofort ange nommen worden und es heißt, daß der deutsche Vor schlag bezüglich eines Ausgleichs auf Grund schrift licher Mittheilungen im Grundsatz bereits gutgeheißen sei. In diplomatischen Kreisen weiß man, daß nament lich England ein großes Entgegenkommen gezeigt habe, wie denn überhaupt besonders gute Beziehungen zwischen Deutschland und England in den Fragen der überseeischen Politik hervorgetreten wären. Lord Beres ford, welcher bezüglich der Samoafrage in Berlin an wesend ist, begegnete überall einer besonders zuvor kommenden Aufnahme. Fürst Bismarck hat wiederholt längere Zeit mit ihm konferirt und auch der Kaiser hat ihn bereits zwei Mal empfangen. Die Nachricht, daß Amerika sich auf der Konferenz durch seinen Petersburger Gesandten Lambert Tree vertreten lassen würde, ist falsch. Es ist richtig, daß der amerikanische Gesandte in Berlin, Pendleton, wegen angegriffener Gesundheit an der Konferenz nicht theilnehmen kann. Der Gesandte, den bekanntlich vor längerer Zeit ein Schlaganfall in Wiesbaden ereilt hat, konnte sich seit dem nicht wieder völlig kräftigen. An seiner Stelle wird der erste Legationssekcetär Colemann die ameri kanische Regierung vertreten. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 11. Februar. Da wir es als Pflicht der Presse erachten, von allen Vereinsbestre bungen, die auf die Erreichung eines ernsten, dem Fort schritte dienenden Zwecks gerichtet sind, Kenntniß zu nehmen und demselben Beachtung zu schenken, so lenken wir heute die Aufmerksamkeit unserer Leser auf die jüngste der in unserer Stadt — sie kann sich an Frucht barkeit in dieser Hinsicht mit doppelt so großen getrost messen — entstandene Vereinigung. Es ist dies der nist Anfang dieses Jahres ins Leben getretene „Verein junger Landwirthe für Dippoldiswalde und Umgegend". Der Gedanke zur Gründung desselben ist von ehe maligen Schülern der landwirthschaftlichen Winterschule in Freiberg ausgegangen, denen daran liegt, die in ihrer Bildungsanstalt gewonnenen Kenntnisse zu er- erweitern und mit gleich strebsamen Berufsgenoffen eine engere und fruchtbarere Fühlung zu gewinnen, als der bloß gesellige Verkehr sie bieten kann. Man wird diesen Wunsch gewiß billigen, und wenn eine Schule ihre Aufgabe zum guten Theil als erfüllt be trachten kann, wenn sie in den Schülern das Streben nach Fortbildung rege gemacht hat, so gereicht es der Freiberger Winterschule jedenfalls zu ganz besonderer Empfehlung, daß sie ihren Schülern die Ueberzeugung ins Leben mitgegeben hat, daß sie in ihr nur die An fänge des Wissens empfangen haben, daß es aber ihre Aufgabe ist, durch eigene Fortarbeit die Tüchtigkeit in ihrem Berufe zu gewinnen. Nun könnte allerdings gegen die Gründung eines Vereins eingewendet werden, daß der Zweck desselben durch Anschluß an den bereits bestehenden landwirthschaftlichen Verein erreicht werden könnte; da aber der letztere, aus selbständigen älteren Landwirthen bestehend, seine Versammlungen Sonn abends hält, wo die jungen Leute, Wirthschaslsgehilfen, jüngere Verwalter u. s. w., nicht abkommen können, da die jungen Leute aber auch nebenbei die Gesellig keit pflegen möchten, so ist die Gründung einer eigenen Vereinigung, die ja für jeden Theilnehmer als höchst werthvolle Vorschule zur späteren Mitgliedschaft beim landwirthschaftlichen Vereine zu betrachten ist, nicht als eine bloße Laune, sondern als ein lobenswerthes Unternehmen zu bezeichnen und begleiten wir daher den jungen Verein mit den besten Wünschen für sein Gedeihen, indem wir voraussetzen, daß derselbe es nicht verschmähen wird, den Rath und die Erfahrungen bewährter Fachmänner gebührend zu beachten und mit Festigkeit die Schranken einzuhalten, die er sich selbst in seinen Statuten gesetzt hat. — Der Güte des Herrn Direktor Simon-Acker mann verdanken wir über den Besuch der Deutschen Müllerschule folgende interessante Zusammenstellung, die wir mit den besten Wünschen für das fernere Ge deihen der Anstalt veröffentlichen. Die Deutsche Müllerschule wird im Wintersemester 1888—89 von 73 Schülern besucht. Von diesen stehen 1 im 16. Lebensjahre, 8 im 17., 10 im 18., 12 im 19., 8 im 20., 2 im 21., 6 im 22., 4 im 23., 3 im 24., 5 im 25., 3 im 26., 2 im 27., 2 im 28., 2 im 29., 1 im 30., 1 im 34., 2 im 35., 1 im 40. Lebensjahre. Nach der Staatsangehörigkeit entfallen auf Sachsen 12, Preußen 39, Bayern 2, Württemberg 1, die übrigen deutschen Staaten 9, Oesterreich-Ungarn 6, Rußland 2, Schweiz 1, Norwegen 1. Dem Religionsbekenntnisse nach sind 64 evangelisch, 9 katholisch. Ihre Vor bildung haben erhalten 58 in der Volksschule, 3 auf der Realschule, 7 auf dem Gymnasium, 5 in einer Gewerbeschule, Handelsschule u. s. w. Vor dem Ein tritt in die Anstalt haben 69 praktisch gearbeitet. — (Krankenversicherung.) Anträge auf Be freiung von der? Krankenversicherungspflicht nach 8 3, Abs. 2 des Krankenversicherungsgesetzes vom 15. Juni 1883 und § 136 des Reichsgesetzes über die land- und forstwirthschaftliche Unfall- und Krankenversicherung vom 5. Mai 1886 sind vom Arbeitgeber bei der Ver waltung der Gemeindekrankenversicherung oder Orts krankenkasse unter näherer Darlegung seiner Ein kommens- und Vermögensverhältniffe u. s. w. anzu bringen. Ueber solche Anträge hat zunächst die ge nannte Verwaltung Entschließung zu fassen und sind dieselben einer um so strengeren Beurtheilung zu unter werfen, als nach den versicherungsgesetzlichen Be stimmungen dann, wenn der Arbeitgeber die über nommenen Verpflichtungen nicht erfüllen wollre oder — z.B. bei Nothfällen, Brandunglück, Mißernte u.s.w. — nicht erfüllen könnte, zunächst immer wieder die Gemeindekrankenversicherung oder Ortskrankenkasse für den erkrankten, von der Versicherungspflicht befreit ge wesenen Arbeiter auf Antrag aufzukommen haben würde. Im Falle der Berücksichtigung eines Besrei- ungSantrags hat der Kaffenvorstand vom Arbeitgeber eine die Ansprüche des Arbeiters ausfluchtlos sichernde beglaubigte schriftliche Erklärung über die übernom menen Verpflichtungen herbeizufordern, diese Erklärung aber bei den Kaffenakten sicher aufzubewahren. Be anstandet die Verwaltung die Leistungsfähigkeit deS Arbeitgebers, erscheint ihr also die Leistungsfähigkeit des Letzteren nicht für alle Fälle genügend gesichert, so hat sie die Angelegenheit an die Aufsichtsbehörde (Amtshauptmannschaft) abzugeben. — Da über den Einfluß der Militärpflicht auf Auswanderungen noch vielfach irrige Anschauungen verbreitet sind, dürfte es angemessen sein, die betreffen den Bestimmungen der neuen deutschen Wehrordnung hiermit besonders hervorzuheben. Die Entlassung aus der Reichsangehörigkeit (Genehmigung zur Auswande rung) darf hiernach nicht ertheilt werden: Wehrpflich tigen, welche sich in dem Alter vom vollendeten 17. bis zum vollendeten 25. Lebensjahre befinden, bevor sie ein Zeugniß darüber beigebracht haben, daß sie die Entlassung nicht blos in der Absicht nachsuchen, um sich der Dienstpflicht im Heere oder in der Marine zu entziehen. Diese Bestimmung findet, sofern Familien väter für sich und ihre Familien die Entlassung aus der Reichsangehörigkeit nachsuchen, auf Söhne, welche das 17. Lebensjahr vollendet haben, dergestalt An wendung, daß, wenn auch den Familienvätern die Ent lassung gestattet werden muß, den Söhnen derselben die Entlassung so lange zu versagen ist, als das oben erwähnte Zeugniß nicht beigebracht ist. Glück zu! In bekannter einfacher, anschau licher, gemeinverständlicher Weise sprach Herr Schul direktor Simon-Ackermann über Effekten und deren Notirung. Aus dem Dresdner Kourszettel vom 9. Februar d. I. erläuterte derselbe die Bedeutung der Buchstaben und Ziffern bei Notirung von StaatS- papieren, Jndustrieaktien, Wechseln und Sorten, z. B. der Aktien der Chemnitzer Papierfabrik, der Zittauer Maschinenfabrik und zweier Wechsel aus Wien. Schmiedeberg. Ein sehr zeitgemäßes, wenn auch nicht speziell landwirthschaftliches Thema, wird am 17. Februar der als hervorragend tüchtiger Landwirth und gewandter Redner bekannte Herr Andrä, Pachter des Rittergutes Limbach behandeln, nämlich die Er forschung Central-Afrikas. Der Vortrag findet im Saale des hiesigen Kurhauses statt und ist der Zu tritt Jedermann, Herren und Damen, gern gestattet. f Schmiedeberg. Der in den jüngsten Tagen massig gefallene Schnee hat unsere ganze Gegend in eine herrliche Winterlandschaft gekleidet und fröhliches Leben ins Weißritzthal gebracht. Täglich kommen viele Schlitten, mitunter auch größere Schlittengesell schaften hier an oder fahren weiter bis Kipsdorf und Bärenburg, um sich an der Winterpracht zu erfreuen. Einen besonderen Reiz gewährt auch das Pöbelthal bis an Wahls Mühle oder hinauf zur Oberpöbler Brauerei. Ob freilich der heurige wunderliche Winter uns seine Schneefülle auf längere Zeit lassen wird, ist fraglich; wer sich daher den Genuß einer Schlitten partie bieten will, der säume nicht, es bald zu thun, zumal in der begonnenen Woche uns der gute Mond allabendlich sein holdes Angesicht zeigen wird. f Niederpöbel. Vor Kurzem ist der hiesige Gast hof, bisher Eigenthum des Herrn Brettmühlenbesitzers Ernst Krumpolt und von diesem gründlich umgestaltet, in die Hände Herrn Moritz KrumpoltS, Sohn des Vorgenannten, durch Kauf übergegangen. Die jungen, frischen Wirthsleute bedienen ihre Gäste aufmerksam und freundlich und ist ein Besuch bei ihnen wohl zu empfehlen. H Possendorf. Der in der Nacht zum Sonntag mit erneuter Heftigkeit aufgetretene Schneesturm hatte wieder sämmtliche, vorher freigemachten, Verkehrswege dermaßen verweht, daß die Verbindung mit den Nachbardörsern wie abgeschlossen war, infolgedessen der Gottesdienst von den auswärtigen Bewohnern auch nicht besucht werden konnte. An den meisten Stellen