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Tageszeitung mW Anzeiger Pir Dtpxol-iswawe, Schmiedeberg LU — ID,G,DOO««GO<»«»GIDGGWGOOG^OGGßGMG, Dienstag den 11. Ottober 1921 87. Jahrgang Nr. 238 «rse» «la« enthckll-teamMch«, DekmmvaachmW« »er Nml»ha«»t«mmfchaft,-es Amksgertchl» ««d desSla-lraks z« DippoUiswawe M«kM>rlich ^Wk-odmZ» «eAaVDlrv» — stnrein« Dumm«» L0 Ps. — Serutvr«d«: Amt Dippoldiswalde «r. L. ^^^u»n«»and»>ad»Lmilo Ar. 3. — VoWch«K- Konto: Dresden 1LS4S. IIIIOII 1 - - Weitzeritz-Zettung OerMcheS «» SSchfische« DtppolLlswalL«. Das Doppelquartett ehemaliger Lru- zlaner stand hier vom vorjährigen Auftreten noch in guter Erinnerung, und man dann es nur als selbstverständliche Tatsache bezeichnen, daß es bei einem Konzert am Sonntag wiederum einen gefüllten Schützenhaussaal vorgefunden hat. Anter Leitung des Herrn Hannes Ruhland begann die Vor tragsfolge mit Abts stimmungsvollem Abendliede, dem dann r drei Gesänge von Grieg und Schumanns Rttornell (alle vier mit Baritonsolo: Herr Friedrich Graupner aus Geising) and ein Lied von Julius Otto «An Johanna' folgten. Nach diesen klassisch ernsten Vorträgen ging das Programm in .mehr heiteren, volkstümlichen Charakter über. Aus allem Vargebotenem merkte man die strenge, musikalisch feinsinnige Schulung im Chore der Kreuzschule in Bezug auf reine Ton gabe, verständliche Aussprache und feine Abtönung. Dazu fügten sich die jugendlich frischen Stimmen zu einem Ganzen zusammen, so dah Herr Superintendent Michael in seiner Schlutzansprache die dargebotenen Gesangsleistungen mit Recht als Ausfluß vollendeter Meisterschaft bezeichnen Konnte. Dieses Lob gilt in unbeschränktem Matze auch den Klaviervorttägen des Herrn Heinrich Bergzog, der auf dem vom Männergesangvereln gern zu Verfügung gestellten Flügel (ein neueres Instrument hätte die Wirkung noch be deutend erhöht) Vetter, Grieg und Liszt mit erstaunlich ge wandter Technik und kunstsinniger Vortragsweise zu Gehör brachte und den wohlverdienten, stürmischen Beifall mit Zugabe eines Chopin-Walzers dankend quittierte, wie auch die Sänger durch nicht endenwollendes Hervorrufen wieder holt zu Einlagen genöttgt wurden. Da die Cruzianer in un eigennütziger Weise den Reingewinn des Lonzerts für unseren Glockenfonds bestimmt haben, so nahm nach Schluß der Auf führung Herr Superintendent Michael Gelegenheit, im Ramen des Kirchenvorstands und aller Anwesenden den Herren Konzertgebern, die schon im Vormlttagsgottesdienste durch Julius Ottos Komposition: «Es weht durch euren Frie den' die Gemeinde erbaut hatten, für den hohen Kunstgenuß, und allen, die zur Verwirklichung des Konzerts mit geholfen haben, herzlichst zu danken und den Cruzianern «Auf Wieder sehen' zuzurufen. — Daß sich die Jahrmärkte in unserer Gegend noch nicht «.Überlebt' haben, bewies der zahlreiche Besuch desselben vor zugsweise durch die ländliche Bevölkerung aus der Umgegend. Ost stundenweit kommen am Jahrmarkt die Bewohner der Dörfer zu uns herein in die Stadt, mit der Dahn, mit Ge schirr, Per Rad oder auf Schusters Rappen, und sie helfen das Band fester schlingen, das bei uns Stadt- und Landbe wohner erfreulicherweise noch umschließt. Man trifft alte Brannte, alte Verbindungen werden erneuert, neue ge- < schlossen und nach Erledigung des «geschäftlichen Telles' findet man sich in den verschiedenen Gaststätten zusammen. Akrch am gestrigen Sonntage herrschte ein beinahe lebens gefährliches Gedränge in den Budenrelhen auf dem Markt plätze. Die Ernte war ja so gefördert, dah mit gutem Ge- «iffen die Landbevölkerung sich einen freien Sonntag gönnen konnte. Die Sonne strahlte vom blauen Himmel sommer- »ätzig hernieder, ein Regen hatte am Vortage den Staub gelöscht, alles gute Vorbedingungen zu einem guten Verlauf. Den ganzen Nachmittag durchzogen große Menschenmengen die Budengasten des diesmal bis aufs letzte Fleckchen be setzten Marktes. An den einzelnen Münden waren die ver schiedenen Waren ausgelegt, es war wieder ganz so, wie vor , dem Kriege, nur — daß Alles das Vielfache von ehedem - kostete. Auch an Belustigungen für jung und alt war reich- Üch gesorgt, und wer auf dem Markt nicht das Gewünschte fand, fand es sicher in den Läden der Stadt, oder sei es «»derer Art, in den Gastwirtschaften, im Kino, auf dem Ball- säleu. lieber den Umsatz unserer Ladentnhaber und der Fieranten konnte man verschiedene Urteile hören. Nicht alle , waren voll befriedigt, vielfach scheint man doch «blos dage- »<fe»' zu sein, ohne zu kaufen. Vielleicht besterts Ler heu- ttge Montag noch aus, der mit strahlendem Sonnenschein angebrochen ist. — Ein Kapitel für sich war am gestrigen Sonntag der Abtransport der Jahrmarktsbesucher. Mit Zügen hatte sich die Bahnverwaltung gut vorgesehen, sie « brachten alle Jahrmarktsgäste bequem nach Haus. Und ist »te Fahrkartenausgabe, die einzige, di« unser Bahnhof hat, l auch nicht gerade voykommen zu nennen, sie würde wohl ge nügt haben, wenn man auch auf Kleinbahnen Rückfahr- I Karten bekäme. Seit aber eine weise Generüldirektion diese abgeschafft hat, wahrscheinlich well durch das Fehlen der Bahnsteigsperren vielfach Fahrgeldhinterztehungen und Be- krügereiea vorgekommen sind, da drängte nun alles — Jahr- marktsbesucher stammen ja meist nur aus der näheren Um gebung — an den einzigen Schalter, so datz der ganze große Raum von Menschen vollgepfropft war und man 15—20 Minuten stehen mußte, ehe man den Fahrschein erhielt. Der letzte Zug in Richtung HainSberg konnte nur mit Ver spätung abgelaffen werden, well zur Abfahrtszeit noch viele ohne Fahrschein waren. Man kann schließlich in zwei oder drei Tagen im Jahre, an denen starker Schalterverkehr herrscht, nicht gleich noch neue Schalter bauen (wäre es ohne große Kosten möglich- Könnte mans mit Dank annehmen), aber keine Regel ohne Ausnahmen, es wäre wohl möglich, ! auch nach Kleinbahnstationen, die Bahnsteigsperre haben, Rückfahrkarten auszugeben, dann wäre vielen geholfen, und nicht blos zum Dtppoldiswalder Jahrmarkt, sondern auch zum Beispiel an schönen Sonntagen in Kipsdorf. — Am Sonnabend nachmittag fand in «Stadt Dresden' elne Versammlung des landwirtschaftlichen Bezirksoerbandes mit Vertretern der Arbeiterschaft von hier, Schmiedeberg usw. statt, um über die Kartoffelpreise usw. zu beraten. Man hatte wohl anfangs einen neuerlichen Demonstrationszug ge plant, dann aber davon abgesehen; auch die Verhandlungen wurden in jeder Meise sachlich geführt. Die Erklärungen der Landwirte gingen dahin, datz man auf Sonderpreisfest setzungen im Bezirk nicht eingehen könne/ sondern datz man sich an die Dresdner Prelsnotterungen halten müsse. Es wurde aber empfohlen, sich immer nur an die niedrigsten Preise zu halten. Mit allen zu Gebdte stehenden Mitteln soll darauf gedrungen werden, datz jede Preisüberfchrettung unterbleibt. Im übrigen fall die Amtshauptmannschaft er sucht werden, an die industriellen Beklebe heranzutreten, datz diese durch Zuschüsse und Vorschüsse ihren Arbeitern die Kar toffelbeschaffung erleichtern. — In der Versammlung des Bezirkslehrerverelns veran laßte Herr Bezirksschulrat Sturm eine namentliche Auf stellung über Kinderzahl, Lehrkräfte und Ueberstunden. Herr Lehrer Hähnel gab über die theoretischen Vorträge und die praktischen Vorführungen auf dem Kongreß für Moralpäda gogik in Leipzig ausführlichen Bericht, der auch für die gegne rische Seite manche Aufklärung über dieses vielumstrittene Gebiet brachte. Der darauffolgende 3. Vr.-Mockrauer-Abend begann mit einer Wiedergabe des vorhergegangenen Vor tragsinhalts, worauf Herr vr. M sich über die Amlagerung und Verkrustung der Philosophie durch das Christentum ver breitete. Die jüdische Religion führt zurück auf babylonische Anschauungen. Anfangs hatte jeder Stamm der Juden seinen Stammesgott, von denen zuletzt Have als alleiniger Gott ver ehrt wurde. Daneben stellten Gottesmänner, wie die Pro pheten, strenge, sittliche Normen auf, die von Jesus, dem Begründer des christlichen Menschentums, auf die höchste Stufe -es sittlichen Lebens erhoben wurden, auf der die Selbstüberwindung keine Grenzen kennt. Paulus gab dem Christentum einen Rückhalt in seinen Dogmen, die auf das ganze Mittelalter die Herrschaft ausübten, von den Schola stikern (Thomas von Aquino, s 1274) gestützt wurden und von Dante dichterische Verklärung fanden. Aber durch die Scholastiker wurde doch die Kritik herausgefordert, die durch die ausgewanderten Griechen nach der Eroberung Konstan tinopels 1453, durch die Entwickelung der Naturwissen schaften und durch die Reformation erst entscheidend ein setzte. — In der Aussprache wurde von Herrn Or. M. der Begriff Konfession (Bekenntnis) recht treffend klargestellt. Der nächste Kursusabend findet am 22. Oktober statt. — Auf den Versorgungssprechtag des Versorgungsamts Pirna, der am 13. Oktober, mittags 1—4»/, Uhr, im «Amts hof' hier stattfindet, sei noch besonders aufmerksam gemacht. — Herr Obersekreiär Fleischer von der Amtshaupt mannschaft wurde zum Verwaltungsinspettor befördert. — Ein- teilweise Mondfinsternis wird in der Nacht zum 17. Ottober in ihrem ganzen Verlaufe zu beobachten sein. Der Betzinn der Finsternis fällt auf den 16. Ottober abends 10,14 Uhr. Die Mitte der Verfinsterung wird um 11,54 Uhr erreicht, das Ende tritt um 1,34 Uhr des 17. Ottober ein. Hirfchbach. Zur Richtigstellung einer Notiz in letzter Nummer fei brmertt, daß am Sonntag (2. 10.) Ballmusik im hiesigen Gasthofe nicht abgehalten worden ist. Es fand ein Fechtvereinsvergnügrn statt, da» in jeder Weise angenehm verlief und keinen vorzeitigen Schluß fand. Es ist keine Messer- stechdrei vorgekommen. Lauenstein. Am Donnerstag abend gegen ',«7 Uhr brach in der gegenüber der Harimannmühle gelegenen Scheune, die Gutsbesitzer Eberth in Dorf Bärenstein gehört und die mit Erntrvorräten angesüilt war, Feuer au», das sich schnell aurbrejtete, sodaß bald die ganze Scheune in Flammen stand. Zur Löschhilse erschienen die Frriw. Feuerwehren von Lauen ¬ stein, Geising und Bärenstein, sowie die Spritze von Dorf Bärenstein. Der Schaden, der den Besitzer betroffen hat, ist groß. Bel den AnfrSumungrarbeiten fand man die gänz lich verkohlten Ueberreste eines anscheinend älteren Manne», der wahrscheinlich in der Scheune nächtigen wollte und da» Feuer durch Rauchen verursacht haben dürfte. Die Leiche wurde nach dem Friedhof Lauenstein gebracht. Dresden. Der Zweigveretn Dresden des über ganz Sachfen verbreiteten Mohltätigketts - Vereins «Sächsische Fechtfchule' (e. D.) feierte am 8. Oktober im DreÄner Arw- stellungspalast sein 40 jähriges Bestehen. Die «Sächsische Fechtschule', die bisher nor unverschuldet in Rot geraten« Hilfsbedürftige unterstützte und bisher hierfür etwa 1500000 Mark verausgabte, hat sich jetzt auch -er Jugendpflege ange nommen, um zum ihren Telle am Wiederaufbau des tief dar- niederliegenden Vaterlandes mihuwlrken. Sie hat zu diese» Zwecke in verschiedenen Orten Sachsens Suppen- und Mllch- pflegen, sowie in Sohland a.d. Spree am 3. Joli d. I. ein Kindererholungshelm errichtet, in dem dauernd erholungsbe dürftige Kinder aus allen Ständen auf jedesmal vier Wochen ausgenommen werden. Dresden. In der Nacht zum Sonnabend sind nach lang wierigen Verhandlungen zwischen den Vertretern der Metall industriellen und den streikenden Metallarbeitern Vereinbarungen getroffen worden, auf Gmnd deren der Streik bqw. die Aus sperrung beendigt werden soll. Die Vereinbarungen gehen dahin, daß die Lohnverhältniffe in der Metallindustrie nicht nur für November, sondern gleichzeitig auch für Dezember geregelt werden. Die Streikleitung hat sich am Sonnabend mit den Einigungsvorschlägen befaßt und sie zur Annahme empfohlen, desgleichen auch den Streikbeschluß aufgehoben. Am Montag werden die Betriebsstreikleitungen über die Auf hebung des Streikes Entschließung fassen. Die Verbände der Metallindustriellen werden am Montag zu diesen Ent schlüssen Stellung nehmen. Kötzschenbroda erhöhte ab 1. 9. den Gaspreis auf 1,70 Mark. Pirna. Die von den 12 BezirjsobstbHUvereinen im Be zirke der Amtshauptmannschaft Pirna in der großen Schützen-. Halle auf den Elbwiesen in Pirna veranstaltete Obstausstellung mit Abteilungen für Gartenbau, Gemüsebau, Geräte usw., die am Sonnabend feierlich eröffnet wurde, ist auf allgemeinen Wunsch um 2 Tage verlängert worden und bleibt bis Mitt woch abend geöffnet. Die Ausstellung sist großzügig durch- geführt und wird von Autoritäten auf diesem Gebiete al» vorbildlich bezeichnet. Frankenberg. In dankbarer Würdigung seiner vielen Beweise treuer Anhänglichkeit gegenüber seiner Vaterstadt, die seit Jahren in nennenswerten Geldstiftungen zugunsten der Gemeinde und privater Vereine und Personen ihren Aus- druck gefunden haben, ernannten die städtischen Kollegien den Fabrikbesitzer August Katterman» in Paterfon (Nordamerika) zum Ehrenbürger der Stadt Frankenberg. Peiilg. Der zum hiesigen Bürgermeister gewählte Stadttat Krah in Glauchau forderte Einreihung in eine höhere Gehaltsklafse, da ihnHin feinem jetzigen Wirkungskreise ob seiner Wahl neue Vergünstigungen bewilligt worden sind. Daraufhin wählten unsere städtischen Kollegien am Dienstag Stadttechtsrat Knoth in Freiberg. Genannter hat die Wahl auch angenommen. Rochlitz. Seit dem 1. Ottober brennen in Rochlitz alle Straßenlaternen wieder. Der Steuerzahler ist besfirdigt, wenigstens etwas für sein Geld zu „sehen." Die vollständige Wiedereinführung der Straßenbeleuchtung wird von der Be wohnerschaft als bemerkenswerter Fortschritt willkommen ge heißen. Echneckengrün. Zu der Kramerschen Mordsach« in Schneckengrün wird von der Staatsanwaltschaft geschrieben: „Die bisherigen Erörterungen sind bis zu einem gewissen Ab- schnitte gelangt und haben zu einem Geständnisse der Be teiligten geführt. Täter ist der 17 jährige Sohn Walter, An- stisterin die Ehefrau de» Erschlagenen. Das wettere muß dem Gerichtsverfahren überlasten bleiben." Frau Pauline Kramer, die bekanntlich am Sonntag, 2. Ottober, verhaftet und in die hiesige Gefangrnenanstalt eingeliefert wurde, ist 38 Jahre alt, während der Erschlagene 10 Jahre älter war. Mutter und Sohn befinden sich noch in Hast. Schöneck. Am Mittwoch abend wurde im Gasthof zum „Deutschen Haus" eine oerschlossen« Stahlkassette mit etwa 30000 M. Inhalt gestohlen. Sie war vom Besitzer gegen 8 Uhr abends in das im Erdgeschoß liegende Schlafzimmer auf einen Schrank gestellt worden. D«r Dieb mutz grnau mit den Räumlichkeiten vertraut gewesen sein undz Kmntnis von dem Inhalte der Kassette gehabt haben, l*—