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Dresdner Journal : 10.09.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-09-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188009109
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800910
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800910
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1880
-
Monat
1880-09
- Tag 1880-09-10
-
Monat
1880-09
-
Jahr
1880
- Titel
- Dresdner Journal : 10.09.1880
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^SII FMaz, den 10. September. »880. » I»«n o r —rd»I» 6e»6eut«:d«i> ki^icke» tritt?»»t- uo6 8tempet,u»ct»lLz kima. I» ck«»uel»«> N*iet»>: ^Lkrlied: . . »» j«^t»rli«k! < H»ric bS kt. t^umwero: »0 l»«ier»1«aprkltier kUr 6sn k»um «irrer 8«p»ltellva kstitreile 20 kk. Vnter „Kill8«»»llät" äis 2«il« so kk. ^r8tl>«la«u, l'Lsslick mit ^usrrLkms 6er 8oov- vvck k'eiert»^« Xl-soä» tür äen solzvnäea ^»8 ZreMerIMMl. I»8<-r«tpnunn»ki»<> an8«lli txp I^ix»i8' ^r. c:t>iiiiui»oivu:ir tlo« l>re»liirer ^ourvirk«; S»wdar8-N«rli» Vi«a L»,«!-Sr«,I»» ?r»nllf-nt K : ^/aa»e»u>tei»» L ^OAier,' Lsrlia Vi«o-»»mkurx- kr»8 - l.«ip«i8 ^rUllkklirt ». «. »iiuedan: L.rUo: §./nrri/>eie»<i<r»/ L-umoa: F §c/i/utte Nr«,l»u: ^,. öün-itu; vk-miul»: />. ^oiAt; ». ».: F ^aeAer'eLtrv u. F l>'. 7/rrr»nn,in- »cli« 8uLkti»välun8i OvrNt»: tr LkMer, Niumovsr: 6. Lck«^Z- rp ?»ri» L«rli»-kr»irktirrt » ll. Slult8»-t; Da^b« ^v.,- »»mdllr^: F L7e«^e-t, ^1«i. Lterner. Berantwottliche Redacüon: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Ner»ii88vd«rr kvnisl. kxpeäition 6e» Oresäoer ^ourout«, Drohten, Xvin^erstriu-x« kin SO. Amtlicher Theil. Dresden, 6. September. Se. Majestät der König hat dem Steueraufjeher Friedrich Wilhelm Lehmann in Niederwiesa da» allgemeine Ehrenzeichen allergnä- digst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil, u e b e r s i ch t. Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Norddeutsche Allgemeine Zeitung. Provinzial-Correspondenz.) Tagr-geschichte. (Dresden. Leipzig. Berlin Darm stadt. London. New-Jork.) Zur orientalischen Krage. Dresdner Nachrichten. Die Dresdner kirchlichen Feste vom 7. und 8. Sep tember 188«. Provinzialnachrichten. (Pirna. Bautzen.) Vermischtes. Statistik und Bolkswirthschaft. Feuilleton. Tage-kalender. Inserate. Beilage. Börsrnnachrichteu. Telegraphische WitterungSberichte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Ragusa, Mittwoch, 8. September, Abends. (W. T. B) Nach hier eingegangenen Nachrichten wird Riza Pascha am Donnerstag weitere Trup pen von Skutari nach Dulcigno abgehen lassen. Man hofft, daß eS ihm gelingen wird, die Ueber- gabe von Dulcigno an Montenegro zu bewerk stelligen, bezweifelt dies jedoch bezüglich Tusis, woselbst die Albanesen ihre Streitkräfte concen- trirt haben und Widerstand zu leisten beabsich- tigen. Paris, Mittwoch, 8. September, AbendS. (W. T. B) Die Verhandlungen der Mächte in Betreff der Alottendemonstration haben, wie die „Agence HavaS" erfährt, zu dem gewünschten Ein- verständniß geführt. Infolge dessen ist gestern nach Toulon der Befehl erlassen worden, daß sich zwei Fregatten und ein Aviso heute nach Ragusa zu begeben baden, um sich daselbst mit den Kriegs schiffen der anderen Mächte zu vereinigen. Die Zeitungen sprechen die Erwartung aus, daß die Pforte angesichts diese» Resultate», welche» alle Gerüchte von einem Bruch unter den Mächten widerlege, in ihrem ferner nutzlosen Widerstande nicht beharren werde. Pari», Donnerstag, S. September. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Dem „Moniteur" zufolge empfing der Cardinal Gulbert Declarationen, von fast allen nichtautorifirten Congregationen unterzeich net. Wahrscheinlich lehnt keine der Congrega- tionen die Unterzeichnung der Declaration ab. Die „R^publique fran^aise" glaubt, rS sei keine Aussicht auf einen dauerhaften Frieden im Orient vorhanden, so lange nicht Griechenland und Montenegro in den Besitz ihrer neuen Grenze gelangt seien, zweifelt aber nicht daran, daß das Einvernehmen der Mächte diese» Resultat herbei führen werde. Toulon, Mittwoch, 8. September, Abend». (W. T. B) Die Fregatten „Friedland" und „Suffrrn" und der Aviso „Hirondellr" Haden den Befehl erhalten, sich nach Ragusa zu be- geben. London, Mittwoch, 8. September, Nachmit tag». (W. T. B.) In dem Kohlenbergwerke von Seaham, unweit Durham, hat heute Vormittag eine Erplosion durch schlagende Wetter stattgr- funden. Zur Zeit der Erplosion befanden sich etwa 18« Bergleute in der Grube, von denen die Mehrzahl um» Leben gekommen ist. London, Mittwoch, 8. September, Abend». (W. T. B.) Eine Depesche de» General» Robert» au» Kandahar vom k. d. berichtet, daß die Ver luste, welche Ajub Khan in dem Treffen vom 1. September erlitten hat, sich al» sehr beträcht liche herausgestellt haben. Der General Phayre ist am 6. d. in Kandahar eingetroffen, seine Artillerie und Cavallerie haben 12 englische Meilen südlich von der Stadt ein Lager bezogen. London, Donnerstag, S. September. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Im Gegensatz zu seinen gest rigen Mitthrilungen meldet der „Daily Telegraph" auS Konstantinopel von gestern, eS scheine, daß die Note der Pforte, welche die Bereitwillig keit der Albanesen zur Abtretung von Dulcigno anzeigt, im letzten Momente zurückgebalten worden sei, weil die Pforte die neuesten Berichte Riza Paschas über die Stimmung ter Albanesen abzu warten beabsichtigte. Dresden, 9. September. Die Secession des linken Flügels der Na tionalliberalen bildet noch vorwiegend einen Gegen stand der DiScussion in der Tagespresse. Die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung*, welche heute abermals aus dieses Thema zurückkommt, bespricht die Bestrebungen der Leiter des Unternehmens, findet, „daß die Seces sion eine lange Geschichte organisatorischer Vorstudien und wiederholte Fiascos bei jedem Versuche bestim menden Einwirkens bereits hinter sich habe", und sagt dann: „In der Austrittserklärung der 28 präsentirt sich ein neuer Versuch, für die Generäle und Offiziere des Städtetagspronunciamentos ein parlamentarisches Heer anzuwerbrn. Was am Städtetage und beim Banket im zoologischen Garten nicht gelungen: die nationalliberale Partei zur absoluten Opposition gegen die Wirthschastspolitik der Reichsregierung fortzureißen; was bei der letzten Reichstagsnachwahl in Berlin ge scheitert ist: die Fortschrittspartei den eigenen Zwecken dienstbar zu machen, das soll jetzt auf dem Wege einer felbstständigen Organisation und mit der, in dieser letzter« vorausgesetz'en Anziehungskraft erreicht wer den." In dem Pronunciamento erblickt die „Nordd. Allg. Ztg." einen dritten Mißerfolg der „neuen Gruppe". Wo und wie immer sie vor die öffentliche Meinung getreten, ob sie nach links, ob sie nach rechts zu wer ben oder zu zerstören versucht habe, immer sei sie er folglos geblieben, und fo stelle sie auch nach ihrem neuesten Schritte „angesichts der allseitig ablehnenden Aufnahme nur als ein Häufchen Mißvergnügter sich dar, da» vor Allem abzuwarten haben wird, ob nicht die Wäh ler ein letztes und entscheidendes FiaSco ihm bereiten." — Unter der Ueberschrift „Eine neue Partei" widmet soeben auch die „ Provinzial-Lorrespondenz" dem secessionistlschen Programm eine eingehende Besprechung. Bemerkenswerth sind namentlich die Aeußerungen des halbamtlichen Organs über das parlamentarische Re gierungssystem, insofern darunter eine allgemeine Par teiregierung zu verstehen, „deren Wechsel durch die Abstimmungen de» Parlaments regulirt, durch die Krone, welche auf die Entscheidung ohne Einfluß ist, formell bestätigt wird." Sehr treffend weist die„Prov.- Corr." darauf hin, daß diese Regierungsweise nicht als ein „Grundsatz des StaatSrechtS", sondern höch stens als „eine Gewohnheit des StaatSlebenS" er scheint. Die altbekannte Täuschung des liberalen DoctrinariSmuS wiederholt sich auch in dem secessio- nistischen Programm, und mit dem Bilde der englischen politischen Gewohnheiten, deren Folgen heute doch mehr als dazu angethan sind, von dem sogenannten parlamentarischen Regime abzumahnen, hofft man dem Liberalismus einen neuen Zauber zu verleihen. Die „Prov.-Eorr." geht in ihrer Besprechung da» Pro gramm der neuen Partei Punkt für Punkt durch und legt die Unklarheiten und Widerfprüche desselben dar. Der Artikel lautet: „Am 31. August wurde gleich zeitig in verschiedenen Zeitungen eine Erklärung ver öffentlicht, worin 28 bisherige Mitglieder der national liberalen Partei ihren Austritt auS der Pattei anzeigen. Zugleich wird der Grund des Austritts, sowie der politische Standpunkt der Austretenden in allgemeinen Zügen angegeben. Am Schluß geben die Unterzeichner ihre Bereitwilligkeit kund, eine weitere Einigung auf Grund ihrer dargelegten Ueberzeugung herbeizuführen. DaS Aktenstück charakterisirt sich damit als Aufforderung zur Bildung einer neuen Partei. Von den 28 Unter zeichnern gehören 13 dem Reichstag, 12 dem preußischen Abgeordnetenhause, 3 beiden Körperschaften zugleich an. Vergleicht man die vielfachen Aeußerungen der den Stiftern der neuen Partei befreundeten Presse, so haben die Erstern weit mehr gewollt, als zu den be reits vorhandenen Parteien eine neue hinzuzusügen; sie haben sich der Hoffnung hingegeben und halten dieselbe fest, unter dem neu aufgesteckten Banner den gesummten Liberalismus, der bisher in Fortschritt und Nationalliberalismus auseinanderfiel, vereinigen zu können Dabei wirb aber, wie sich versteht, nicht zu erst auf eine Bekehrung der bisher parlamentarisch in verschiedenen Fraktionen thätigen Männer gerechnet, sondern auf die Wähler, welche fortan nur Anhänger deS neuen Programms als Vertreter des Liberalismus zulassen sollen. Durch diese Bekehrung der Wähler hofft man eine einzige und große liberale Partei zu gewinnen, an der natürlich auch Mitglieder der bis herigen Fraktionen Theil nehmen können, wenn sie sich der neuen Fahne unterwerfen. Da unter den 28 Namen, die sich zu diesem Versuch vereinigt haben, unter anderen die der Herren Bamberger, v. Forcken- beck, Rickert, v. Stauffenberg zu lesen sind, so erscheint das Unternehmen als ein bemerkenswerther Vorgang des Parteilebens, und daraus ergiebt sich hinlängliche Veranlassung, das aufgestellte Programm einer Be trachtung zu unterziehen. Als Grund ihres Austritts aus der nationallibecalen Partei geben die Unterzeich ner an, „daß die Partei nicht mehr von der Einheit politischer Denkart getragen wurde, auf der allein ihre Berechtigung und ihr Einfluß beruhte", und dieser Mangel drängt sich den Unterzeichnern bereits seit 2 Jahren auf. Dadurch wird also aus der Mitte der Partei heraus der lange abgeleugnete Gegen satz in derselben öffentlich bestätigt. Es ist der linke Flügel der Partei, der seinen Austritt erklärt, und es bestätigt sich auch die Voraussetzung, daß dieser Flügel die Minderzahl der Fraktion gebildet hat, waS ihn nicht verhinderte, in wichtigen Fragen der Pattei eine Oppositwnsstellung aufzudrängen, welche, mochte sie nun vor der letzten parlamentari schen Entscheidung noch verlassen oder behauptet wer den, auf das politische Leben sehr nachtheilig einge- wirkt hat. Im erstern Fall wurde die ganze Partei dem unbegründeten Vorwurs ausgesetzt, ihre eigentliche Ueberzeugung verleugnet zu Haden; im andern Fall sah sich die Regierung verlassen, wo sie auf Verstand- niß und Beistand zu hoffen berechtigt war. Die Un sicherheit, welche dadurch in das parlamentarische Leben kommen mußte, konnte nur lähmend und verwirrend wirken, und wenn der Austritt des linken Flügels zur Beseitigung derselben führt, so wird er nach dieser Richtung von wohlthatiger Wirkung sein. Als Mit telpunkt ihres Programms stellen die Unterzeichner den Satz hin, daß eine ruhig fortschreitende Entwicke lung unserer Einheit nur auS der Wirksamkeit eines wahrhaft konstitutionellen Systems hervorgehen könne. Dieser Satz erregt sogleich Befremden. Schon die Wahl deS Kunstausdrucks „konstitutionelles System" ruft ein solche» hervor. Dieser Ausdruck war nahezu aus unserer politischen Sprache verschwunden. Er war außerordentlich beliebt, als der deutsche Liberalis mus seine Vorbilder auS dem politischen Leben Frank reichs unter der Julidynastie nahm. Als aber schon vor dem Jahre 1848 die Güte dieses Typus nicht mehr anerkannt wurde, als eine radicale Richtung sich als Demokratie aufthat, da wollten die gemäßigten Liberalen daS Vorbild der Vereinigung der Freiheit mit der Monarchie nur noch in England finden, und als Kunstausdruck für Das, was man dort zu finden glaubte und bei unS erstrebte, kam der Name „parla mentarische Regierung" auf. Warum haben die Unter zeichneten diesen Namen nicht gewählt? Erschien ihnen der von ihnen beliebte etwa unversänglicher? Wenn der Aus druck „parlamentarische Regierung" dem einfachen Wort- sinn nach verstanden würde, so würde die Anwendung des NamenS und der Sache in der bei uns herr schenden Regierungsweise überall angenommen werden; denn Niemand will die große Wirksamkeit der parla mentarischen Körperschaften, welche ihnen die Verfassung des Reichs wie des preußischen Staats beilegen, ein engen oder gar beseitigen. Parlamentarische Regierung in dem Sinne, daß die Regierung in wesentlichen Functionen an die Mitwirkung des Parlaments ge bunden ist, herrscht bei uns und wird nicht bekämpft. Allein die herrschende politische Sprache legt in den Ausdruck eine Bedeutung, welche der Wortlaut nicht ergiebt; sie versteht unter parlamentarischer Regierung die altermrende Parteiregrerung, deren Wechsel durch die Abstimmungen deS Parlaments regulirt, durch die Krone, welche auf die Entscheidung ohne Einfluß ist, formell bestätigt wird. Zu diesem System gehört vor Allem, daß alle politische Kraft deS Landes und des Parlaments in den Dienst zweier sich in der Regie rung ablösenden Parteien gestellt ist. Sobald ein Zu stand eintritt, wo die Regierung nicht zwischen zwei Parteien wechselt, sondern von Partei zu Partei ins Unbestimmte übergeht, ist der Verfall des Siaates und deS Volkes in die unmittelbarste Nähe gerückt. Die Parteiregierung ist nur dadurch erträglich, daß mit dem Sturz einer Regierung die einzige immer vorhan dene Nachfolgerin gegeben ist und ohne Widerspruch angenommen wird. Diese Regierungsweise ist aus leicht begreiflichen Gründen nicht ein Grundsatz des Staatsrechts, sondern höchstens eine Gewohnheit des StaatSlebenS geworden. Dieselbe dadurch irgendwo einzuführen, daß man zum Grundsatz des Staatsrechis macht, an die Abstimmung formaler, sachlich in sich gespaltener Majoritäten die Entscheidung über den Regie rungswechsel zu knüpfen, erscheint als ein wenig durch dachtes Unternehmen. DaS Unternehmenwlrd dadurch nicht vorsichtiger und besser berechtigt, daß man zur Bildung Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Nordmanuenfahrten nach Amerika. (Fortsetzung zu Nr. 210.) Man wird sich mit Recht verwundern, daß die Nordmannen so rasch die Vorzüge und Reize ihrer begünstigten Heimath mit dem kahlen, baumlosen EiS- lande vertauschen konnten: eS suchten aber, wie schon erwähnt, die meisten Ansiedler die Insel als Flücht linge auf, und zwar, wie gesagt, um nicht die Herr schaft Harfagar» aneekennen zu müssen, und andererseits, weil sie wegen Blutthaten in ihrer Heimath vom Volks- gerichte sür friedlo» erklärt worden waren. AuS eben diesem letzteren Grunde wurde auch der Sohn eines reichen und berühmten Besitzer-, Erik, genannt der Rothe, gezwungen, Island zu verlassen, welcher nun den Beschluß faßte, ein neue- Land, das schon vor einem Jahrhunderte von einem Wikinger gesehen ward, aufzusuchen: Grönland nämlich, daS 876 oder 877 wohl eine- Norbmanne- Auge geschaut, aber keine- NordmanneS Fuß betreten. Er gab dem neuen arktischen Festland? den Namen Grünland, um Auswanderer anzulocken. Unter den AuSwauderern befand sich auch ein gewisser Herjulf, dessen in Norwegen lebender Sohn Bjarne erst 1b Jahre später von dem Aufenthalte seine- Vater- in Grönland erfuhr. Er beschloß, ihn sogleich aufzusuchen, obwohl weder er, noch einer seiner Echlff-knechte daselbst gewesen. Bei der Ueberfahrt gerieth Bjarne in einen nordatlantischen Rebel, so daß die Seeleute nicht mehr nach dem Stande der Sonne ihren CurS bestimmen konnten. Als sie endlich auS dem Nebel heraus kamen, entdeckten sie vor sich hügelige und bewaldete Küsten; da man aber vergeblich nach den hohen, schneebedeckten Bergen und Gletschern auS- spähte, von welchen sie wußten, daß diese sich im Grünlande befänden, ließ man die fremdartige Küste zur Linken und steuerte nach Norden. Ein zweites Land wurde entdeckt, aber Bjarne fuhr beharrlich vorbei. Mit Südwestwind suchte er die hohe See, bis sich endlich Berge und Gletscher zeigten. ES war indessen nur eine Insel, die unberührt blieb, von der man aber in 48 Stunden zulekt doch das gesuchte Grönland erreichte. Ob, was Bjarne bei dieser Fahrt erblickt, die waldbewachsene Küste Neu-Schottlands oder Neu- Fundlands oder beides gewesen, auch die Insel Nantuket bei Boston, läßt sich nicht gewiß entscheiden Die Erzählung von diesem nautischen Abenteuer erweckte dermaßen die Begierde Leis'S, Sohn Erik des Rothen, daß er sofort Bjarne's Schiff kaufte nnd mit 35 Mann sich auf den Weg nach den unbekannten Gegenden begab. Mit ihnen zugleich machte die Reise ein Südmann (Deutscher) mit Namen Tyrker, der Pflegevater Leifis. Es war dies im Jahre 1000. Er landete zunächst an einer felsigen, vom Winter ge fesselten Einöde deS heutigen Labrador, dem er den Namen Helluland oder Steinland gab; das nicht be wachsene Neu Schottland mit seinem hell schimmernden Gestade nannte er Mark- oder Waldland. Ein Nord- ostwind brachte die Seefahrer in 24 Stunden nach Eap Eod und der Insel Nantuket. Sie gingen dann nach dem Festlande hinüber und den Taunton-River hinauf, wo sie Wohnungen zum Ueberwintern bauten, entzückt von dem üppigen Weidelande — eS gab sogar wild wachsenden Weizen — dem Fischreichthume der Gewässer und der Milde deS Klimas. Auf den Aus flügen in daS Innere entdeckte der früher erwähnte Tyrker Reben des wilden Weines, von welchen er fo viel zu sich nahm, daß er in einen trunkenen Zustand gerieth und länger als gewöhnlich fernblieb. Leif schickte sich deshalb an, ihn aufzusuchen; noch waren sie nicht weit von der Station entfernt, als Tyrker ihnen fchon entgegenkam, der sich in einem so aufge weckten Zustande befand, daß er anfangs nur germanisch sprach, die Augen und den Mund verdrehte, bis er endlich wieder die norwegischen Ausdrücke fand. „Ich bin zwar nicht viel weiter in daö Land hineingegangen", erzählte er, „aber etwa- Neues habe ich dennoch ge funden, Rebstöcke und Weintrauben." — „Ist das wahr, mein Pflegevater?" sagte Leif. — „Wahr ist eS gewiß, denn da bin ich erzogen, wo eS sowohl Rebstöcke als Weintrauben im Ueberflusse giebt." Und in der That befindet sich diese- Naturgeschenk der Vereinigten Staaten, die eßbare Traube der wilden amerikanischen Rebe (Vitio prolitvra), dessen nördliche VerdreitungSgrenze sehr beträchtliche Polhöhen erreicht, noch heute in neun Arten an der Küste von New-Dork bi» Neu-Fundland. Leif nannte deshalb die Küsten- strecke, wo sie diefe Reben fanden, das gute Vinland (Weinland). Den Winter über fiel, wie die Ansiedler behaupteten, kein Schnee, so daß daS Vieh immer aus die Weide getrieben werden konnte, und e» betrug die Dauer deS kürzesten Tage» nach den freilich nicht ge nauen Zeitschätzungen noch volle 9 Stunden. Der Aufenthalt Leif'- und feiner Gefährten in dem neu entdeckten Lande währte nur ein Jahr; 1001 schon rüsteten sie zum Ausbruche und gelangten ohne Unfall wieder nach Grünland, wo im selben Winter sein Vater, Erik der Rothe, starb. Leif's Fahrt nach Vinland erregte selbstverständlich unter den Wikingern ebenso viel Aufsehen als Begierde, die glücklichen Ge filde selbst zu sehen. Und wirklich folgten nach einan der die Brüder Leis'S: Thorvald Eirekson von 1002 blS 1005 und Thorstein Eirekson im Jahre 1005, welchem eS jedoch nicht glückte, das Land zu betreten. Ersterer untersuchte auch die Küsten im Süden Vm- lands und fiel im Kampfe gegen die jetzt zum ersten Male auftauchenden Skrälinger, d. i. Urbewohner Nordamerikas, gleich den heutigen Eskimos; Letzterer starb, vom Sturme verschlagen, im Lysufjörd auf Grönland. Ernsthafter ward der Ansiedlerversuch im Jahre 1007 unter Thorfinn, mit dem Beinamen: KartSevne (ManneSkraft), dem sich 160 Theilnehmer, darunter auch etliche Frauen, anschlossen, welche auch für einen dauernden Aufenthalt etliches Milchvieh mit sich führten. Trotz mannichfacher Reibungen unter den Ansiedlern und der zeitweise fühlbaren Verlegenheit um Lebens mittel, blieb man doch bis zum dritten Sommer. In dieser Zeit erblickte auch der erste Europäer, Snorre, der Sohn Thorfinn'S mit Gudrid, Wittwe Thorstein Eirekson'-, welche diesen ebensalls schon auf seiner Fahrt begleitet hatte, in der neuen Welt da« irdische Licht. Die Geschlecht-register der Snorresannlie reichen von diesem Snorre herab bi- auf den heutigen Tag. Ein Jahr verging, ehe die Ansiedler von den E>nge- dornen Jemand zu Gesicht bekamen. Nun erschienen Eskimo« in Booten au- Thierhäuten und ließen sich anfang» zu einem friedlichen Tauschverkehre bewegen,
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