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kr. LSI >ü LLcheint: Täglich stütz 7 Utzt. Inserate iverde» aiigtiiommcn: dis Abends 8,Sonn tags bis Mittag» 12 Uhr: Marienslraße 18. Anzcig. in dies. Platte, da« jetzt in 18,888 Excmplaien erscheint, finden eine erstlgreiche Nerdreitung. 4 Montag. 17. Vetbr. WK4. >1 Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsbericht. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Abonnement: BieNeljährlich 20 Ngr. bei unentgeldlicher Li»« serung in's Haus. Durch die Königl. Post vierteljährlich 22 Ngr. Einzelne Nummern 1 Ngr. Inseratenpreise: Für den Raum eine» gespaltenen Zeile; 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die A»ite L Ngr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: tl'tepschl öß Rkichardt. — VcrantwoNlichcr Redacteur: InllUS Rkichardt. Dresden, den 17. Oktober. — Herr Minister von Brust hat zur Beprntung des Aufwandes bvi Bettretung des deutschen Bundes gelegentlich der Londoner Couferenz 14600 Gulden liquidirt. Diese Summe sott durch Matrikularumlage aufgebracht werden. — Binnen, wenig Wochen steht uns wiederum die aller drei Jahre wiederkehrende Volkszählung bevor; man erwartet jeden Tag die darauf bezügliche Verordnung. Ob diesmal wieder der 3. Deccmber als Termin zum Aufschreiben be stimmt wird, ist noch ungewiß, man sagt, diesmal soll es einen Tag später erfolgen. In Dresden ist man begierig, zu erfahren, um wieviel wiederum in den drei verflossenen Jahren die Einwohnerzahl zugenommen hat. — Am Sonnabend fand abermals eine theatralische Vor stellung zum Besten der von Herrn Hauptmann von Meer- heimb gegründeten Stiftung für verwaiste hülfsbedürftige Töchter K. S. Staatsbeamter statt, und dießmal in Brauns Hotel, wobei die Fräuleins Ottilie Gcnoe, Melanie Stein, Seemann und Sommer, sowie die Herren Baronche, Greta mitwirkten. Die Vorstellung, fünf Piecen, bot eigentlich des Guten zu viel, war jedoch gelungen zu nennen, wenn man erwägt, daß hier Diletanten mit im Spiele waren, wo der gute Wille für die That zu nehmen ist. Der erste Antheil an dem gespendeten Beifall gebührt den Fräuleins Genee und Stein und in der kleinen komischcn Scene: Folichonette, be wies Elftere, daß sie auch in fremder Sprache eine seltene Zungenfertigkeit besitzt. Das im ersten Stück eingelegte, von Herrn von Meerheimb gedichtete und von Fr. Pfund compo- nirte Lied wurde von Fräulein Stein mit vielem Ausdruck gesungen. Der Besuch war überaus zahlreich. Die Musik hatte der Herr Stabstronrpeter Wagner mit seinem Chor über- Onommen, wo selbiger mehrere seiner Co,«Positionen mit bekannter ^ Virtuosität vortrug. — In Dresden hat sich ein Consum-Verein gebildet, der in nächster Zeit seine Wirksamkeit beginnen wird. Der wohl- > thätige Zweck eines solchen Vereins, seinen Mitgliedern die nothwcndigcn Lebensbedürfnisse zu den billigsten Preisen und gut zu beschaffen, ist, namentlich für weniger bemittelte Fa milien, ein sehr wohlthätiger, es dürfte daher dem gedachten Vereine eine sehr zahlreiche Betheiligung zu wünschen sein. — lieber die Nähmaschine, — die Wohlthäterin drr Frauenwelt—bringt Nr. 41 der Gartenlaube einen interessanten Artikel,' »>cr -"gewiß in der Seele mancher Haus frau leise Wünsche nach d^'n Besitze einer solchen erwecken wird. Und fürwahr — es ist etwas Schönes um diese Er findung, nicht nur als nützliches Spielwerk für bessere Stände, sondern auch hauptsächlich als fast unentbehrliche Arbeitskraft für Handwerker und Nätherinncn. Auch an hiesigem Platze ist ein Unternehmer aufgetaucht, der dem Publikum in jeder Weise Gelegenheit bietet, sich von der Nützlichkeit der Näh maschine überhaupt, sowie von den Vortheilen der verschiede nen Systeme zu überzeugen. Es ist dies das Nähmaschinen- Etablifsemcnt des Herrn O. Wcitzmann, Altmarkt 19, in des sen Lokale man jetzt immer Zuschauer genug findet, die die raschen und präcisen Leistungen der daselbst in Thätigkeit be findlichen Nähmaschinen bewundern, und manches Vorurtheil ist schon dort nach Ueberzeugung geschwunden. Herr Weitz- inann hat damit eine Nähschule verbunden, wo Jedermann in geregeltem Cursus das Maschinennähen gründlich erlernen kann; ebenso besteht dabei eine Nähanstalt, in welcher bereits zehn Maschinen in Thätigkeit sind — ein Beweis, wie nöthig jetzt schon Maschinenarbeit sogar für Privaten ist. Hr. Weitz- mann hat besonders auch armen Nähmädchen den Erwerb einer Nähmaschine, — für solche bis jetzt ein unerreichbares Ziel — soweit erleichtert, daß dieselben sich bei ihm in ver- hältnißmäßig kurzer Zeit eine Maschine vom Wochenlohn verdienen können. Das Unternehmen, etwas Neues in dieser Art, mag jwar anfangs mit großen Opfern verknüpft sein, doch trauen wir ihm vollkommene Lebensfähigkeit zu. — Man scheint endlich den Urhebern der in der letzten Leit vorgckommcnen Einbrüche in Juwelier- und Uhrenläden .auf die Spur zu kommen. Eö ist nämlich gelungen, fast zu gleicher Zeit bei zwei Einbrüchen die Thäter zu ergreifen, so in Gotha am io., wo in Folge einer telegraphischen Nachricht «mö Eisenach, daß dort ein bedeutender Uhrendiebstahl be gangen, auf dem Bahnhof ein Reisender, angeblich aus Ber lin, verhaftet wurde, in dessen Taschen sich 2 t der gestohlenen 'Lhren vorfanden, und in Naumburg am 11. wo nach einem in der Nacht bei einem Uhrmacher stattgcsundenen Einbruch, ebenfalls auf dem Bahnhof, zwei angebliche Schneidergescllen auS Berlin, Schultzc und Klemm, verhaftet wurden, bei denen sich die gestohlenen 31 Uhren, außerdem zwei andere Uhren, «ehr« werthvolle goldene Knöpfe und Schnallen, ein dolchar- ÄgcS Messer, ein Bohrer und ein Stemmeisen vorfanden. — Am 3. d. M. stürzte der Maurerlehrling Hoffmann aus Zittau, welcher beim Bau einer Dampfefse in der dor tigen böhmischen Vorstadt beschäftigt war, vom Gerüst herab und verletzte sich dabei so schwer, daß er im Stadtkranken hause untergebracht werden mußte. Trotz der ärztlichen Pflege ist er am 14. d. M. gestorben. — Jetzt ist der vierte Bogen (von Altstädter Seite aus) der alten Elbbrücke der Schifffahrt jwieder freigegeben worden, nachdem durch die königl. Wasserbaudirektion die diesfallsigen nöthigen Arbeiten bis auf 44" Wassertiefe vollendet worden sind. Nachdem nun Seiten des Stadlbauamtes die Repara tur des dritten Bogens resp. Pfeilers in Angriff genommen worden, ist nach dem Urtheil Sachverständiger die Correctur des Fahrwassers auch in diesem Bogen als unvermeidlich an zusehen. Diese Verbesserungen werden unbedingt der sElb- schiffsahrt zu Gute kommen, zumal nachdem durch die bedeu tende Ermäßigung der Elbzölle die Frequenz auf der obern Elbe enorm gestiegen ist und die Bewegung größerer Dampfer als Remorqueurs mitunter durch das ungünstige Fahrwasser gerade unter diesem Bogen sehr gehindert wurde. — Nächsten Mittwoch, als am 19. d. M. Nachmittags 1 Uhr, wird in Neichenberg in Böhmen die feierliche Grund steinlegung zur evangelischen Kirche stattsinden. Nach einem von dem Presbyterium der freundlichsten Einladung zur Theilnahme am Feste beigefügten Programm versammeln sich die Festtheilnehmer im Betsaale der evangelischen Gemeinde um 12 Uhr Mittags, woselbst die Festtheilnehmer durch Pfar rer Walter begrüßt werden sollen. Von da bewegt sich der Festzug um 1 Uhr nach'dcm Bauplatze zur Abhaltung der Fest feier. Einem Gesänge der Gemeinde folgt die von dem dor tigen evangelischen Pfarrer Gustav Walter zu haltende Fest rede, worauf nach vorausgegangenem Gesänge des dortigen Männergesang-Vereines („Die Ehre Gottes" von Beethoven) die Grundsteinlegungs-Urkunde durch ein Mitglied des Pres byteriums zur Vorlesung kommt, an die sich der evangelische Act der Grundsteinlegung, durch eine kurze Ansprache eines anderen Prcsbyterial-Mitgliedes eingeleitet, anschließen wird. Darauf folgen die Weihe- und Segenswortc über den Grund stein, ein zweiter Chor des Männergesangvereincs, Gebet, Se gen und Schlußgesang der Gemeinde. — An diese Mitthei- lungen reihen wir noch für die geehrten Festtheilnehmer die zwei Bemerkungen, daß nach dem Schluffe der Feier im dor tigen Schießhaussaale ein gemeinschaftliches Mahl abgehalten werden soll (das Eouvcrt st 1 fl. östr. W.), und daß Abends gegen ?9 Uhr auf besondere gütige Verwilligung der k. sächs. Eisenbahndirektion ein separater Eisenbahnzug von dort aus nach Löbau zum Anschlüsse an die über Löbau hinaus ver kehrenden Züge abgehen wird. — In dem Dorfe Cublitz bei Stolp ist vor einige,; Tagen die Frau eines in ärmlichen Verhältnissen lebenden Büdners von Zwillingen — beide Mädchen — entbunden, worden, welche merkwürdiger Weise Brust gegen Brust und Leib gegen Leib zusammengewachscn sind, daß eine Operation behufs Trennung unmöglich ist. Noch leben beide, jedoch soll eines derselben nicht lebensfähig sein, und man glaubt, daß bei eintretendem Tode dieses auch das andere sterben wird. — Falsche Goldmünzen. Von Metz aus wird auf das Circulirm von falschen 20 Francsstücken mit den Iah reszahlen 1856, 1858 und 1860 aufmerksam gemacht. Diese falschen Goldstücke find aus vergoldetem Kupfer, vorzüglich ge prägt, aber minder schwer und klangvoll als die echten. Vermischtes. Eine Entdeckung. Ein Pariser Mechaniker ist auf eine originelle Idee verfallen, die wir hier kurz mittheilen. Er stellt den Grundsatz auf, daß bei jedem Fuhrwerke, wel cher Art auch immer, jährlich ein unberechenbares Capital nutzlos vergeudet werde. Der Mechaniker behauptet, daß man nur unter jedem Wagen eine Art Spinnrad anzubringen hätte, um durch die Umdrehung der Näder — eine Kraft, die bisher ganz unbenützt geblieben sei — gleichzeitig wäh rend des Fahrens eine höchst wohlfeile Spinnmaschine treiben zu lassen. Jede Equipage, die Fiaker wie die Omnibusse (auch Eisenbahnwaggons) könnten auf diese Weise inmitten einer lukrativen Thätigkeit für irgend einen Kaufmann fleißig Wolle oder Flachs spinnen und so einen doppelten Gewinn aus ihren Arbeiten ziehen. Wir müssen es natürlich den Männern vom Fach überlassen, zu entscheiden, ob diese Idee nur als interessante Chimäre eines Mechanikers oder wirklich Werth hat; nur glauben wir die Bemerkung nicht überflüssig, daß wir im letzteren Falle vor Allem die Herabsetzung aller Fahrpreise auf die Hälfte befürworten müßten. Man wird doch hoffentlich nicht für die Herren Kutscher wie in einen» Arbeitshaus spinnen sollen, ohne eigenendNutzen davon ziehen zu können. Empfindsame Dienstmädchen. In Hamburg er schien kürzlich eine Köchin und ein Kleinmädchen vor dem Polizeichef. Sie hatten ein werthvolles Service zerbrochen und von ihrem Dienstherrn darüber Schelte bekommen. Dieß hatte sie aber Beide so angegriffen, daß die stämmige, 36jäh- rige Köchin angeblich Blutspeien und das ebenfalls ganz ro bust aussehende 10 Jahre jüngere Kleinmädchen, ihrer Ver sicherung nach Krämpfe bekommen hatte. Zwei Tage waren sie in Folge dessen bereits arbeitsunfähig gewesen und ver langten nun, aus Gesundheitsrücksichten ihres Dienstes «nt- lassen zu werden. Der Polizeichef willfahrte denn auch ihrem unabänderlichen Begehren, jedoch mit dem höchst unerwarteten Zusatze der sofortigen Entfernung aus Hamburg. Vergebens wendctm sie gegen die unfreiwillige Reise in die Heimath ein, daß die Köchin das Schneidern und das Kleinmädchen das Putzmachen zu erlernen beabsichtige. Allein es ward ihnen erklärt, daß ihrem zarten Gesundheitszustände der hiesige Aufenthalt ferner nicht zuträglich sein möchte und sie leicht dem Krankenhause zur Last fallen könnten. Sie mußten so fort abreisen. Ilnzeitige Scherze habm schon so manches Unglück angerichtet. In Prag ist neulich der Fall vorgekommen, daß ein junges, kräftiges Dienstmädchen, welches über die Straße ging, sich dem lölpischem Scherze eines Droschkenkutschers aus- geseyt sah, der sie beim Vorübergehen plötzlich mit den Armen umfing. Das Mädchen erschrak so heftig, daß sie, obschon ihr schleunig ärztliche Hülfe wurde, bald darauf starb. Verkauf eines Kanzlei-Secretairs. Das Ber liner Intelligenz-Blatt, oft eine wahre Fundgrube unfreiwilliger Komik, enthielt neulich eine Anzeige, mittels welcher wegen Umzugs ein zwar altmodischer, doch höchst bequemer „Kanzlei- Secretair" zum Verkauf ausgeboten wurde. — Wen« der selbe nach alter Mode auch mit verborgenen Fächern versehen sein sollte, dann könnte er sogar als „Geheimer Kanzlei- Secretair" passirrn. ^ ^ — Verfängliche Wirths-Poesie. Im Linchurgi». schen Anzeiger befindet sich folgende originelle Einladung zur Kirchweih« von einem Gastwirth Wies in Staffel bei Limburg r Zu unsrer Kirchweih' frohen. Feste Lad' ich Euch heute sreundlickstt em, Es sollen mir recht viele Gäste Auch dieses Jahr willkommen sei». Die Weine brauch' ich nicht zu preisen, Sie sind als ruh,wichst schon bekannt, Auch sin>> die ausqewählt'stcu Speisen Für je^.cheu Exfchinack zur Hand. D e Beefsteak Hab' ich für deu Lummen, Und Sehassfleisch jür den frommen Herrn, Die Ochsenzunge sür den Schwätzer, Den Häring isst der Trinker gern. Ilooui ä I» Kode ist für den Stutzer, Rostbraten sür den Pserdenarr, Die Hasenbraten sind für Feige, Dem Schmutz'gen reich' ich Schweinstopj dar Für fairste Mädchen Hab ich Täubchen, «so zart, als man sie sinder» tan», . Doch tomnien sie bei Regemoetter, Dann bring' ich Hammelsbraten an. Die Enten sind jür Zeitungsschreiber, Die Hahnen sür den stoben Geck, Die Honigkuchen sür Verliebte, Und für oie Jäger Schnepsendreä. Und auch die jungen fetten Gänschen, Die bringe ich ganz sicher an, Das alte Huhn ist sür de» Geitz'gen, Damit er lange kauen lau». Aal in goleo ist jür k-eir Schmeichler, Die Krebse sür das Rückschritt-Heer, Die Austern sind für den Schmarotzer, Was willst mein Liebchen du noch mehr? ' Leipziger T h e a t e r c » r i o s i l ä t e n. Wenn man a«f die Theaten'erhäitirisse zu Leipzig vor nngeiahr 30 Jahren zurückbtickt und Parallele zwischen Schauspieler und Publikum zieht, so er,»eben sieh oslmalS Dinge, über die man heul zu Tage den Kopf schüttelt. So war manchmal der Theaterzettel gleichsam ein Anzcigeblatt oder auch ein Steckbrief, z. B. noch unter Ringelhardt's Direktion, wo eines schönen Tages dem Publikum das nächtliche Entweichen und der Eonlraelbruch des Schauspielers Wilhelm Kunst bekannt gemacht wurde'. Vor uns liegt ein Theaterzettel von, 19. Oktober !M/, also noch unter Küstner's Direetion. Für diesen Tag war vorher das „unterbrochene Opserscst" a»gekündigt, der Zettel aber besagt mit gro ßer fetter Schrift, „Wegen erfolgter Nlederimis! der Madame Streit: „Die Zauberslöte". — Run erst die Studenten-Kralehle im Parterre, wenn ein mißliebiger Schauspieler auSgepocht oder vor die Lampen citirt wurde, um sich zu rechtsertigeii. So halte zu Anfang des Jahres 1829 unler Belhmouns Dircclion nch der sonst sehr beliebte Komiker Plock hinreiße» lassen, aus der Purgstuiße einen Studio übel mit Worten zu iractirc». Aus den damalige» breite» Steinen inmitten der Strafte waren sich "Beide entgeh» gekommen und der Student wollte nicht ausrvcichem Plock „remmP' ihn, wie man den Anstoß nannte, und so war cs zu Streitigkcften, zu Injurien von öenm Plocks gewannen. Die gan,e Studentcuwelt gerietst in Ausruhr, es geschah zur „Erlairguug glanzender Salftjactivli" ew Anschlag am .