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Memuer Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementsprets einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Mk. Zeitung sie Wralü, Seisersdüks. Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf., für auswärtige Inserenten 1S Pf. Reklamen 20 Ps. Annahme von Anzeig en für alle Zeitungen. Nein- nnd GrotzöLsa, Obernaundorf, Hamsberg, Somsdorf, Eotzmannsdorf, Lüban, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher PubMalionskraft für amtliche Bekanntmachungen. Kummer 43. Fernsprecher: «mt Leu»-» 212« Dienstag, den 12. April 1910 Fernsprecherr «mt Deuben 212« 23. Jahrgang. Flucht gekauft hatte und das er in Dresden als NciFpäck auf dem Bahnhofe lagern hatte. — Das Schwurgericht Leipzig verurteilte den 23jährigen Kutscher Emil Felix Tanzberger aus Leipzig, der Ende Dezember v. I. in L.- Gohlis einer Dame ein Handtäschchm zu ent reißen versuchte und dann auf seine Verfolger schoß, wegen schweren Raubes und versuchten Totschlags zu 7 Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrenrechlsverlust. — Durch ein größeres Schadenfeuer wurde in Jahnsdorf im Erzgeb. das Wohn haus des Materialwarenhändlers Straube ein- gcäschert. Bei den Löschungsarbeiten verbrann ten sich zwei Feuerwehrleute schwer. Kleine Notizen. — Der Octsrichter und Schlachtsteueremnehmer Funke in Masten bei Döbeln hat sich erschossen, als seine kranke Fran nach der Heilanstalt Hubertus burg gebracht werden mußte. Seine Gemeinde ämter hat er in gewissenhafter Weiss verwaltet. — Der vierfache Mörder Mann wurde an die Staatsanwaltschaft Chemnitz abgeliefert. — Seit einigen Tagen ist von Planitz der seit kurzem für eine Lebensversicherungsgesellschaft tätige Kassierer R. verschwunden. N. ist ver heiratet und Vater von 5 Kindern. — Auf der Heimkehr vom Bahnhofe Crimmitschau nach Meerane bemerkte der Chauffeur des Fabrikanten Ouaas, daß das Benzin seines 40 k8-Wagens Feuer gefangen hatte. In der Nähe des Landgasthofs „Stadt-Dessau" gelang es dem Chauffeur knopp, den Wage» zu stop pen und ihn zu verlassen. Kurz darauf stand das Automobil in Flammen und war bald ein Trümmerhaufen. — In N e u e n s a l z a i. V. siel das im fünften Jahre stehende Töchterchen des Gerbereiarbeiters Tunger in den Dorfteich. Aus Nab uns fern. Rabenau, den li. April 1910. . —, Im „Amtshos" hielt derVorschuß- Wein zu Rabenau am Freitag Abend Gegenwart von 28 Genossenschaftlern seine Mlversammlung ab. Die Verhandlungen, einen flotten Verlauf nahmen, leitete der Viktor Herr Pabst. Er stellte die orduungs- bWe Einberufung der Hauptversammlung '" und gab ein Gesamtbild des Geschäfls- Mebes, worauf Herr Kassierer B. Frenzel ," Kassenbericht für das verflossene Jahr vor- W. Die Versammlung genehmigte hierauf Wvom Aufsichtsrat gemachten Vorschlag einer Mende von 6 Prozent und sprach dem Vor- W und dem Kassierer die Entlastung für Geschgsissührung aus. Als Mitglieder des Msichtsrates wurde an Stelle des nach 7jähr. , Weit freiwillig ausscheidenden Herrn Ober er Burkhardt, Herr Emil Schäfer neu- und W z^olf Watzek Wiedergewählt. Zu Ecsatz- Wnern berief die Hauptversammlung die MM P. Morgenstern, Alfr. Hamann und Fobert Hünich. Da Allträge aus der Mitte ^Genossenschaftler nicht gestellt worden waren, Wen die Verhandlungen nach kurzer Dauer schloffen werden. — Aus dem gedruckt vol lenden Geschäftsbericht ist zu entnehmen, daß Zahl der Mitglieder 134 mit L62 An- W beträgt. Der Reserve- und Hilfsreserve- W haben die Höhe von Mk- 10 306,15 Mk. Reicht, der Gesamtumsatz — Kapitalbewegung bezifferte sich auf ca. 1250 000 Mk. Der Wetutagenbestand betrug Mk. 149 773,48; >var um ca. 30000 Mk. höher als im Jahr Wer. Diese Summen lassen erkennen, daß der Verwaltung des Vorschußvereins zu Wenau gelungen ist, dem Institute dasVer- Wn aller Kreise dec Bewohnerschaft unserer Wend und weit darüber hinaus zu erringen W zu festigen. Möge unter dieser erfreulichen Wache der Vorschußverein weiter wachsen und Leihen zum Wohle unserer heimischen Jn- Wrie und der Stadt Rabenau. auf sichere Füße gestellt. Jetzt gehts der Kaffe gut. — Der 1879 in Gorbitz geborene Eisen bohrer Hermann May nahm im Sommer 1909 zu Potschappel mit seiner 12jährigen Nichte unzüchtige Handlungen vor. Das Ge richt diktierte ihm nach geheimer Beweisauf nahme 6 Monate Gefängnis zu. — In seinem Vergleich der Bergakademie Freiberg mit der Forstakademie Tharandt bemerkte Abg. Braun-Freiberg, die Forst- akademie erfordere einen Zuschuß von etwas über 90000 Mk. Ein Forststudent in Tha randt koste dem Staat demnach 1107 Mark. Die Bergakademie Freiberg mit 143000 Mk. Zuschuß erfordere für den Hörer 410 Mark. Die Bergakademie sei diejenige Anstalt, die ihre Hörer und Schüler am billigsten ausbilde. Wenn man den jährlichen Mehraufwand mit rund 80 000 Mk. rechnen würde, so würde immer ein Student der Bergakademie erst durch schnittlich 553 Mk. oder halb soviel kost-nwie ein Forstakademiker. — Das große Los der Landeslotterie fiel auf Nr. 70 233 nach Dresden in die Kollek tion von Bondi li. Maron. — Ein Zehntel deS großen Loses fiel in die Verkaufsstelle des Herrn H. Schrei ber in Kemnitz; es wurde von vier Personen gespielt. — Nach Feststellung des Scheiterns der Einiguugsverhandlungen im Baugewerbe trat der Vorstand des Arbeitgeberbundes zusammen und beschloß einstimmig, daß in Deutschland am 15. April die Aussperrungen erfolgen mit Ausnahme von Hamburg, wo Friede herrscht. — Infolge Lohn streitigkeiten sind die Sleinbruchsarbeiter, Platzarbeitec und Säger in den Steinbrüchen des Goltleübatales, denen sich im Laufe des Vormittags noch die Steinmetzen von drei Firmen angeschloffen haben, in den Ausstand getreten. In Betracht kommen etwa 800 bis 1000 Mann. — Von dem nach Unterschlagung von 30 000 M. geflüchteten Goltzsche aus Olbern hau fehlt noch jede zuverlässige Spur. In Dresden wurde nunmehr das Fahrrad bcschlag- „ — DerHallehscheKomet legt z. Ä- in einer Sekunde eine Entfernung zurück, einer Strecke von München bis Hamburg AWkommt. Die Geschwindigkeit steigert sich zur größten Sonnennähe am 20- April Endlich in solchem Maße, daß im Vergleich Wit eine aus unseren Militärgewehren abge- Wcte Kugel langsam wie eine Schnecke zu /Wen scheint. Ab 20. April nimmt die Ge- Windigkeit wieder ab. — Unter der Anschuldigung sich an Schulmädchen sittlich vergangen zu haben, Wde am Sonnabend der Buchdruckereibesitzer Gustav K l o tz in H ainSberg verhaftet W dem Amtsgericht Tharandt zugeführt. — Der bekannte, über hundert Jahre bc- Wnde Gasthof „Zum Steiger" in Nieder- Merwitz bei Potschappel gelangt am Vormit- W des 30. Mai zwangsweise zur Versteigerung. — Von der D i P p o l d isw a l d e r 1. WäbniS-Gesellschaft wird mitgeteilt, daß diese Whlte 100 Jahre vor Einführung der gesetz ten Arbeiterversicherungen als soziale Ein- Wung in Kraft trat. Man hat rund 109 000 Hark Begräbnisgklder für 1196 Slerbefälle Wgezahlt. Heute Montag begeht die Gesell schaft ihr 125jährigeS Bestehen. Die Kriegs- iüt 1806—1813, sowie die fünfziger Jahre habe» durch die Lässigkeit ihrer Vorsteher die paffe auf eine harte Probe gestellt. In der Atzten Bedrängnis hat s. Z. das Eingreifen der verstorbenen Vorsteher Sladlrat Bucher, Handelsmann Lotze, Dr. med. Poppe, Kauf- Wm F. A. Richter und später des Sparkassen- Werers Kunzmann die Gesellschaft wieder . — Den seit acht Tagen im Ausstand be ¬ glichen Bildhauergehilfen der Rabenaucr u. v»» Waer Betriebe schlossen sich am Sonnabends nahmt, daS Goltzsche am Vorabend seiner Wei der Fa. Louis Bachmann hier be- ----- - -- Mtigte» Tischler und Polierer wegen Ab Mung ihrer Forderungen an. Obgleich mehrere erwachsene Personen sich in der Nähe befanden, entschloß sich doch niemand, in das Wasser zu springen, um das mit dem Tode ringende Kind zu retten. Mit dem Rufe: „Wir können das Mädel doch nicht drinnen lassen!" sprang rasch entschlossen und die Ge fahr für das eigene Leben nicht achtend, die bei Herrn Louis Haack in Diensten stehende Martha Müller in den Teich und cs gelang ihr, das Kind ans Ufer zu bringen. -- Der durch Vergiftung freiwillig aus dem Leben ge schiedene 33 Jahre alte Rentner Wilhelm Sack in München, der seit vier Monaten verwit wet war, hat dem Verein für Mutterschutz über eine Million hinterlassen. — Der 35 Jahre alte, aus Crottendorf stammende Buchhalter Franz Fuß ist nach Ver übung von Unterschlagungen flüchtig gewor den. Er wohnte zuletzt in Stetzsch und vorher in Löbtau. Fuß war auf der Wetlinerstraße in Dresden in einer Fabrik künstlicher Blu men angestellt. Von einem Lehrlinge ließ er sich noch am 1. April etwa 800 Mk. geben mit dem Bemerken, er wolle das von der Post abgehobene Geld selbst aufbewahren. Der Flüchtige hat seine Frau und fünf kleine Kin der in großem Elend zurückgelassen. Er dürfte unter dem Namen Josef Mach auftrelen, denn er hat von dem in Stetzsch wohnenden öster reichischen Schneider Mach die Ausweispapiere unter dem Vorwand erlangt, ein Naturalisations gesuch für ihn anfertigen zu wollen. Fuß be sitzt Kenntnis der englischen und französischen Sprache. — In der Sitzung des Kreisausschusses in Plauen i. V- kam u. a. die Aufnahme einer Anleihe von 16 Millionen Mark für Gemeindezwecke zur Verhandlung. Obwohl der Referent anerkannte, daß der Rathausbau zu den unproduktiven Ausgaben gehörte, die ein Ministerial-Eclaß nur in Dringlichkeitsfällen genehmigen will, wurden zunächst 3 500 000 Mk. für den Nathausneubau in Plauen be willigt, bezw. dem Ministerium zur Genehmi gung empfohlen. Ferner wurden dann 2 Mill, für Klärungszwecke genehmigt, 170 OOO Mark für Tiefbaute», 1 Million für die neue Fcied- hofsanlage, 2 Millionen für den Aufwand im Kalle eines Erwerbes der Straßenbahn, 800 000 M. für Vergrößerung des Kranken hauses, 275 000 Mk. für Unterführung der Pausaer Straße und weitere Beträge für Er weiterung der Gaswerke. — Zwei im ersten Jahre dienende Hu» saren von der dritten Eskadron des Grimmaer Regiments kehrten von ihrem Osterurlaub nicht zur rechten Zeit zurück. Eine umgehende tele graphische Anfrage bei ihren Angehörigen er gab, daß die beide» sich mit Ziv!la»züge» ver sehe» hatte» und fahnenflüchtig geworden waren. Sie kamen bis an den Niederrhein, wo sie ge faßt wurden. Die beiden Ausreißer befinden sich bereits auf dem Rücktransporte nach ihrer Garnison. — Ein in Löbtau wohnender Kutscher hatte den Auftrag, bei einer Fuhre nach dem inneren Dresden zwei größere Koffer mitzu nehmen und diese am Bahnhofe nach der Ge päck-Annahmestelle zu bringen. Am Bahnhof hob der Kutscher den einen Koffer vom Bock, stürzte dab.i und zog den anderen Koffer mit herunter und dieser fiel ihm auf das Genick. Der Kutscher mußte infolge heftiger Schmerzen nach seiner Wohnung gehe». In der folgenden Nacht ist er gestorben. — Sächsische Sparkassen. Bei allen sächsischen Sparkassen zusammen betrug die Zahl der Einzahlungen im November 1909 200 585, im Dezember 1909 263 763, im Jahre 1909 3 144 457, durchschnittlich in einemMonat 262 038, die Zahl der Rückzahlungen im November 1909 103 797, im Dezember 1909 153 132, im Jahre 1909 1 729 879, durch schnittlich in einem Monat 144 157. Gegen das Vorjahr ist die der Einzahlungen im Novbr. um über 23 000 und im Dezember um ziem lich 40 000 gestiegen, wogegen sich die Rück ¬ zahlungen wenig geändert haben. Auch die durchschnittlich in einem Monat erfolgten Ein- und Rückzahlungen sind ziemlich unverändert geblieben. An Barbeständen hatten die säch sischen Sparkassen zusammen im November 1909 7 649 536 Mk., im Dezember 1909 13 109 417 Mk. aufzuweisen. Dresden. In seiner in der Antonstadt gelegenen Wohnung erschoß sich der Einjährig- Freiwillige des 2. Gcenadier-RgtS. Nr. 101, Sappmann. Vermutet wird, daß der Beweg grund zur Tat in gekränktem Ehrgefühl zu suchen ist. Er war nicht Gefreiter geworden und sollte wegen Dienstversäumnisses Wohnung in der Kaserne nehmen. — Das „Giornale d'Jlalia" teilt mit, daß ein Verwandter Tosellis in Rom einen Brief von Luise von Toskana erhielt, worin diese angeblich wörtlich schreibt: „Ich war etwas leidend, ich hatte Influenza, aber jetzt geht es gut. Du hast wohl alle die ungeheuer lichen Erfindungen der Journalisten gelesen? Man sieht wirklich, jdaß sie Zeit zu verlieren haben. Nichts von alledem ist wahr." Der Brief trägt das Datum 5. April. — Der sächsischen Rentenversicherungsan stalt zu Dresden sind im Februar 1910 76 Personen mit 188 Einlagen im Gesamt beträge von 24240 Mark betgetreten. Außer dem wurden auf 559 frühere Stückeinlagen 24438 Mark nachgezahlt. An Renten sind 418045,35 Mark und seit Beginn dieses Jahres überhaupt 650930,27 M. auSgezahlt worden. — Wegen Vergehens gegen Z 175 des Strafgesetzbuchs wurde in Breme» gegen eine größere Anzahl Personen einer Gesellschaft eine Untersuchung eingeleitet. Ein technischer Be amter soll seine Wohnung zu Zusammen künften hergegeben haben. Etwa 70 junge Leute und Knaben sagen aus, daß sie in die Woh nung gelockt und durch Opiumzigaretten oder durch mit Opium vermischten Wein und Kuchen berauscht worden seien. — Der Berliner Polizeipräsident und der Amtsvorsteher von Treptow hatten Versamm lungen u nt er f r e ie m Himmel für Sonntag gestaltet. Es waren infolgedessen im Humbold- hain zwei, im Friedrichshain drei und im Treptower Park zehn roldrapterte Bühnen er richtet worden. Das Wetter war nicht beson ders günstig, Trotzdem zogen bereits gegen 11 Uhr vormittags Scharen von Männern, Frauen und Kindern, von ihren Führern und Ordnern geleitet, durch die Straßen Berlins. Gegen halb 1 Uhr mittags waren die weiten Versamlrmgsplätze bereits sämtlich Kopf an Kopf gefüllt; trotzdem drängten immer neue Schare» heran- Im Treptower Park dürsten etwa 80 000, im Humboldlhain 50 000, im Friedrichshain 30- bis 35 000 Menschen ver sammelt gewesen sei». Auf allen Plätzen waren Mannschaften der Arbeiter-Samariter-Kolonne, mit den nötige» Instrumenten zur ersten Hilfe ausgerüstet, postiert. Es wurden überall rote Zettel ausgetcilt, auf denen zu lesen stand: „Wer sich fähiger machen will für den Kampf um soziale Gerechtigkeit, wer die Agrarier um ihren Provit aus großem Schnapskonsum bringen will, trinkt keinen Tropfen Schnaps, Ein schlechter Sozialdemokrat, der »och Schnaps trinkt." Auf allen Plätzen wurde durch ein Trompeteiisignal das Zeichen zur Eröffnung der Versammlung gegeben. Auf den Tribünen, auf denen Demokraten und Sozialdemokraten gemeinsam sprachen, gelangte eine Kompromiß- Resolution zur Annahme, durch die gegen die von der Regierung vorgeschlagene Wahlrechts- Vorlage protestiert wird. Es ging alles in größter Ruhe vor sich. Uniformierte Schutz leute waren weit und breit nicht zu sehen. Der Stadtkommandant von Berlin hatte den Be fehl erteilt, daß die Berliner Garnison nicht vor abends 7 Uhr die Kasernen verlassen soll. — Zwei Bonner Borussen wurden wegen gemeinschaftlichen Hausfriedensbruchs im Falle Feith zu je 14 Tagen Gefängnis verurteilt,