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Nr. 59 Mittwoch, den 12. März 1919 Witterungsbericht ausgenommen am 11. März, Mittag 12 Nhr: Barometerstand 782 mm reduziert aus den Meeresspiegel. Thermometerstand -s- 16° L (Morgens 8 Uhr -s- 10° L. Tiefste Nachttemperatur -1- 7,»° L > Feuchtigkeitsgehalt der Lust nach Lamprechts Polymeter 44°/«. Taupunkt -j- 4 . Windrichtung Südweft Riederschlagsmeuge in den letzten 24 Stunden dis früh 7 Uhr: 0,. mm. Daher Witterungsaussichten für den 12. März: Halbheitercs Wetter. Aeschekt täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Fetttagen. Annahme von Inseraten bis Vormittag 18 «hr de» Ausgabetages. Bezugspreis vierteljährlich Z. 15 Wit., monatlich 1.05 Mk. Einzelne Nummer 10 Pfg. Inseratenpreis 1 Zeile 25 Pfg., von auswärts 30 Pfg., Mtlamezeilenpreis 50 Pfg-, die dreigespaltene Zeile im amtlichen Teile 50 Pfg. Nachlaß nach festem Tarif. Amtsblatt für das Amtsgericht und den Stsütrst zu Waldenburg Zugleich weit verbreitet in den Ortschaften der StandesamtSbezirte Mijtadt Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Aaufunzen, Langenleuba- Atiederhain, Langenleuba-Oberhain, LangenchurSdorf, stkiederwiera, Oberw^ra, Oberwinkel, Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben. Wolkenburg und Ziegelheim ««» Filialen: in Altstadt Waldenburg bei Herrn Otto FL»- ster; Callenberg bei Herrn Strumpfwirker Friedr, k IH I HÄ Hermann Richter; in Langenchursdors bei Frau Emma I "kno. Biegler; in Penig bei Herrn Wilhelm Dahler; LvUzVkiwMMT f-nnsprecker /Sr. — ponrcdu.rsfac» fr». ». Amtlicher Teil. Auf Grund der Bekanntmachung über Auskunftspflicht »om 12. Juli 1917 (RGBl. S. 604) wird hiermit eine «nsserorSentliche Nachprüfung der BiehzählungSorgebnisse sür Rinder und Schweine vom 1. März 1919 für den SO. März 1919 ungeordnet. Die Nachprüfung ist von den Kvmmunalverbänden nach näherer Anweisung des DUnisteriums durchzusühren. Die Viehhaltcr sind verpflichtet, den vom Kommunalver- dand beauftragte» Personen Auskunft über den Viehbestand zu erteilen, sowie ihnen das Betreten und die Besichtigung der Räume zu gestatten. ' Wer den Beauftragten des Kommunalverbandes die ge forderte Auskunft nicht erteilt oder wissentlich unrichtige oder unvollständige Angaben macht oder das Betreten seiner Räume verweigert, wird nach Z 5 der Bekanntmachung über Auskunftspflicht vom 12 Juli 1917 mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 10,000 Mk. oder mit einer dieser Strafen bestrast. Auch können Tiere, die verschwiegen worden find, als dem Staate verfallen erklärt werden. Fahrlässige Zuwiderhandlungen zieht nach der gleich«* Bestimmung Geldstrafe bis zu 3000 Mk. nach sich. / Dresden, den 7. März 1»19. Wirtschafts-Ministerium. Nachdem die Einkommen- und Ergänzungssteue»- zettel den Beitragspflichtigen im hiesigen Orte behändigt worden sind, werden alle Diejenigen, welche einen solche» nicht erhalten haben, aufgefordert, sich bei Unterzeichnetem zu melden. Oberwinkel, am 10. März 1S1S. . Der Gemeindevorstand. Die Nationalversammlung über Ernährnngsfragen. Die Blockade über Deutschland soll im April aufge hoben werde». Die Verhandlungen in Spa werden wieder ausgenommen. Wegen Lieferung von Nahrungsmitteln nach Deutsch land sind bereits Verträge mit verschiedene« Firmen ab- geschlossen. Rach dem Sapitalrentenstenergesetz sind 10 Prozent auf Zinsen und Dividendenscheine zu bezahlen. Ler Reichsminister des Demobilisierungsamtes vr. siötz hat sein Cntlassungsgesuch eingcreicht. Ueber Strasburg. Briesen, Thor« und Sul» wurde der BelagernngSzustand verhängt. Graf Bernstorff wurde zum Vorsitzenden des demo kratischen Klubs ü, Berlin gewählt. Das Warcnhans Tietz in Berlin schätzt seinen Scha den auf 3'/, Millionen Mark. An Lichtenberg haben über 240 Zivilpersonen ihr »eben eingebüstt. Der Stadt Danzig wurden 12L Tonne! Schweineschmalz zur versügnng gestellt. Die Verluste an Toten im Weltkrieg auf 7,354,000 Man«. Die Alliiertenkonserenz hat die Recht» Glsatz-Lolhringen ohne vorherige Abftiuß I« Paris sanden Demonstrationen f LebenSmittelpreise statt. Wilson wird am 13. März wieder in^ Tie Bolschewisten wollen von Rnfzlaßd aus Epezial- regimentcr nach Europa und anderen Weltteilen senden. Tas amerikanische Heer soll in Zukunft 516,000 Mann stark sein. "Waldenburg, 11. März 1S1». Der Generalstreik in Berlin ist durch das energische Austrelen de» ReichSwrhrministerS NoSke unter Blut und Leichen zujammengebrochen, nachdem die Spartakisten einen Schaden von Millionen angerichtet hatten und da» Standrecht über Berlin »erhängt worden ist. Auch in Leipzig ist heute Dienstag die Arbeit wieder ausge nommen worden. Tie Spartakisten und in ihrem Schlepp tau die Unabhängigen sahen im Generalstreik den Austakt zur zweiten Revolution. E» gelang ihnen, am 3. März in der Bvllveriammlung der Berliner Räte die Mehrheit»- sozialisten zu überrumpeln. An sich war der Streik schon a« 5. März in der Hauptsache zusammengebrochen, weil er nicht in einem Sturmmarjch die Berliner Arbeiter mit sich rih. Die Ausdehnung des Streik» mußte erst durch die Wühlarbeit in den Betrieben' erzielt werden, wobei Tausende von Arbeitern nur widerwillig der Losung folg ten. Al» dann die Regierung, auf den Mehrheitsblock ge stützt, die bekannten Zugeständnisse machte, di« ja ohne dies gekommen wären, erhielt der Berliner Generalstreik einen Riß. Die MehrheitSsozialisten erklärten am 6. März, daß sie den Streik abbrechen würden, da die wesentlichen wirtschaftlichen und politischen Ziele erreicht worden seien. Tatsächlich hat die Nationalversammlung da» Rahmen gesetz über die Sozialisierung unverzüglich in Angriff ge nommen. Es ist auch anzunehmen, daß der Verabschie dung keine wesentlichen Schwierigkeiten enlgegenstehen, da de» Regierungsblvck über eine wesentliche Mehrheit ver fügt. Nur durch die Annahme ist eine Beruhigung der Arbeitermassen zu erzielen, die leider jetzt mehr als je zuvor dem Eirfluß gewissenloser Hetzer zugänglich sind Allein die Arbeiter müssen sich ebenfalls zu der Ein sicht aufschwingen, daß die Sozialisierungsgesetze an sich das Glend nicht bannen. Wenn morgen alle Betriebe in Deutschland sozialisiert sind, so werden wir in vier oder fünf Wochen vor der größten Hungersnot stehen, sofern nicht unverzüglich und mit doppelter Energie gearbeitet wird. Ter Berliner Generalstreik hat uns dieser Gefahr unmittelbar näher gebracht. Da» haben in derVersamm- lung der Räte der Berliner MehrheitSsozialisten einsichtige Männer wie Wels und KoliSki mit dürren Worten aus- einandergesetzt. Der Stteik verzögert den Abschluß der Friedensverhondlungen, damit auch die Einfuhr von Nah rungsmitteln. Allein diese Einfuhr vermag unS nicht zu retten, wenn nicht sofort einige hunderttausend Arbeiter zur Frühjahrsbestellung aus» Land gehe». Was die Berliner Arbeiter durch den Generalstreik po litisch und wirtschaftlich erreichten, enthält nicht», wa» im Fluß der Entwicklung nicht auch noch gekommen wäre. Wenn das Rahmengesetz über die Sozialisierung früher verabschiedet wird, so bedeutet da» keinen Nachteil. Allein sür die Arbeiter muß darin der unmittelbare Anreiz lie gen, sofort die Betriebe auszubauen, da» heißt an die Arbeit zu gehen. Wenn sie durch Gtreik» verwüstet «er den, ist keine Sozialisierung möglich. Die Berliner Mehr heilssozialisten haben von sich au» am 6. März die Fol gerungen gezogen. Sie gaben dem Willen Ausdruck, den Streck abzubrechen, da die Fortsetzung jenseits der wirt schaftlichen und politischen Zweckmäßigkeit liege. Wenig wahrscheinlich ist, daß die Unabhängigen und Spartakisten sich von der Gefährlichkeit und Sinnlosigkeit ihres Treibens überzeugen lasten. Die unmittelbaren Slreilsorderungen sind ihnen weniger wichtig, sie wollen vielmehr die Regierung Ebert-Scheidemann zum Rücktritt zwingen, die Nationalversammlung sprengen und die Dik tatur der von ihnen beherrschten Rät« aufrichten. In dessen hat die Regierung sich nicht schwach gezeigt. In dem sie die berechtigten Forderungen erfüllte, alles tat, um einen entsitzlichen Bürgerkrieg zu vermeiden,' gewann sie andererseit» die Entschlußsreiheit zurück. Sie hat die Berliner Schreckensmänner in jeglicher Gestalt rücksichts los niedergekämpft. Berlin ist fest in den Händen der Regierung»truppen, die schnelle und gute Arbeit getan haben. E» handelt sich nur noch darum, die ArbeitS- w lligen gegen den Terror der Spartakisten zu schützen Dann wird das Berliner Wirtschaftsleben automatisch in die alten Geleise wieder einsahren, wobei der Schaden allerdings nicht wieder einzubringen ist, den dieser frivol gegen den Willen der Mehrheit der Berliner Arbeiter enifesselte Generalstreik angerichtet hat. Ob in anderen Teilen de» Reiche» die Ruhe und Ord nung wieder einkehren wird, ist stark zu bezweifeln. Die Spartakisten werden auch weiterhin ihr Ziel, den Sturz der gegenwärtigen Regierung und die Diktatur des Pro letariats, zu erreichen suchen, wenn nicht eine starke Staatsgewalt ihrem Treiben ein Ende bereitet. Geschieht dies nicht, so wird uns da» Joch der Fremdherrschasr nicht erspart bleiben. H-otttiscye Rundschau. Deutsches Reich. Ueber die innere Lage wird von Regierungsseite nut- geteilt: Der Reichswehrminister ist der Ansicht, daß die Re gierung vollkommen Herrin der Lage in Berlin sei. Der Widerstand der Aufrührer war diesmal aber «»möglich noch härter und rücksichtsloser, als bei früheren Putschen. Tie Spartakisten waren gut bewaffnet und auch gut orga nisiert. Man hat ihnen .über 100 Maschinengewehre ab- gcnommen, außerdem eine große Menge von Munition bei ihnen gefunden. Als ein Erfolg darf es bezeichnet werden, daß die Volksmarinedivifion endlich aufgelöst worden ist. Sie war der Kern des Widerstandes, sie hat den Sparta kisten auch die Waffen, über die diese verfügten, geliefert. Immerhin geht die Regierung nicht so weit, den jetzt er rungenen Erfolg als endgültigen anzusehcn. Sie ist viel mehr der Ansicht, daß wirkliche Ruhe und Ordnung erst dann eintreten können, wenn die tieferen Ursüchen, auf die die letzten Ereignisse zurückgcsührt werden müssen, beseitigt sind: der Mangel an Nahrungsmitteln und die schwierigen Verhältnisse aus dem Arbeitsmarktc. Am Sonntag, den 9. d., wurde in den Räumen der Hotel Bristol zu Berlin der „Demokratische Klub" ge gründet. Derselbe steht auf dem Boden der demokratischen Anschauungen. Zum Vorsitzenden wurde der Botschafter Gras Bernstorsf gewählt. Dem Präsidium gehören u. a. an: l)r. Hermann Fischer, Karl Friedrich von Siemens, Land gerichtsrat Or. Leiden, Or. Theodor Hecht, Professor Gerland, Kommerzienrat Lustig, Kammerpräsident Or. Kleefeld, Polizei präsident von Lüdinghausen, Geheimrat Witting, Exzellenz LusenSky. Im Anschluß an die Gründung fand eine ge sellige Zusammenkunft der Klubmitgliedcr statt, in der der Vorsitzende Graf Bernstorff eine Rede über die Ziele de» Klubs hielt: In zum Teil erbitterten Straßenkämpfen machen die Regierungstruppen im Osten Berlins bei der Säuberung der Stadt von Spartakisten ständig Fortschritte. Die Zahi der Geschädigten während der letzten Unruhen beträgt heute bereits 6000, das Warenhaus Dietz schätzt seinen Schaden aus etwa 3*/, Millionen Mk., wovon ungefähr 2 Millionen auf Gebäudereparaturen entfqllen dürften. In Lichtenberg bei Berlin haben am Sonntag über 240 Zivilpersonen durch den spartakistischen Massenmord ihr Leben eingebüßt. Die Abschlachtung der Besatzung der Hauptpost war noch grauenhafter als der Massenmord im Lichtenberger Polizeipräsidium. Die Matrosen schlugen die Unglücklichen, die nach den Revolverschüfsen nicht sofort tot waren, mit Gewehrkolben nieder. Auf den Polizeiwachen wurden auch die Gefangenen niedergemacht. Jeder bester gekleidete Mensch wurde vom Pöbel überfallen, seiner Kleidung beraubt und totgcschlagen. Zahlreiche Weiber nahmen an diesen Uebersällen teil. Um dir Bevölkerung aufzuhetzen, halten Agenten, die von den Spartakisten mit je 20 bis 30 Mk. pro Tag bezahlt werden, in den östlichen Stadtteilen Berlins Brandreden gegen die Freiwilligen-, Verbände. Sie tragen feldgraue Uniform. In der Nacht zum Montag fanden im Osten Berlins noch schwere Geschütz- kämpse statt. Die Volksmarine-Division ist aufgelöst. Die Stadt Braunschmeig ist de» Sammelpunkt aller amerikomches belaufeu sich reft eintreffe«. rankreichs «nf rxg ««erkannt. ;en die hohen