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Nr. L34. Leipzig. «richt,-- »»»<-«.---tv» «Glich. prn» 7«. »M. 2-»< »!u«»rr DcuW Mgtvitim Ztitmg «Aahrhcit »>d Aecht, Freiheit »>d vesetz!» DitiStig, 7. Oktrter 1879. Inserat« - tu» 0» die «s petttt»« w r»ch»tz M so»«». 2»s«rtt»»»,«»ützk Pir »le vp.l»e»4«tlc » W. »»t«r »» W, Telegraphische Depeschen. »Laveu-Laven, 5. Oct. Ähre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin besuchten gestern Mittag in Begleitung Sr. kaiserl. und königl. Hoh. des Kron prinzen sowie des Großherzog», der Großherzogin, des Erbgroßherzog- und der Prinzessin Bictoria von Baden die Fischzuchtanstalt Gaisbach bei Baden-Baden. Se. laiserl. und königl. Hoh. der Kronprinz hat sich gestern Abend 10 Uhr 50 Min. nach München begeben. — Der Vicepräsident des preußischen Staatsministeriums Graf zu Stolberg ist nach Berlin zurückgereist. * München, 5. Oct. vormittag». Se. kaiserl. und königl. Hoh. der Kronprinz ist heute Vormittag in Begleitung de» Rittmeisters v. Nyvenheim hier ein getroffen und hat iu dem Hotel zu den vier Jahres zeiten Wohnung genommen. Auf dem Bahnhofe wurde Se. kaiserl. und königl. Hoh. von dem Polizeipräsidenten Feilitzsch empfangen. Die Weiterreise soll morgen er folgen. * Varmstavt, 4. Oct. abends. Die Abreise der Kaiserin von Rußland nach Cannes (Südfrank- rcich) ist auf den 8. Oct. festgesetzt. Der Herzog von Edinburgh tritt seine Rückreise am nächsten Dienstag an. Wien, 5. Oct. Die MontagS-Revu«, die Lage nach dem Besuch BiSmarck'S besprechend, sagt, das Gefühl moralischer Jsolirung müsse allerdings auf Rußland schwer lasten. Diese Jsolirung sei aber wesentlich selbst verschuldet, da innerhalb des Drei- Kaiser-BuodeS kein Raum für den Panslawismus sei, den die russische Regierung niederzuhalten »der zu dcsavouiren entweder unmachtia oder nicht gewillt sei. Innerhalb Europas aber sei kein Raum für so «eit- reicheudr turbmente alle bestehenden Verhältnisse be drohende nationale Bestrebungen des panslawistischen Chauvinismus. Die so erzielt« Wirkung sei die Stel- liing der FriedenSmächte Europa«, «wer», Rußland» andererseits Wach einer andern telegraphischen Mit- theilung heißt dieser Satz: „Der panslawistischlChau- vinismus habe die Wirkung erzielt, daß die Stellung der FriedenSmächte Europa» gegenüber Rußland eine andere geworden.") In Petersburg fei bekannt, daß die Verbindung uiemand herausfordere noch bedrohe, sondern vom Gedanken der Abwehr beherrscht und ge leitet werde. Rußland sei der aufrichtige Anschluß frei gestellt. Bisher sei der Verdacht einer beabsichtigten Selbstausschließung Rußlands gerechtfertigt. Mit der Beseitigung diese- Verdacht» würde erst Europa das Gefühl voller Befriedigung wiedergegeben. («Post».) * Wien, 5. Oct. Der russische Botschafter Novi- kow erschien gestern im Auswärtigen Amt und blieb dort eine Stunde. * Prag, 4. Oct. Die vom Handelskammertage niedergesetzte Commission hat sich heute über eine Com- promißresolution geeinigt, wonach der Handelskammer- tag den Abschluß eine- Handelsvertrages mit Deutschland nur dann für räthlich erklären soll, wenn dadurch eine den österreichischen kommerziellen, industriellen und landwirthschaftlichen Interessen ent sprechende Modifikation de- deutschen Zolltarifs erreicht werde. Zur Vorbereitung der Grundlagen für die Resolution und zur Revision des Zolltarifs, der an gesichts der deutschen Tariferhöhungen im allgemeinen al- Minimaltarif gelten soll, sei eine Conferenz von Fachmännern au» Oesterreich und Ungarn einzuberufen. Das Äppreturverfahren wird» soweit eS über da» ört liche Bedürfniß der Grenzbewohner hinauSgrht, für schädlich erklärt und besten Aufhebung herbeizuführen für erforderlich eracbtet. (Bgl. unter Oesterreich.) *Prag, 4.Oct. abends. Der HandelSkammer- tag hat die bereits gemeldete Compdomißresolution ein stimmig angenommen. Ein Antrag bettest» der Der- staatlichung der Eisenbahnen wurde wegen Kürze der Zeit auf die Tagesordnung des nächsten Handels- kammertagcS übernommen und als besten Vorort Brünn gewählt. * Äom, 4. Oct. Der deutsche Botschafter v. Ke udell ist heute hier eingetroffen und hat, wie das Journal Diritto meldet, bereits eine längere Unterredung mit dem Generalsekretär im Ministerium des Aeußern, Grafen Maffei, gehabt. pari«, 4. Oct. Graf Saint-Ballier wird sich nächste Woche auf seinen Posten in Berlin zurück- begeben. Derselbe gedenkt über Baden-Baden zu gehen, um dem dort weilenden Deutschen Kaiser zuvor seine Aufwartung zu machen. — Zum Empfange der Kaiserin von Rußland, welche demnächst auf der Reise nach Cannes im strengsten Inkognito Pari» passiren wird, sind der Großfürst Konstantin und der russische Botschafter Orlow bereit» hier eingetroffen. («Post,».) * Loudon, 4. Oct. Der Cabinetürath ist für nächsten Montag tiaberufen worden. , *VeteV«-ura, 5. Oct. vormittag». Nach dem Journal Neue Zeit beabsichtigt das Finanzministerium im Laufe de- künftigen Jahres Gold- und Silber münzen im Bettage von 27,712000 Rub. prägen zu lasten und zwar für 900000 Rub. Imperial- uud für 19,500000 Rub. Halb-Imperial-, also für 20,400000 Rub. Goldmünzen und für circa 7,000000 Rub. Silber münzen. * Lukarest, 5. Oct. Fürst Alexander von Bulgarien begibt sich heute Abend uach Silistria. — Der Finanzminister Stourdza wird heute Abend hier zurückerwartet. — Die von dem Delegirtencomite nur unwesentlich modisicirte Regierungsvorlage be treffend die Revision der Verfassung soll am nächsten Mittwoch in der Deputirtenkammer zur Be- rathung gelangen. ; > Leipzig, 6. October. In der vergangenen Woche traten im Deutschen Reiche die großen Justizgesetzt in» Leben, welche be stimmt find, nicht bloS die Einheit und Gemeinsamkeit des Recht» und der Rechtsprechung für ganz Deutsch land zum größten Theil zu verwirklichen, sondern auch für die Handhabung de» Recht- zeitgemäßere Formen uud stärkere Bürgschaften der Rechtssicherheit aufzustellen. Als die Krönung aber dieses stolzen Baue- deutscher RechtSeinheit ward in Leipzig da- ReichSgericht eingesetzt, welchem die Rechtsprechung in höchster Instanz in allen wichtigen Straf- und Civil- sachen anvertraut ist. Wir haben diesem hohen Gerichtshöfe unsern freu digen Willkommen bereits am Tage vor seiner feier lichen Einsetzung entgegengerufen, haben sodann auch die Feierlichkeiten seiner Eröffnung und die von der Stadt Leipzig dabei veranstalteten Festlichkeiten aus führlich geschildert. Noch einmal sprechen wir den innigen Herzenswunsch auS: möge die Thätigkeit de» Reichsgerichts, möge die Wirksamkeit der neuen Justiz- gesetze überhaupt für das deutsche Volk in allen seinen Theilen eine gesegnete sein! Am gleichen Tage, 1. Oct., trat noch ein anderer, unmittelbar zwar nur für einen Theil dcS großen Deutschen Reiches, mittelbar aber doch auch für da» ganze bedeutungsvoller Fortschritt ins Leben: Elsaß- Lothringen, die sogenannten „Reichslande", die bisher nur wie eine Provinz von Berlin auS regiert wurde», erhielten eine Art von staatlicher Selbständigkeit durch Einsetzung eine- Reichsstatthalters und eines Mini steriums für Elsaß-Lothringen, beide mit dem Sitze im Lande selbst. Daß zu der wichtigen Stelle eine» RtichSstatthalterS für Elsaß-Lothringen einer der her vorragendsten unter den deutschen Heerführer» ernannt ward, hat wöl seinen Grund in der eigeuthüwliche» Lage jener beiden Länder, welche noch auf längere Zeit neben der sorglichen Hand einer tüchtige» und wohl wollend«» Verwaltung auch (als der am weiteste» west wärts vorgeschobene Posten) da» scharfe Auge einer allzeit zur Stelle befindlichen militärischen Autorität erheischen wird. Der um die Reichslande und deren innigere Annäherung an Deutschland vielverdiente bis herige Oberpräsident daselbst, Hr. v. Möller, zieht sich in den ehrenvollen Ruhestand zurück. UebrigeuS hat der jüngste Aufenthalt unserS Kaiser in Elsaß-Lothringen (bei den Manöver» daselbst) einen bemerkbaren Fortschritt in der Germanisirung der Be völkerung, selbst Lothringens, zugleich aber auch den außerordentlichen Einfluß, den die ebenso imponirende wie gewinnende Persönlichkeit deS greisen Herrschers nach dieser Seite hin jedeSmal auSübt, in erfreulichster Weise constatirt. In Preußen fanden am 30. Sept, die Wahl männerwahlen für das neue Abgeordnetenhaus statt. Noch läßt sich nicht genau übersehen, wie und wie- Siegesdenkmäler. AuS Berlin vom 15. Sept, wird der Magde- turgischen Zeitung geschrieben: „Im Atelier von Kessel u. Röhl werden gegenwärtig mehrere Siegesdenkmäler für deutsche Städte auSge- führt. Vollendet ist soeben das darmstädter Denkmal. Dasselbe besteht aus einem großen Postament von polirtem, rothem schwedischem Granit, an welchem an ter Vordersrite der Führer der hessischen Division, der jetzige Großherzog von Hessen-Darmstadt, dem Kaiser Wilhelm nach der Schlacht bei Gravelotte, von seinen Kriegern umgeben, entgegenreitet, während französische Gefangene seitwärts stehen. Auf dem Postament be findet sich die Siegesgöttin, welche von einem vorwärts stürmenden und einem gefallenen Krieger umgeben ist, an welche sie zwei Kränze vertheilt. In Arbeit befinden sich noch die Denkmäler für Dresden, Köthen, und Braunschweig. Das erstere, welches am 2. Sept. 1880 zur zehnjährigen Feier der Schlacht bei Sedan auf dem Altmarkt enthüllt werden soll, besteht aus einem Unterbau von Syenit, an welchem sich vier vorttetende Postamente auS rothem, schwe dischem Granit auschließen, auf denen vier allegorische Figuren aufgestellt werden sollen, welche zu gleicher Zeit das Hauptpostament umgeben. Dieses besteht aus einem kolossalen Granitblock von 8'/» Fuß Durch messer und 16 Fuß Höhe auS rothem, schwedischem Granit in Walzenform, der bereits vollständig herge- fiellt ist und sowol durch die Größe deS Blockes als durch die überaus elegante und sauberre Ausführung «in wahres Prachtstück der Granitschleiferei ist und wol einzig dastehen dürfte. Auf demselben soll eine kolossale Statue der Germania angebracht werden. Alle Figuren an dem Denkmal werden in Marmor auSgeführt werden. Das in Köthen zu errichtende SiegeSdenkmal wird aus einer Säule bestehen. Zu derselben führt ein Stufenunterbau, auf welchem ein würfelförmiges Posta ment von circa 4'/, Fuß Höhe errichtet ist; dasselbe besteht auS einem einzigen polirten Granitblock von rother Farbe mit den Namen der Gefallenen. Die Säule selbst ist in toScanischem Stil mit attischer Basis und einem dorischen Capitäl hergestellt. Der Schaft derselben, aus rothem polirtem Granit, hat eine Höhe von 17'/, Fuß und einen Durchmesser von 2'/, Fuß. Das Capitäl wird von einem Adler mit ausgebreiteten Flügeln bekrönt, der vom Bildhauer Pohlmann modellirt ist. DaS Denkmal soll am 19. Oct. d. I. enthüllt werden. DaS braunschweiger Monument besteht aus einem 24 Fuß hohen kolossalen viereckigen Postament aus rothem Granit, der in den schwedischen Brüchen der Firma Kessel u. Röhl bearbeitet wird. An der »ordern Seite des Postaments wird eine Gruppe von Soldaten in braunschweigischer Uniform angebracht, während auf der Rückseite eine allegorische Gruppe aufgestellt wird. An den Seiten werden Trophäen angebracht. Sämmtliche Figuren, nach den Modellen der Bildhauer Breymann und Dietze, werden in Bronze ausgeführt. Auf dem Postament befindet sich die Koloffalfigur der Germania." Der Simplontuunel. Noch ist der Riesentunnel deS Sanct-Gotthard nicht vollendet, und schon beginnt man mit Aussicht auf Verwirklichung die Herstellung einer dritten Durch bohrung der Alpen zu planen. Beim Gotthardunter nehmen sind eS in erster Linie deutsche Ausdauer und deutsche Geldmittel gewesen, die eS ermöglicht habe», daß der fast für unausführbar gehaltene Schienenweg in kurzem vollendet ist; jetzt sind eS vorwiegend fran zösische Unternehmer, die für daö Zustandekommen de« Simplontunnels wirken, damit Frankreich nicht de», englischen und belgischen Durchgangsverkehr einbüße und die eigene Production der nordöstlichen und öst lichen Provinzen Frankreichs auf deutschen Linien durch den Gotthard nach Italien und dem Orient befördert werde. Bereits seit dem Jahre 1874 hat sich eine Simploneisenbahngesellschaft gebildet, die einstweilen die Linie von Lausanne durch das RHSnethal bis zum Fuße des Simplon nach Brieg ausgebaut hat; Männer wie der Minister v. Freycinet, Leon Say, Gambetta, Grtvy geben sich alle Mühe, die mannichfachen, dem Weiterbau sich entgegenstellenden Schwierigkeiten hin wegzuräumen; sie beabsichtigen sogar, bei den franzö- fischen Kammern den Antrag einzureichen, daß die Gesellschaft von Frankreich eine Unterstützung von 48 Mill. FrS. erhalte. Auf der andern Seite will die italienische Negierung mit einem Kostenaufwand von 28 Mill. FrS. den Fuß deS Simplon bei Jsella mit Arona am Lago-Maggiore und mit dem dortige» Endpunkte der oberitalienischen Bahnen durch eine Eisenbahnlinie verbinden. Ueber den zwischen Brieg