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WWMnstAlerAnzeiM Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wttstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Der.Hohenstetn-Ernstthaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bei Abholung in den Geschäfts stellen Mk. 1.28, durch die Post bezogen sauber Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstaltcn und die Landbriestrüger entgegen. Al» Extrabeilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das «Illustrierte Sonntagsblatt". — Anzetgengebühr fllr die ögespaltene Korpuszelle oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15Pfg.; lm Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Die kgrspaltene Zeile lm amtlichen Teil 50 Pfg. Anzcigcn-Annahme für die am Abend erscheinende Nummer bis vormittags 10 Uhr, größere Anzeigen werden am Abend vorher erbeten. Bet Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt, jedoch nur bei alsbaldiger Zahlung. Die Aufnohmc von Anzeigen an vorgrschriebenen Tagen und Plähcn wird möglichst berücksichtigt, eine Garantie jedoch nicht übernommen. - Für Rückgabe unverlangt eingcsandter Manuskripte macht sich LtvGDDGDGGGGGGDGDD^^GKNGDGDTGDDGGDDDDGGDT die Redaktion nicht verbindlich. DGGDDDGDGTDDGDDDDGGDGGGDGGDTGDGGTGMGGGGT, Nr. 212. s-r»lpr°ch» Rr. IS1. Donnerstag, den 16. Mai 1912. G-Mst-M-B-h»st-°b-3. 39. Jahrgang SWmßregelil -ei der VkMWW von Wäschemangeln. I. 1. Die Bahn des bewegten MangelkastenS ist an den freien Enden durch Anbringung eines mindestens 1 m hohen Schutzgeländes sicher abzusperren, sofern der Abstand des Mangel- kastenS von der gegenüberliegenden Wand oder anderen festen Gegenständen in der Endstellung weniger als 60 om beträgt. 2. Alle Riemen, Räder, Riemenscheiben, vorstehende Wellenenden und sonstige bewegliche Teile, die geeignet sind, Personen zu verletzen, haben zweckmäßige Schutzvorrichtungen zu erhalten. 3. Um die Docke ohne Gefahr «inlegen zu können, muß der Mangelkasten während des Einlegens der Docken sicher festgestellt werden können. 4. Sofern die Bauart der durch elementare Kraft bewegten Mangeln die Gefahr des Ein klemmens von Personen zwischen Mangelkasten und Mangelgestell beim Gange der Mangel nicht ohne weiteres ausschließt, ist eine Einrichtung zu treffen, die ein sofortiges Stillsetzen der Mangel bewirkt, sobald eine Person zwischen Mangelkasten und Mangelgestell eingeklemmt wird. 5. Die ZugangStüren zu den Mangelräumen dürfen sich mit der Bahn des MangelkastenS nicht kreuzen. 6. Während des Ganges der Mangel ist jedes Hantieren unter dem Rollkasten — wie Auflegen oder Ordnen der Wüsche — verboten. 7. Das Verbot unter 6. ist vom Mangelbesitzer in Form eines Anschlages im Mangel raume deutlich sichtbar anzubringen. Der Anschlag ist dauernd in gut leserlichem Zustande zu erhalten. 8. Mangelbesitzer, die vorstehenden Anordnungen zuwiderhandeln, werden mit Geld bis zu 160 Mark oder Haft bis zu 14 Tagen bestraft. Gleiche Strafe trifft Rollenbenutzer bei Zuwider handlung gegen die Dorjchriften unter Ziffer 6. II. Den vorstehenden Vorschriften unterliegen alle mit elementarer Kraft angctriebenen Dreh- mangeln, die außer vom Besitzer auch von anderen Personen benutzt werden. Für Mangeln mit Handbetrieb gilt ein Gleiches; nur finden bei ihnen die Bestimmungen unter 1 Punkt 4 keine Anwendung. Alle neu aufzustellenden Wäschemangeln müssen dieser Bekanntmachung, soweit er forderlich, entsprechen. Schon vorhandene Mangeln müssen aber bis spätestens zum 31. Mai 1912 so gestaltet werden, daß sie — soweit nötig und soweit dies nicht schon der Fall ist — diesen neuen Be stimmungen genügen. III. Die Bekanntmachung vom 14. November 1903, die Vorkehrung von Schußmaßregeln zur Verhütung von Unglücksfällen bei der Benutzung von Drehmangeln betreffend, tritt außer Kraft. Hohenstein-Ernstthal, am 16. April 1912. Der Stadtrat. Dr. Patz, Bürgermeister. Von dem am 6. Oktober 1911 gestorbenen Hem Fabrikanten Ferdinand HW Stiegler ist der Neustädter Schule hier letztwilltg ein Vermächtnis von 3VS Mark zuteil geworden. Fiir diese gemeinnützigen Zwecken gewidmete Spende sei dem Schenkgeber hiermit der herzlichste Dank iu die Ewigkeit nachgerufen. Hohenstein-Ernstthal, den 11. Mai 1912. Der Stadtrat. Die Stadtverordneten. vr. Patz, Bürgermeister. RedSlob, Vorsteher. Rechnungs-Abschluß der Sparkasse zu Hohenstein-Ernstthal auf das Jahr 1911. Einnahme. Kaffeirbeftaild am Jahresschlüsse 1910 . . . Spareinlagen in 16720 Posten Gutgeschriebene Spareinlage-Zinsen Zinsen von ausgeliehenen Kapitalien und Wertpapieren Zuriickgezahltc Darlehen und auSgeloste Wertpapiere Mgehobene Bankguthaben Aufgcuonnnene Darlchrn Kostenerstattung und Insgemein > Summe: -4 111 663 20 2 320 517 87 330 203 06 449 344 71 153 355 — 423 446 25, 157 000 — 725 95 8 955 256 04 Ausgabe. Zuriickaezahlte Spareinlagen in 8871 Posten Gutgeschriebene Spareinlage-Zinsen Barbezahlte Zinsen Ausleihungen und Anlage in Wertpapieren Bankeinlagen und zuriickgezahltc Darleheu . Ve-.waltungsaufwaiid Steuern und Insgemein Verwendung de« Reingewtnn-Ncberschufses 1 975 908 339 208 8 708 869 210 555 746 12160 4100 45 382 144 841 4 07 06 68 39 28 19 43 47 53 Kassenbestand Sunnne: 8 955 256 04 BermögenS-Ueberstcht. Vermögen. Hypotheken Wertpapiere Hanlworlchen Anfen-AuHrnstänb« Außenstehend« Verlage Barer Kassenbestand Dumme: 87 -4 80 80 53 09 s 784 667 1111018 750 18064 427 144 841 11060 660 Schulden. Guthaben der Einleger . . Ausgenommen« Darlehen Reservefonds . . . . 1 . . SpezialreservesondS s 12.1010 Reingewinn-Ueberschuß mrS 1010 Reingewinn vom Rechnungsjahre Summe .4 10 818 08415 100000- 526 301 70 8 002.05 30 810 66 76 610 54 11 060 669^1 Hohenstein-Ernstthal, den 30. März 1912. Die Gparkasten-Berwaltung. Zihrmkt in Hohenstein-ErnWl Montag und Dienstag, den 20 und 21. Mai 1012 Der Stadtrat. Freibank Hohenstein-Ernstthal. Freitag gekochte» Rind» und Schweinefleisch, K Pfund 35 «nd 45 Pfg. Tagesgeschichte. Ein Kaiserwort über Glfaß-Lothringen? Pariser Blätter berichten übereinstimmend von einem sehr ernsten Wort, das unser Kai ser während eines Diners im Palais des Staatssekretärs von Elsaß-Lothringen Zorn von Bulach in Straßburg gesprochen haben soll. Der Kaiser unterhielt sich mit den Tafelgästen auch über die jüngsten Vorkomm nisse in Elsatz-Lothringen, das Vorgehen gegen die Gravenstadener Fabrik und das oppositio nelle Votum des Landtages. Im Laufe des Gesprächs hätte der Monarch sich geäußert: „Wenn das so fortdauert, so schlage ich Ihre Verfassung in Scherben. Bisher kennt Ihr mich nur von der guten Seite; es ist aber durchaus nicht unmöglich, daß Ihr mich auch von der anderen Seite kennen lernt. Jawohl, wenn sich das nicht ändert, dann werde ich aus Elsaß-Lothringen eine preußische Provinz machen.* — Ganz so können die Kaisecworte nicht gelautet haben, da ja Elsaß-Lothringen nach dem großen Kriege nicht Preußen allein, sondern dem ganzen deutschen Reiche als Sie geslohn zugefallen ist. Daß der Kaiser wenig erfreut ist von der Entwicklung, die die Dinge in der westlichen Reichsprovinz trotz der ihr gewährten freiheitlichen Verfassung genommen haben, ist selbstverständlich. Amtliche Bestätigung. Die Norddeutsche Allgemeine Ztg." mel det, daß Freiherr Marschall von Bieberstein zum deutschen Botschafter in London ernannt worden ist. — Freiherr von Marschall wurde am 12. Oktober 1842 aus dem Familienstamm sitz Neuershausen bei Freiburg im Breisgau geboren. Nach Absolvierung des Gymnasiums in Frankfurt a. M. studierte er in Heidelberg und Freiburg Rechts- und Staatswissenschaf ten, wurde 1871 Amtsrichter, ging zur Staats anwaltschaft über und blieb bis 1883 Erster Staatsanwalt, in Mannheim. Schon 1875 war er in die erste Kammer seines badischen Heimatlandes berufen worden, 1878 bis 1881 war er als Mitglied der konservativen Partei Reichstagsabgeordneter, 1883 wurde er badi scher Gesandter in Berlin und Bevollmächtig ter zum Bundesrat, wo er sich namentlich durch die Behandlung der sozialpolitischen Einrichtungen des Reiches hervortat. 1890 wurde er nach Herbert Bismarcks Rücktritt Staatssekretär des Auswärtigen Amts und unterstützte in dieser Stellung zunächst mit gro ßem Erfolg die Handelsvertragspolitik des Reichskanzlers v. Caprivi. Nachdem er in den Leckert-Lützow-Prozessen Mißstände der politi schen Polizei aufgedeckt hatte, erhielt er im Oktober 1897 Herrn v. Bülow, den späteren Reichskanzler und Fürsten, zum Nachfolger und wurde zum Botschafter in Konstantinopel ernannt, wo er sich in der nahezu 15jährigen Dienstzeit seine überragende Position zu ver schaffen vermochte. Eine Aenderung in der Thronfolge in Reuß j. L. ist durch das infolge Scharlachs herbeigeführce Ableben des 18jährigen ältesten Sohnes des Erbprinzen Heinrich 27. eingetreten. Letzterer führt bereits seit 1893 die Regentschaft des Landes anstelle seines nunmehr 80jährigen Vaters. Da Fürst Heinrich 24. Reuß ältere Linie — der letzte Sproß des Zweiges Reuß- Greiz — infolge Geisteskrankheit regierungs unfähig ist, hat Erbprinz Heinrich 27. seit 1902 auch die Regentschaft dieses Fürstentums inne, so daß dessen zweiter Sohn Prinz Hein- rich 45. gerade an seinem 17. Geburtstag Thronfolger in den beiden Fürstentümer wurde. Ein ungültiges ReichStagSmandat. Die Wahlprüsungskommission des Reichs tags kam am Dienstag zur Entscheidung über die Wahl des Abg. Pauli-Hagenow (kons.). Nach dem Ergebnis der Prüfung ist der sozialdemokratische Bewerber zu Unrecht an statt des volksparteilichen in die Stichwahl mit dem Abgeordneten Pauli gelangt. In folgedessen beantragt die Wahlprüfungskom mission, das Mandat des Abgeordneten Pauli sür ungültig zu erklären. Dieser Beschluß er folgte mit acht gegen vier Stimmen. Ein Strafverfahren gegen die Abgg. Borchardt unö Leinert ist auf Anzeige des Präsidenten Freiherrn von Erffa wegen ihres Verhaltens in der denk würdigen Sitzung des preußischen Abgeordne tenhauses vom 9. Mai seitens des Ersten Staatsanwalts eingeleitet worden. Abg. Bor chardt soll sich des Hausfriedensbruchs und beide Abgeordneten außerdem des Widerstandes gegen die Staatsgewalt schuldig gemacht haben. Vorläufig wird sich zunächst die Geschästsord- nungskommission des Abgeordnetenhauses mit der leidigen Angelegenheit beschäftigen. Wie die „B. Z.* hört, sollen die Sozialdemokra ten des Abgeordnetenhauses mit dem Anklage beschluß einverstanden sein, weil ihre eigene bereits erstattete Anzeige gegen den Präsiden ten voraussichtlich von der Staatsanwaltschaft nicht zugelassen worden wäre. So aber würde eine gerichtliche Verfolgung der Angelegenheit ermöglicht. Londoner Enthüllungen. Der „Daily Telegraph*, das Londoner kon servative Orga», das mit seinen Enthüllun gen vom Oktober 1908 den ersten Anstoß zum Rücktritt des Fürsten Bülow gab, kann schon wieder mit der Aufdeckung von bisher geheim gehaltenen Dingen dienen. Es handelt sich dabei um angebliche Schritte der deutschen Diplomatie in den letzten 35 Jahren, Eng land zum engeren Anschluß an den Dreibund zu bewegen. Schon im November 1887 hätte Bismarck in einem Privatbriefe an den da maligen englischen Premierminister Salisbury den Eintritt Englands in den Dreibund vor geschlagen. Lord Salisbury lehnte den ihm in verschiedenen Punkten sympathischen Vor schlag indessen ab. Scho» auf deni Berliner Kongreß im Jahre 1878, also noch vor dem 1879 erfolgten Abschluß des deutsch-öslerreichi scheu Bündnisses, dem Italien erst 1883 bci- trat, hatte Bismarck mit dem Premierminister Beaconsfield eine geheime Unterredung über ei» deutsch-englisches Bündnis. Beaconsfield, der erwidert haben sollte, er brauche minde stens ein Jahr, um die englische Meinung auf eiuen solchen Wechsel vorzubereiten, erhielt bald darnach in Gladstone einen Nachfolger, so daß die Verhandlungen ergebnislos blieben. Der dritte Versuch einer deutsch-englischen Annähe rung wurde dann 1901 unter deni Fürste» Bülow gemacht, als die Beziehunge» beider Staate» infolge des Burenkrieges und der Vergrößerung der deutschen Flotte sehr gespannt waren. Auch Japau sollte damals einbezoge» und ein Fünfbund gebildet werden. Dieser Plan kam nicht zustande, weil Fürst Bülow infolge der öffentlichen Meinung Deutschlands über den Burenkrieg einen Frontwechsel voll zog. Diese „Enthüllungen*, die deni Selbst bewusstsein Englands schmeicheln solle», dürf ten vor den Tatsache» »icht sta»dhalten.