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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.10.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-10-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111021029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911102102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911102102
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-10
- Tag 1911-10-21
-
Monat
1911-10
-
Jahr
1911
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KiBigtrTagMaü s 14692 lUacht-nschluß) l l4 6S2 («acht»»,»l»« Tel.-Änschi.i 14 6S3 rel.-Änschi.^i4W3 Amtsblatt -cs Rates und des Notizeiamtes der Ltadt Leipzig. Ln^kignr »Preis Ad S»f«r^« «r» Leipzig und Umgebung di« lsoaltigeVetitzetl« SPs.dieN-Name» »eile l SN. »on -u»wär<» ZU Pf, Reklamen llll Ml. Inserate von vehärben im amt liche» Teil di, Pettt.etle SO Pi Seschäftoanzeigen mit Platzvorschrift«» im Preise erhöht. RabattnachTarik. BetlagegebllhrGesamt» auslag, 5 Ml. o. Tausend erkl. Postgebühr. Teilbeilag« Huber. Feftetteilt» Aufträge können ntcbt zurück» aerogen werden. Für da» Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird kein« Garantie übernommen. Anzeigen »Annadm«: I«l>anni»«alf» 8^ bet sämtlichen Filialen u. allen Annoncen» Ezpedittonen de» In» und Au»lande». LnUk und Verla, ,«» Fische» L Xürfte» Inhaber: Panl kürst«n. «edaltto» und «eschäst,stell«: Iohanniogasse S. Haupt»Aili«l« Dr«»d«»: Seeftratz« < l tTelephon iL21X Nr. 2S2 105. Ishrysng Sonnsvenü. üen 21. Oktober 19N. IBM" Unsere heutige Morgenausgabe umfaßt 14 «eiten, die Abendausgabe 6 «eiten, zusammen ÄS Lcitcu. Der riegle bei Srmkau? Diese Frage wird jetzt allenthalben aufgeworfen, denn über den Ausgang der Schlacht liegen wider sprechende Meldungen vor. Von amtlicher chinesischer Seite wird ein Sieg der Regicrungstruppen berichtet. Auch auf der Berliner chinesischen Gesandtschaft ist eine Depesche des Vizekönigs von Nanking e!n- gstroffen, wonach die Aufständischen erheblich ge schlagen und die Regicrungstruppen und die chinesische Marine siegreich seien. In Prioatmsldungen wirt dagegen mit seltener Zähigkeit von einer Niederlage der Rcgierungstruppen gesprochen. Folgende Draht nachrichten liegen vor: Peking, 21. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Heute wird im hiesigen Amtsblatt ein Bericht des Generals Pin-tschang veröffentlicht, der noch keine Nachricht über den Kampf bei Hankau am letzten Mittwoch enthält. Er meldet aber, daß das 22. Regiment am Sonntag in Hankau angekommen ist und datz es, als es den Flutz und die Eisenbahnstation erreichte, von den Aufständischen angegriffen, diese aber zweimal zurückgeschlagcn wurden. Kundschafter Pin-tschangs melden, datz die Aufständischen die Verteidigung von Wutschang und Hankau vorbereiten, sie werden aber durch Deser- tationen geschwächt. General Pin-ticbang beabsichtigt, eine Proklamation zu erlassen, worin er denen, die sich ergeben und die Waffen niederlegen, Pardon verspricht. — Ein Edikt spricht die Teilnahme für dis Bevölkerung derjenigen Provinzen aus, die durch die Dürre und den Aufstand heimgesucht wurden, und weist zweihunderttausend Taels von den Ersparnissen der verstorbenen Kaiserin-Witwe an, di« an Puanschikai ausgezahlt werden, der die Verant wortung für die Verteilung des Geldes andie notleidende Bevölkerung übernehmen soll. London, 21. Oktober. sEig. Drahtmeld.) Nach einer Reuter-Meldung zwangen die Revolutionäre am Mittwoch die Kaiserlichen, sich auf. ihr Lager z u r ü ck z u z i e h e n. In der Nacht wurden di« Revolutionäre verstärkt und nahmen eine starke Stellung ein. Donnerstag rückten 5000 Aufständische vorsichtig gegen das Lager der Kaiserlichen vor: sie verbrannten Hunderte von Hütten, in denen feind liche Schützen eine Deckung hätten finden können. Das Lager der Kaiserlichen wurde ver lassen und von der Revolutionären besetzt. New Port, 21. Oktober. fEig. Drahtmeld.) Wie aus San Franzisko gedrahtet wird, erhielt die jung Der laMe Sunüertmsrklchem. 19) Roman von Arthur Zapp. ^Nachdruck verboten.) „Und du gingst also wirklich zu ihm?" „Ja. Ich sah mir seine Bilder an und fand di« meisten im Gegenteil besser, in der Idee tiefer und origineller und in der Ausführung künstlerisch feiner. Nur seine letzten Bilder erschienen mir etwas bizarr und schrullenhaft." „Abe: warum hast du in seinem Atelier geweint?" „Weil er so mutlos, so grenzenlos verbittert vor mir stand, weil er sich so heftig anklagte, datz ihn niemand verstände. Da packte mich ein so heitzes Er barmen, Latz ich die Tränen nicht zurückhalten konnte." „Aber dann — dann schlietzlich hast Lu — habt ihr ooch —" Der junge Offizier sah mit einem Rest von Un willen und Mitztrauen nach der jungen Frau hin. Die Berchtende faltete ihre Hände in dem Schatz und senkte dann das bis zu der Stirn erglühende Gesicht. „Als ich Abschied nahm," fuhr sie flüsternd fort, „kam sein Gefühl, sein Dank für meinen Besuch, für meine ermunterten tröstenden Worte zum Durch bruch und ehe ich es verhindern konnte, hatte er mich umfaßt und geküßt." „Und du?" Mit finsterem Blick und drohend gerunzelten Brauen erwartete er die Antwort. „Ich schalt ihn und sagte, daß ich nicht wieder kommen würde. Da wurde er kleinlaut, bat mich demütig um Verzeihung und bat so herzlich, ich möchte ihn nicht verlassen und ihm meine Teilnahme nicht entziehen, daß ich nicht anders konnte, daß ich wiederkam —" „Notürlich!" Ein bitteres, grimmiges Lächeln schweb-te um die Lippen Richard Werders. Sie antwortete nur mit einem Seuzer und fuhr dann fort: „Es war wie das erstemal. Wieder konnte er sich zum Schluß nicht beherrschen; ich mußte mich gewaltsam von ihm losreißen und stürzte in hastiger Flucht davon." Und dann —?" „Dann haben wir uns nicht wiedergesehen. Ich schrieb ihm, daß ich nicht wieder zu ihm kommen würde, datz ich aber sein künstlerisches Schaffen mit meinem Interesse begleiten würde und ich stellte ihm frei, mir postlagernd Nachricht von sich zu geben —" „Er schrieb natürlich?" „Ja — einmal, es war kurz vor seiner Ver» chinesische Kolonie San Franziskos heute eine chiff rierte Depesche aus Hankau, derzufolge die Rebel len in der letzten Schlacht einen vollen Sieg errun gen haben. Die Kaiserlichen sollen bei dem Kampfe, der von beiden Seiten mit äußerster Erbit terung geführt wurde, ta u s e n d Mann verlo ren haben, während die Aufrührer nur hundert Mann einbützten. Nach dem siegreichen Kampfe, der bis zum Anbruch der Nacht währte, waren die Ausrührer auf der ganzen Linie Herr der Situation. Die Neutralität der Fremden. Peking, 21. Oktober. sEig. Drahtmeld.) Aus Hankau hierher gelangende Telegramme besagen, daß sich die Ausländer während des Kampfes zwischen den Kaiserlichen und den Rebellen vollständig neutral verhielten. Ihre Unparteilichkeit hat ih nen die Sympathien der beiden Parteien, Kaiser lichen wie Rebellen cingcbracht. Die beiden Nie derlagen, die die Revolutionäre in Kan ton und Hankau erlitten haben, hat ihrem An sehen im Lande st a : k Abbruch getan. Mehr und mehr bürgert sich dem Lande die Ueberzeugung ein, datz eine Besserung der gegenwärtigen Verhältnisse nur auf der Basis konstitutioneller Reformen zu er zielen sei. Ein amerikanisches Kriegsschiff sür Hankau. New Port, 21. Oktober. sEig. Drahtmeld.) Dem „New Port Herald" aus Washington zufolge er hielt Admiral Murdock den Befehl, mit dem Kreuzer „Reimbow" sich von Manila nach Hankau zu begeben. Das Flaggschiff „Saratoga" soll ihm folgen. Ankunft des Vizeadmirals von Krosigk vor Hankau. Der Ehef des deutschen Kreuzcrgeschwaders, Vize admiral von Krosigk, ist an Bord des Kanonen bootes „Iltis" vor H a n k a u e i n g e t r o f f e n. Er hat den Befehl über die daselbst zusammengezogcnen deutschen Seestreitkräfte übernommen. Die Lage in Szetschwan. Peking, 21. Oktober. sEig. Drahtmeld.) Tele gramme aus Tschöng Tu besagen, datz die Revo lution in Szetschwan immer mehr an Ausdehnung gewinnt. Das ganze Gebiet a m M inho befindet sich in den Händen derRevo lutionäre, die auch die nicht befestigten Städte eingenommen haben. In diesen Städten gelang es ihnen auch, sich mit Geld und Reis zu versorgen. Die Negierung ist bemüht, Szetschwan gänzlich von den angrenzenden Provinzen, namentlich von Hupeh, .abzuschlietzen, damit die Revolution nicht dort hin übergreift. Da die Drahtverbindungen zer stört sind, fehlen alle näheren Nachrichten über die Vorgänge in Szetschwan. Daher ist auch über das Schicksal des Eisenbahndircktors Tuangfang, der von Hankau nach Szetschwan abreiste, nichts bekannt, ebenso über die Tätigkeit und die Erfolge des Vize königs der genannten Provinzen. Haftung. Er dankte mir für Die Uebersendung der beiden Banknoten —" „Die du deinem Briefe an ihn bcigelegt hattest?" „Nein, ich sandte ihm das Geld anonym." Der junge Offizier verharrte eine Weile sinnend, zögernd. Plötzlich trat er lebhaft an die in sich Zus-ammengesunkene heran. „Ist das alles? Hast du mir nichts weiter zu gestehen?" Sie erhob sich und sah ihm klar und fest ins Auge. „Nein, nichts weiter! Das ist alles. Bei dem heiligen Andenken an meine Mutter schwöre ich dir, Laß nichts weiter geschehen ist, als was ich dir soeben berichtet habe." Er sah ihr lange forschend ins Auge. Endlich erfaßte er ihre Rechte und drückte sie herzlich. „Ich glaube dir und —" er holte tief Atem, wie von einer schweren Last befreit — „ich freu« mich, daß nun Loch noch alles gut werden kann." Seine Augen leuchteten auf und ein Schimmer freu digen Glückes breitete sich verklärend über sein Gesicht. „Komm, wir wollen jetzt zu Ingeborg gehen! Sir hat die Schuld auf sich genommen, um dich zu retten?" „Ja. Zn meiner Angst, in meiner Verzweiflung bat ich sie, mir zu helfen, und da entschloß sie sich, den anonymen Bries an deinen Vater zu schreiben. Damals ahnte ich ja noch nicht, daß die Folgen dieser Handlung so entsetzlich sein würden. Als ich nun sah, daß dein und ihr Glück dadurch in Gefahr kam, entjchlon ich mich, zu sprechen. Verzeihe, daß es so spät geschah!" Er drückte ihr statt einer Antwort abermals herz lich die Hand. In diesem Augenblick ging draußen die Tür, und ein ihnen wohlbekannter, langsamer Schritt kam den Korridor herauf. Sie erschraken beide. „Dein Vater!" stammelte Frau Irmgard, und ihr schmerzzerwühltes Antlitz verlor alle Farbe. „Mein Gott, mein Gott! Wie wird er es aufnehmen?" Zn den Mienen des jungen Offiziers spiegelte sich «in heftiger Kampf ab. „Nein, nein! Es wäre zu gefahrvoll für ihn. Zch glaube es verantworten zu können, wenn ich schweige. Zch habe ja dein Wort —" Das wurde von Richard Werder mit heftiger Dringlichkeit herausgestoßen. Die junae Frau nickte und atmete erleichtert aus. Im nächsten Moment wurde die Tür von draußen geöffnet und Land- gerichtsrat Werder trat ein. Er sah abgespannt und Marokko. Die Marokko-Interpellation im bayrischen Landtag. u. München, 21. Okt. (Eig. Trahtin.) Ein politisches Satyrspiel in 3 Minuten kann inan die Marokkointervellation bezeichnen, die heute vormittag von 8 Uhr 57 Minuten bis st Uhr erledigt wurde. Der sozialdemokratische Abgeordnete von Voll mar verlas und be- gründete die Interpellation, die Aus schluß darüber haben will, warum Bayern, das den Vorjiü im Bundesratsausschns; nir auswär tige Angelegenheiten führe, eine Zusammenkunft des Bundesrats während der Marokkvafsürc nicht veranlaßt habe.- Bayerns Ministerpräsi dent gab wöritich folgende Antwort: „Ich bin an sich bereit, die Interpellation zu beantworten. Zurzeit muß ich mir dies jedoch niit Rücksicht auf die noch schwebenden Verhandlungen versagen. Denn sich auch die hier gestellte Anfrage zunächst auf den Bun» dcsralsausschuß sür die auswärtigen Ange legenheiten beschränkt, so ist doch eine Be antwortung der Interpellation nicht möglich, ohne einiges Eingehen auf die bisherige Ge schichte der marokkanischen Angelegenheit und auch bei der Begründung und ev. Besprechung der Interpellation würde ein .Hinübcrgleiten au: dieses Gebiet kaum gänzlich zu vermeiden sein. Ich glaube für die bayrische Negie rung und den bayrischen Landtag be steht aller Anlaß, die gleiche Zurückhal tung zu üben, die sich die Reichsleitung für die parlamentarische Behandlung des Ge genstandes bis auf weiteres auferlegt hat. Ich bitte daher, mir die Bestimmung des Zeitvunk- tes für die Beantwortung der Interpellation der .Herren Abg. Aner und Genossen Vorbehal ten zu dürfen." Svrach's und setzte sich. Abg. von Poll- mar gab namens der Sozialdemokraten bekannt, daß fich die Sozialdemokraten mit dieser Er- klärung zufrieden geben. Die Turmuhr schlug st Uhr und die Marotkoinierpellatiou im bayri schen Landtag war erledigt oder richtiger gesagt begraben, wenn sie nicht eine Auferstehung bei den Etatsdcbatten erfährt. Die französische Negierung für die Bermittelungs- oorschläge Puttkammers. ?. 6. Paris, 21. Okt. zEig. Drahlm.) Eine offiziöse Note des „Temps" teilt mit, daß sich die französische Negierung die Vor- schlage des ehemaligen "Gouverneurs von Kamerun, von Puttkammer, in der Aom- pensationsfrage zu eigen gemacht hat. Das genannte Blatt glaubt versichern zu können, daß die Verhandlungen jetzt auf dieser Basis geführt werden und einen günstigen Fortgang nehmen. Den Putlkammerschen Vorschlägen zufolge würde Deutschland das Scharigebiet erhal ten. Um aber auch den anderen Wünschen Deutschlands zn entsprechen, soll auch ein Ge bietsteil, der sich an den Usern des Kongo und des Ubangi befindet, an Deutschland fallen. Je doch sollen die Gebietsabtretungen an den beiden genannten Küsten nicht größer sein, als eine Schifsslagercise. Durch eine derartige Kompen sation würde auch die französische Kongokolvnie nicht durchschnitten werden. TaS Scharigebiet liegt anschließend an das nordöstliche Kamerun und soll bis zu den Forts Lamy, Archambault, Crampel und Earnot in deutschen Besitz über gehen. Deutschland dagegen würde an Frankreich den nördlichsten Teil von Kamerun biszum T s ch a d s e e a b t r e tc n. Man hat in dem Ministerrat, dem „Temps" zu folge, diese Vorschläge eingehend geprüft, und sie als annehmbar bezeichnet. Es ist kaum anzunehmcn, daß Deutschland geneigt ist, auf dieser Basis zu verhandel», denn cs ist des öfteren betont worden, oaß Deutsch land nicht die Absicht ausgesprochen hat, die Verinittlungsvorschlüge Puttkammers sich zu eigen zu machen. Es ist daher möglich und wahrscheinlich, daß dieser Erklärung von fran zösischer Seite eine andere Erklärung von deut scher Seite gegenüber gestellt werden wird. Oer Krieg um Tripolis. Desertionen türkischer Truppen bei Tripolis? Mailand, 21. Oktober. sEig. Drahtmeld.) Der „Scccolo" erhält aus Tripolis die Meldung von neuen großen Desertionen auf türkischer Seite. Kein Tag vergehe, ohne daß Hunderte halbverhungerter Ueberläufer aus den türkischen Lagern in die Stadt kommen und froh find, wenn man ihnen Nahrung und Obdach gewährt. Nach ihrer Darstellung muß sich die Lage der Türken so verschlechtert haben, daß sie an einen ernst lichen Widerstand kaum noch denken können. Villlgcr- weise muß man sich dann aber fragen: weshalb zögert der italienische Kommandant der italienischen Be satzungstruppen mit der Erweiterung der Operations basis? Der Vatikan und der Krieg. Rom, 21. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) „Oster- vatore Romano" schreibt: Meutere Blätter, die zu den katholischen rechnen, sowie mehrere Redner, Geistlich« wie Laien, äußern sich in Besprechung des italienisch türkischen Konfliktes auf eine Art und Weise, die fast an einen heiligen Krieg glauben läßt, der im blaß aus. Las Haar hing ihm wirr in die Stirn; er blickte düster und gedantenverloren vor sich hin. „Gulen Tag, Papa!" begrüßte ihn der Sohn mit erzwungener Lebhaftigkeit. „Wir wollten eben zu Zngevorg. Aber nun, da du da bist, wollen wir doch Uever —" Er unterbrach sich und betrachtete den Vater besorgt. „Was hast du denn, Papa?" Der alle Herr hob jem Gesicht und sah zuerst auf seinen Sohn, dann aus die ichweigenü, besangen da neben Stehende. Plötzlich onneten sich seine Augen weit und starrten in grenzenloser Ueoerraschung, mir einem Ausdruck starken Enyetzens, aus die Robe und auf üen Hut der Ahirungslojen. .Wie — wie kommst du zu dem Kleid?" stammelte er, mühsam nach Atem ringend. „Ader erinnerst du dich denn nicht", versetzte die Gefragte mit einem angstvollen Lächeln, „>ch habe mir doch im vorigen Zahl, da mir Ingeborgs Kostüm jo sehr gcsiel, oon ihrer Schneiderin ein ebensolches ansertigen lassen." Da fiel es wie ein Blitz in die Seele des Aus horchenden und erhellte mit einem Male, was seit einer Stund« sich dunkel und unfaßbar in ihm ge regt hatte. Das Blut schoß ihm heiß ins Gesicht, seine milden Eesichtszüge verzerrten sich zu einer Grimasse wilden Zornes, und seine Arme reckten sich mit einer anklagenüen Gebärde in die Luft. „Du — Lu!" schrie er, seiner nicht mächtig, „du hast mich schändlich —" Die Stimme versagte dem Strauchelnden, und nur ein paar gurgelnde Laute kamen noch über di« er bleichenden Lippen, dann stürzte der alte Herr wie leb los zu Boden. * * * Landgerrchtsrat Werder verfiel in eine schwere Krankheit. Solange er bewußtlos war und in wilden Fieberdelirien schwebt«, pflegte ihn Irmgard Tag und Nacht mit liebevollster und pflichttreusier Hingabe. Als er aber zum Bewußtsein erwachte und seine Pflegerin kannte, wehrte er ihre Hilfe heftig ab, und es blieb ihr nichts übrig, als sich weinend aus dem Krankenzimmer zu entfernen. Eine Krankenschwester mußte engagiert werden, mit der sich Richard Werder in die Pfleg« des Kranken teilte. Als die Gefahr vorüber war, bemühte sich der Sohn, den erzürnten Vater zu besänftigen. Er teilte ihm alles mit, was ihm Zrmgard selbst gebeichtet hatte. Aber es ver- gingen noch Tage und Wochen, bis der Grollende stch dazu verstand, di« Schuldige vor sich zu lasten. Als sie aber bleich, leidend, mit einem tiefen Schmer- zenszug um die Lippen und einem Blick schmerzlichster Reu« und Verzweiflung vor ihn hintral, da hielt die Empörung nicht mehr stand. Er sah. wie schwer sie gelitten, wie schmerzlich sie ihre Schuld gebüßt hatte, die nicht so groß und unverzeihlich war, wie er im ersten Augenblick geglaubt. Da schmolz aller Grimm, aller Zorn dahin, und seine Arme breiteten sich der in die Knie vor ihm Hinsinkenden in alter Liebe entgegen . . . Nun erholte sich der alte Herr rasch, und schon nach kurzem trat er mit seiner Frau, nachdem Richard sich in aller Stille mit Zngcborg verlobt hatte, eine längere Erholungsreise an. Die Gerichtsverhandlung gegen den Falschmünzer und seine Helfershelfer hatte inzwischen üattgesunüen, und alle Schuldigen waren zu längeren Zuchthaus- beziehungsweise Gefängnis strafen verurteilt worden. Fritz Stangens völlige Schuldlosigkeit hatte sich längst herausgestellt, und er war schon kurz nach der Erkrankung des Untersuchungsrichters entlasten worden . . . .Aber wie bist du denn seinerzeit zu dem falschen Hundertmarkschein gekommen?" fragte Landgerichtsrat Werder, als sie eines Vormittags im «trandholel in Norderney beim Frühstück saßen. Die junge Frau, auf deren Wangen wieder die Rosen der Jugend und der Gesundheit blühten, lächelte schelmisch. „Das wirst du nimmermehr erraten", entgeg nete sie. „Nun —" erwiderte er neugierig, „dann komm' mir doch zu Hilfe!" „Den hatte ich von dir." Eine starke Verblüffung zeigte sich im ersten Moment in den Zügen des Landgerichtsrats, dann lachte er herzlich aus. „Dann bin ich ja sozusagen Helfershelfer und Mitschuldiger des Falschmünzers gewesen." Und ernst werdend, fügte er mit einem liebevollen Blick auf die neben ihm Sitzende hinzu: „Und ich bin, ohne es zu wissen, die Ursache gewesen, daß du so viel Angst und schwer« Seelenpein auszustrhen hattest." Sce schmiegt« sich zärtlich an ihn. Vielleicht war es gut so!" entgegnete sie ge- dankenvoll. „Gerade in Vieser schweren Zeit seelischer Qualen habe ich empfunden, wieviel ich in dir ver loren hätte und —" sie lehnte ihr Haupt an seine Schulter und sah mit demutiaem, dankbarem Blick zu ihm auf — „wie wohl und sicher es sich an deinem Herzen ruht . . ." Nach der Rückkehr des Ehepaare« wurde di« Hoch, zeit Richard Werders und Ingeborg Rulands ge feiert. Die ehemalig« Studentin gab ihre Geschichts studien frohen Herzens auf, erschien ihr doch da« Studium der Ehe viel verlockender und glückver heißender . ., Sud«.
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