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Dresdner Journal : 12.08.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-08-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187308121
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18730812
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18730812
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Paginierfehler: Seite 1072 als Seite 1074 gezählt.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-08
- Tag 1873-08-12
-
Monat
1873-08
-
Jahr
1873
- Titel
- Dresdner Journal : 12.08.1873
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,» 1^.^ Dit'Nstag den 12 ÄuAust. 1873 Lüirelv« Uurmnerv: 1 Lk^r. 8teiup«lru»cdl»is kiaro. L 1'ktr 8t«uip»lis«batlr, »»»»«rk»Id üe» üeuttcdcu Idsick«» koit- uuü Illl Liiit»r>d«o L«iod«: 75krlicd ... 6 TKIr. jt^Lkrliok: 1 DUr. 15 ^doonemeutoprel»« r Inkr»UH»»> tritt jLkrl ick » looer tvaprsloor * t'ür ü«o k»un» einer /e»p»It«neo 2«ils: lzz U^r. Unter „liin^eea at" äi» 2«ilv: S H^r. . Lreckeiaenr - l't^lick, mit Xuinnkms der 8ona- nvä kHettn^e, Xt.ev.Ia Mr 6ev fot^euüen i i^ iil eÄNtl ZMMl. Verantwortlicher 9ledacteur: I. (9. Hartmann. 1n»er»tenenu>»kme »u««Lrt«r 7> Uommi««ionLr 6ss * Orsütluvr.tourv»!»; «dcnüL».: /.««Acr> 7'0-7 u. 71. 7>c^ef, S»wdur^-8«rUi>- Vi«o-l.»lp»i8-L»»«l-Sr««lLU-kn»l>Itkurt» u.: 7/u««cn*eci»» <7 I^oAter, S«rUo -Vi»ii-Sitmdur^-?rL8 l<«il>r>s-k'rLllk- tlltt ».» Häoeiieo: Te^ct. X/oE, L«rUn: ^1. 71<tc»ne^er, 7nvai«<7cn<7unt, 77 ^4/^rec/ik, Lr«w«a: 7. 8'c/</otte, vr«,- I»u: T/.ÄunAc-r'söürcmi; vkewoili: 7>. ^oiat, kr»nk- turt„N : XacAci^selw u. <7. <1.7/crma»in'senc tluckk., 71uu1»c <k t.'o.; VSrUt»: 1/ H7it/1cr, ü»onov«r: 0.,8'c/tiH/t^, k»X, 77ar»«, 7.a^ittc, 71u//icr<i ^'u. Stuttgart: 71uu-,e <7 Oo., ü«<7<7. XnriMicen - ^«iireai«, Vios: Xi Nernusxeder: itüviel. krpcüitioll «1c» Ore^tloer 7oun>itls, örcuüvu, »^r^rctiicu^iuiüc Au. 1. Wchjamllicher Theil. Nedersicht. Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschau. (Times. — Daily Siews. — Mor- ning Post. — Daily Telegraph. — Standard. — Pall Mall Gazette.) lageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Königsberg i. Pr. Posen. Wiesbaden. Schwerin. Wien. Prag. Trieft. Paris. Rom. Madrid. Christiani«. St. Petersburg. Konstantinopel.) «rneununaen, Lersetzungen rc. im Sffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Zwickau. Meerane. Kötzschcnbroda. Hartenstein. Dohna.) Vermischtes. Statistik und LolkSwirthschaft. EivgrsandteS. Keuillrton. Inserate. Tageskalender. Börseunach- richteu. TtlM.iptiische Nllchnchltn. Madrid, Sonnabend, S. August, AbendS. (W. T. B.) Die RegirrungStruppen sind gestern Mittag in Valencia eingerückt; die revolutionäre Junta und die aufständischen Soldaten haben sich nach Cartagena eingrschifft. New-Dort, Sonnabend, v. August. (W.T.B., Kabcltelcgramm.) Der Dampfer „Wawasset" ist auf dem Potomac in Klammen aufgegangen. An Bord des Dampfers befanden sich 117 Personen, von denen nur 88 gerettet sind. Dresden, I I. August. Die jüngsten Modifikationen im englischen Ministerium, über welche eine officiellc Kundgebung übrigens noch nicht vorlicgt, geben der Londoner Presse zu zahlreichen, je nach dem Parteistandpunlt der Blat ter natürlich auch sehr von einander abweichenden Com- mcntaren Anlaß. Sc leitet die „Times" ihre Betrach tungen mit der Bemerkung ein, die Umgestaltung gleiche mehr denjenigen, welchen man in politischen Romanen begegne, als denen des wirklichen Lebens. Die Er nennung des Schatzkanzlcrs Lowe zum Minister des Innern wird weiterhin als verfehlt und die Ueber- uahme zweier Aemter durch den Premier als eine augenscheinlich provisorische Anordnung bezeichnet, die sich nur wäbrend der Parlamentsfcrien behaupten könne. John Lright's Wiedereintritt in das Cabinet erachtet die „Times" als Verstärkung desselben, eine Ansicht, welcher auch „DailyNews" mit großer Entschieden heit bcistimmt. Er werde, behauptet das letztere Organ, ohne Zweifel viel dazu beitragen, das Vertrauen unter gewissen Abteilungen der liberalen Partei wieder her- zusteUen, und dem Ministerium eine gewaltige Stütze in der Kammer sein. Eine Modification sei infolge der neueren Ereignisse unerläßlich gewesen und die neuen Ernennungen ließen sich großenteils gut an, wenn man sich auch auf den ersten Anblick wundern müsse, warum der Eine eher gehe als ein Anderer: durch welche Andeutung ein Bedauern über den Ab gang des Kanzlers von Lancaster, Childers, ausgcdrückt werden soll, im Gegensätze zu dem weniger beliebten Lowe, der nun Minister des Innern geworden. — Auch die „Morning Post" hätte gewünscht, daß der Premier Muth genug besessen hätte, sich Herrn Lowe, den un angenehmsten seiner College», bei dieser Gelegenheit vom Halse zu schaffen, und selbst der „Daily Tele graph", das anerkannte Organ Gladstone's, bemerkt mit einer gewissen Schärfe, Herr Lowe sei da in eine Stellung versetzt, wo man ihn am allerwenigsten er warten sollte. — Ganz anders lautet die Sprache der whiggistischen Presse. Der „Standard" findet, daß die Zeit vorüber sei, wo ein solcher Ministerwechsel für die vorhergegangenen Skandale Genugthuung ge währen und dem Gladstonk'ichen Cabinet neue Lebens dauer einflößen könnte. Die Maßregel lasse einen radicalen Krankheitszustand zu Tage treten, gegen wel chen es nur ein Mittel gebe: die Berufung an die Wähler. — Beachtenswerth ist, daß die Oppositions presse und die osficiösen Journalisten sich in der An sicht treffen, daß die neueste Veränderung so zu sagen der letzte hohe Satz des Ministeriums im Spiele der Politik ist. Die unabhängigen liberalen Blätter machen sich über den „letzten Versuch", dem Cabinet einen Halt zu geben, bereits nicht wenig lustig; die „Pall Mall Gazette" erinnert daran, daß in Dramen die große „Transformationsscene" dem Fallen des Vor danges unmittelbar vorhergeht. Der Name Bright auf der Ministerliste könne allerdings nicht anders als ge winnbringend wirken, wenngleich sein Ansehen ministe- riellerseits vielleicht überschätzt werde. LagtbgcsllM Dresden, 11. August. Heute Vormittag wurde auf dem Exercirplatze „zum letzten Heller" eine Parade der königl. sächsischen Arttlleriebrigade von Sr. königl. Hoheit dem Kronprinzen abgenommen. Die beiden Feldartillerieregimentcr standen ^9 Uhr in Pa- radcaufstrUung westlich der Radeburger Straße. Nach dem Sc. königl. Hoheit die Paradclinie abgcritten hatten, fand taktisches Exerciren beider Regimenter und sodann Scharfschießen der Batterien statt. Stach Beendigung des Schießens defilirtcn beide Regimenter im Trabe, die reitende Artillerie im Galop vor Sr. königl. Hoheit. Dresden, 11. August. Se. Exccllcnz der Herr Staatsministcr Di. v. Gerber wird morgen eine mehrwöchige Erholungsreise ins Ausland antretcn. * Berlin, 9. August. Se. Majestät der Kaiser befindet sich zu Gastein im erwünschten Wohlsein und hat auch gestern ein Bad genommen und eine Prome nade gemacht. Vorgestern und gestern Nachmittag wurde zu Wagen ein Ausflug in das Thotschachthal und nach dem Böcksteiner Thale unternommen. — Der vorgestrige Ausflug Sr. kaiserl. uud königl. Hoheit des Kronprinzen nach Ringerike am Tyrifjord, sowie der am Abend gebrachte glänzende Fackelzug waren vom günnigsten Wetter begleitet. Gestern Vormittag stattete Se. Majestät der König von Schweden und Norwegen in Begleitung seines hohen Gastes dem deutschen Ge schwader einen längeren Besuch ab. Heute bat sich der Kronprinz mit seinem Gefolge und den zum Ehrendienst commandirten norwegischen Offizieren zu einem vier tägigen Ausfluge nach den Telcmarken begeben, von wo derselbe am 12. d. M., Mittags, nach Christiania znrückzukehren und noch an diesem Tage mittelst Er preßzuges nach Stockholm abzureisen gedenkt. Die Ankunft daselbst ist zum 13. Mittags zu erwarten. — Der Kaiser hat befohlen, daß von jetzt ab, analog den Offizieren von der Armee, auch Offiziere von der Marine geführt werden sollen. — Dem zur Dis position gestellten General der Infanterie v. Manstein, bisher commandirendem General des IX. Armeecorps, ist der schwarze Adlerorden verliehen worden. — Zur Ausführung des Gesetzes vom 14. Mai d. I., den Aus tritt aus der Kirche betreffend, ist seilen des Justiz- ministcrs eine allgemeine Verfügung ergangen, nach welcher es fortan zur Aufnahme der Austrittscrklärung der Anberaumung eines besonderen Termins nicht mehr bedarf, es vielmehr den Antragstellern freistehen soll, sich an jedem Geschäftslage, welcher in die von dem Gesetze tz 2 bestimmte l4iägige Frist fällt, zur Abgabe der Austrittserklärung an der Gerichtsstelle zu melden. Den Gerichtsbehörden ist aber überlassen worden, für jede Woche einen bestimmten Geschäftstag zur Auf nahme solcher Erklärungen festzuletzen, welcher zur KenntUiß des Pudlicums zu bringen ist. — Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt officiös: Je lebhaftere Theilnahmc man in weiten Kreisen den Verhältnis sen der ländlichen Arbeiter und der Auswan derungsfrage zuwcndet, um so begreiflicher ist die Ungeduld, mit welcher man den in Aussicht genom menen Maßregeln der Staatsregierung zur Abhilfe der erkannten Nothstände und den etwaigen Beschlüssen der gegenwärtig im landwirthschaftlichen Ministerium tagen den Conferenz cntgegensteht. Zur Verhütung irriger Auffassungen ist darauf hinzuweisen, daß die commis- sarischen Berathuugen im landwirthschaftlichen Mini sterium nicht dazu bestimmt sind, unmittelbare Beschlüsse herbeizuführen, sondern, daß dieselben nur dem Zwecke dienen, ein aus Anträgen, Resolutionen, Petitionen rc. zusammengesetztes umfangreiches Material zu sichten und sodann Beschlüsse des königl. Staatsministenums über etwaige administrative oder legislative Maßnahmen vor- zuberciten. Eine Veröffentlichung der Conferenzproto- kvlle, sei es in voller Ausdehnung, sei es im Auszuge, würde — abgesehen davon, daß die Arbeiten derCon- ferenz noch nicht zum Abschluß gelangt sind — schwer lich zur Orientirung des öffentlichen Urtheils beitragen, sondern nothwendig Mißverständnisse Hervorrufen, da im Voraus sich auch nicht entfernt bestimmen läßt, welche Beschlüsse das Staatsmimsterium auf Grund der Protokolle fassen wird. Uebrigens wird man wohl thun, die überaus großen Schwierigkeiten, welche bei der Bewältigung der Materie und der Beschlußnahme über zweckmäßige Adhilfemaßregeln zu übei winden sind, nicht aus den Augen zu verlieren. Es ist auf die Be rücksichtigung und Versöhnung verschiedenartiger, meist gleichberechtigter Interessen Bedacht zu nehmen, welche oft in einem schroffen Gegensatz zu stehen scheinen. Dazu kommt, daß es sich theils um die Ausdehnung einzelner Gesetze auf die neuerworbenen Provinzen, theils um Ergänzung und Abänderung älterer oder neuerer Gesetze handelt und daß überall die Scheidegrenze zwi schen der Competenz des Reiches und der Einzelstaaten in Ewägung zu ziehen ist. In materieller Beziehung wird selbstverständlich eine natürliche Schranke durch den unanfechtbaren Grundsatz gezogen, daß der Staat auf dem Gebiete der socialen und wirthschaftlichen Ent wickelung nicht direct und bestimmend, sondern nur mittelbar, höchstens anregend einwirken kann. — Im Reichskanzleramte in Berlin sind nun auch die Zustim mungen der russischen und belgischen Regi erung zur Beschickung des internationalen Weltpostcon- gresses, der mit 1. September d. I. bekanntlich in Bern zusammentritt, eingelangt. Die Beschickung feiten der genannten Staaten ist beschlossen worden, nachdem von Seite Les Reichskanzleramtes die entschiedene Er klärung diesen beiden Staaten gegenüber abgegeben wurde, daß die fiscalischen Interessen, welche diese Re gierungen zum Fernbleiben vom Congresse veranlaßten, nach allen Richtungen hin werden gewahrt werden. Belgien, welches aus den Transitfendungen seine besten postalischen Einnahmen bezieht und sonach durch die Aufhebung der Transitgedührcn sehr geschädigt würde, erhielt ebenfalls vom Reichskanzleramte die bestimmte Zusage, daß von allen Staaten, die den Congrcß be schicken, die vollständige Schadloshaltung ausgesprochen wurde. — In dieser Woche hat bei den Belagcrungs- arbeiten um Graudenz Ler Miuenkricg begonnen, indem seilen des Angreifers die erste Minentrichterreihe ausgeführt worden ist; ferner hat derselbe das Cou- ronnement des Glacis begonnen und mittelst der Tra- vcrsensappe der Festung sich mehr genähert; artillcristi- schcrseits ist der Bau directer Breschbatterien gegen die linke Face von Bastion IV vollendet und diese selbst sind armirt worden. Die Vcrtheidigung beschränkte sich auf Minenkrieg, Schicßversuche und applicatorische Lchr- übungcn. Die Pontonierübung wmde wie in den letzten Wochen fortgesetzt und das Schlagen, Abbrcchen und Abschwenken von Brücken geübt. Der Generalinspccteur der Festungen, Generalmajor v. Biehler, hat gestern Berlin verlassen, um sich nach Graudenz u. s. w. zu begeben. Leider wird von Graudenz auch ein Unglücks - fall gemeldet, der sich bei den Belagerungsarbciien gestern Nachmittag ereignet hat; cs erstickten nämlich I Sergent, I Unteroffizier und 2 Pionuierc von der 4. Compagnie des niederschlesifchen Pionuierbataillons Nr. 5 in einem Minengange. Königsberg i. Pr., 9. August. Der Bischof Kre- mentz hat, der „Ostpr. Ztg." zufolge, im Anschlusse an den in der Allocution vom 25. Juli o. bewilligten vollkommenen päpstlichen Ablaß für Mariä Himmel fahrt ein IZstündiges Gebet vor dem hochwürdigsten Gute angeordnet. Die einschlägigen Stellen der päpstlichen Allocution sollen am nächsten Sonntage in deutscher Uebersetzung von allen Kanzeln verlesen wer den. — Das Generalkommando des 1. Armcccorps macht bekannt, daß die zu den ManöVerübungen zusammcngezogenen Truppen nicht in der Stadt, son dern in deren Umgegend einquartiert werden. Das ost preußische Jägerbataillon Nr. 1 (Braunsberg) ist von Ler Theilnahmc an den Truppenübungen ganz uud gar dispensirt. Königsberg i. Pr., 10. August. (Tel.) Nach dem amtlichen Cholerabericht sind vom 6. bis 8. Augnst hierselbst 60 Personen an der Cholera erkrankt und 33 gestorben. * Posen, 8. August. Bekanntlich war der Erz bischof Le doch owski vor die Criminalabtheilung des hiesigen Kreisgerichts zu heute geladeu worden, um sich in der Angelegenheit des von ihm zum Propst von Filehnc ernannten Geistlichen Arndt zu erklären. Wie bereits gemeldet, war Ledochowski nicht erschienen; dagegen war folgcnLes Schreiben an das Kreisge- richt von ihm eingetroffen: „Auf die Vorladung des königl. tlreisgerichls, Ablheilnng für Strafsachen, vom i. d »um Termin den 8 d. deeile ich mich ergebens! auzuzeigeu. daß die kanonische Institution eiues Geistlichen zu einer Propftei ausschließlich ein kirchlicher Act ist, zu dessen Vollziehung jeder Diöcesanbischos nicht nur berechtigt, säubern auch verpflicht ist. Aus diesem Grunde ist es mir nicht möglich, in dieser sowie in jeder Sache, welche ausschließlich kirchlicher uud geistlicher Natur ist, die Eom- petenz einer anderen Behörde, als die des heiligen apostolischen Stuhles, zur Ausführung meiner bischöflichen Verpflichiungen avzuerkeonen Infolge dessen gestaltet eS mein Gewiss-» nicht, in dem augesehten Termin zu erscheinen, um mich wegen der in Wirklichkeit vollwgeuen Institution des bisherigen V cars Anlon Arndt aus Czaruikau als Propst zu Filehne ohne vor- bcrige Benachrichtigung des Lberprasidenten zu verantworten. Was die allegirten Paragraphen des jüngst über diese Materie erlassenen Gesetzes anlaogi. so mag mir gestattet werden, >n erklären, daß ich zugleich mit sämmtllchcu anderen Bischöseu der Monarchie noch vor Nechtsgiltigk it der betreffendeu Gesetze nicht verfehlt h be, an kompetenter Stelle darauf aufmerksam zu machen, daß das besagte Gesetz mit den Giuudsäyen und Dogmen der katbolischeu Kirche unvereinbar sei. Nach seiner Publication habe ich zugleich mit dem ganzen Episkopat der kaiserl königl. Regierung meine Erklärung abgegeben, das ich ohne schwere Verletzung meiner Verpflichtungen gegen Gott und gegen die Kirche, an der Ausführung dieser Gesetze mich nicht betheilixen könne Posen, den 6. August I8?L. Der Erzbischof von Gncsen und Posen. Miecirlaus." Ebenso, wie in Filehne, ist vor wenigen Tasten auch in dem Pfarrdorfe Chludowo (Kr. Posen) die ohne Genehmigung der Staatsbehörde erfolgte Ein setzung eines Geistlichen für ungiltig erklärt worden. Wie der „Kuryer Pozn." mitthcill, erschien der Landrath des Kreises bei diesem Geistlichen, erklärte ihm, er komme im Austrage des Oberpräsidenten, und nahm alsdann ein Protokoll der Verhandlung auf, welches von beiden Theilen unterzeichnet wurde. Da nach ist der Geistliche in Kenntniß gesetzt worden, er dürfe von nun ab auf Grund der Kirchengesctzc bei Strafe weder Messe lesen, noch predigen, lausen, Ehen einsegnen, bei Begräbnissen mitwirken, noch überhaupt irgend eine kirchliche Handlung vollziehen; geschehe dies trotzdem, so werde eine solche Handlung als nicht vollzogen gelten und eine von ihm eingesegnete Ehe einem Concubinate für gleich erachtet werden. Auch ist jenem Geistlichen angedroht worden, daß öfters ein Beamter dort erscheinen werde, um Erkundigungen einzuziehen, ob er trotzdem kirchliche Handlungen ver richte. Befragt, was er nunmehr zu thun gedenke, er klärte der Geistliche, daß er vom Erzbischof erst In struction cinholen, in jedem Falle aber seiner geistlichen vorgesetzten Behörde gehorchen werde. * Wiesbaden, 8. August. Der vielbesprochene Lrreit zwischen der hiesigen größeren Vertretung der evan gelischen Kirchengcmeinbc und ihrem Präsidenten, Feuillktow (Redigirt von Otto Banck.) Wahrscheinlicher Tteruschnuppensall. Den Freunden der nächsten beiden Nächte (11. u. 12. August) steht vielleicht bei reinem Himmel ein solches Schauspiel in Aussicht. G. v. Boguslawski in Stettin girbt auf Grund der Entdeckungen des Astronomen Schiaparelli in Mailand darüber folgende Mittheilun- gen: Derjenige Komet, dessen Hauptkörper oder Kern der Erde unter allen bisher bekannten Kometen am nächsten gekommen ist, war der für die Kometenkunde so überaus wichtige Komet von 1770 oder der Lexell'sche, welcher der Erde bis auf 312,000 Meilen (die sechs fache Entfernung des Mondes von der Erde) nahe kam, freilich ohne daß man eS damals wußte, aber auch ohne die mindeste Spur eines Einflusses auf die Erde zu hinterlassen. Dieser Komet war in seinem Laufe im Weltenraume dem Jupiter so nahe gekommen, daß dieser ihn drei Mal stärker anzog, als es bei dieser Entfer nung die Sonne vermochte, und ihm eine neue Bahn anwies, infolge dessen er sich dem Jupiter noch mehr näherte, so daß dieser den auS einer lockern Anhäufung von kleinen Körperchen bestehenden, also wenig dichten Kometen und seine Bestandtheile auflösen und völlig zerstören konnte. Was aus einem derartig ausgelösten Kometen geworden sein mochte, war bis in die neueste Zeit ein ungelöstes Rätbsel. Schiaparelli hat cs ge löst und in den jährlichen Sternfchnuppenfchwärmen drS 13. u. 14. November und des 9. u. 12. August die Bestandtheile ehemaliger Kometen erkannt. Die am 10. August besonders häufig fallenden Sternschnuppen werden auch die brennenden Thränen dMheiltgen Lau rentius (dessen Namenstag aus den 10. August fällt) genannt. Weil die meisten Sternschnuppen dieses Me teorschauers aus dem Sternbilde des -Perseus herzu kommen scheinen, hat man dieses ganze Augustphäno men Perseiden genannt. Schiaparelli hat nun nach- gewiescn, daß die Bahnen dieser Perseiden fast identisch sind mit der Bahn des großen dritten Kometen von 1872, dessen Umlaufszcit nach Oppolzer 121'^ Jahre beträgt, serner, daß dtP Perseiden das Product der in entlegenen Zeiten erfolgten theilweisen Auslösung dieses Kometen sind, und daß sie im Laufe der Zeiten einen vollständig geschlossenen Ring bilden, welchen die Erde alljährlich in den Tagen vom 9. bis 12. August durch- schnerdet und dessen in den Bereich ihrer Anziehungs kraft kommenden Theile infolge ihres Erglühens inner halb unsrer Atmosphäre in einer durchschnittlichen Höhe von 15 bis 18 Meilen uns als Sternschnuppen sicht bar werden, während der Mutterkomct seine Bahn in mitten de- von ihm erzeugten Ringes fortsctzt. Ein zelne Theile dieses Ringes sind dichter mit Meteoren besetzt als andere, trifft die Erde diese Theile, so findet ein reicherer Auguststcrnschnuppenfall statt, als in an dern Jahren; die- ereignete sich nach den Sternschnup- penkalalogen in den Jahren 830—841, 924—933, 1029, 1243, 1451, 1770—1789, woraus man auf eine Periode von circa 108 Jahren schließen kann, so daß wir in dem nächsten Jahrzehnd möglicherweise auf einen größern Sternschnupprnfall im August rechnen können. Da der Mond in diesem Jahre an den Tagen des 9. bis 12. August erst um 9 Uhr und später aufgeht, so wird sich die Erfchrinung zwischen 8—9 Uhr am besten wahrnehmen lasten. Der Hauptfall der Sternschnup pen erfolgt zwar erst in den Gründen nach Mitternacht, wo der Mond dir Wahrnehmung etwa- beeinträchtigen wird, aber bei hoffentlich heiterm Himmel werden wir alSdann da- schöne Schauspiel rasch sich auf einander folgender feuriger Meteore in langgestreckten Bahnen am Himmel genießen. AlterthumSkunde. Am 24. Juli sand in der Nähe des Dorfes Bohlsen bei Uelzen in Hannover die Ausgrabung eines großen vorchristlichen Lcichcn- feldes statt unter Leitung vom Ccnservatcr des Pro vinzialministeriums m Hannover Ur. Müller und unter lebhafter Theilnahmc einer Anzahl Attcrtbums- frcunde aus Uelzen und Oldenstadt. Zunächst wurde der Umfang des Leichcnfeldes zu 320 Schritten ermit telt, in welchem Kreise jedenfalls weit über 400 Leichen sich befinden. Cs fanden sich überall in regelrechten Reihen ziemlich dicht neben einander in der stets glei chen Richtung von Osten nach Westen in der Tiefe von 4, 5, stellenweise auch 7 Fuß meist sehr wohl er haltene Gerippe. Die Messung ergab säst ausnahms los 6 Fuß Länge. (!) Die Schädel waren schön ge wölbt und zum Theil wunderbar gut erhalten; ein be sonders kräftig gewölbter Schädel wurde gefunden, in welchem auch nicht ein einziger Zahn fehlte, der aber an der Seite zwei offenbar von äußerer Gewalt her rührende schwere Verletzungen zeigte, Lie Lessen Träger offenbar schon bei Lebzeiten empfangen haben mußte. Bei jeder reiche fand sich zu Füßen ein Häufchen Kohle mit verbrannten Thicrknochen vor, und zwar zum Theil die Holzkohle so wunderbar schön erhalten, daß die Structur des Holzes noch auf das Deutlichste zu er kennen war. An sonstigen Gegenständen wurden lei der nur vier außerdem stark verletzte Stücke von zwei- schnctdigrn Bronzeschwertcrn, ein roh bearbeiteter Gr« nitstein und ein kolossaler Pferdezahn aufgrfundcn. Dir Zeit, aus der die Leichen stammen, setzt »r. Müller bestimmt in die vorchristliche Zeit, wie die zweifellos von Brandvpfern herrührenden Kohlendaufen mit Thier- knochen beweisen und in den Anfang der Bronzezeit, wie der Umstand zeigt, daß, obwohl einzelne Bronzc- wafien gefunden worden, diese doch noch nicht als Re gel den Leichen mit in das Grab gegeben seien, vr. Müller erklärt den Fund für einen höchst interessanten und das Bohlscr Leichcnfeld für das bislang größte Lcichcnfeld aus vorchristlicher Zeit mit unverbranntcn Leichen. Die Waffen, sowie eine Anzahl besonders gut erhaltener Gerippe, namentlich Schädel, und ein Quantum der Holzkohlen nebst Thierknochcn hat Dr. Müller für Las Provinzialmuscum in Hannover mit genommen. Geographie. Capitän Giovanni Battista Gaggino, Ler Commandant der italienischen Barke „Fratclli Gag- g no", welche am 26. Juni in Singapur eintraf, hat an das Genueser Journal „Jl Commcrcio" ein Schrei ben gerichtet, in welchem mitgetheilt wird, daß er zwei kleine von Eis umgebene Inseln entdeckt habe, welche er wegen ihrer Form mit dem Namen „Due Nam" (die „zwei Zwerge") belegte. Der Capitän verspricht mit dx nächsten Post weitere und genaue Mittheilun- gen über die präcisc Lage Ler beiden neu entdeckten Inselchen zu senden. Literatur. Bei Le-Monnier in Florenz ist eine italienische Uebersetzung von Goethe'- „Faust", erster Theil, und von „Hermann und Dorothea" von Anselmo Gueriari erschienen. Die des „Faust" ist die Um arbeitung einer früheren Uebersetzung und bildet, wie ein Kritiker in der „Gazz. Li Venezia" sagt, mit den Utbe»setzui»geu Scalvini's und Massei's rinen auscr- lestneu Blnmenftrautz des großen deutschen Dichters.
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