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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.11.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-11-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111104023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911110402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911110402
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-11
- Tag 1911-11-04
-
Monat
1911-11
-
Jahr
1911
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Bezug-Preis Abend-Ausgabe. ja» L«i,,,a und «,i,n» durch »nie», Träger und Svedtteur» 2moi täglich in, Hau» «ediachi » Pi. msnaii . r.7» Mk. »tenellähri. B»« unirr» KtUalen «. An nahmestellen adachol« IS Vs. monatig 2.» Mt. oiettrlsähru Vnech die V»Itl innerhalb Deutichiand, und der deutschen Kolonien vlerteljähri. >.SV Ml., monati. 1L» Ml. auojchl. Poiidestellgeld Kerner . in Belgien, Dänemark den Donaustaaten, Italien, Luxemburg. Niederlande Nor wegen LenerrelM-Ungarn. Nustland, Schweden, Schwelt u Lpanren. In allen adrigen Staaten nur Viren durch di« EeichätlssteUe de, Blatt», erhältlich. Da» Leip,»,«, Tagedlatt erscheint 2 mal täglich. Sonn- u. K«t«Nag, nur morgen». Ldonnemenis-Annahm« 2,han»i,,a>I» 8, bei unteren Trägern, Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, sowie Pogämtrrn und Briefträgern. Ein,rlv«rkauf,prel» 10 Ps. Utlp.ttgtrTagchlal! s 118S2 lMachtauschluh) N»: . , s 14M2 tRachtanschlnv rel.-L»sch>.!»M Handerszenung. Amtsölatt des Rates ««- des Rokizeiamtcs der Ltadt Leipzig. Anzeige« Prei» slkr Inserat« «u, L«tp,tg und Um,,»«, die llpalti,,B«ttl,«tle S Ps-dte Neklame- teil« s Ml, o«n auiwärt, SV Pt. NeNamen 1Ä Ml. Inserat, von Behörden im amt lichen Teil di, Pettiteil» SV Ps ch«Ichäst,an,eigen mit Plagvorschrtfte» im Preis« erhöht. NabaN nach Tarts, «eilagegebühr Velamt- auslag« S Ml. o. Tausend «ikl. Postgebühr. Teilbetlage d^her. Festerteilt» Aufträge können nicht »urück- gerogen werden. Für da. Erscheinen an deittmmten Tagen und Plagen wird kein« Garantie übernommen. Anreizen-Annahme: S,ha»»i^»ss» ch bei sämtlichen Filialen n. allen Annoneei»- Llpedtlionen d«. In- and Luilandea Druck nn» Verlag »en Fische» äi Körst», 2nhad«r: Vaal Kllrst«». Nedaktion «ad G«sch»t,ft«ll»r Iohannisgass» 8. Haupt - Filiale Dre.den: Seestrage < l (Telephon <6211. Rr. 306. los. Ishrgsns Sonnabenü, üen Msemver ISll Unsere heutige Morgenausgabe umfaßt 16 Seiten, die Abendausgabe 8 Seiten, zusrmmen 24 Seiten. Die psriier prelle über üas Marokko-Abkommen. Das Marokko-Abkommen wird von der Pa riser Presse, soweit sie der Regierung nahesteht, im allgemeinen mit großer Genugtuung beur teilt, sck-on aus dem Grunde, weil die langwieri gen Verhandlungen, die zu manchen Mißstim mungen zwischen Frankreich und Deutschland Ver anlassung gegeben haben, nun endlich abgeschlos sen sind. Eine weniger freundliche Stellung nehmen dagegen die Blätter der Opposition ein, die mit den erzielten Erfolgen nicht zufrieden sind. Zugleich bringen die Blätter ausführliche Kommentare, die nicht nur die Richtlinien des neuen Vertrages und deren Folgerungen enthal ten, sondern auch geographische Betrachtungen des erworbenen Gebietes behandeln, und die histori schen Reminiszenzen des Marokko-Abkommens enthalten, werden von den Blättern mitgeteilt. Die Befriedigung des „Temps". Der „Te m p s" weist daraus hin, daß Frank reich seinerzeit, sei es zu Recht oder Unrecht, ein UnlerHandlungsprinzip angewendet habe, bas in der Geschichte der europäischen Diplomatie nicht seines Gleichen habe. Frankreich habe seit 1900 für Marokko an die Machte, die keineswegs Her ren dieses Landes wären, zu bezahlen. Es hat Italien freie Hand in Tripolis gelassen, cs .hat an England Jahrhundert alte Rechte rn Neu seeland abgetreten und deS weiteren neuere Rechte in ylegypten eingeräumt. Man hat Spa nien genügende Freiheit zu Vertragsschlicßungen in Marokko gelassen. So kam es, daß auch Deutschland Kompensationen verlangte und sein Augenmerk auf Marokko richtete. Der „Temps" läßt sich dann über den Wert Erwerbungen und des Resultates aus und zitiert dann die bekannte Bemerkung Telcassös: „Sowie Marokko unter unserem Einfluß ist, ist unser nordafrikanisches Kaiserreich gefestigt." Das geschichtliche Werk, welches unter Karl X. angefangen wurde, wird durch die Erfolge der dritten Republik gekrönt. Das Wort „Protektorat" ist, wie das Blatt weiter ausführt, in dem Vertrag nicht ausgespro chen, aber Deutschland hat sich in einer besonderen Erklärung mit dem Wort „Protektorat" einver standen erklärt. Deutschland verspricht des Wei teren, sich nicht in unsere Verhandlungen mit Spanien einzumischen. Je nach dem AuSgang dieser Verhandlungen zwischen Spanien und Frankreich wird der französisch-deutsche Vertrag Verbesserungen oder Verschlechterungen erfahren müssen. Der „Temps" schließt mit der Versiche rung, daß der Abschluß des Marolkovertrages ein voller Sieg der französischen Diplomatie sei. Jetzt handle es sich darum, mit allen Kräften daran zu gehen, das neu erworbene Land wirt 2s, Sain. Hochgebirgsroman von Adolf Ott. (Nachdruck verboten.) Sinnend stand sie lange vor dem Lager der Kinder, die ahnungslos im sanften Schlafe lagen; dann schlüpfte auch sie in ihr Bett, aber nur auf wenig Stunden, denn der kommende Tag verlangte durch die Gäste ein« doppelte Arbeitsleistung. Der Forstgekilfe hatte die Frauen bis an di« Tür des Häuschens begleitet, dann hatte er gefühlt, daß er überflüssig geworden war und darauf seine Schritte in das Innere des Dorfes gerichtet. Er hatte nicht Zeit, sich seinen Gedanken hinzu geben oder sich gar in trockene Kleider zu stecken, denn Las über das Dorf hereingebrochene Unglück ver langte von ihm die Einsetzung seiner ganzen Mannes kraft und Willensstärke. Wie er es sich oorgesteltt hatte, war es auch ge kommen. Die Muhr- war niedergegangen und hatte ihre' Haupt-Trd- und Felsmassen Hinter und neben dem Tanneckhofe abgelagert. Der Teil des Baches, der den Hang durchwühlt hatte, nahm seinen Weg über und durch das nieder gegangene Geröll und stürzte in einer kleinen Mulde zu Tal, durchschnitt einen Teil des Dorfes und ver einigte sich unten, mit dem von oben gekommenen Hauptwasserlauf. Mit ungeheurer Wucht waren die Fluten bergab- aeströmt, Holzwerk, Schlamm mit sich führend und beträchtlich große Felsstücke vor sich yerrollend und schiebend. Bäume, Häuser, Scheunen konnten nicht lange Widerstand leisten; was die schwarzen Wasser auf ihrem Wege trafen, erlag ihrem Anprall. Das Hauptunglück hatte einige arme Leute be troffen, deren an und für sich altersmüd gewordene Wohnstätten an der tiefsten Stell« des Hanges ge standen hatten. Di« Häuser waren eingestürzt, der größte Teil des Viehes dabei zerschmettert worden oder ertrunken. Menschenleben schienen nicht zu beklagen. Was die Flüchtenden am Leibe hatten, war mit ihnen geret tet, alles andere verloren. Und das in einer finsteren Sturmnacht, in der m«n auf zehn Schritt« nichts mehr erkennen konnte! schriftlich ergiebig zu machen und so den errungc- I nen Sieg voll auszunützen. Ter „Eclai r" sagt: Das französische Publi kum hat mit Befriedigung erfahren, daß das Abkommen nunmehr wirklich unterzeichnet wer den wird. Darauf wird sich zweifellos die ganze Befriedigung beschränken. — Namentlich von den radikalen Blättern wird mit Nachdruck die friedlich ^Bedeutung des Abkomme ns betont. So schreibt der „Rappel": Wir sind vor allem darüber glücklich, daß die marokkanische Angelegenheit, die schon lange einen Krieg zu ent fesseln drohte, zwischen den beiden großen Völkern zu einer gütlichen Einigung Anlaß gegeben hat, die ein Vorspiel für ein fruchtbares dauerndes Einvernehmen wird. Jaurss schreibt in der „Humanits": Das beste an dem Vertrag ist, daß er zum mindesten für einige Zeit der deutsch französischen Spannung ein Ende macht. Er ist überhaupt nur etwas wert, wenn er die Einlei tung zu einer dauernden und stetigeren Politik der Versöhnung, des Einvernehmens uns der Herzlichkeit zwischen Frankreich und Deutschland darstcllt. — Die der Negierung nahe stehenden Blätter erklären, daß der Ver trag für Frankreich vorteilhaft sei und daß man den französischen Staatsmännern, "die ihn unter so erfreulichen Bedingungen geschlossen haben, Dank schulde. Von anderen Blättern wird das Ab kommen scharf kritisiert. So schreibt „Soleil": Wir erhalten den Schatten, die an- § dern erhalten die Beute, aber selbst dies Wenige müssen wir teuer bezahlen. Gerade diejenigen asriranischen Kolonien, die uns am sichersten und raschesten Gewinne verschaffen, werden so zer stückelt und zerfetzt, daß wir dort keine Ver kehrs- und Aktionsfreiheit besitzen. Man gibt uns in Marokko illusorische Werte und nimmt uns am Kongo sichere Vorteile weg. — „Petit Pari sien" schreibt: Wir Franzosen erblicken in dem Abkommen nur ein mittelmäßiges Ergeb nis. Unsere Lage in Marokko wird nicht nur durch die Schwierigkeiten der letzten Jahre be einflußt werden; aber wir sind durchaus nicht sicher, daß wir dort nicht auf wirtschaftlichem Gebiet ernste Verdrießlichkeiten mit Deutschland haben werden. Auch die Gebietsabtretungen am Kongo dürften in Zukunft eine Quelle von Schwierigkeiten mit Deutschland bilden. Ein Ver trag mit Deutschland besitzt, so meint das Blatt, nur so viel Wert von Tauer, als die Nation, die mit Berlin verhandelt hat, ihre Kräfte erhält und vermehrt. — In ähnlichem Sinne äußert sich das „Echo de Paris". Deutsche pretzMmmei zum Mtrrokkasblmmmen. Da die in unserer heutigen Morgenausgabe aus- führlich wiedergegedenen Erundzllge des Marokko abkommens erst gestern in den späten Nachmiltags stunden bekannt wurden, so sind die Kommentare der deutschen Preße noch recht spärlich, was sich bei dem Umfang der Publikation von selbst erklärt. Umsomehr, als man wegen der verschiedenen Hin Jammernd und heulend, betend und fluchend irrten die Menschen, im kopflosen Bemühen zu helfen, zu retten, am Rande der tosenden Wasser. Laternen, und Kienfackelschein beleuchtete Liese Bilder der Der- zweiflung. Für die Mehrzahl der Dorfbewohner, die vom Hochwasser und der Muhre nicht betroffen worden waren, waren diese Vorgänge «in Schauspiel, das sie mit Neugierde und angenehmem Gruseln betrach, teten. Unter diese Sorte von Menschen fuhr der Hans nun mit all seiner Autorität und Willensstärke und veranlaßte sie, vom Gaffen abzulassen, zu bergen, was noch zu bergen war und den gierigen Fluten, von de nen man nicht wußte, ob sie nicht viel mächtiger wer den würden, nach Kräften die Möglichkeit zu nehmen, noch mehr zu schaden. Mit Anbruch des Tages hörte es auf zu regnen, es drehte sich der Wind, die Schleier und Dunstmassen, die um die Berge gehangen hatten, lichteten sich und ließen bald die hohen Firnen er kennen — ein sicheres Zeichen, daß es dort kält zu werden begann. Die Menschen atmeten in neuer Hoffnung auf. denn mit dem Aufhören des warmen Windes ist der Schneeschmelze eine Grenze gesetzt. War es so weit, dann konnte auch daran gedacht werden, den Bach oberhalb des Tanneckhofes neu einzudämmen. In verhältnismäßig kurzer Zeit sank die Flut; über den Hang, der sich vollkommen ausgewaschen und felsig zeigte, rann zwar noch ziemlich viel Wager, das aber von dem unten befindlichen Graben aus genommen werden konnte und weiter keinen Schaden mehr anrichtete. Auf dem Tanneckhofe sah es bedenklich aus. Gin Teil des Wohnhauses war in sich zusammengestürzt, die Hintere Seite des Stalles mit der Scheune wea- gerissen und zertrümmert worden. Kies, Felsstücke und Erdreich batten sich an den Mauern gestaut oder bedeckten die oberhalb und seitwärts gelegenen Grund- stücke. Schaden, wohin das Auge sehen mochte. Als der Tanneckbauer mit seinem Gesinde in kopfloser Flucht gegen das Dorf eilte, batte er nur an sich und seine Rettung gedacht. Erst später fiel ihm ein, daß Weib und Kind sich noch in dem gefähr deten Hause befinden. Da sagte ihm seine feige Seele, daß er froh sein dürfte, selbst in Sicherheit zu sein, und daß kein Mensch verlangen könne, daß er da» Leben nochmals auf» Spiel setzt. Ganz abge« weise auf die Algerirasakte auch diese bei einer Beurteilung des Abkommens heranziehcn muß. In einer Besprechung des Abionimens äußert sich die „Tägl. Rundschau" unter besonderem Hinweis auf die Ungeniertheit, mit der Frankreich sich bisher an Verträge wenig gebunden gesnhlt bat: Erreicht wurde als greifbares und unantastbares Ergebnis: das französische Protektorat über Marokko mit Hilse desselben Deurschlanos, das einst durch seinen Kaiser die Souveränität des Sultans und die Unverletzlich keit des scherifiscben Reichs stabilisiert und durch die Algeciraskonferenz bekräftigt hat. Damit ist der deutsche Verzicht auf Marokko ausgesprochen, und die Garantien für die offene Tür, die Gleichberechtigung bei dem Subissic-nswe.en. die Sicherung für Minenindustrie und Bergwerk usw. stehen auf dem Papier. Wenn Frankreich sie hält, io ist es aut; wenn aber nicht, was dann? Dann ist eine Quelle neuer Streitigkeiten geschaffen, deren Ausgang zum Nachteil Dcu.schlanrs dec der ausge sprochenen politischen Ueberweisung Marokkos an Frankreich und der Stimmung der anderen Mächte gegen uns von selbst gegeben ist. Mir halten auch unseren wirtschaftlichen Rückzug aus Marokko ebenso wie den politischen für gegeicn. Frantreich hat mit dem heutigen Tage einen außerorcentlichen Macht- und Kraftzuwachs erhalten, und wir Len Schein einer wirtschaftlichen Sicherung. Das „Berl. Tage bl." äußert sich wie folgt: Ob gleich der Vertrag das Wort „Protektorat" nicht enthält, gesteht er doch Frankreich all diejenigen politischen Rechte zu, die mit der Ausübung eines Protektorats verbunden sind. Die Franzosen dürfen nun nach Belieben das maroklanische Gebiet mili tärisch besetzen und sie vertreten Marokko auch gegenüber dem Ausland. Anerkannt muß noch mals werden, daß der deutsche Unterhändler sein möglichstes getan, um die wirtschaftlichen Freiheiten Deutschlands in Marrokko zu schlitzen — was er freilich nicht vollständig durchgesetzc t at. Die Bestimmung, daß kein Ausfuhrzoll auf Er e (in dem amtlichen Auszug steht wohl irrtümlich „Eisen") erhoben und der Minenindustrie keine besonderen Steuern auferlegt werden dürfen, ist sehr günstig, aber die fernere Bestimmung, daß ..der Betrieb der großen Unternehmungen dem marokkanischen Staate reserviert" bleibt, liefert natürlich, trotz aller ein- schränkenden Klauseln, die großen Unternehmungen den Franzosen aus. Die „Deutsche Tagesztg." schreibt: Unter der Voraussetzung wachsamer Energie von deutscher Seite wird man also im ganzen diesen Teil des Abkommens — wenn nicht wider Erwarten noch einige „Haken" sich Herausstellen sollten — als eine nach Lage der Dinge anerkennenswerte diplomatische Arbeit betrachten können. Natürlich aber bleibt die große politische Kon. Zession des tatsächlichen französischen Pro tektorates als ein französischer Erfolg von höchster Bedeutung durch dreje Bürgschaften für die „offene Tür" unberührt. Und es wird sich eben vielleicht erst in der Praxis Herausstellen, ob die Franzosen ihre dadurch errungene Stellung mit den daran hängenden Imponderabilien nicht doch auch in einer für die anderen Mächte abträglichen Weise wirtschaftlich nutzbar machen können. Wir wiederholen zum Schlüsse. Laß damit ein endgültiges Urteil auch über diesen Teil der Abmachungen noch nicht gesprochen sein soll. Die kirngokompenlätionen. * Von recht erheblichem Umfange erscheinen die Gebietsabtretungen Frankreichs im Kongogebiet, von denen wir bereits in unserer heu tigen Morgennummer in einein Berliner Telegramm allgemeine Mitteilungen machen tonnten, wenn sich die Angaben Pariser Blätter bestätigen, die darüber nähere Einzelheiten veröffentlichen. So beklagt nach einer Mitteilung unseres Pariser I-.-MU- arbeiters Saint-Brics im „Journal", dem Boulevard blatte, ^aß man nicht am Ubangi das deutsche Fühl horn ebenso schmal belassen habe wie am Kongo. „Im übrigen genügt ein Blick auf die Karte, um die Ausdehnung unserer Konzessionen zu ermessen: 3000M <, m, die Hälfte von Frankreichs Flächen gehalt. Dies Opfer wird leicht durch eine ganz kleine Grenzregulierung zwischen Togoland und Dahomey und durch die Zurückgabe des östlichen Teils vom sogenannten Entenschnabel vermindert. Hier haben wir viel weniger erhalten als wir er hofften. Der Entschluß, Deutschland den Posten von Lere zu überlassen, und dazu fast den ganzen Lauf des Mayo-Kebi, erleichtert nicht den Zugang zum Hauptverproviantierungsweg Zentralafrikas." * * Marokko-Abkommen und Haager Schiedsgericht. Paris, den 3. Nov. lE. D.) Man meldet der „Agence Havas" aus Lonson. daß Deutschland und Frankreich sich entschlossen haben, alle Schwierigkeiten, weiche aus dem Marokko - Abkommen entstehen könnten, dem Haager Schiedsgericht zu unterbreiten. Zu Linüeqnllts Rücktritt. Das Ausscheiden des Kolonialstaatssekretärs v. Lindequist aus Lein Amte am Tage vor der end gültigen Unterzeichnung Les Marokkoabkommens wird naturgemäß; in der Presse aller Richtungen, je nach der Parteistellung, kommentiert. Die durch diesen Schritt LindeguisLs geschaffene Situation im Reichs kolonialamt und im Reicl;« erfährt im „B. L.-A." folgende Beleuchtung: Der Rücktritt des Herrn o. Lindequist trifft das Reichslolonialamt zu einer Zeit, wo eben erst das UnterstaatNsekretariat neubesetzt worden ist und im Zusammenhang damit weiter« wichtige Personal veränderungen notwendig geworden sind. Nun muß auch die oberste Leitung der Kolonialgeschäfte in andere Hände gelegt werden, und es braucht nicht erst gesagt zu werden, daß die Kontinuität der Ver hältnisse in dem jüngsten der deutschen Reichsämter unter diesen Umstünden nur mühsam aufrecht zuerhalten sein wird. Wenn der Staatssekretär trotz dieser schweren Bedenken auf seinem Posten nicht ver bleiben will, so müssen in der Tat Gründe ganz be- sonderer Natur für rhn ausschlaggebend sein. Als er aus Südwcstafrika an die Spitz« des Kolonialamtes berufen wurde, herrschte in Deutschland nur eine Stimme darüber, daß damit eine glückliche Wahl ge troffen worden war. Wenn er sich jetzt au» dem Neichsdienft zurückzieht, so wird man in Frankreich jedenfalls erkennen, wie die hiesigen kolonialen Kreis« das Kongo-Abkommen zu beurteilen geneigt sind. Der Reichskanzler und der Staatssekretär des Auswärtigen werden nunmehr bei den bevorstehenden Reichstagsdeüatten Len Leiter des Kolonialamtes nicht zur Seite haben; sie werden also auch diesen Teil des Marokkooertrages vor der Volksvertretung persönlich zu verteidigen haben. Ihre Aufgabe ist durch den Eklat, der sich im letzten Augenblick noch eingestellt hat, wahrlich nicht erleichtert worden. Aber zu der Unbefangenheit der öffentlichen Meinung dürfen sie das Zutrauen haben, daß diese ihr End-' urteil über das Marokko-Abkommen nicht von dem MWIIWI II!1 IIÜI! ! >! I sehen davon, daß es zurzeit unmöglich sein wird, an den Hof zu gelangen. An den Hof, der wahr scheinlich gar nicht mehr stehen wird! Die Anna- Marie hat die Schüsse, das verabredete Notsignal so gut hören müssen, als er sie vernommen hat. Warum hat sie sich dann nicht in Sicherheit gebracht? In solchen Zeiten muß ein jedes für sich sorgen. Nur einen flüchtigen Blick hatte Kilian für die Zerstörung im Dorf gehabt. Was ging ihn das auch an? Ist er bei dem Trauettall nicht der Hauptleid tragende? Morgen wird sich schon zeigen, wie weit er selbst noch zum Bettelstab hat. Und dann flucht der Bauer gegen Gott, der das Unglück zugelassen, und hauptsächlich gegen das Forst- und Bauamt, dag diese nicht früher die Menschen, auch ihn, gezwungen haben, die richtigen Vorsichts maßregeln zu treffen. Was wären die paar hundert Gulden gegen das jetzige Elend gewesen? Und weil er, wenn auch sehr abfällig, an den Herrgott gedacht hat, fällt ihm dabei die Anna-Marie und das Kind wieder ein. /Der Bauer läßt sich von der ganz verstörten Kellnerin ein großes Glas Schnaps einschenken, trinkt es aus und denkt: „Der liebe Gott wird's schon recht machen." Dabei zeigte ihm seine Phantasie ein einstürzendes Haus, das genau dem Tanneckhof glich, und in nicht zu weiter Ferne seine vollständige Freiheit oder eine reiche Heirat, mit nachfolgendem männlichen Leibeserben. Kilian trank, stritt und jammerte mit den Bauern, die ab und zu das Wirtshaus aufsuchten, um einen Trunl zu tun in dieser schrecklichen Nacht. Sonder barerweise fragte ihn keiner nach Weib und Kind; sie nahmen es als natürliche Sache, daß sich diese in gesicherter Unterkunft befanden. Den Bauer traf es saft wie ein Schlag, al» nach Tagesanbruch der Waldwärter, durchnäßt bi» auf die Haut, in die Stube trat und bei Ansichtigwerden des Tannecker diesem erbost zurief: „Du bist auch ein sauberer Kumpan, Dauer! Dein Bruder laßt dein Weib aus'm einstürzenden Haus trag'«; die Hirschwirts Afra holt'» Kind; der Sepp und ich rett'n dein Bieh und du sitzt da und säufst die Nacht durch! Pfui Teif'l, du schlechter, du miserabler Mensch." Der Forstmann spuckte indigniert aus. „Ehr hast keine und Scham kennst auch net. du elendiger Tropf, du." Das Denkvermögen des Kilian war durch reich lichen Alkoholgenuß verdüstert, ab« « hatte doch so viel verstanden, daß sein Weib und Kind und von wem diese gerettet worden waren. Und er hatte sich doch schon so schön in den Willen des Allerhöchsten ergeben gehabt! Deswegen kümmerte er sich auch nicht um die feinen Titel, die er eben bekommen hatte, sondern fragte wie entrüstet, indem er wankend aufstand: „Wo is denn hernach dir Anna-Matte und dös Madl? Was aeh'n denn die den Hans an? Der soll sich um sich selber kümmern! Auf dem Tanneckhof hat der nix z'tun", grollte er und schlug mit der Faust dröhnend auf den Tisch. Der Waldwärter hörte mit aufaettssenen Augen zu. Eine derartig gemeine, undankbare Auffassung hätte er nicht für möglich gehalten. Und nun kochte in ihm die Wut über. Er trat vor den Bauer, packte ihn an der Gurgel und schüttelte ihn vorerst kräftig, dann schrie er ihm kräftig ins Ohr: „So ein Vögerl bist! Leicht wärst d' froh, wenn dein Weib heut nacht erschlag n word'n wär! Net einmal Zeit hast dir genommen, nach ihr und beim' Hof z iehen vor lauter Scblemmen und Sauf'n! Aber wart Freunder!, jetzt will ich dir Füß' mach'n, damit hier wieder die Luft sauber wird. Und dabei packte er den wüst um sich Schlagenden mit überlegener Kraft, führte und schleppte ihn bis zur Hauvtüre und warf ihn dann wie einen Klotz auf di« Straße hinaus. Wie lange der Kilian gebraucht hat, bi» « sich vollständig darüber klar war, welchen Schaden sein Hof eigentlich erlitten hatte, ist btt seinen Zuständen nicht leicht zu sagen. Keinesfalls ging die« ab« sehr rasch. Pferde und Rindvieh, bis auf einige Kälber, traf man unversehrt, grasend am andern Tag in d« Näh« wieder an, die dann vom alten Sepp und dem Gründ« in den noch stehenden Baulichkeiten unter gebracht wurden. — Das zur halben Ruine gewordene Wohnhaus diente, trotz der offenbaren Baufälligkeit, dem Bauer und seinen Dienstboten al» Unterkunft. War es Scham oder Gleichgültigkeit — Kilian suchte erst nach drei Tagen sein Weib bei der Aka auf und verlangte, daß sie wieder auf den Hof kommen und btt den dort notwendig«» Arbeiten helfen solle. . Das nächtlich, Srttani» hatte ab« der Anna- Matte so zugesetzt, daß sie im Bette liegen muhte und mit dem besten Wille« zu irgendein« Hilfeleistung unfähig war. . (Fortsetz-UU 1»*« «-WWMWtzbe^ ,
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