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Weitverbrettetes Jnserttons-Or-a« für amtliche ««b Mmt-NnM«-«. «et Abholung monatlich vierteljährlich 1. M. 25 Pfg. die einzelne Nummer 5 Durch die Post bezogen Mk. excl. Bestellgeld. 33. Jahrgang Mittwoch, den 7. November 1906 G-schäftSsteNe: Bahnfir 3. Nr. 258 Fernsprecher Nr. 151. folgen OertUcheS und Sächsisches Hohenfteia-Erustthal, 6. November 1906. mit Oesterreich-Ungarn wünschenswert machen. Deutschland und Oesterreich-Ungarn haben es selbstverständlich nicht nötig, sich um die russische Freundlichkeit zu bemühen. Die russischen Staals- männer sind diesmal die Werbenden und der frühere Stolz an der Newa hat sich auch wobl m den letzten Unglücksjahren reichlich gelegt. Wir haben auch keinen Anlaß, unS vor dem russischen Karren zu spannen, der mehr wie genügend imt allerlei Molesten beladen ist. Deutschland kann die mancherlei Jntriguen, die wider uns gesponnen werden, ruhig beobachten, ohne andere um Beistand bitten zu müßen. Selbstverständlich haben wir aber auch angesichts der gesamten internationalen Lage keinen Anlaß, gute nachbarliche Beziehungen zu Rußland gering zu schätzen. Wir werden ja sehen, wie sich die Dinge gestalten; eine feste und starke Haltung der deutschen Reichsregierung ist heute nach allen Seiten hin so wie so notwendig; denn dafür, daß Liebenswürdigkeiten wenig Dank und Anerkennung finden, haben wir reichlich Beweise. Sucht Rußland eine An lehnung nach Westen hin ? Es ist sehr bemerkt worden, daß in der ver gangenen Woche der russische Minister des Aus wärtigen, JSwolski, auf der Rückreise von Paris nach Petersburg mehrere Tage in Berlin verweilte und vom Kaiser und dem Reichskanzler Fürsten Bülow empfangen wurde, mir welchen er längere Unterredungen hatte. Zu gleicher Zeit war auch der deutsche Botschafter in Petersburg, Herr von Schön, in der Reichshauptstadt anwesend. Diesem Diplomatenbesuche ist jetzt die Anwesenheit des neuen österreichisch-ungarischen Ministers des Aus- wärtigen, Freiherrn von Aehrenthal, gefolgt; eine Tatsache, welche die Aufmerksamkeit, mit der diese Konferenzen beobachtet wurden, noch gesteigert hat. Flottweg wurde von der Gründung eines neuen Dreikaiserbundes gesprochen, obwohl nur ein ge ringes Nachdenken dazu gehört, um zu erkennen, daß die Zeiten hierfür seit der Gründung des russisch-französischen Bündnisses vorüber find. Der Chauvinismus und die Revanchelust sind jenseits der Vogesen noch lange nicht erstorben, und wenn diese Stimmungen auch nicht tragisch von uns ge nommen zu werden brauchen, jedenfalls kann der Alliierte der Franzosen nicht zu gleicher Zeit der Alliierte der Deutschen sein. Andert ist cs aber, ob Rußland aus finanziellen, wirtschaftlichen und politischen Gründen nicht das Bedürfnis fühlt, An lehnung an seine westlichen Nachbarn Deutschland und Oesterreich-Ungarn zu suchen. Der Zar ist der Verbündete Frankreichs; aber daß seine Regierung die französisch-englische Lieb- Lugelei mit Begeisterung betrachtet, das wird man Diese- Blatt erscheint mir Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren AuS- träger, sonn«, alle Postanstalten Für Abonnenten wird der Sor.ntags-Nrmmer eine illustrierte Sonn- tagsbeilage gratis beigeg< Tagesordnung: l. Wahl des Piüfungsausschuffes für die Jahresrechnung. 2. Ergänzungsivahlen zum Vorstand und Wahl der Ersatzmänner. 3. Beschlußfassung über den Tarifvertrag zwischen dem Zentralverband der Ortskrankenkassen im Deutschen Reiche und dem Verband der Verwaltungsbeamten der Ortskrankenkassen. 4. Anträge. Ev. Anträge sind bis zum 16. November 1906 an die Kasse einzureichen. Die als Vertreter zur Generaloersammluna gewählten Herren Arbeitgeber und Kassenmitglieder werden mit der Bitte um zahlreiches Erscheinen höflichst eingeladen. Hohenstein-Ernstthal, den 5. Novemb.r 1906. Der Borstand. Emil Riedel, Vors. — Die Dämmerungs-Etun-c gewinnt in den Herbst- und Wintermonaten einen besonderen Reiz. Früher und irüher neigt sich der Tag, früher und früher will es Abend werden. Aber die Lust, sofort die Lampe anzuzünden, ist nicht so groß, dir Abendstunden find noch lang genug und es sitzt sich so schön im „Schummern - Man sieht vom Fenster auS hinaus auf die Straße und ihr geschäftiges Leben und dabei steigen in der älteren Generation von selbst Erinnerungen auf an das Einstmals, an die jungen Jahre, wo es noch kein elektrisches Licht, kein Telephon, kein Automobil, nicht mal ein Fahrrad gab und wo alles einfacher und billiger war. Die Jugend wundert sich, wenn davon erzählt wird, gerade so, wie die Alten sich wundern, wenn sie sich klar machen, waS alle« in der neuesten Zeit möglich geworden ist Und von diesem Märchen auS der Wirklichkeit geht es dann zum eigentlichen deutschen Märchen über, und die Mutter, die Großmutter oder eine Tante hebt an Die Vorgänge in Rußland. Die Rekruten-AuShebungen „gehen ruhig und in schönster Ordnung vor sich", so telegraphiert man in alle Welt hinaus. In den russischen Provinzzeitungen kann man ganz andere Sachen lesen. So meldet der „Pridneprowsti Krai" von großen Unruhen während der Rekrutenaushebung in Saratow. Nachdem sich ungefähr 150 Rekruten versammelt hatten, wurde mit Gebet begonnen, das der Registrierung der Wehrpflichtigen voraus ging. Während de- Gebetes verließen die meisten Rekruten den Saal und nur gegen vierzig Mann blieben zurück. Als hierauf mit dem Aufrufen der einzelnen der Anfang gemacht wurde, tönten Pfiffe aus der Mitte der Rekruten, und dann wurde die russische Marseillaise angestimmt, in die das draußen auf dem Platz stehende Publikum mit voller Stimme einfiel. Das anwesende Stadthaupt nahm seine AmlSkette ab, General Petrow ver suchte den Leuten im guten zuzureden, sich doch anschreiben zu lassen, eS blieb alles vergeblich: die 150 Mann zogen in ruhigem Zuge unter Ab- singen revolutionärer Lieder hinaus aus dem Saal und durch die Straßen, nachdem sie die Er- klärung abgegeben hatten, daß sie sich nicht wür den anschreiben lassen. Am nächsten Tage er schienen die Rekruten abermals vor der Wehr pflichtskommission und erklärten offen, daß sie ihrer Wehrpflicht nicht genügen wollten. Die Polizei war machtlos, irgend etwas zu unter nehmen, und mußte sich auf die Arretierung der „Agitatoren" beschränken. In Wyborg raubten gestern früh 3 Bewaffnete dem Eisenbahnkassterer in der Nähe des Bahn hofes gegen 74000 Rubel. Die Polizei nahm bald darauf 2 der Räuber fest, die sich als finnische Arbeiter erwiesen. Das geraubte Geld wurde aufgefunden. — Der verstärkte Schutz im Gouvernement Saratow ist um ein Jahr ver längert worden. UMM WkrankellW HcheHck-KnWl Ordentliche Generalversammlung — Dienstag, den 20. November 1006, — abends 8 Uhr im Restaurant „Stadthaus", Neumarkt. Die Kosten der Kaiser besuche. An der Art, wie heute Kaiserbesuche inszeniert werden, übt die „Voss. Ztg." scharfe Kritik. Sie schreibt: Die Hofhaltung des heutigen Kaisers übertrifft an Prunk und Unkosten die seine- Groß vaters um ein vielfaches. In den Denkwürdig keiten Hohenlohes findet sich eine Bemerkung der seit 16 Jahren verewigten Kaiserin Augusta über die allzuvielen Reisen ihres Enkels verzeichnet, und Hohenlohe fügt hinzu, er habe erfahren, daß der Besuch in Athen den griechischen Hof wirtschaft lich zerrütte. Unter dem wunderlichen Zeug, daß der „Dreschgraf" Pückler in seiner jüngsten Rede vorbrachte, verdient der eine Gatz Beachtung, daß seinem Bruder ein kürzlicher Besuch des Kaisers 20000 Mk. gekostet habe. Man erzählt von einem anderen deutschen TtandeSyerrn, bei dem sich der Kaiser zur Jagd angesagt hatte. Der Gutsherr ließ eiligst vom Bahnhof zum Schloß eine neue Straße bauen, stattete einen Teil seiner Räume mit neuen Möbeln aus, sorgte für auS- reichende Dienerschaft, für großartige Bewirtung. Der Herrscher fühlte sich bei ihm außerordentlich wohl und sprach ihm zum Schluß seinen Herz, lichsten Dank aus mit der Versicherung, am meisten habe ihn gefreut, daß jeder unnütze Aufwand vermieden worden sei. Und dabei hatte der Gast geber Ausgaben gehabt, die zu tragen ihm altes eher als leicht waren. Der Kaiser kommt gar nicht auf den Gedanken, daß eine Freundlichkeit, die er zu erweisen gedenkt, dem Empfänger Opfer auferlegt. Ec besucht eine Stadt, ist erfreut von ihrer reichen Ausschmückung und ahnt nicht, daß die Gemeindeverwaltung Mühe hat, die Fehlbeträge in ihrem Haushalt, die durch die Kosten des Empfanges erhöht werden, zu decken. Er sieht nur den Wetteifer der Städte, sich bei der Begrüßung des Herrschers in Beweisen ihrer Verehrung zu überbieten. Er meldet sich bei einem Botschafter, einem Minister, einem Staatssekretär an, um zu zeigen, daß er ihnen wohlgesinnt ist. Und jeder dieser Besuche ge staltet sich zu einer Festlichkeit, deren Kostspieligkeit der Herrscher nicht einmal merkt. Warum aber macht ihn seine Umgebung nicht auf die ihm doch gewiß unerwünschten Folgen aufmerksam ? Es wäre Sache der obersten Beamten des StaateS oder des Hofes gewesen, den Herrscher auf solche Wirkungen in aller Ehrerbietung und mit aller Offenheit hinzuweisen, und ihr Wort hätte zweifel- loS Gehör gefunden. ES muß dem Kaiser ebenso peinlich sein, aus den Zeitungsberichten über die wüste Rede des Grafen Pückler zu ersehen, wie die Kosten seines Besuches bei dessen Bruder mit 20 000 Mk. berechnet werden. Wenn die Rat geber des Herrschers ihre Stimme erhoben und auf solche Kosten aufmerksam gemacht hätten mancher gut gemeinte Besuch wäre unterblieben Längst wäre e- auch an der Zeit gewesen, daS Allgemeine Hrtskrankenkafse Hohenstein-Ernstthal. Die Neuwahlen ver Vertreter für d e Ortskrankenkasse (8 49 des Kassenstatut-) er- Montag, den 19. November 19V6, sicher nicht behaupten wollen. Und auch alle eng lischen Bemühungen, Rußland in einen englisch französisch-russischen Dreibund hineinzuziehen, die gemacht wurden und in Zukunft noch unternommen werden dürften, haben bisher keine Gegenliebe an der Newa gesunden. Zugegeben, daß der Russe im allgemeinen auf den Deutschen nicht zum besten zu sprechen ist, hat er doch erst recht nicht vergessen, daß England ihm Japan aus den Hals gehetzt hat. Die schwere Niederlage im ostasialischen Kriege brennt noch sehr heiß, und man hat in Petersburg ganz gewiß nicht darauf verzichtet, in irgend einer Weise die Verluste im fernsten Osten wieder aus zugleichen. Mit einem Eintritt in eine englisch französische Verbrüderung würde sich das Zaren reich aber selbst die Hände binden. Man kann nicht behaupten, daß das von den Japanern besiegte Reich heute in der europäischen Wertschätzung überaus hoch rangierte. Die inneren Wirren lähmen die Tatkraft, Armee und Marine sind dort nicht mehr die festen Stützen der Regie rung, als die sie anderswo angesehen werden, und mit den Finanzen steht es nun vollends trübselig, wenn auch immer wieder bestritten wird, daß eine Anleihe beabsichtigt würde. In Wahrheit wird in Petersburg ganz dringend Geld gebraucht, man kann nur keins bekommen. Die Franzosen zeigen geringe Neigung, dem teuren Verbündeten das leere Portemonnaie zu füllen, und die geschäftskundigen Engländer geben nur dem Moneten, der sich ihnen mit Haut und Haar verschreibt. Da ist eigentlich der Gedanke naheliegend, daß die Regierung de- Zaren für alle Zukunstsmöglichkeiten wieder an ihre nächsten Nachbarn denkl und sich ernsthaft um gute Beziehungen bemüht, zumal auch mancherlei Orientangelegenheiten eine bestimmte Vereinbarung Wetterauösicht für Mittwoch, -e« 7. November: S' «2-,»°-». nacht- kühler, tags warmer als am Vortage Auge de- Monarchen daraus zu lenken, daß die Steigerung der Lebenshaltung von einer Stelle auf andere Stellen übergreift und dadurch die sozialen Gegensätze verschä.ft werden, die Unzu- friedenheit neue Nahrung erhalt D^ß der Herrscher, wenn er von diesen Zuständen Kenntnis erlangt, ihnen gern zu steuern bereit ist, haben seine früheren Verfügungen gegen den Luxus ,m Osfizierkorps bewiesen. Aber daS ist der Krebs- schaden unsere- öffentlichen und höfischen Lebens, daß sich in der Umgebung des Kaisers nicht immer Männer finden, die den Mut der Wahrheit haben. Und doch muß angenommen werden, daß Wil helm II. ganz so denkt wie sein Großvater, dem er nachzueifern sucht und der das Wort sprach. „Denen werde ich am meisten danken, die mir die Wahrheit sagen, auch wenn sie mir mißfallen könnte." im Sitzungszimmer der Ortskrankenkasse, Schubertstratze 3, und zwar: Nachmittag von 3 5 Uhr für die Arbeitgeber, Nachmittag von 6—8 Uhr für die Arbeitnehmer. Zu wählen sind: 26 Vertreter der Arbeitgeber, 53 Vertreter der Arbeitnehmer. Die ausscheidenden Vertreter sind wieder wählbar. Stimmberechtigt ist jedes großjährige Mit glied, das die bürgerlichen Ehrenrechte besitzt, sowie Arbeitgeber, die aus eigenen Mitteln Beiträge für die Versicherten leisten Hohenstein-Ernstthal, den 5. November 1906 Der Kasse »Vorstand. Emil Riedel, Vors -lbonnrment: Frei in» Haus . . . 35 Pfg. monatlich 42 Pfg. a»>-rU°-a-b^r--'k dk R-Üm str d<n N-rbr-itm,«b«irI M 1»'»^ R-Namm S» M B-i m-hrm-Ugn Lusgal» R-datt. «»„hx« »-r N-i-ra« s" °i- i-'-"-». d» »or» 10 Uhr. Größere Anzeigen abends vorher erbeten. Hohenstm-EMliler AnzM Tageblatt , für Koßengcin-Grngtßal, Hßerlnngwih, Heisdorf, Aermsdorf, Z»erm « , WüftmbwM, Ursprung, Mittelbach, Langenberg, Falken, Memsdorf, Ärumbach, Tirfchhet» x.