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Tageblatt für Kohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz» Gersdorf, Kermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Kirchberg, Erlbach, Langenberg. Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Küttengrund rc. Vrgsn kür Politik, Lokalgelchichte und Gklchäktsverkehr, sowie kür amtliche Nachrichten. Der „Hohrnstein-Ernsrrhaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bez grpreis bei freier Lieferung ins Baus Mk. 1.50, bei Abholung in der Geschäfts- Mllc Mk. 1.25, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. l.50. Einzelne Nummern 10 pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austi äger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriesnägcr entgegen. 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I. a» die hiesige Ort-steuereinnahme — Rathaus, links 1. Zimmer — abzuführen. Oberlungwitz, am 2. Mai 1907. Der Gemeindevorstand. Lieberknecht. Gememde-Sparkaffe Oberlungwitz — im Gemeindeamt, Fernsprecher No. 161 Amt Hohensten-Er. — ist täglich norm, von 8—12, nachm. von 2—5 Uhr geöffnet, expediert auch schriftlich und verzinst alle Einlagen — Vie bi» zum S. de» Monat» geleisteten für de« volle« Mo«at — mit 3*/,'/, Bekanntmachung. Der am 30. April 1907 fällige I. Termin Einkommen- und ErgäuzungSsteuer ist spätesten» »iS zum 21 Mai 1007 legen und ihm womöglich daS Pachtgebiet Kiaut- schou zu entreißen. Im Grunde genommen ist auch viel Hokuspokus in den Freundschaft-Versicherungen der Vereinig, ten Staaten von Nordamerika enthalten. Der Präsident Roosevelt meint es ohne Zweifel ehrlich und aufrichtig. Aber eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Und wenn die praktische Probe auf dir Deutschfreundlichkeit der nordamerikanischen Union gemacht wird, dann versagt sie, wie es so eben erst wieder das kurz vor der Vertagung des Reichstags von diesem genehmigte Handelsabkom men mit Amerika beweist. Nein, die Lag? ist ernst, zu Vertrauensseligkeit und überschwänglichem Opti mismus liegt kein Anlaß vor. Ebensowenig aber auch ein solcher zu Nervosität und Erregung. Wir können Pfingsten ruhig in der erhebenden Gewiß heit feiern, daß unser unüberwindliches Heer ein festes Bollwerk des Friede»» ist. «n die hiesige Ort-steuereinnahme abzusühren. Nach Ablauf der bezeichneten Frist wird gegen Säumige da- Beitreibung-verfahren eingeleitet »erden. Grr»borf Bez. Chemnitz, den 27. April 1907. Der Gemeindevorstand. Göhler. Auswärtige Angelegen heiten. Ander» erscheinen die Dinge, wenn man sie von dem Standpunkt einer idealen Weltphilosophie betrachtet, ander» wenn man auf sein Urteil nur die nüchternen Erwägungen der Zweckmäßigkeit und Erreichbarkeit vorgesteckter Ziele einwirken läßt. Jetzt in dieser prangenden festlichen Pfingstzeit ist die Neigung, der beflügelten Phantasie Spielraum zu gewähren und sich Zustände auSzumalen, wie sie dem Ideal der Menschheit entsprechen würden, nur allzu natürlich; sie ist auch in diesen Feier stunden durchau» berechtigt. Aber da» dürfen wir nicht »er,essen, daß mit der Phantasie und dem sog. guten Herzen keine praktische Politik gemacht und daß besonders die Gestaltung unserer politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zum Auslande gar nicht ruhig und besonnen genug geleitet werden kann. Aus den Verhandlungen des nunmehr bis zum 19. November in die großen Sommerserien ge gangenen Reichstags wird man die kurzen Aus führungen des Fürsten von Bülow über die aus wärtigen Angelegenheiten besonder- festzuhalten und sich ihrer möglichst oft zu erinnern haben. Der Fürst sprach damal» von den bevorstehenden Schwierigkeiten und sagte, diese würden umso eher und sicherer überwunden werden, je mehr wir eine ruhige, stetige, sachliche auswärtige Politik treiben und je mehr wir un» entschlossen zeigen, unseren Frieden, unsere Ehre, unsere Weltstellung durch Sammlung aller Kräfte im Innern zu wahren und, wenn es not tut, einmütig zu verteidigen. Unter dem Gesichtspunkte dieser offiziellen und hochernsten Worte des leitenden Staat-mannes im Reiche hat man die politischen Erscheinungen der Gegenwart und nächsten Zukunft zu beurteilen. Eine derartige Betrachtung bildet die sicherste Ab- wehr der Gefahr, dem mannigfachen HokuSpokus, der jetzt vom AuSlande her betrieben wird, auf den Leim zu gehen, und namentlich auch auf unver bindliche Worte auswärtiger Minister mehr Ge wicht zu legen, als ihnen zukommt WaS der englische Premierminister Sir Henry Campbell-Bannerman über die Haltung der deut schen Regierung zur Haager Friedenskonferenz und zu dem von England dort gestellten Antrag auf Begrenzung der Rüstungen sagte, daS klang wie ein HymnuS auf Deutschland und floß über von Berstcherungen der unbedingtesten Loyalität und Friedfertigkeit. Aber eS war derselbe Campbell- Bannerman, der den Abrüstungsantrag einbrachte, obwohl er wußte, daß er Deutschland damit Unan nehmlichkeiten bereitete. Nachdem Frankreich seinen Vertrag mit Japan abgeschloffen hatte, beeilte sich, außer den Pariser amtlichen Organen, auch der Minister de» Auswärtigen Pichon, zu erklären, daß der Vertrag die Harmlosigkeit selber sei und in keiner Weise eine Spitze gegen Deutschland ent- halte. Von amtlicher deutscher Stelle ist diese Er- klärung, obgleich sich dazu leicht Gelegenheit ge boten hätte, bisher nicht bestätigt worden. Jeden- fallS.find auch dem französisch-japanischen Abkommen gegenüber die oben zitierten Worte des Reichs kanzler» ungemein beherzigenswert. Und die» um so mehr, al» ein großer Teil der Petersburger Press« mit echt russischer Rücksichtslosigkeit erklärt, die Abmachungen Japan» mit Frankreich und England, denen zunächst solche mit Rußland folgen würden, hätten vor allem den Zweck, der freien Bewegung Deutschland» in Ofiasten Fesseln anzu Das Reichskolonialamt. Die Genehmigung des selbständigen Reichs- kolonialamt» war die bedeutungsvollste Tat des neuen Reichstags während seines ersten Session-- abschnitteS. Von diesem Beschluß dürfen wir eine neue Periode unserer kolonialpolitischen Entwicklungs geschichte datieren. Denn jetzt erst sind die Bc- dingungen erfüllt, unter denen die Erreichung der höher und weiter gesteckten Ziele in unseren Schutz gebieten überhaupt möglich ist. Das Gefühl hatte man nach der Bewilligung des das selbständige Reichsamt enthaltenden Kolonialetats im Reichs tage und im ganzen deutschen Volke in allen national denkenden Kreisen. Es war durchaus keine konventionelle Gepflogenheit und leere Formen sache, als sich die Bundesratsmitglieder unmittel bar nach der Beschlußfassung des Reichstags von ihren Plätzen erhoben und dem soeben auS dem Provisorium des stellvertretenden Kolonialdirektors in das Definitivum eine» Staatssekretärs des Reichskolonialamtes aufgerückten Herrn Dernburg unter herzlichen Glückwünschen sdie Hand drückten und als auch zahlreiche Mitglieder des Hauses zu aufrichtiger Gratulation zur Estrade der Bundek- ratSmitglieder emporeilten. Schwer genug ist es den verbündeten Regie rungen gemacht worden, die Erweiterung der Kolonialabteilung deS Auswärtigen Amtes zu einem selbständigen Reichskolonialamt durchzusetzen, obwohl die Erweiterung doch zweifellos eine Forde rung des TageS war. Schon im Herbst 190L, als nach Stuebels Rücktritt der Erbprinz zu Hohenlohe-Langenburg al- stellvertretender Direktor zur Leitung der Kolonialverwaltung berufen wurde, trat die Regierung mit der Forderung deS selbst- ständigen Kolonialamt- an den Reichstag heran. Die Forderung wurde indessen im April des folgenden Jahres von der aus Zentrum und Sozialdemokratie bestehenden Mehrheit des da maligen Reichstags abgelehnt. Der Reichskanzler Fürst Bülow lag damals an den Folgen deS schweren Ohnmacktsanfalles, den er am 5. April im Reichstage erlitten hatte, krank darnieder. Die Ablehnung der nationalen Forderung zog daher keine weitere äußerlich wahrnehmbare Wirkung nach sich. Aber in der Brust deS Reichskanzlers erwachte der Einschluß, daS Joch dieser in natio nalen Angelegenheiten versagenden Reichstags. Mehrheit abzuschütteln. Die alte Forderung kehrte in dem neuen Etat, der im November vorigen Jahre- an den Reichstag gelangte, wieder. Sie wäre zum zweiten Male abgelehnt worden, wenn diesem Eklat nicht die Auflösung des Reichstag« infolge der Ablehnung der bekannten Nachtrag«- forderungen für Südwestafrika zuvorgekommen wäre. Erst beim dritten Anlauf gelang der große Wurf. Der neue Reichstag hat m manchen anderen Fragen, namentlich aber in der der Er richtung eines selbständigen Kolonialamts mit einem Staatssekretär an der Spitze bewiesen, daß er den vom Fürsten Bülow gehegten Erwartungen entspricht und in nationalen Fragen seine Schul digkeit tut. Auf den neuen Staatssekretär de» Reichs- kolonialamt- aber richten sich jetzt nicht nur die Blicke Deutschlands, sondern die der ganzen Welt. Er steht auf einem außerordentlich exponierten Posten und trägt eine ungeheure Verantwortung. Er muß zeigen, daß es ihm nicht an Kräften und Mitteln gebricht, seine kolonialpolitischen Pläne der Verwirklichung entgegenzuführen. Einstweilen gibt es in dem neuen Reichskolo nialamt alle Hände voll zu tun. Einer der er- fahrensten Beamten, Geheimer Rat Seitz, rüstet sich zur Abreise nach Kamerun, um dort an Stelle JeSko von Puttkamers den Gouverneurposten zu übernehmen. Die ganze Last der Organisation und inneren Ausgestaltung de» neuen Amtes ruht infolgedessen auf den Schultern des Herrn Dern- bürg. Diesem werden jedoch schon in den nächsten Tagen geeignete Mitarbeiter beigegeben werden. Immerhin verzögert sich die geplante Kolonialreise des Staatssekretär- um einige Wochen, da doch zunächst die Verwaltungsmaschine in Berlin richtig in den Gang kommen muß. Aber alle diese Mühen und Strapazen werden gern getragen; darf jetzt doch die Hoffnung gehegt werden, daß die Kolonialpolitik Hinfort den Eingeborenen in den Schutzgebieten zum Heile und dem ganzen deutschen Volk« zum Segen gereichen wird. Oertliches nnd Eächstsches. Hohe»ftein-Er ftthal, 16. Mai 1907. *— Et« Blllteumeer von seltener Pracht bietet sich unseren Blicken dar. Flieder und Kastanien haben jetzt ebenfalls zu blühen begonnen, nachdem ihnen Magnolien, Obstbäume, Mandel bäume rc. vorangegangen sind. Immer dichter wird das Blütenmeer, immer leuchtender gestalten sich die Farben. Ein süßer, einschmeichelnder Duft geht von dem Flieder und von dem gleichfalls blühenden Rot- und Weißdorn aus. ES ist, als nehme er unsere Sinne gefangen, wenn wir Rast in der Nähe machen. Nett läßt sich hier träumen. Allerlei Trugbilder entstehen vor un» und wir ver gessen die Alltagssorgen. Empfängliche Gemüter sehen im Geiste alte Kindermärchen Gestalt an- nebmen, schauen Burgen und selbstverständlich auch ein schönes, herziges Burgsräulein, das von ihnen erweckt sein will. Man träumt, bi» man von der rauhen Wirklichkeit daran erinnert wird, daß alle- eben nur ein Traum war. Der Flieder gehört zum Pfingstfl st wie die Maien der stlbergrau glänzenden Birke. Wie diese, bringen wir ihn zum Feste in unser HauS, um un» dort ein Stück blühenden Lebens, lachenden Frühlings zu schaffen. In üppigster Pracht stehen ferner die Maiglöckchen mit ihrem berauschenden Duft, der nach der Wissen schaft Herzgift sein soll. Und doch, wer wollte sie auf seinem Geburtstagstische missen, wenn er ein echtes, rechtes Maienkind ist? Auch der gefährliche Goldregen blüht und lockt unerfahrene Kinder an, die sich von seiner Farbe täuschen lasten, ohne zu ahnen, ein wie heimtückischer, verderbenbringender Geselle er ist. Selbst Rosen sehen wir hier und da schon in Blüte stehen, trotzdem sie daS Wahr- zeichen deS Juni sind. Die an die Hundstage er innernde Donnenglut der letzten Tage hat die ganze Vegetation so machtvoll fortschreiten lasten, daß wir vom eigentlichen Mai, der den Uebergang bilden soll, fast nicht- gehabt haben und unS äußerlich schon im Juni befinden. Das Werk war mit einem Male vollendet — eine Entschädigung für den harten Winter. *— Wetterausficht für Freitag, den 17. Mai: Veränderlich, mehrfach Regenfälle, mäßige nord westliche Winde, kühl. '— Patentscha« SocislS GSnörale de Bon- neterie u. Charles Boucher, TtoyeS (Frankreich), und Fa. Karl Lieberknecht, Oberlungwitz: Rößchen für flache Kulierwirkstühl« (angemeldetes Patent). — Max Lange, Hohenstein-Ernstthal: Strahlrohr, mundstück zur Veränderung deS Strahlguerschnittes (Gebrauchsmuster). — I. G. Böttger, Hohenstein- Ernstthal: Dreifaches Gewebe usw. (verlängerte» Gebrauchsmuster). — Fa. Carl Scherf, Limbach: Elastischer gewirkte» Hutband mit farbigem Auf druck (Gebrauchsmuster).